Ausland.

Die Beisetzung des Papstes.

Rom, 27. Jan. Die sterbliche Hülle des Papstes Bene­dikt XV. wurde gestern nachmittag in der Gruft des Vati­kans gemäss dem letzten Willen des Heiligen Vaters bei­gesetzt. Die Bahre war bei der Ueberführung von den Ossi­zieren der Nodelgarde umgeben. Unmittelbar dahinter folgte der Kardinal Merry del Val als Erzpriester der Basilika. Dann schlossen sich die Prälaten, die päpstlichen Würdenträger und der Kommandant der Nobelgarde an. Umgeben von allen Offizieren erwarteten die Kardinäle den Trauerzug. ebenso die Führer der diplomatischen Mis­sionen. Alle Anwesenden erhoben sich und Msgr. Pant- cani erteilte die Absolution. Der Tote wurde von der Bahre genommen und in den ersten Sarg gelegt. Der Ar­chivar des Kapitels verlas das Protokoll der Zeremonien, während der Präfekt des Heiligen Palastes Gesicht und Hände des Papstes mit weitzfeidenen Tüchern bedeckte. Darauf wurde der Sarg geschlossen und die beiden ein- schliessenden Särge versiegelt. Der Sarg wurde dann in die Gruft hinabgelassen. Der Erzpriester und die Dom­herren stiegen zur letzten Absolution hinunter. Die Gruft liegt in der Nähe der Gräber des Porstes Jnnocenz VIII. und der Köniain Ebristine von Schweden.

Pslrrifche Wünsche fUr die Papstwahl.

Warschau, 27. Jan. Die polnische Presse äußert sich dahin, dag aus dem Konklave ein Parst hervorgehen müsse, besten Politik nicht germanophil wäre, wie es Kardinal Easparri wünsche. _

Deutschland.

Rathenau für den Autzenministerpofien

auseesehen?

Berlin, 28. Jan. T-m .Berliner Lokalanzelger" zufolge verlau­tet aus parlamentarischen Kreisen erneut mit großer Bestimmtheit, der Reichskanzler beabsichtige Dr. Rathen au zum Minister des Aeußcrn zu ernennen.

Der Stand der deutsch-polnischen Verhandlungen über Oberschlesien.

Beuthen, 28. Jan. Der deutsche Bevollmächtigte für die deuisch-polnischen Wirtschastsverhandlungen. der gestern Abend mit dem größten Teil der Delegationsmitqlieder Oberichlesien verließ, verabschiedete sich gestern von dem Deutschen Ausschuß für Oberschlesien. Reichsminister a. D. Schiffer führte bei dieser Gelegenheit u. a. aus: Wir sind bei den Verhandlungen mit Polen in vieler Be­ziehung zu einer Verständigung gekommen. Unter den Dingen, über die wir uns geeinigt haben, als da sind Eisenbahn, Master. Post. Kohlen, Sozialversicherung und Ercnzoerkehr. spielte eine besonders große Rolle die Wüh- runosirage. Wenn nicht alles täuscht, werden wir auch hier eine definitive Perständiouna herbeiiühren können und zwar auf der Grundlage der Genfer Bestimmungen, wonach in dem polnisch werdenden Oberschlesien die Reichsmark im Verlauf der nächsten 15 Jahre einziges gesetzliches Zahlunosmittel bleibt. Allerdings ist den Po­len das Recht zugestanden worden, daß die deutsche Wäh­rung mit einjähriger Frist gekündigt werden kann. Für diesen Fall sind aber Sicherheiten geschaffen, daß alle Gläu­biger aus Forderungen, die vor dem Währungswechsel entstanden sind, in deutscher Währung oder unter gewissen Voraussetzungen in polnischer Währung, aber unter Zu­grundelegung des feweili''en Tageskurses der Mark be­friedigt werden sollen. Die Schaffung der nötigen Zah­lungsmittel für Oberschlesien wird dem polnischen Staat durch die im abgetretenen Teil verbleibenden Großbanken ermöglicht. Bezüglich der Liquidationen, des Nationali- tätennrinzips und des Optionrechts ist es zweifelt,.,ft. ob wir vor den Verbandlun^en in Genf zu einer Einigung kommen können. Wir sind entflossen, im Geiste der Ver- söbnung und des Friedens weiter zu arbeiten, aber die Grenze unseres Nochgebens liegt in den materiellen und ideellen Lebensnotwendiokeiten des deutschen Volkes. Trek vieler Schwierigkeiten, die noch zu überwinden sind, möchte ich annehmen, daß wir mit dem Abschluß der Ar­beiten bis En^e Februar fertig werden. In kürzester Frist würde dann die Ratifizierung durch den Reichstag und der Ai>^a»sch der Ratifikationsurkunden erfolgen.

Ein Ultimatum der Neichsgewrrkfcha.t deutscher Eisenbahnbeamten.

Berlin» 28. Jan. DasBerliner Tageblatt" bört, daß die R?ichs"ewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamten und -Anwärter nunmebr der Regierung das anaekündi"te Ulti­matum überreicht habe, in dem im Falle der Nichtbewilli- guna der bekannten Forderungen mit der Anwendung des letzten gewerkschaftlichen Mittels gedroht werde.

Die Abg. Zieh ^

B'rsin, 27 Jan Die Reichslagsabgeordneke Frau Zieh (USP ), die gestern während »er Rede ves Grafen Westarp im Reichstage einen Oknmachtsanfall erlitten halte, ist heute gestorben.

Der Nachfolger der verstorbenen Abgeordneten Frau Zieh Im Reichstag wird nach der Wahlliste der unabhängige Postsckrelär Wilkelm Hofsmann kein.

Zum Vrande des Deffaner Landestheaters.

Dessau, 27. Jan. Der Brand des Friedrichtheaters ist, wie nun­mehr fcsigestellt ist auf einen Schaden in der Luftheizung zurück- zufüh en. Eine Flamme schlug durch eine schadhaft gewordene Stelle der Heizungsanlage und setzte die Bühne, in der sich die Heizung befand, in Brand. TaS Künstlerpersonal ist dadurch hart berrossen, da es im Falle eines Brandes aiS entlasten gilt. DaS Kuratorium hat sich zum Wiederaufbau des Theaters entschlossen.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 28. Januar 1922. Anderer Auslandkreuzer Ruhm und Ende.

Man schreibt uns:

Heute Abend hält im Badischen Hof als Gast des deutschnationalen Jugendbunds Herr Fre­gattenkapitän Hans Wittmann. der Kommandeur der

Landfronkartlllerle von Tsingtau eine« LichlSitveroortrag überUnserer Auslandkreuzer Ruhm und Ende". In Wort und Bild werden unsere Kreuzer und ihre Taten an uns vorüberziehen, von den berühmten Fahrten der Emden bis zum heldenhaften Untergang des Geschwaders des Grafen Spee bei den Falklandsinseln. Besonderes Interesse gewinnt der Vortrag dadurch, daß in ihm zum erstenmal genaueres erzählt wird über die Rückfahrt des Leutnants von Möller mit 6 Mann, die durch die Ermordung der tapferen Leute durch aufständische Araber ein tragisches Ende (and. In einem winzigen Segelboot unternommen, übertrifft sie als seemännische Leistung noch die bekannte Fahrt Mückes auf der Ayesha, und ist vielleicht überhaupt das Kühnste und Abenteuerlichste, was je deutsche See­leute geleistet haben. Ein genußreicher Abend dürfte den Zuhörern geboten werden und ist daher ein möglichst zahl­reicher Besuch zu wünschen.

Vom Rathaus.

* Unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Gähner fand am Don­nerstag nachmittag eine öffentliche Sitzung des Ge­meinderates statt. Das Kollegium genehmigte den Verkauf des diese» Jahr anfallenden Stammholzes (Fichten, Tannen und Forchen) von 489,14 Frstmetern um 570 178 was einen Prozent­satz von 4 2 7.3 der Forsttaxe gleichkommt. An dein Kauf beteiligt waren die Sägewerke S1 i e f f - Eutingen bei Pforzheim, Barth- Calmbach und Kiefer und K übler ebenfalls in Calmbach. Weiterhin wurde beschlossen, für Minderbemittelte etwa 400 Raum­meter Brennholz zum voraussichtlichen Preis von 150 Mark pro Raumnieter bereitzustellen. Interessenten soll überdies wieder Ge­legenheit zur Slockholzgewinnung gegeben werden. Die Sprengungen oder Ausgrabungen müssen von den Liebhabern selbst vorgenommen werden, die Stadt beansprucht lediglich eine Entschä­digung von 20 Mark für den Raummeter, der auf 67 Zentner ge­schätzt wird. Nach den Vereinbarungen zwischen dem Arbeitgeber­verband der württcmbergischen Gemeinden und dem Gemeindcarbei- terverband erhalten die Gemeindearbeiter der Ortsklasse III, zu der auch Calw gehört, ab 1. Januar einen Zuschlag von 6 pro Tag. Eine endgültige Regelung soll erst im Zusammenhang mit der Re­gelung des Reichsacbeitertarifs oorgenommen werden Bei Ge­legenheit dieser Mitteilung brachte der Vorsitzende ein Schreiben der Gauleitung des Gemeindearbeiterverbandes zur Sprache, ln dem Einspruch gegen die Entlassung von vier Arbeitern erhoben wird, die nach Einstellung des Steinbruchs nur noch als Notstandsarbri- ter beschäftigt wurden, wodurch sie gegenüber dem früheren Tarif­lohn schlechter gestellt worden seien. Gegenüber der Behauptung, daß die Einstellung als Notstandsarbeiter nur geschehen sei, um keinen Tariflohn mehr zahlen zu dürfen, betonte der Vorsitzende, daß das nicht der Fall sei Ten Arbeitern sei schon vor einem halben Jahre gekündigt worden, und man habe geglaubt, sie be­kämen Privatarbeit. Die Aussichten hätten sich jedoch zerschlagen, sodaß man nachher zu dem Ausweg der Notstandsarbciten gekom­men sei Ter Geyleinderat beschloß, aus Billigkeiisgründen die Hälfie des Tarsss noch auf den Notstandsarbeiterlohn zu bezahlen, ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs. Der Bezirksrat hat das Gesuch der Stadt, dem Siedlungsverein ein Baudarlehen von 500 000 Mark aus der Oberamtssparkaffe unter Bürgschaft der Stadt zu gewähren, abgelehnt. Das Darlehen soll nur so gewährt werden, daß die Stadt als Schuldnerin der Oberamtssparkaffe auf- tritt. sodaß den einzelnen Siedlern eine Teilhhpothek eingetragen werden muß Das Gesuch des Bäckermeisters Schaible-Bad- gasse um Genehmigung des Einbaus eines Dampfbackosens soll befürwoiund weitergegeben werden, wen die gewünschten Si- cherbeits- und hygienischen Bedingungen erfüllt werden. Ter Umbau des Haberspeichers hinter den, Rathaus alz Feuerwehr­magazin zur Unterbringung der Dampfspritze verursacht nach dein Voranschlag des Stadtbauamls einen Aufwand von 25 000 .^L, wenn ein Schacht eingelaffen, kanalisiert und eine Wasserleitung ein­gebaut wird. Eine einfachere Ausführung würde 15 000 kosten. Das Kollegium beschloß, die vollkommenere Ausführung zu machen, wenn der seitens der Am'Skörperschaft gegebenenfalls in Aussicht ge­stellte Betrag von 5000 Mark geleistet werde. Von der Gebäude- brandverstcherungsanstalt ist ein lOprozentiger Zuschuß zu erwarten. Auf das Ausscbreiben der Erdarbeiten für die Zuführung der Wasserleitung zum Neubau des Fabrikanten Karl Otto Wagner gin­gen Angebote ein, die seitens des Stadtbauamts als zu hoch bezeichnet wurden. Der Stundenlohn habe gegenüber den Frie­denspreisen (von 35 Pfennig auf 9 50 um das 28fache auf- geschlagen, während der Mordsatz von 1 auf 45 also um des 45fache gestiegen sei. Da es sich hier hauptsächlich um Hand- arbeiten handle, sei das Angebot zu hoch. GR. Kirchherr be­merkte, daß auch noch Nebenausgaben bei dem Angebot zu berück­sichtigen seien, wie die verschiedenen Versicherungsbeiträge und die Berechnung für Werkzeugabnützung. Im übrigen erklärte sich das Kollegium mit dem Antrag auf nochmaliges Ausschreiben einverstan­den. Bei Gelegenheit der Anwesenheit von Stadtbaumcister Her­tz olzhe im er kam der Vorsitzende auch auf denoffenen Brief" der Schreinermeisterinnung an dar Stadtbauamt zu sprechen. Er führte aus, daß das Stadtbauamt mit der Ausschreibung des be­treffenden Schranks durchaus korrekt gehandelt habe, denn nach Aus­hebung der durch den Krieg bedingten Jnnungswirtschaft habe der Gemeinderat-beschlossen, in jedem einzelnen Falle zu entscheiden, ob eine Handwerkcrarbeit vergeben oder der betreffenden Innung über­wiesen werden solle. Die Auffassung der Schreinermeister in dem Briefe gehe also noch von den Kriegsverhältnissen aus. Auf die Be­merkung von GR. Kirchherr, daß nächstens doch die Zwangs-, innung kommen werde, erklärte G R, Staudenmeher.daß er ln der heutigen Entwicklung des JnnungswefenS die größte Gefahr für das Handwerk sehe, genau so wie die Uniformierung der Tarife die Qualitätsarbeit totschlage. Bei den alten Innungen sei ln erster Linie Rücksicht auf die Ausbildung des Handwerks ln qualitativer, künstlerischer Beziehung gelegt worden, heute herrsche aber das wirt­schaftliche Moment überall vor. Uebrigens seien es gerade die Hand­werksmeister selbst, die auf das Jnnungswesen am meisten schimpfen, weil es vielfach den tüchtigen Meister behindere. Es wurde schließlich festgestellt, daß das Stadtbauamt mit der Ausschreibung pflichtge­mäß entsprechend der Anweisung des Gemeinderats gehandelt habe,

«nb daß das Kollegium der Ansicht sei, daß auch fernerhin derartig« Arbeiten ausgeschrieben werden sollen. Doch soll eine Kalkulation von den Handwerksmeistern nur da verlangt werden, wo sie unbe­dingt notwendig ist. Da die Stromzähler des Eleklrizitätswerks schon 10 Jahre nicht mehr revidiert worden sind, gegenüber einem Zeitraum von 4 Jahren in FriedenSzeiten, so soll die Revision und etwaige Reparaturen der Firma Besinger-Hirschhorn a. N übertrage» werden. Der Aufwand wird auf 1025 000 Mark geschätzt, di« jedoch schon in einem halben Jahr wieder hereingewirtschaftet sein dürften, da durch die Reparation der Zähler die auf etwa 10 Pro­zent berechneten Stromverluste hereingebracht werden. Tie seitens des Fremdenverkchrsvereins mit hiesigen Gewerbetreibenden gepfio- ' genen Besprechungen über etwaige Maßnahinen zur Hebung des Fremdenverkehrs ergaben, daß man nicht auf eine Steigerung des Touristenverkehrs hinarbeitcn könne, weil di- Gasthöse nicht genü- gend Räumlichkeiten zur Unterbringung der Fremden zur Verfügung hätten. Jedoch wurde der Wunsch vorgetragen, die Schwäbisch « Volksbühne zu einigen Vorstellungen zu verpflichten, da diese auch zur Hebung des Fremdenverkehrs beitrügen. Bekanntlich hat sowohl das Publikum wie der Besitzer des .Badischen Hos" im letz- ten Jahr schlechte Erfahrungen mit den Mitgliedern der Gesellschaft > gemacht, und der Ausfluß der dadurch geschaffenen Stimmung zeigte sich auch bei der Aussprache über den Antrag der Uebernohme einer Garantiesumme, der von dem wirtschaftlichen Leiter der Schwäbischen Volksbühne an die Stadtverwaltung gestellt worden war. Ter Vor­sitzende klärte das damalige taktlose Benehmen einiger Mitglieder da­hin auf, daß sie in Streit mit der Leitung wegen Vorschüssen sich ^ befanden. Wenn überhaupt eine Entschädigung zu zahlen sein werde, > werde es sich allerhöchstcns um 500 .L handeln. Die Veranstalter § seien hier immer mit ihren Einnahmen herausgckommen. Seit 1 April > 1921 seien als Vergnügungssteuer 12 000 eingegangen, und viese Einnahmen wolle man doch gerade für Voilsbildungszwecke aus- I geben. Die Mehrzahl des Kollegiums stellte sich denn auch aus den ! Standpunkt, daß die Schwäbische Volksbühne gute Darbietungen ! bringe, und deshalb das Unternehmen unterstützt werden solle. ^

Ab 1. Januar wurde die jährliche Entschädigung des Schreiners ' Heuglefür die Ziegenbockhaltung von 800 auf 1600 Mar! erhöht, oaS Sprunggeld von 1 auf 3 Der B ez i rks w o h l t ä- '

tigkeitSverein will eine sog. häusliche Nothilfe cio- ^ richten, die Haushaltungen zuteil werden soll, in denen die Haus­frau erkrankt oder zeitweise wegen Kränklichkeit oder aus sonstigen Gründen ihren häuslichen Pflichten nicht ganz Nachkommen kann Eine solche Nothilfe würde nicht nur sür Calw sondern auch für die Bezirksorte in Betracht kommen. Tie praktische Durchführung die- scr Hilsstätigkeit soll durch die Bezickspflegerin geschehen. Es würde sich um Anstellung einer weiblichen Person handein, oie den Fami- lien zur Verfügung gestellt wird, und womöglich dort voll verköstigt werden sollte. Ter Bezirkswohltäügkeitsverein wäre nicht abge- ! neigt, der Sache näher zu treten, und ec fragt bei der Stadt an, j ob und in welcher Höhe sie einen Betrag zu dem nötigen Garantie- -- fonds von 6000 ,/L leisten wolle, damit man die Einrichtung »er- suchsweise 1 Jahr durchführen könne. Ein großer Teil der Aus­lagen würde wohl durch die Entschädigung..per Jnt«ressenteni-wie- ! der eingehcn. Im Hinblick auf die segensreiche Wirkung einer sol- i chen Nothilfe beschloß das Kollegium, einen Betrag von 1000 für dieses Jahr zu zeichnen. Ter in Lorch verstorbene Gastwirt Groß (früher Besitzer des .Scharfen Eck" hier) hat der Siadtge- »

meinde ein Vermächtnis von 1500 hinterlassen, von dessen Zin- !

sen das Grab seiner Frau unterhalten werden soll. Etwaige Uebcr- s

schlisse sollen zur Schmückung des Kirchhofs verwendet werden. !

Zum Schluß der Tagesordnung kam der Vorsitzende auf die in der ^

letzten Sitzung des Gemeinderats von Mitgliedern des Kollegiums gemachten Einwände gegen den letzten Schuhverkauf an Minderde- !

mittelte zu sprechen. GR. Knecht, der zusammen mit Wachtmeister I

Biedermann die Abgabe der Bezugsscheine vorgenommen hatte, j

stellte auf Grund der Liste fest, daß nur Bedürftige Bezugsscheine i

von der Verteilungsstelle erhalten hätten. Daß bei der Anweisung ,

von Berussschuhen auch eine Anzahl von nicht direkt Bedürftigen !

berücksichtigt worden sei, komme daher, daß für die 85 Paar Schuhe sich nur 36 Liebhaber angemeldet hätten. Die Ob-ramispflege, von der die Zuweisung ausgegangen ist, wünsche eine möglichst rasche ^ Erledigung, und außerdem möchten auch die Schuhmacher, Venen die ! Schuhe zugewiesen werden, ihre Auslagen bald ersetzt haben. Schon i verschiedentlich seien Kleider und Wäsche mehrmals ausgeschrieben ^ worden, und cs sei doch nicht alles weggegangen. Weil mehr Ware als Angebote vorhanden gewesen sei, deshalb habe er ge- glaubt, die Kommission nicht zusammenberufen zu sollen. Die ge- !

gen ihn ausgesprochenen Vcrdächtiqunyen müsse er zurückweisen und j

er lege hiermit sein Amt nieder. GR. Baeuchle bemerkte, daß die >

Sache nicht so tragisch zu nehmen sei, denn bei derartigen Vertei­lungen werde es immer Leute geben, die sich benacksseiligi fühlen. ^

Diejenigen aber, die sich nicht gemeldet hätten, hätten kein Recht. -

sich zu beklagen. Die Liste zeig- übrigens, daß nur Bedüriligr Schuhe erhalten Hütten. GR. May erwidert», die Beanstandungen hätten sich besonders dagegen gerichtet, daß die übrig gebliebenen Schuhe nicht nochmals ausgeschrieben worden seien, denn die wirk­lich Bedürftigen hätten eben manchmal nicht so viel Geld zur Ver­fügung. Eine Amtsniederlegung sei wegen der Erhebung von An­ständen doch nicht nötig, denn sonst müßte jeder Träger eine» Amte? heutigen Tages abdanken. Das Kollegium stellte ichließlich fest, daß von Seiten der Verteilungskommission keine Verstöße vor- gekömmen seien, daß aber künftig derartige zurückgebliebene Waren nochmals ausgeschrieben werden sollen, ehe sie an jedermann ver­kauft werden.

Kleine Anfrage.

(STB.) Stuttgart, 27. Jan. Frau Abg. Klotz (BP) hat im Landtag folgende Kleine Anfrage emgebracht: Dre Auswanderung von württcmbergischen Hausgehilfinnen nach Holland nimmt in den letzten Wochen einen immer grösser werdenden Unfug an. Hat das Staatsministerium hievon Kenntnis? Angesichts des ohnehin schon ausser­ordentlich grossen Mangels an Hausgehilfinnen bedeutet diese neue Auswanderung eine weitere Erschwerung für die Hausfrauen, tüchtige Hilfskräfte zu bekommen. Gedenkt dag Staatsministerium, dagegen und mit

welchen Massnahmen?