Rundschau.

Se. Majestät der König hat unterm 24. Februar die Verdienstmedaille des Kron- ordens u. a. dem Zeichenlehrer L. Ritter in Stuttgart (fiüher in Witdbad) verliehen.

Anläßlich des GeburiSfesteS Seiner Maj. des Königs wurde u. a. die silberne Verdienstmedaille dem Laudpostboten Krauß in Wtldbad verliehen.

Wildbad, 25 Febr. Anläßlich des aller­höchsten GcburtSfestes Seiner Majestät des Königs wurde u. a. dem Holzhauer Jakob Heinrich Krauß hier in Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienstleistung in den Staalswaldungen ein Diplom ausgestellt und eine Geldbelohnung von 50 ^ aus der Forstkasse verwilligt.

Stuttgart, 23. Febr. Im Regierungs­blatt wird das vom Landtag angenommene Gesetz btreffend Einführung der Wahlkouverts und des Jsolierraums veröffentlicht.

Gerabronn, 22. Febr. Der 15jährigc Lehrling des Schrcinermeistcrs Baierlein in Gaggstatt stahl seinem Lehrherrn vor einiger Zeit einen Hundertmarkschein. Der Bestohlene bezigtigte nun dieses Diebstahls eine Frau, g gen welche auch schon in dieser Sache daS Strafverfahren eingeleilet und Haussuchung vorgenommen worden war. Doch die Un­schuld sollte noch vor Richterspruch an den Tag kommen. Ja Kirchberg kaufte nämlich der junge Dieb eine Uhr mit Kette, wobei er den Hundertmarkschein wechseln ließ, was endlich zu seiner Entdeckung sühne. Der Verhaftung und der irdischen Strafe entzog er sich durch Erhängen.

Aale», 22. Febr. Dekan Knapp hier ist zum Dekan in Ulm und zum ersten Stadt- pfarcer am Münster daselbst ernannt worden.

Ebingen, 22. Febr. Gestern abend nach 7 Uhr ereignete sich in der Nähe derLinde" ein bedauerliches Unglück. Oberbaurat Eh- mann und OberamtSstraßenmeister Falken­stein kamen mit dem Fuhrmann Thomann von Bitz her, wo die Herrrn zur Besichtig­ung der im Bau befindlichen Wasserleitung sich aufgehalten hatten. Zwischen der Brauerei Bezel und der Metzgerei Schäuble wollte ein anderes Chaisenfuhrwerk Vorfahren, dadurch wurden die Pferde des Bitzer Gefährts scheu, gingen durch und die Insassen wurden her- ouSgeschleudert. Oberamisstroßenmeister F. kam mit einer Verstauchung des linken Hand­gelenks davon, Oberbaurat Ehmann und der Fuhrmann Thomann erlitten im Gesicht starke Schürfungen und bluteten an verschiedenen Stellen stark. Aerztliche Hilfe war alsbald zur Stelle und wurde Oberbaurat Ehmann im Gasthof zur Post untergebracht. Sein Befinden soll zu keinen Bedenken Anlaß geben.

Nusplingen, 23. Febr. Dem Bauer P. Kleiner ist eine große Freude durch Ueber- nahme der Patenschaft bei seinem 7. leben« den Knaben durch S. Majestät den König lnr-itet worden. Außerdem durfte Kleiner sich eines Patengeschenkes von 20 er­freuen.

Tübingen. Die Eröffnung der Schwur- gerichtssttzungen des ersten Quartals 1699 findet am Montag den 13. März d. I. statt. Zum Vorsitzenden ist Landgertchtsral Dr. Kapff ernannt.

Pforzheim, 23. Febr. Der an Nerven­überreizung erkrankte R ichStagsabgeordnetc Alfred Agsttr wurde heute Mittag durch Kriminalbeamte unter großem Menschenan- srang zur Bahn gebracht und in kinem Wa­

gen II. Kl. nach Heidelberg befördert, nach­dem er vorher einen mißlungenen Flucht­versuch gemacht hatte. Schon heute Vormit­tag wollte man Agster in seiner Wohnung abholen, was aber nicht gelang und nur einen prößnen Auflauf zur Folge hatte.

Untergrumbach, 22. Febr. Der weit be­kannte Chirurg Fetzner wurde heute früh im Alter von 73 Jatzren in tragischer Weise vom Tode ereilt. Gegen '/«4 Uhr wurden die über ihm wohnenden Hausgenossen durch scharfen Geruch und den Fall eines schwere» Gegenstandes aus dem Schlafe geweckt. Sie begaben sich sofort nach der Wohnung des F., wo man scharfen Brandgeruch bemerkte. Das Zimmer war verschlossen. D>e Feuer­wehr wurde sofort gerufen und fand das Zimmer in Hellen Flammen stehend. F. wurde verkohlt aus dem Bett gezogen. Das Feuer ist wahrscheinlich durch Unvorsichtig­keit entstanden.

Verhaftete internationale Hochstapler. In Köln verhaftete die Polizei ein aus­ländisches Hochstaplerpaar, in dessen Besitz man 20,000 Francs in Kassenscheinen, eine Anzahl goldener Uhren, Brillanten, sowie sonstige Wertgegenstände, augenscheinlich aus Diebstählen herrührend, vorfand. Auf Grund der Vorgefundenen Papiere wurde dem Gau­nerpaar nachgewiesen, daß es Schwindeleien in den Hauptstädten des Kontinents, u. A. in Berlin, Brüssel, Paris Kopenhagen, Ost­ende, London, Petersburg rc verübt hat. In Kopenhagen wurde eine Firma um 2500 Krone», in Lille eine solche um 9000 Francs, eine in Bukarest um 6000 Francs beschwin delt. Der Verhaftete nennt sich Bouson, seine Begleiterin entstammt einer angesehenen Pa­riser Familie.

Freiburg, 22. Febr. In jverflcssener Nacht geriet der 26 Jahre alte Wagenwär­tergehilfe Paul Armbruster in Denzlingen beim Rangieren zwischen die Pnsfer und wurde zerdrückt. Der Tod trat sofort ein. Die Leiche wurde alsbald nach Freiburg verbracht.

Der Kaiser hat im vergangenen Jahre auf seinen Jagden 894 Stück Wild erlegt, und zwar: 92 Sauen, 265 Fasanen, 4 Kaninchen, 3 Rehböcke, 458 Hasen, 13Auer- bähne, 48 Rothirsche, 8 Damhirsche und 3 StückVerschiedenes". Da der Kaiser in der H'Nptjagbzeit wenig jagte und da ferner die Orientrnse in diele Zeit fiel, so ist das Jagdergebnis doch nicht so glänzend wie in den Vorjahren, in denen es zwischen 1500 bis 2500 St. Wild schwankte.

Berlin, 21. Februar. DieNationall. Korr." schreibt: Dem Vernehmen nach steht die preußische Staatsregierung bezüglich des Inkrafttretens des neuen bürgerlichen Ge­setzbuchs auf dem Standpunkt, daß es bei dem reichSgesetztich festgelegten Termin vom 1. Januar i960 bleiben mnß. Zu der Be­unruhigung, die insbesondere in süddeutschen Blättern aus Anlaß des konservativen An­trags, den Termin um ein Jahr hinauszu­schieben, bemerkbar geworden ist, liegt also kein Anlaß vor.

Bankier Elias ist aus Berlin flüchtig. Ungefähr 200 000 Mark, darunter Depots, sind verschwunden. Sein Kompagnon wurde verhaftet.

Von einem Soldaten überfallen- Aus Berlin melden dortige Blätter: Von einem Soldaten überfallen und schwer verletzt ist ein Fräulein Borchert, Tochter eines Schmied­meisters in der Ringbahnstraße zu Tnnp-l-

Hof. Fräulein Borchert, eine Schneiderin, ging am Mittwoch Abend gegen 8 Uhr von der Mariendorferstraße nach Hause. Sie war bis zu der sogenanntenParadepappel" gelangt, als plötzlich die Gestalt eines Sol­daten vor ihr auftavchte. Dieser habe ver­sucht, ibr Gewalt anzuchun, und als sie sich mit dem Aufgebot ibier ganzen Kraft ver­zweifelt zur Wehre fetzte, habe der Soldat kaS Seitengewehr gezogen und ihr mit dcm- fellben einen wuchligen Hieb über das Ge­sicht versetzt; darauf sei er in dem nächtliche» Dunkel verschwunden. Frl. B- hat eine ge­radezu entsetzliche Verletzung erlitten, durch welche sie wohl zeitlebens verunstaltet bleiben dürfte. Gerade unterhalb der Augen zieht sich horizontal eine etwa 8 Centimeter lange Wunde; das Nasenbein wurde zum Teil zer­schmettert, sodaß die Knochcnsplitt r heraus­ragten. Trotz des ausgestandencn Schreckens und des großen Blutverlustes vermochte es Fräutein B- ihren Weg forlzufetzen und in die elterliche Wohnung in der Ringbahn­straße zu gelangen. Wie ein Berichterstatter meldet, wurde am Donnerstag wegen des Ueberfalles der Grenadier Schieben von der 8. Kompagnie des Augusta-Regiments Ver­haftet. Er soll die That bereits eingestanten haben. Schieber, welcher aus Straßburg im Elsaß gebürtig ist, dient im zweiten Jahre beim Regiment und ist bereits einmal deser­tiert. Es scheint, daß er geistesschwach ist. (Die letztere Annahme des Berichterstatters ist wohl nicht zutreffend. Geistesschwach und doch sür den Militärdienst tauglich? Das können wir unmöglich annehmen. Red.)

Schlettstadt, 22. Febr. Ein vierjähriges Bübchen fiel rücklings in einen Kübel hei­ßen Wassers, das zum Aufwaschen benutzt werden sollte. DaS arme Wesen trug da­bei solche Brandwunde» davon, daß eS noch an demselben Tage seinen Schmerzen erlag.

Nordhausen, 18. Febr. Der Vorsitzende der hiesigen Strafkammer, LandgerichlSdireclor Lindenberg, wurde dieser Tage vom hiesigen Schöffengericht wegen Beleidigung in Aus­übung seines seines Amtes zu 30 ^ Geld­strafe bezw. zwei Tagen Freiheitsstrafe ver­urteilt. Er halte in einer Verhandlung der Strafkammer dem Kaufmann Julius Barthel gegenüber die Worte gebraucht:Ich ver. bitte mir diese Unverschämtheit." Barchel hatte Sirafantrag gestellt und daraufhin er» foigte die Verurteilung. Der Verurteilte hat, wie der «Franks. Ztg." mitgetetlt wird, Be« rufung eingelegt.

Paris, 23. Febr. Das Leichenbegäng­nis Faure's verli-f ohne Störungen. Der Präsident Loubct wurde beim Eintreffen am Elysss von der Menge sympatisch begrüßt. Den Leichenzug selbst ließ das Publikum ruhig passieren. Don den fremden Depu­tationen erregte unstreitig die stattliche deutsche Gruppe am meisten Aufsehen.

Von einem kleinen Sprachkünstler

wird derTgt. Rdsch." aus München ge­schrieben : Dieser Tage erklärte ein Lehrer an der St. Petersschule die Bedeutung der Vorsilbe «zer* in zerreißen, zerbrechen, zer­treten u. s. w- und forderte dann seine Schü« ler auf, in einem Satze das Gehörte zu ver­werten. Zum Erstaunen des Lehrers hob der keineswegs als GristcSlicht bekannte Dverl vor allen Andern fein Fingerl in die Höh' und gab nach geschehener Aufforderung folg­ende Weisheit zum Besten:Wenn ich in der Früh aufsteh' zieh ichzer"st d-e Hosen ans".