tolle Streiche, so daß die Behörde auf ihn aufmerksam wurde. Er wurde ärztlich unter- sucht und dann sofort nach der Irrenanstalt geschafft, da sich heranSstellte, daß er irr­sinnig geworden war.

Eine entführte Bankierstochter. Aus Budapest wird derN. Fr. Pr." berichtet: Eine romantische Liebesgeschichte, deren Fäden in Wien gesponnen wurden, fand dieser Tage im »Hotel Royal" durch das Dazwischen­treten zweier DetektiveS ihren vorläufigen Abschluß. Die DetektivcS, Abgesandte der Wiener Polizei, hatten den heiklen Auftrag, die 18jährige Tochter eines Wiener Bankiers, die mit einem Korrespondenten ihres Paters durchgegangen war, nach Wien zurückzubringen. DaS schöne Mädchen hatte sich in den jungen Mann verliebt und sich entschlossen, ihm in die Ferne zu folgen; doch entnahm sie zu­vor an einem Tage, an dem sie ihr Freund von dem Einlongen einer größeren Geld­summe verständigt hatte, dem Grldschrank ihres Vaters 30.000 fl. In Budapest nahm das Paar imHotel Royal" eine aus drei Zimmern bestehende Wohnung und lebte durch einige Tage sehr flott und elegant. Als sich die DetektiveS einstellten, setzte der Kor­

respondent gelassen sein Mittagmahl fort, während das junge Mädchen in Thränen auSbrach, jedoch sich willig anschickte, den DetektiveS zu folgen. Die Mission derselben gelang aber allzu vollständig, denn das junge Mädchen weigerte sich plötzlich sehr entschie­den, allein zu gehen, und den DetektiveS blieb in der Thal nichts übrig, als schließlich Beide in ihre Mitte zu nehmen.

(Die Stimme aus dem Jenseits.) Eine ergötzliche Szene spielte sich dieser Tage vor einem Pariser Polizeirichter ab. Eine elegante Dame, die kurze Zeit in einem feinen Hotel logierte, wollte sich, nachdem sie ihre Rechnung beglichen und ihr Gepäck nach der Bahnstation geschickt hatte, zu Fuß ebenfalls dorthin begeben. Kaum hatte die Madame das Hotel verlassen, als der Besitzer den Verlust einer sehr wertvollen kleinen Uhr bemerkte, die in dem Zimmer gestanden hatte. Er holte die Dame bald ein und beschuldigte sie ohne Umschweife, die Uhr mitgenommen zu haben. Die Fremde zeigte sich in hohem Maße empört; trotz allen SträubenS wurde sie aber der Polizei übergeben. Hier be­teuerte sic mit großer Zungenfertigkeit ihre Unschuld. Ihre Entrüstung hatte eben ihren

Höhepunkt erreicht, als eS plötzlich aus der Region, wo sich Madamcs Tournüre befun­den hätte, falls solche noch modern gewesen wäre, in silberhellen Tönen zwölf Uhr schlug. Der Ausdruck grenzenloser Bestürzung auf dem Gesicht der ebenso plötzlich verstummten Schönen in Verbindung mit dem seltsamen Phänomen war zu viel für den Ernst der anwesende» Polizeibeamten, die in schallen­des Gelächter ausbrachen. Fünf Minuten später überreichte man die verräterische kleine Uhr ihrem rechtmäßigen Eigentümer.

Ein wahrer Schatz für die Haus­frau ist die SuppenwürzeMaggi". Nickt nur kräftigt sie jede schwache Suppe nndv-r- leiht ihr ein hochfeines Aroma, sondern sie ermöglicht es auch im Notfälle wie z. B. bei unerwartetem Besuch einer mit Wasser verlängerten Suppe, durch entsprechenden Zu, satz von Würze, die ursprüngliche Kraft wic- dcrzugeben und ihren Wohlgeschmack sogar noch zu erhöhen.

.'. (Liebeszeichen.)Die Cenzi vom Hofrat muß mich doch liebensie hat mir eine Rose geschenkt I"Da liebt sic mich schon mehr l Ich Hab' eine Wurst von ihr bekommen I"

In dev neuen Well.

Roman von P. Olleverio.

(Nachdruck verboten.)

26.

Die Polizei war ihm auf der Spur und das wußte er. Der Mann, dessen Leichnam später in dem Wasser gesunden worden war, hatte an der Bucht auf ihn gewartet, da dort der einzige Weg vorüber führte, welchen er mit Gertrud einschlagen konnte, wenn er unbemerkt entkommen wollte. Es kam zum Ringkampf zwischen den beiden Männern und ob der Polizist in das Wasser hinunter- gestoßen wurde oder auSglitt und hineinfiel, das wußte Gertraud nicht. Sie schauderte sichtlich, als sie von dieser Scene sprach.

Richard versicherte mich, der Mann könnte schwimmen und befände sich durchaus nicht in Gefahr," fuhr sie fort.Er meinte, zögern hieße, unsere eigene Chance verlieren, und damit zog er mich nach der Stelle mit sich fort, wo die Pferde, für tie er gesorgt hatte, unser«r warteten. In der Hast und Verwirrung mußte ich mein Medaillon ver­loren haben, ich vermißte es indessen erst später.

Unser Geheimnis verfolgte mich auf Schritt und Tritt; ich kam mir vor wie eine Mörderin, weil ich nicht nach Hilfe gerufen hatte, als ich das Wasser über dem Kopfe des Mannes zusammenschlagen sah, Richard wollte davon nichts hören. Es schien sein Gewissen nicht im Geringsten zu belästige» und mir blieb schließlich nichts weiter übrig, als die ganze Sache zu vergesse».

Mir war zu der Zeit noch nicht Alles bekannt, was Richard gezwungenhatie,Deutsch­land zu verlassen und die Rolle einer Dame zu spielen, in der ich ihn zuerst kennen lernte. Er erzählte mir die verschiedensten Geschich­ten, schließlich aber reimte ich mir aus den­selben die Wahrheit zusammen und kannte nur noch den einen Wunsch, wieder daheim bet Euch zu sein.

Ach, Christa, ich glaubte glücklich zu sein, als ich mit ihm ging und statt dessen war ich so namenlos elend. Wir wurden

getraut bevor wir uns nach Melbourne ein­schifften, daran habt Ihr doch nicht ge­zweifen? Er halte mir alle Freuden und Vergnügungen versprochen, die ich mirwünsch,» würde, und Du weißt ja, ich war imm i ein thörichles Mädchen und sehnte mich nach schöneren Kleidern und kostbaren Schmuck fachen, als Oscar mir zu geben vermochte. Jetzt aber habe ich empfunden, daß derartige Schätze Keinen glücklich machen können. Mot­ten und Rost kennen sie zerstören, Diebe zu stehlen. Du bist von jeher viel klüger ge­wesen als ich, Christa, und hast es Viel eher gewußt, als ich.

Richard übe« schüttete mich mir Allem, aber trotz alledem fühlte ich mich unendlich unglücklich, und dann auch wurde meine Ge­sundheit schwankend. Ich wurde ernstlich krank, und Richard fing an, mich viel mir selbst zu überlassen.

Alb ich nun so allein da lag und mich Niemand in meiner Not tröstete, da fragte ich mich, wie ich es ermöglichen könnte, zu Euch zurückzukommen. Du, Christa, würdest mich nicht so verlassen haben. Es hat mich Niemand so lieb, wie Du, und ich glaube, ich kann niemals ohne Dich sein.

In jenen Tagen träumte ich oft von Dir. Ich stand am Rande der Bucht und hörte Dich weinen Namen rufen; ich ver­suchte zu antworten, ober immer zeigte sich dann ein Gesicht auf dem Wasser, und machte mich verstummen. Ost erwachte ich unter bitteren Thränen.

Endlich stand mein Plan fest. Richard wagte ich nicht davon etwas merken zu lassen. Ich nahm alle die Kleid>r und schönen Dinge, die er mir geschenkt hatte, verkaufte sie der Reihe nach und verbarg das dafür gelbste Geld, und eines TagcS, als er ausgegangen war, ließ ich ihm ein kurzes Billet zurück und lief davon.

Möglich, daß er mir nachkommt, aber ich hoffe cS nicht. Ich denke, er wird sich in diese Gegend nicht wagen ; außer der Po­lizei fürchtet er auch Arthur; und wenn es einen Menschen in der Welt giebt, vor dem er Achtung hat, so ist iS sein Bruder.

Und nun gieb mir einen Kuß, Christa. Jetzt, wo ich wieder bei Dir bin und Du Dich meiner anntmmst, gerade so wie in allen Zeilen, frage ich nach nichts weiter. Ich bin Dir damals eine gute Schwester ge­wesen, aber ich denke, ich werde Dir nicht länger mehr zur Last fallen, und Du wirst Deiner Gertraud Alles verzeihen."

Sanft und weich sprach sic dann von Zeit zu Zeit von der Reise, welche vor ihr lag, einer anderen als die nach Mel­bourne selten nur von ihrem Gatten. Aus ihren Wunsch las ich ihr zuweilen aus der Bibel vor, einem teuren Andenken un­serer Mutter, welche sie ihrenbeiden kleinen Töchterchen* gemeinschaftlich hinterließ.

Es war, als wär n die alten Tage un­serer Kindheit wiedergekrhrt. Damals waren wir zwei uns Alles in Allem gewesen, und auch jetzt war eS wieder so. Die Welt außer­halb Gerlraud's Krankenzimmer trat uns fern und schwand uns allmälig in schatten­haftem Dunkel.

Endlich kam ein Morgen, der uns Alle an Gerlraud's Lager versammelte, Oscar Fanny und mich. Die Trennung war nahe, und diesmal wußten wir, wohin sie ging. Ich hielt sie in meinem Arm und gedämpft tauschten wir die letzten Liebesworte aus.

Vergiß mich nicht, Christa ver­sprich es."

Ich versprach eS.

Sage Oscar, daß er mir vergeben möge, und auch Fanny bitte darum."

Sie vergoß, daß sie an ihrer Seite stan, den. Niemand war ihren Gedanken so nahe, wieich. Anmich klammerte sie sich biszumEnde.

Wir werden glücklich sein, wenn Du kommst. Ich weiß es jetzt. Weine nicht. Der Himmel will es, daß ich vorangehe."

Das waren ihre letzten Worte. In meinen Armen schlummerte sie sanft in tie Ewigkeit hinüber.

Leise trat Jemand an meine Seite und legte den Arm um mich. Es war Arthur. Oscar kam von der anderen Seite, legte Gertraud behutsam in die Kiffen zurück, und da wußte ich, daß sie von uns gegangen war.

Rkdaktiy», Druck und Verlag von Bnnh. Hofmann in Widbab.