Hin ScHLcrukopf.
HunivreSke aus dem amerikanischen Gold- gräberleben.
Von Walther Starkmann.
(Nachdruck verboten.)
3.
Ehe indessen der Krämer eine Antwort zn erteilen vermochte, war Tom plötzlich aus der Schwelle des HinterstübchenS erschienen, schwenkte in der Linken den pulvergefüllten Leinwandbeutel, während er mit der die brennende Cigarre haltenden Rechten einen Halbkreis in der Luft beschrieb und sprudelte mit wutbebender Stimme hervor:
„So, also Tom O'Moore wird Euch zu übermütig, Ihr Jammergeselle von 'nein Sheriff — ha, ha, möcht Euch doch für dieses Compliment danken! Aber meiner Mutter Sohn hat verwünscht wenig Neigung, auf dem Zaun zu reiten, und wenn Ihr Euch nicht gleich verzieht, so soll mich und Euch alle der Satan holen!"
Drohend hob der erboste Goldgräber den Beutel mit dem gefährlichen Inhalt empor und blickte den Sheriff und dessen Begleiter mit herausfordernder Energie an. Der Sheriff war inzwischen, gefolgt von dem langen Harvey, völlig in den Laden eingetreten, er hatte offenbar keine Ahnung, daß es nur einer Bewegung des wütenden Miners bedurfte, um alle Anwesenden in blutige Flcisch- klumpen zu verwandeln. Auf Tom hinweisend, sagte der Beamte in befehlendem Tone zu dem Constabler, der gleichfalls den Inhalt des Leinwandsäckchens nicht zu kennen schien:
„Mr. Harvey, ergreift mir den Menschen und wenn er nicht gutwillig mitgehl, so ve> setzt ihm mit Eurem Hickory einen Schlag über seinen irischen Dickschädel, daß der Kerl vernünftiger wird! U»d Ihr, Cvllius und Harpex" — der Sheriff wandte sich den übrigen seiner Begleiter zu, welche noch draußen vor dem Laden standen „kommt mit den Anderen auch herein, damit wir den Burschen auf alle Fälle sicher kriegen."
Der Laden füllte sich mit den übrigen Leuten, die Mr. Flatcher mitgebracht halte, und Harvey rückte langsam gegen Tom vor, welcher höhnisch lächcnd den Constabler erwartete. Da aber erscholl fast kreischend die Stimme des Aankee:
„Halt, um GotteSwillen, halt, Mr. Harvey, Tom O'Moore hält mehr als fünf Pfund Pulver in seiner Hand, er hat es soeben erst von mir gekauft! Sehl, er hat oben die Schnur vom Säckchen schon durchschnitten, er braucht dann dloS seine Cigarre oben hinein zu stecken und wir Alle können nachher unsere Knochen zusammenjuchen!"
„Donnerwetter," meinte da Harvey, indem er sich vorsichtig nach rückwärts con- centrsirte, während auch der Sheriff und die Andern hoch aufhorchten, „das ist freilich 'ne kitzliche Sache, Tom scheint uns wahrhaftig in die Luft befördern zu wollen!"
Offenbar übertrieb der Constabler mit dieser Aeußerung über die dem Iren zuzutrauenden Absichten keineswegs, denn Tom O'Moore war wirtlich rin bis zur Tollkühnheit verwegener Gesell, dem man es schon zutrauen durfte, daß er im Notfälle sein Leben ebenso als nur ein Pfifferling wert erachtete, wie dasjenige Anderer.. Außerdem befand sich Tom infolge der am heu
tigen Tage genossenen vielen spirituöfen Flüssigkeiten unverkennbar in einem Zustande angehender Trunkenheit und in solcher Stimmung war er allerdings zu Allem fähig.
Noch zögerte der Sheriff, was in der entstandenen sonderbaren Situation zu thun sei, da riß Tom den würdigen Diener der Gerechtigkeit aus seinen Zweifeln. Er trat einen Schritt über die Schwelle des Hinter- stübchenS vor und donnerte seine Gegner an:
„Jetzt macht, daß Ihr forikommt, alle miteinander — oder bei St. Patrick, ich sende Euch direct zur Hölle, mag meiner Mutter Sohn gleich dabei mit zu Grunde gehen! Ich zähle: Eins — Zwei - Drei! Wer nachher noch im Laden ist, kann 'ne gesegnete Fahrt antreten, wie sie noL niemals, hier in diesem blutigen Neste geschaut worden ist! Also nochmals, fort mit Euch!"
Der halb trunkene und überdies bis zur höchsten Wut gereizte Miner sah bei diesen Worten so entschlossen und drohend aus, daß die Andern nicht länger zweifeln durften, er würde seine wahnwitzige und doch so entsetzliche Absicht wirklich auch aussühren. Kaum hatte daher Tom das Wort: „Eins gesagt, als der Sheriff und seine gesamten Begleiter schleunigst aus dem Laden hinausstürzten und erst draußen ein paar Schritte von dem Laden entfernt wieder Pvsto faßten. Aber auch dem Jankee war es in der Gesellschaft seines verzweifelten Kunden offenbar schwül geworden, mit einem förmlichen Salio Mortale setzte Mr. Musgrave über den breite» Ladentisch hinweg und eilte dem Sheriff und dessen Leuten auf die Straße nach.
„Ha, ha, ha," lachte Tom O'Moore hinter den Flüchtenden höhnisch her, mit der Miene eines siegreichen Feit Hern das gefährliche Leinwandsäckchen auf de,, Laedntisch pla zieren», „Ihr feigen Schufte, Euch chab' ich Beine gemacht — und diese eienden Mem men wollten Tom O'Moore auf dem Zaun reiten lasse» calculiere, daß hierzu ganz andere Leute gehören würden. Well, bin aber neugierig, was die Bande nun anfangen wird, jedenfalls geht meiner Mutter Sohn dem sehr ehrenwerten Mr. Flatcher nicht ins Netz, so Viel weiß ich, Tom O'Moore aus dem alten guten Corkl"
Unterdessen hatte zwischen dem Sheriff und den Constablern eine eifrige Confcccnz über die weitere Fortführung des unternommenen Feldzuges gegen Tom stattgefundeu. Man einigte sich dahin, den Krämer als Parlamentair an den „Feind" abzufenden, mit der Aufforderung, das Säckchen mit Pulver an den Sheriff abzugeden, dafür ließ der letztere dem störrischen Sohne der grünen Insel versprechen, daß er sich ungehindert und ohne vorher „zaunrcilen" zu müssen, nach Hause begeben dürfe.
Der Krämer kam jedoch mit dem ersten Teile seiner Mission bei Tom schön an, „Was," wett<rte der erregte Miner, den ominösen Beutel wieoer in die Hand nehmend und ihn von Neuem drohend gegen die Häscher hin und schwenkend, „der Sheriff ist wohl verrückt geworden? Ick soll ihm gutwillig mein Pulver ausliefern, das ich soeben erst für mein gutes Geld erworben habe, wie Ihr ja bezeugen müßt? Der
T.soll mich zehn mal holen, wenn
ich das thue, denke, daß ich kein solcher Narr sein werde! Geht nur wieder hinüber zu den Schuften, Musgrave, und sagt ihnen,
sie sollten sich nun endlich verziehen und mir freie Bahn geben, sonst würde ich mir selber freien Durchgang verschaffen."
Der Aankee begab sich schleunigst wieder zu Mr. Flatcher und teilte ihm getreulich die Anlwort Toms mit. Der Sheriff stieß einen Fluch aus und schien keine Lust zu haben, mit seinen Mannen den von Tom ge- sordcrten Rückzug anzuireten, namentlich, da sich unterdessen halb Norristown in der Nachbarschaft angesammelt hatte. Der Ire hatte indessen die Sache satt bekommen; die mächtig qualmende Cigarre im Munde, den Pulverbeutel in der Rechten, schritt er zum Laden hinaus und bewegte sich entschlossen auf die Gruppe se>ner Gegner zu, ihnen zurufend :
„Jetzt ist's gleich, nun wollen wir Alle miteinander zur Hölle fahren I"
Aber weder der Sheriff und seine Leute, noch die gaffenden Zuschauer bei der tragikomischen Scene warteten das Näherkommen Tom's ab, vielmehr floh Alles auseinander und retinrete teils in die nächsten Häuser hinein, teils die Straße hinunter. Tom jedoch dachte an gar keine Verfolgung, er suchte seine etwas von der Stadt gelegene Hütte auf, packte hier seine paar Habfcligkciten zusammen und zog dann unverzüglich weiter, er wußte selber gut genug, daß nach dem Vorgefallenen trotz des von ihm augenblicklich davong'ttragencn Erfolges seines Bteibens in Norristown und der Nachbarschaft nicht mehr länger sein könne. In dem Städtchen aber wurde diese Pulver-Affaire noch lange besprochen und belacht, sehr zum Aerger des würdigen Eheriffs, der hierbei freilich auch eine klägliche Rolle gespielt hatte. Schließlich rnußw er jedoch selber znsteftehen, daß Tom sich äußerst schlau aus der Sache gezogen hatte, und jedenfalls ist es ein Factum, daß seitdem Nemand mehr in NorriSiown zum Zaunreittn „erdvnnerl" wurde.
— Ende. —
Verschiedenes.
— Einer Von UNs Beiden Dem „Freien Rhätier" entnehmen wir folgende Anekdote: Als einst Molcke in Ragaz war, ging er allein durch den Waid »ach dem Dorfe PfäfcrS. Es war sehr heiß geworden, und er verspürte groß-» Durst, daher trat er in- ctne Dorfschenke, um sich, mit einem Trunk zu ersrijchnr. Ter Wirt setzte sich z» ihm und fragte: „Weht Kurgast in Nagoz?"
— »3""- — „Der Mollke soll ja da sein."
— »Za." — „Wie schaut er denn aus?"
— »Nun, wie soll er denn aussehen ? Wie einer von uns Beiden!"
— Eine Spielverderberin. Mutter: „Ab.r Kinder, was mach! ihr denn, warum schrei! denn das kl irre ElSch-n so?" — Kinder: „Wir sp eien nur Gänsemästen und da will sich das dumme Ding nicht stopfen lassen"
— Der Senior der Papageien. Die Prinzessin von Wales besitzt einen berühmten Papagei NamenS „Ducky". Pitt kaufte ihn 1783 und schenkte ihn 1800 dem König Georg III. Der Vogel ist sicherlich fast 200 Jahre alt, dennoch aber noch munter und tustig.
(Heimgegeben.) Amtmann: „Ihr Bauern seid doch alle Flegel." — Bauer: „Mag sein, Herr Amlmann, aber nicht alle Flegel find Bauern."
Redaktion, Druck und Verlag von B ern h. H » sm » nn in Wildbad.