Stuttgart gehende Zug herankam. Obwohl die Barriere geschlossen war, durchbrach das Pferd dieselbe. Der Kutscher, welcher sogleich heruntersprang, kam ziemlich unverletzt davon. Von den zwei Mitfahres>den aber wurden dem einen beide Beine abgefahren, so daß derselbe sofort tot war, während der andere (Ziseleur Wimmer) eine schwere Kopfwunde erhielt. Das Pferd wurde mitten entzwei gerissen. Der Getötete ist ein verheirateter, hiesiger Goldarbeiter Namens Schwarzmüller. Der Zug selbst, der stark besetzt war, konnte nach kurzem Aufenthalt seine Fahrt fortsetzen.
Pforzheim. 20. März. Jn Erstngen bei Pforzheim wurde heute früh 5 Uhr der Bahnwärter Schuster vom Zug überfahren tot aufgefunden.
Karlsruhe, 20. März. Gegen die zwangsweise Invalidenversicherung der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter wendet sich eine Petition des badischen Bauernvereins an den Reichstag. ES werden darin eine Reihe Wünsche vorgebrachtj, u. a. auch, daß Bestimmungen getroffen werden, wonach nicht nur den weiblichen Personen, welche eine Ehe eingehen, ein Anspruch aus Erstattung der Hälfte der für sie geleisteten Beiträge zugesprochen werde, sondern auch den männlichen Personen, welche sich selbständig machen Und als selbständige Betriebsunternehmer aus der Versicherung ausscheiden, die gleiche Vergünstigung zugestchert werde.
— Die badischen Volksschullehrer wollen in Hridelberg ein Heim für kranke und erholungsbedürftige Lehrer gründen. Eine bekannte Verlagsbuchhandlung hat als ersten Baustein einen Beitrag von 3000 Mk. in Aussicht gestellt.
Triberg, 19. März. Eine Scene, deren Schluß leicht ein entsetzliches Unglück hätte fein können, ereignete sich gestern mittag auf unserem Bahnhof. Als der aus Italien kommende Bauunternehmer Costa dem Eisenbahnwagen entstieg, sprang ein Italiener, der früher in Costas Betrieb eine schwere Ge- hirnverlrtzung erlitt und sich in der Höhe der Rente durch Angaben Costas verkürzt glaubt, mit einem geöffneten großen Messer auf ihn zu, um ihm den Hals abzuschneiden, wurde hieran aber durch Eingreifen weiterer mitgekommener Italiener verhindert. Der Mann soll seit einiger Zeit geistesgestört fein und wurde in das Spital verbracht.
Schwetzingen, 20. März. Als gestern vormittag das WagcnrevidcntenEhepaar Götz, von dem Kirchgang heimkehrend, feine Wohnung betrat, fand es feinen 8jährigen Sohn, am ganzen Körper mit Brandwunden bedeckt, leblos vor dem Zimmerofen liegend, vor. Offenbar hat der Knabe, welcher von feinen Eltern vor ihrem Weggehen mit Feueranzünder! beauftragt worden, hierzu Petroleum benützt.
Gehweiler, 18. März. Eine ältere Frau war abends am Tisch eingeschlafen und stieß im Schlafe die brennende Lampe um, wobei deren Inhalt sich auf die Unglückliche ergoß und die Kleider in Brand setzte. Ihr Mann, der im Nebenzimmer geschlafen hatte, vermochte wohl das Feuer zu ersticken, die bedauernswerte Frau jedoch starb nach kurzer Zeit.
— (Zum Militärdienst untaugliche Athleten.) In letzter Zeit ist bereits zu wieder- holtenmaten die Beobachtung gemacht worden,
daß junge Leute, die sich durch besondere Leistungen, fei es im Heben von Gewichten, sei eS als gute Fußgänger, in Athletenvereinen hervorgethan halten, bei der Aushebung als untauglich befunden wurden. Das Merkwürdigste aber ist, daß gerade diejenigen Körperteile, durch die sie sich besonders auszeichnen, als für den Militärdienst zu schwach angesehen worden. So wurde bei der letzten Rekrutierung in Kopenhagen der als Gewichtsstemmer bekannte Viggo Jensen wegen zu schwacher Arme der Militärpflicht enthoben. Viggo Jensen ging bekanntlich bei den olympischen Spielen in Athen im Stemmen als Sieger hervor. Uebrigens ist auch Petersen, der beste dänische Fußgänger deshalb nicht Soldat geworden, weil er nicht gehen könnte. Näheres über die Begründung dieser Erscheinung zu erfahren, wäre nicht uninteressant.
— Rhein, Weser und Elbe sollen durch einen Kanal verbunden und zahlreiche Jn- dustrieorte des inneren Preußens dadurch zu Hafenstädten gemacht werden. 261 Mill. Mark fordert die preußische Regierung für diesen Bau. Doch wird deren Bewilligung schwere Kämpfe kosten, da der Bund der Landwirte von dem Kanal nichts wissen will. Der Bund fürchtet, daß die Wasserstraßen die Einfuhr des Ausland-Getreides in das Reich gar zu sehr erleichtern. Was der „Reichs-Anzeiger" zur Verscheuchung dieser Besorgnis anführt, wird als „äußerst bequem gemacht" bezeichnet und die Zuversicht ausgedrückl, daß die Kanalvorlage glatt ab- gelehnt werde.
Hamburg, 18. März. (Danksagung.) Die „Hamburger Nachrichten" veröffentlichen folgende Danksagung des Fürsten v. Bismarck: »Bei der Beisetzung meiner Eltern ist ihr Andenken durch zahlreiche Kundgebungen treuer Gesinnung und durch die Ueber- sendung vieler schöner Kränze geehrt worden. Ich bitte alle Freunde und Vereinigungen, welche an jenem schweren Tage ihre Empfindungen in so wohlthuender Weise zum Ausdruck gebracht haben, durch diese Veröffentlichung meineu herzlichsten Dank entgegen nehmen zu wollen."
London!, 20. März. (Der Brand des Windsor-Hotels.) Nach Meldungen aus New- york mehren sich die Anzeichen, daß der Brand des Windsor-Hotels das Werk von Brandstiftern war, die plündern wollten. Augenzeugen berichten, sie hätten im dritten Stock im Augenblick, da das Feuer avsbrach, gut- gekleidete Männer von einem Schlafzimmer zum anderen gehen sehen, die nicht vom Feuerlärm beunruhigt wurden. Gleich darauf brach im zweiten und vierten Stockwerk Feuer aus, dem ebenso wie vorher im dritten Stock dichte Massen öligen Geruchs voran» gingen. Ein Mann wurde verhaftet, der angab, er sei als Zeilungsreporter in das Hotel gekommen. Derselbe hatte Juwelen und andere Wertsachen im Werte von 10 000 Dollar bei sich. Man schätzt, daß für eine Million Dollar Wertsachen verloren gegangen sind. Herr Abner Mac Kinley t,der Bruder des Präsidenten) hat Wertsachen, die auf 70 000 Dollar geschätzt werden, verloren.
— Ein eigenartiges Naturereignis wurde aus dem Lilledal im Htntcrlande der norwegischen Stadt Christiania berichtet: Infolge des mit außerordentlich starkem Schneefall eingetretenen Tauwelter hatte sich im
Eis des LIlledalbacheS eine große Oiffnung gebildet, unter der sich eine ungeheure Menge von Fischen angesammelt hatte. In der Nacht löste sich von dem das Thal ein- grenzenden Berge eine mächtige Schneelawine von ca. 1500 Metern Breite ab, die größte, die dort seit Menschengevenken gesehen wurde, stürzte mit kolossaler Wucht den Bergabhai,g hernieder, grub sich tief in das freiliegende Flußbeet hinein, riß sowohl das Wasser wie die darin befindlichen Fische mit sich fort und ging durch die Gewalt des Sturzes an der anderen Thalseite wieder in die Höhe. Am Morgen nach den Naturereignissen dieser Nacht erlebten die Bewohner des Lilledal die Ueberraschung, oben am Berghang eine Menge der köstlichsten Fische verlockend auf dem Schnee ausgebrettet zu finden. Mehrere Tage lang konnte die Bevölkerung des Thales sich kostenlos von den prächtigsten Lachsen und Forellen nähren.
— HeftigeStürme verursachten am Sonntag großen Schaden in mehreren Städten in Arkansas, Alabama und Georgia (Nordamerika). 18 Personen sollen dabei das Leben eingebüßt haben, 16 von denselben in Alabama.
New-Aork, 21. März. Die Zahl der bei dem Brande des Windsor-Hotels ist auf 53 gesunken. Im Laufe des gestrigen Tages und der Nacht wurden unter den Trümmern wertvolle Geräte aufgefunden.
— (Die Verschiebung eines Schornsteins.) In Manchester im Staate New Aork wurde kürzlich die Verschiebung eines Schornsteins von 85 Fuß Höhe vorgenommen. Derselbe wurde 1000 Fuß von seinem alten Standpunkte ausgestellt, ohne daß irgend ein Stein in dem ganzen Bauwerke locker wurde. Das Gesamtgewicht d. Schornsteins betrug 200000 Pfund. Die Bewegung des Schornsteins erfolgte mittels einer Winde und arbeiteten 6 Mann neun Tage daran. Es ist dieses wohl der erste Fall, daß ein Schornstein verschoben wurde, während man bisher schon in Amerika Häuser und sogar auch in jüngster Zeit eine ganze Kirche von ihrem Standpunkte forlgerückt hat.
— (Ein Kampf zwischen Goldgräbern.) Die New-Aorker „World" meldet aus Van- couver (Britisch-Columbia): Ein verzweifelter Kampf fand zwischen kanadischen und amerikanischen Goldgräbern am Porcupine- Fluß statt, der zwischen Alaska und Kanada die Grenze bildet. Der Kampf entstand daraus, daß Jemandem das Recht bestritten wurde, Gold-Clains d. h. Landgebiete, auf denen ihm das alleinige Recht zum Goldsuchen zusteht, abzugrenzen. 100 Amerikaner und 50 Kanadier nahmen daran Teil. Beide Parteien nahmen das streitige Gebiet für ihr Land in Anspruch. Es gab darauf eine Schlägerei und dann Schießerei. Die Kanadier wurden zuletzt zurückgetcicben und ließen drei Tode zurück. Ein Amerikaner wurde getötet, mehrere verwundet.
(Kindliche Naivität.) Lehrerin (die den Kindern vom „Dornröschen" erzählt): „Womit hat also der Prinz das Dornröschen aufgeweckt? Was gab er dem Dornröschen? (Mariechen schweigt.) Nun, Marie- chen, er gab ihm doch dasselbe, womit Dich morgens Deine Mutter beim Erwachen begrüßt I . . . Was gab er ihm also?" — Mariechen: „Einen Löffel Leberthran!"
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Redaktion, Druck und Verlag von Brr« h. Hosamnn in Wildbad.