Ein Abenteuer in Texas.
Erzählung von F. Börner.
(Nachdruck verboten.)
1 .
Ich war nach jahrelangen Kreuz- nnd Ouetfahrten durch die nordamerikantsche Republik nach Texas verschlagen worden, wo ich noch mit zwei andern Deutschen, Namens Engrrt und Helmersdorfer, und einem Schotten, Namens Moc Vurtou, durch einen Zu< fall zusammengeführt wurde. Meine neuen Gefährten hatten, gleich mir, ein ziemlich bewegtes und abenteuerliches Leben auf amerikanischem Boden hinter sich und nahmen daher meinen Vorschlag, es nun einmal mit einem ruhigeren Leben zu versuchen, etwa als kleine Farmer, vollkommen zustimmend auf: Wir waren alle vier etwas in der Landwirtschaft bewandert und in einem von der Natur so reich gesegneten Lande, wie Texas, gehörten hierzu gerade nicht besondere Kenntnisse und auch an Geldmitteln fehlte es uns keineswegs. Bald hatte sich auch für unsere Zwecke herrliches Land ganz im Westen des Staates, unweit der mexikanischen Grenze, gefunden und rasch erhob sich auf demselben eine geräumige, aber höchst einfache Blockhütte, nichts als einen großen Raum, der uns als Wohn- und Schlafzimmer zugleich diente, und eine Art Vorratskammer enthaltend. Unfern Viehstand bildeten neben sechs kleinen, überaus- dauernden Pferden und einem starken, gewöhnlich als Packtier benutzten Maultier, zwei Kühe und einige Hammel und Schweine. Die Kühe befanden sich nebst den Hammeln und Schweinen in einem improvistrlen Stall, der etwa hundert Schritt vom Blockhaus entfernt stand, während die Pferde und das Maultier in der Umgebung frei weideten; daß weder dieses noch die Pferde uns durch- drennen würden, wußten wir sehr wohl, denn die Tiere waren an die tägliche Mais- fülterung vor dem Blockhause durchaus gewöhnt.
Wir hatten etwa schon ein Jahr auf unserer Farm gcwirlfchaflet, deren Producte nach dem drei deutsche Meilen entfernten Städtchen Hillsbourough verkaufend und befanden uns trotz unserer ziemlich einförmigen und einsamen Lebensweise ganz wohl und vergnügt. Eines Morgens saß ich mit meinen beiden deutschen Landsleuten beim Frühstück, die Rückkehr Mac Burlvn'S erwartend, der sehr zeitig auf den Anstand gegangen war, um endlich einen feisten Spießhirsch, welcher in der Nähe seinen Wechsel hatte, zu erlegen. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um eine starke Bande verwegenen Gesindels, die in der weiteren Umgegend von Hillsbourough aufgetaucht war und vermutlich bezweckte, sich über den Rio Grande nach dem benachbarten Mexico in Sicherheit zu bringen, denn in Texas schien den Buschtleppern der Boden allmälig der Bode« doch zu heiß geworden zu sein. Von unS hatte allerdings noch Keiner etwas von der Bande bemerkt und Engert meinte eben behaglich an einem in Butter gebackenem Maiskuchen kauend, die Kerle wären jedenfalls über den Rio Grande entkommen und tiieben sich längst unter den mexikanischen Gelbhäuien umher, als plötzlich die Thüre aufging und ein zerluptec, riesengroßer Kerl, den Gürtel mit Messern und Revolvern
förmlich gespickt und einer Doppelbüchse schußfertig in den Händen haltend, in's Zimmer trat. Im Nu sprangen wir auf, um nach unfern Büchsen zu stürzen, die aber unglückseliger Weise gerade neben der Thüre hingen, aber der Eindringling richtete drohend sein Gewehr auf uns und sagte spöttich in gutem Englisch:
„Halt, halt, meine Herzchen ... wer sich von Euch noch rührt, kriegt im nächsten Augenblick eine Ladung Blei in den Schädel, und übrigens bin ich nicht allein, wie Ihr seht.'
Der Kerl deutete grinsend auf die beiden breiten, als Fenster geltenten Oeffnungen des Zimmers, durch deren jede in der Thai ein paar Büchsenrohre auf uns gerichtet waren, während außer dem Redner noch drei oder vier andere zerlumpte, aber wohlbewaffnete Gestalten in's Zimmer drängten.
„Bill und ZoneS," fuhr er nun, sich an zwei der letzteren wendend, fort, „knebelt doch vie drei Herren ein bischen» ich kalkuliere, besser ist besser, wir können in unserem Geschäfte nicht vorsichtig genug sein."
In paar Strunden war ich nebst meinen Kameraden an Händen und Füßen ganz „kunstgerecht" mit Stricken und Lederiemen gefesselt und zum Ueberflusfe steckten die Elenden uns jedem noch einen aus Tuchlappen zusammengedrehten Knebel in den Mund, um uns nun in dieser hilflosen Verfassung auf dem Fußboden liegen zu lassen.
„So, begann der erste Kerl wieder, welcher offenbar der Anführer der Strauchdiebe war, „das wäre ja besorgt und mit Ihrer gütigen Erlaubniß, Gentlemen, möchte ich mich jetzt ein wenig bei Ihnen Umsehen."
Er musterte rasch unser höchst einfaches Meublement, wobei ihm eine große Kiste, als der einzige bemerkenswerte Gegenstand neben den roh genug zusammengezimmerien Tischen, Stühlen u. s. w.-, sofort ins Auge fiel. Die Kiste enthielt neben unserer Wäsche Vor Allem unser kleines gemeinsames Vermögen in Baar, etwa 400 Dollars teils in Gold, teils in Banknoten, wohl verwahrt in in einem Lederbeutel, und das scharfe Auge des Strolches hatte den Schatz im Nu entdeckt. Verächtlich warf er die Wäschestücke bei Seite, nahm triumphierend den Beutel aus der Kiste und steckte ihn, nachdem er sich flüchtig von dem Inhalt desselben überzeugt, ein. Dann schritt der Bube auf unsere Büchsen zu und nahm sie von ihren Hacken, die treuen Gewehre seinen Begleitern übergebend, ebenso den in einem Säckchen daneben hängenden Munitionsvorrat und ein paar Jagdmesser, dir in der Wand steckten, indem er hiebet ausrief:
„Die Schießeisen wollen wir doch lieber auch mitnehmen, die Herren können doch mit ihnen jetzt nichts ansangen und dann bleibe ich auch dabei, daß besser eben bess-r ist. So, Jungend," wandte er sich nun an seine Begleiter, die unterdessen noch an Mundvorräten eingesteckt hatten, was sie erspähen konnten, „nun wollen wir unS wiederlrollen, wir haben noch ein schönes Stück Weg vor uns. Good bye, Gentlemen, und lassen Sie sich die Zeit nicht allzu lang werden."
Die Kerle verschwanden mit unserer Beute, uns in unserer hilflosen Situation zurücklassend, doch mußten wir ihnen eigentlich noch dankbar sein — eö fiel mir dies erst später ein — daß sie nicht das Blockhaus
angezündet und uns dergestalt bei lebendigem Leide gebraten hatten, denn solche Fälle waren damals in Taxas mehrfach vorgekommen. Ader auch so war unsere Lage eine höchst nichtewürdige und unsere Freude daher groß, als »ach etwa einer halben Stunde Mac Burton erschien und uns befreite. Von unserem Gefährten erfuhren wir hierbei, daß er, von seinem wieder erfolglos gebliebenen Anstande zurückkehrend, glücklicherweise die Bande noch rechtzeitig bemerkt hatte und da sie in der Richtung nach unserer Farm hinzog, so schloß Mac Burtvn sehr richtig, daß sie uns einen Besuch abstatten wollte und hielt sich wohlweislich im Hinterhalt. Von dem Schotten erfuhren wir weiter, daß die saubere Gesellschaft im Ganzen aus elf Mann bestand, aber nur zum Teil beritten war und da er nicht ohne Grund befürchtete, daß die Strolche deshalb nach unsern Pferden Umhallen würden, so brachte er dieselben nach einem nur schwer auffindbaren Versteck in Sicherheit.
(Fortsetzung folgt.)
Kunst u. Wissenschaft.
— Der Gesundheit sind besonders im Winter warme Getränke zuträglicher ais kalte. Der im Grog, Punsch, Glühwein enthaltene Alkohol hat jedoch eine lähmende Nachwirkung auf Gehirn und Herz, während Kaffee und Thee einen ausschließlich aufregenden Einfluß auf den -Organismus ausüben. Im Gegensatz zu diesen Reizmitteln werden Appetit und Verdauung — bei gelinder Beschleunigen g des Herzschlages — vorteilhaft angeregt durch die wirksamen Bestandteile einer guten Bouillon. Sehr auffallend wird diese Förderung der NerdauungSthätigkeit, wenn man der Bouillon einige Tropfen des echten Maggi fzufügt, welches der Bouillon nicht nur Wohlgeschmack, sondern auch Kraft verleiht. Für Mann, Weib und Kind bildet Bouillon mit Maggi das billigste, gesundeste und schmackhafteste Wintergelränk.
„Das Neue Blatt", Verlag von A. H. Payne, Leipzig, hat seinen 30. Jahrgang begonnen und liegt uns im neuesten Heft vor. Ausstattung, textlicher und illustrativer Inhalt des Heftes ist so vorzüglich, daß der vornehme Charakter dieses bestgerühmten Familienblattes in altgewohnter Weise zum Ausdruck kommt. Eö liegt hierin die besondere Stärke des Neuen Blattes, welches nicht allein die allerbeste Unterhaltungslektüre bietet, sondern auch über einen Stab hochgeschätzter Schriftsteller verfügt, welche in fesselnd geschriebenen Aufsätzen die Fragen behandeln, die in Technik und Gesundheitspflege, in geschichtlicher oder geographischer Beziehung die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen in Anspruch nehmen. In dem reichen sorgfältig gewählten Bilderschmuck kommen die Fortschritte in Kunst und Wissenschaft so klar gesichert zum Ausdiuck, wie im Texte der Zeitschrift. Niemals bietet der bildliche Inhalt Anlaß zu Bedenken, stets kann jedes Mitglied der Familie jede Nummer in die Hand nehmen, ohne in anerzogenen Gefühlen verletzt zu werden. Das Neue Blatt ist daher daS Blatt der besten Bürgerklasse und verdient in diesen Kreisen lebhafteste Förderung und Verbreitung zu finden. Der Preis der Hefte ist mit 40 Pfg. ein so bescheidener, daß man, Umsang und Extrabeilagen an Moden und Schnittmuster und guter Musik in Betracht gezogen, über die Billigkeir sich wundern darf. Wir empfehlen unseren Lesern das Abonnement auf das wärmste und wünschen dem Neuen Blatt die besten Erfolge.
Merl'sl
Der Stolz ist sich bei allen Menschen gleich, und nur in den Mitteln und in der Weise, ihn zu äußer», ist er verschieden.
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«ed-rktchn, Druck mW verlas von Beruh- Hosrnsnu, in UMHad.