In der neuen Wett.

Roman von P. Olleverio.

(Nachdruck verboten.)

29.

(Fortsetzung und Schluß.)

Christa," entgegnet« er, sich noch immer an mich klammernd,ich bin ein schlechter Mensch gewesen, Sie wissen nicht die Hälfte von dem, was ich gethan habe. Da« Beten dabe ich verlernt. Und wenn ich mich nicht i> Acht nehme, werde ich sie niemals Wieder­sehen. Erbarmen Sie sich meiner, Christa, nid beten Sie für mich, jetzt, während ich hier bin."

Ich zögerte. Es war eine setsame Wend­ung, welche unsere Unterredung genommen halte. Ich traute meinen Ohren kaum und tonnte noch nicht glauben, daß er im Ernst sprach. Doch da hob er flehend den Blick z > mir, und als ich seine Augen voll Thrä- ncn sah, zögerte ich nicht länger.

* «

Ich bin jetzt aus der Tiefe meines Her- z ns froh, wenn ich an das Gebet denke. Richard wand sich mehr zu meinen Füßen, ois er dort kniete, während er das Gesicht noch wie zuvor verborgen hielt; aber er sprach jcoes meiner Worte nach. Und als ich schwieg, lügir er selbst noch einige Worte hinzu.

Obgleich wir es Beide nicht wußten, war e« doch das Gebet eines am Rande des Gra­bes Stehenden; und ich hoffe und glaube, daß es Erhirnng fand.

Es folgte rin langes Schweigen, während dessen daS Heulen des Sturmes uns wieder rn die Gegenwart zurückrief. Das Feuer im Kamin war nicdergebrannl und im Zimmer war es kalt geworden.

Richard erhob sich.

Reichen Sic mir die Hand, Christa, zum Zeichen, daß wir endlich Freunde ge­worden sind," sagte er, während er mir seine Rechte entgegenstreckte.

Wir drückten uns fest die Hände und waren nun gewiß keine Feinde mehr.

Ich hatte die Hoffnung auf Oscar's und Fanny's heutige Rückkehr noch nicht aufge- g ben und ging durch die Küche nach der Hmterthür, welche ich öffnete, um in das Freie hinauszusehen. Dabei löschte mir ein Windstoß das Licht aus.

Gleichzeitig kam jemand hereingrstürzt, nahm mich in seine Arme und lief mit mir, atS gälte es das Leben, der Scheune zu, einem festen Seitengebäude, welches bedeutend höher lag, als das Haus. Einen Moment lang hörte ich das Wasser rauschen und dann schwanden mir die Sinne, ich hörte und sah nichts mehr.

^Das Wasser in der Bucht war um zehn Fuß gestiegen in eben so viel Minuten, und das Haus, in dem sich Richard Feistng v. Braunegg befand, wurde von den tosenden W-ssermassen sorlgeschwemmt wie ein Stroh­halm.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich in eine Pelzdecke gehüllt aus mehreren überein- ondergehäuslen Säcken in der Scheune. Ar­thur und einer seiner Leute waren bei mir.

Sobald ich im Stande war, zu reden, sagte ich Arthur, daß sich gleichzeitig mit mir auch sein Bruder in unserem Hause befand; doch Richard's Schicksal mußte längst ent­schieden sein. Da er sich in dem verhäng­nisvollen Augenblick in dem vorderen Teil

des HanseS anfhlelt, gab eS keine Rettung. Daß ich gerade in dem Moment die Thür öffnete erhielt mich am Leben.

Einige Stunden später wurde Richard's Leiche aukgefunden, und man begrub ihn an Geriraud's Seite. Auf den Grabstein aber ließ Arthur nur die Anfangsbuchstaben und das Datum setzen, an dem er gestorben war.

18. Kapitel.

AuS Arthur's Tagebuch.

Als die Wafsermaffcn sich genügend ver­laufen hatten, brachte ich Christa nach Ferny- hurst. Das arme Kind hatte kein Heim mehr und eS standfest bei mir, daß kein anderes Dach ihr liebes Haupt schützen sollte, als das meine. Ihr Bruder und ihre Schwägerin zogen zu uns, sobald dir Buchten, welche zwischen uns und der Stadt lagen, eS gestatteten.

Christa war jedoch so krank, daß sie von der Ankunft der Ihrigen kaum etwas mcrkie. Wochenlang lag sic teilnahmlos da, aber ihr Zustand war nichl lebensgefährlich, und irotz Allem galt mir die Zeit als eine sehr glück­liche, da ich meine Christa täglich sah.

Leonhard war der Verzweiflung nahe über den Verlust seines Hauses und über den Schaden, welchen sein Grund und Boden erlitten hatte. Er sagte mir, er sei zuvor schon in Verlegenheit gewesen, nun aber könne er sich als ruinierter Mann betrachten.

Aus dieser Sorge konnte ich ihn befreien. Ich war im Stande, ihm Geld zu leihen und sorderte das mit dem Recht eines Bru­ders, das er mir schließlich zugestand, wor­auf er meinen Vorschlag annahm.

Ich hatte Christa so oft gebeten, die Meine zu werden, daß eS kaum nötig war, eS nochmals zu wiederholen. Doch sie hatte mir nie eine entschiedene Antwort gegeben und eines Tages, als sie sich bedeutend wohlcr fühlte, gelang cs mir, ihr Jawor, zu er­halten.

Am nächsten Morgen steckte ich ihr den Verlobungsring an den Finger und gleich­zeitig brachte ich ihr ein Medaillon, welches in Brillanten die BuchstabenC. F. B." mit der Adelskrone darüber zeigte.

Ihre Wangen überzog ein liebliches Rot, als sie es betrachtete; dann schaute sie zu mir auf und fragte:

Bist Du ein reicher Mann, Arthur?"

Ich mußte gerade herauslachen.

Arm kann ich mich allerdings nicht nennen," antwortete ich.Wenn Du erst meine Frau bist, Christa, brauchst Du Deine Wünsche nur zu nennen, und den Grafen- litel bekommst Du auch noch mit in Kauf."

Sie riß die Augen weit auf vor Er­staunen.

Wie, Du willst damit doch nicht sagen " begann sie und hielt dann plötzlich inne.

Du bist das unschuldigste Ding von der Welt," siel ich ein.Du hast mich nie ge­fragt und ich habe eS Dir nie gesagt; aber ich habe die Ehre, meinen Freunden in Deutsch­land als Graf Arthur Fclsing von Braun- egg bekannt zu sein."

Christa zog gelaffen den Ring vom Finger und drückte ihn mir in die Hand und schob diese von sich.

Lebewohl," sprach sie dabei. Der Mann, welchem ich mein Herz schenkte, hieß Arthur Ausbach. Als Grafen Arthur Felsing von Braunegg kenne ich ihn nicht."

Aber ich umschlang sie mit meinen Armen und steckte den Ring wieder an seinen Platz zurück, wobei ich rief:

Ich habe Dein Wort und Du bist doch viel zu stolz, als daß Du es brechen könntest."

Sie hielt es.

Wir wurden getraut und gingen nach Deutschland in die Heimat zurück.

Oscar und Fanny geht es gut. Nächstes Jahr erwarten wir sie für einige Monate auf Schloß Braunegg, wohin sie nicht allein Fritz, sonder» auch eine kleine Gertraud mit­dringen wiroen, deren Bekanntschaft wir noch machen sollen.

Ende.

Verschiedenes.

Eine lustige Geschichte wird aus Basel berichlei: Bekanntlich wird gegenwär­tig der schändlichen Damenmvde, den Schmuck der Hüte mit dem Gefieder der Sing- und anderen Vögel zu vervollständigen, der Krieg erklärt. Gegen die Dummheil kämpfen aber selbst Götler vergebens und so'cheinl es auch mit dem Kampfe gegen die More zu sein. Doch was die Polizei, was die Erwachsenen nicht fertig bringen, das brachten unlängst in Basel Knaben fertig und zwar mit einem Mittel, das ebenso einfach als wirkungsvoll sich erwies. Ganz in der Nähe einer Baseler Knaben-Sekundärschule spazierte eine Mode- Dame umher, die auf ihrem Hute d'e reinste VogelauSstellnng zur Schau trug. Die aus der Schule lreienden Knaben, denen der Lehrer offenbar kurz vorher in der Schule die Un­geheuerlichkeil dieser Mode vor Augen geführt hat'r, erblickten das Modeuugeheuer und o Graus im Gänsemarsch gings hinter der erschreckten Dame her und in eintönigem Gesänge unler taktmäßigem Händeklatschen erschallte: Modedame, Vogelmord Modedame, Vogelmordl Fast die ganze Schule wollte sich anjchlteßen und nur der Umstand, daß die Dame in das Haus einer Verwandten sich flüchten konnte, hielt die Jungen davon ab, die Dame durch die ganze Sladt zu begleiten. Die Dame soll einen heiligen Schwur gethan haben, nie mehr Vogelschmuck auf ihrem stolzen Haupte zu tragen.

.. (Das Mädchen für Alles.) DasKl. Jonn." erzähl aus Berlin folgende Geschichte: Die Kultur, die alle Well beleckt, hat auch schon auf unsere Küchenfeen sich erstreckt. Zum letzten Quartalwechsel war bei Herrn Bankier F. in der Viclvriastraße eine neue Köchin zugrzogen. Dieser Tage sühllen sich die jungen Eheleute die gewöhnt sind, alle Vergnügen der Hauptstadt zu genießen, und auch oft größere Gesellschaften bei sich zu sehen, noch dem einsam zu Zweien eingenom­menen Abendessen etwas gelangweilt. Die neue Köchin räumte gerade den Tisch ob, als der Hausherr zu seiner Gemahlin meinte: Wenn wir doch wenigstens einen dritten Mann zum Skat hätten!" Wie erstaunt war daS Paar, als auf diesen Stoßseufzer aus der Köchin Munde d'e Antwort kam:Wenn die jnädj Herrschaft es vielleicht mit mir ver­suche» wollte. Ick spiele sehr jut Skat. Ick hab'S nämlich von meinem Bräuljam gelernt?"

(Vorsichtig.) Führer:Wollen Sie nicht so gut sein und mir einen kleinen Vor­schuß geben?"Weshalb denn gerade jetzt?" Führer:ES kommt jetzt eine gefährliche Stellei"

tztedaktion, Druck und Verlag von Beruh. Ho sw ann in Wldhad.