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Stuttgart, 14. Jan. Das Königspaar, welches ursprünglich zu dem Krönungsfest (18.) nach Berlin wollte, wird erst zum Ge­burtstag des Kaisers (27.) dort einlreffen und alsdann einen längeren Besuch in Pots­dam bei der Erbprinzefstn von Wied, Tochter Pauline machen.

Stuttgart, 13. Jan. Prälat und Ober- konststoriatrat a. D. Ernst von Binder ist heute früh 5'/r Uhr im Alter von 78 Jah­ren hier gestorben.

Stuttgart, 9. Januar. Drucksachen in Form offener Doppelkarten sind neuerdings im innern deutschen Verkehr auch dann zu­lässig, wenn sich auf der anhängenden Karte (Antwortkarte) Postwertzeichen befinden. Sind nun diese Postwertzeichen zur Frankierung der Antwortkarte bestimmt, so ist für den Verkehr zwischen Württemberg, Bayern und dem Reichspostgebiete zu beachten, daß die Antwortkarten nur dann als gültig frankiert angesehen werden, wenn sie mit den Wert­zeichen derjenigen Postverwaltung versehen sind, in deren Gebiet sie zur Post gegeben werden. Bei Postkarten mit Rückantwort ist das bekanntlich nicht der Fall.

Stuttgart, 9. Januar. Orgelbaumeister Weigle lieferte dieses Jahr eine Orgel in das syrische Waisenhaus in Jerusalem, die vorzüglich ausfiel. Herr Weigle, der sein Instrument selbst an seinen Bestimmungs­ort begleitete, hatte dort die Ehre, Seiner Majestät dem Kaiser als Erfinder der voll­endetsten Pneumatik und Erbauer der größten Orgel der Welt in Maria Einsiedeln vor- gestcllt zu werden und ihrer Majestät einige Prachtexemplare gelieferter Orgelprospekte überreichen zu dürfen. Die Orgel des syri­schen Waisenhauses fand großen Beifall und als der Kaiter erfuhr, daß sie aus Würt­temberg stamme, sagte er: »Das ist aber doch großartig mit diesen Württembergern im heiligen Lande; wir Norddeutsche müssen uns ja ordentlich schämen."

Heilbronn, 13. Jan. Die Verdeutsch­ung einzelner Fremdausdrücke bei militärischen Bezeichnungen ist laut ,S. M." nunmehr auch bei dem württ. Armeekorps zur Ein­führung gebracht, wobei des weiteren be­stimmt wurde, daß die Oekonomie-Abteilung des Kriegsministeriums die Bezeichnung »Ver­waltungsabteilung" erhält.

UH Laudenbach, 13. Januar. Der Müller Mühe fand heule morgen an seinem Müller­wehr den entstellte» Leichnam einer Frauens­person. Nicht weit von der Unglücksstätte fanden 2 HanbwerkSburschen ein Gebetbuch, das den Namen der Dienstmagd des Küfers A. Popp enthielt. Frau Popp erkannte dann auch den Leichnam als den ihr>r Magd. Dieselbe wollte den Gottesdienst auf der Bergkircve besuchen und dürste infolge eines Anfalls das Mädchen war schwermütig in den reißenden Bach gefallen und er­trunken sein.

Rottenburg, 14. Jan. Die Vorbereit­ungen zur Konsekration und Inthronisation deS hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Paul Wilhelm v. Keppler werden schon mehrere Tage mit großem Eifer betrieben. Mehrere Ehrenpforten sind errichtet, Der Turm der Domkirche ist zur Beleuchtung hergerichtet und die Hauptstraßen werden illuminiert und mit Tännchen und Flaggen geschmückt.

Horb, 14. Jan. Der Neckar hat heute früh seine Ufer weit üb rschrut,.". soweit

das Auge reicht, gleicht da- Wiesenthal einem großen See. An einigen Stellen ist das Wasser auch schon in die Stadt eingedrungen. Der Verkehr zwischen der Stadt und dem Bahnhof ist unterbrochen. Fußgänger können über die Eisenbahnbrücke zum Bahnhof ge­langen.

Ravensburg, 13. Jan. (Jagdunglück.) Wie seinerzeit gemeldet, wurde am 17. Okt. v. I. der Lehrer Fiegel von Hasenweiler auf einer Treibjag bei Zogenweiler so un­glücklich von einem Schützen in den rechten Oberarm geschossen, daß der Lehrer noch in der Nacht an Blutverlust starb. Dieser fahr­lässigen Tötung ist angeklagt der Bauer H- Allmaicr von Beckenweiler bei Zogenweiler, weil er sein Gewehr, das losging, so un­vorsichtig getragen halte, daß der hinter ihm gehende Lehrer getrosten werden konnte. All­maier erhielt 3 Wochen Gefängnis und muß sämtliche Kosten tragen. Auch der Familie des Getroffene» ist nun Gelegenheit geboten, ihren Schadenersatz auf dem Wege des Zivil- prozesseS geltend zu machen.

Dobel, 13. Jan. Das Gasthaus zur Sonne" hier ist, wie mitgeteilt wird, in den Besitz des Herrn Kramer zumKronprinz" in Pforzheim übergegangen.

Ulm. 13. Jan. Der Musketier Wer­ner auS Oethlingen, welcher beim Infanterie- Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120 hier diente und bet einer Prügelei in der Neujahrsnacht in der Kaserne durch einen Schlag mit dem Besenstiel aus den Kopf einen Schädelbruch erlitt, ist an den Folgen dieser Verletzung gestorben.

Wolfegg, 15. Jan. In der Papier­fabrik in Höll bei Wolfegg explodierte der Dampfzylinder. Ein Teil des Zylinders wurde durch das Fenster auf die Straße ge- schleudert. Ein Arbeiter wurde verletzt, je­doch nicht lebensgefährlich. Ein größeres Unglück blieb verhütet.

Karlsruhe, 11. Januar. Wie gemeldet wird, gelangt am 18. Januar das altrevo- mierte Hotel Erbprinz zur Versteigerung. Das günstig inmitten der Kaiserstraße gelegene Areal hat zahlreiche Liebhaber gefunden; es sollen bis jetzt 7 Angebote vorliegen. Das höchste Angebot hat die Firma Knopf mit 520 000 ^ gemacht. Außer Michelsohn soll auch die Firma Tietz sowie eine ano­nyme Gesellschaft ernstlich auf den höchst wertvollen Bauplatz reflektieren.

Karlsruhe, 12. Jan. Vor dem Offen- burgcr Schwurgericht wurde heute der Jagd­aufseher Malen, der einen Wilderer vor kurzem ohne Anruf hinterrücks erschossen und eine» zweiten verletzt hat, wegen Körperver­letzung mit nachgefolgtem Tode unter Zu­billigung mildernder Umstände zu 7 Myna- ten Gefängnis verurteilt. Die Anklage hatte auf Totschlag und Totschlagsve, such gelautet.

Aus Karlsruhe wird geschrieben: Zu der schon oft empfohlenen Vorsicht beim Ge­brauch des Telephons mahnt wieder ein vor kurzer Zeit vorgekommener Fall von Er­krankung. Für den Gebrauch zu Privat- zwecken sind bei den Telephonen vielfach die sogenannten Umschalter angebracht, die den Strom nach einem entfernter gelegenen Läute­apparat leiten. Einen solchen Umschalter benutzte rin Dienstmädchen, als es plötzlich einen heftigen elektrischen Schlag erhielt und bewußtlos niedcrsank. Der Apparat besaß nur einen kleinen solicrcnden Handgriff, wie Las ja vielfach vorkommt, und di s-m Hand­

griff erfaßte das Mädchen mit der noch vom Scheuern feuchten Hand, während beim Ab- klingeln ein Strom durch den Apparat ging. Infolge der Feuchtigkeit der Hand wurde der elektrische Strom durch den Körper des Mädchens geleitet, und cs traten in diesem Falle recht bedenkliche Folgen ein: das Dienst­mädchen erlitt eine halbseitige Lähmung, die im Verlaufe von vier Wochen noch nicht ge­hoben werden konnte. Der rechte Arm und das rechte Bein konnten abwechselnd nicht be­wegt werden, und das Hören, Sehen, Riechen und Schmecken mit den rechten Hälften der entsprechenden Sinnesorgane war sehr be­einträchtigt, ja auch die Hautempfindlichkeit war auf der rechten Seite für alle Eindrücke, außer für die Wärme, so gut wie aufge­hoben. Es ist also wiederholt davor zu warnen, Umschalter mit feuchten Händen zu berühren, und namentlich Kinder, Dienst­boten und andere mit der Technik des Tele­phons weniger Erfahrene sollten hierauf auf­merksam gemacht werden.

Villingen, 14. Jan. Beim Transport von Langholz kam ein das Fuhrwerk be­dienender Knecht des Josef Beha unter den auf dem schlüpfrigen Wege umgefallenen Wagen und war sofort tot. Der Verun­glückte heiß: Josef Fürst von Löffingen, halte den Feldzug mitgemacht und war ein solider Mann. Vor wenigen Tagen erst wurde in der Behaschen Säge der Obcrsäger erdrückt.

Bologna, 11. Januar. (Ein glücklicher Vater.) Maria Caccoli, die 28jährige Frau des Landwirts Pitro Caccoli aus Forlim- popoli, wurde gestern nachmittag von vier gesunden Kindern, lauter Knaben glücklich entbunden. Die Wöchnerin und die Kinder befinden sich wohl, dagegen verlor die Heb­amme, schon als das dritte Kind geboren wurde, völlig den Kopf und mußte durch zwei andere Hebammen ersetzt werden. Zu beneiden ist der glückliche Vater. Nach zwanzigmonatlicher Ehe hat er schon den Trost, fünf gesunde Sprößlinge um sich herum zu sehen.

Naumburg a. S., 14 Jan. In der vergangenen Nacht starb der Landtagsabge­ordnete und frühere ReichStagsabgeordncte Piefchel an einem Gehirnschlag.

Demmin (Pommern), 14. Jan. Gestern abend starb der frühere ReichStagsabgeordnele Frhr. v. Maltzahn auf seinem Gute Vanze- low bei Demin.

Saarlouis, 13. Jan. Ein Gewitter­sturm und Wolkenbruch suchte die Saargcgend heim.

London, 13 Januar. In Folge Wtst- sturms wurde der gesamte Kanaldienst ein­gestellt.

London, l4. Jan. In der Nacht zum Donnersiag herrschte in England der größte Sturm seit vielen Jahren. An vielen Orten fiel Schnee und Hagel. London war fast vom Verkehr abgeschnitten. Die Nachrichten auS dem Inland gehen hauptsächlich auf dem Bahnweg ein und melden beträchtlichen Men« schenverlust und ungeheuren Schaden. Bis Freitag abend blieben Nachrichten vom Fest­land aus. An der ganzen Küste kamen viele kleine Schiffsunsälle mit Menschenverlusten vor. Bei Llanfairfechan in Wales geriet ein Eisenbahnzug ins Meer, da die Schienen weggespült waren. Maschinist und Heizer ertranken. Die Landestation in Folkestone ist fast zerstört. In Manchester erschlug eia kinstürzender Schornstein fünf Personen,