heimlich in ihrer Wohnung ein Kind ge- deren und solches in ihrem Bette gleich nach der Geburt dadurch erstickt, daß sie sich über das Kind legte; das Kind hat sie sodann tag» darauf im Felde bei ihrem Hause ver­graben. Die Stolbert, die gestern verhaftet wurde, leugnete anfangs hartnäckig, gestand heute aber angesichts der Leiche und des Gut­achtens der Gerichtsärjte nach der Sektion die That ein.

Köln, 10. Mai. Das Hochwasser hat im Ruhr-Wesergebiet sowie im gesamten Fluß­gebiet der Fulda großen Schaden angerichtet. In Mühlheim an der Ruhr riß die hoch­gehende Flut eine Badeanstalt und ein höl­zernes Wohnhaus weg. Ein mit mehreren Personen besetztes Fischerboot trieb gegen die Eisenbahnbrücke, wo das Boot zerschellte; zwei Personen ertranken. Zahlreiche im mitt­leren Ruhrgediet belegene Dörfer stehen unter Wasser. Die Verbindung zwischen Witten und Herbede ist wegen des Hochwassers unter­brochen. Bei Kassel wurde durch die hoch­gehende ,Fulda die Miliiärbrücke und eine Badeanstalt weggerissen.

Mainz, 10, Mai. Der Erzbischof Komp von Fulda kommend, welcher heute auf der Durchreise nach Freiburg hier verweilte, wurde von einem ernsten Unwohlsein be­troffen, und ist nach wenigen Stunden ge­storben.

Karlsruhe, 11. Mai. Präsident Gön­ner widmete «n ver Kammer dem verstarb. Erzbischof Komp einen tiefempfundenen Nach­ruf. Die Abgeordneten ehrten das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Eitzen.

Mainz, 11. Mai. Nach dem »Mainzer Journal" wird die Leiche des Erzbischofs I)r. Komp morgen vormittag 9 Uhr vom bischöf­lichen Palais nach dem Dom überführt und nach der Absolution zum Bahnhof geleitet, um nach Fulda überführt zu werden.

München, 9. Mai. (Ein Attentat.) Gestern wurde in der Pfarrkirche zu Strau­bing (Nicderbayecn) auf den Zmlrumsab- geordneten Stadtpfarrer Scheubrck, während er das Hochamt hielt, ein Attentat verübt. Als der Pfarrer gegen Ende des Hochamts an der Evangeltenseite (linke Seite) des Al­tars stand, wurden von der rechten Thüre her zwei Revolverschüsse auf ihn abgefeuert. Die im Presbyterium befindlichen Kinder fingen zu schreien an, indem stürzte der Attentäter von rechts her mit einem Messer in der Hand nach dem Altar, verwickelte sich aber mit den Füßen in den auf den Altar­stufen liegenden Teppich, stolperte und fiel. Pfarrer Scheubeck sprang die Stufen herab, schob die Kinder zur linken Thüre hinaus, eilte auf den Attentäter zu, der sich eben aufrichten wollte, und hielt ihn fest. Es kam sofort Unterstützung und der Mann wurde festgenommen. Scheudeck hat keine Verletzung. Der Attentäter war bereits im Arbeitshause, lebte vom Betteln und soll das Attentat aus Rache verübt haben, weil der ArmenpflegjchaftSrat sein Gesuch um Ge­währung eines Wohnungsgeldzuschusses ab­gewiesen hatte.

Cassel, 9. Mai. (Ueberschwemmung.) AuS allen Teilen Kurhessens werden Uebcr- schwemmungsnöte andauernd gemeldet. Die Fulda nebst ihren Nebenflüssen steigt weiter, Wolkendrüche haben verheerend gewirkt.

Eiae Familie erstickt. Erstickt ist in

Taugermiiude durch Einaihmen von Dämpfen einer eisernen Grude, die im Schlafzimmer ausgestellt war, eine aus vier Personen be­stehende Familie. Als am Mittwoch Morgen Handwerker in die Wohnung kamen, bot sich ihnen ein schrecklicher Anblick dar. Sämt­liche Familienmitglieder lagen in den Betten, das jüngste Kind von l'/i Jahr war tot, die anderen waren besinnungslos. Trotz aller Mühen, sie am Leben zu erhalten, sind doch am Donnerstag ein Kind von 6 Jahren, der Arbeiter Häusler und die etwa 60jähr. Witwe Schmidt, die sich bei letzterem in Pflege befand, verschieden. Die Frau des Arbeiters H. lebt noch, ist jedoch noch immer besinn­ungslos und an ihrem Auskommen wird ge- zweifelt.

Paris, 9. Mai. Der von Basel kom­mende Schnellzug stieß heute Nachmittag bei der Station Foulaln mit einem Personen­zug in einem Tunnel zusammen. Di« Zahl der Toten wird auf 4, die der Verletzten auf 15 angegeben.

Davos, 3. Mai. Die Errichtung einer deutschen Heilstätte für minderbemittelte Lungen­kranke scheint jetzt gesichert- Ein im Februar d. I. in Berlin verstorbene Arzt aus Han­nover hat letztwillig als Belriebsrrserve 100 000 ^ hinterlassen. Das Davoter Heil- stättenkomite verfügt außerdem zur Stunde über ein Baukapital von 116 000 ^-6 , so daß cs zum Bau aus Deutschland nur noch weiterer 100 000 bedarf. Somit kann die Verwirklichung der deutschen Heilstätte in DavoS schon als gesichert angesehen werden.

Hongkong, 10. Mai. Nach hierher ge­langten Meldungen aus Manila hat Admiral Dewey die Ueberzeugung gewonnen, daß die Rebellen in Manila auch für ihn gefährlich werden und daß unter diesen Umständen weder er noch die Spanier ihrer Herr wer­den könnten. Die Engländer in Manila haben dem Admiral Dewey eine Denkschrift überreicht, in welcher ihre kritische Lage dar- gelegt wird. Die ganze Stadt leide Hunger. Die englischen SchiffeJmmortalite" und Linnel", der französische KreuzerBruix" sowie ein japanisches Kriegsschiff liegen vor Manila.

Washington, 10. Mai. General Miles und sein Stab gehen wahrscheinlich heute von Tampa ab, um an der ersten kubanischen Expedition leilzunehmen. Alle Truppen in Chickamauga haben Befehl er­halten, heute Nacht sich in Bewegung zu setzen, und zwar die gesammte Infanterie und das dritte und sechste Kavallerie-Regi­ment nach Tampa, das erste und zehnte Kav - Regmt. nach New Orleans und das zweite Kav.-Regmt. nach Mobile. Die kathol. Erzbischöfe der Ver. Staaten haben einen Brief verfaßt, der kommenden Sonntag in allen Kirchen verlesen werden soll und G-- bete anordnet für den Erfolg der amerika­nischen Waffen und für die Ruhe der Seelen der im Gefecht Gestorbenen.

London, 11. Mai. Die,,Daily News" melden vom gestrigen Tage aus Key West, vas an Bord desTransporldampfersGusste" verladenen Kriegsmaterial umfasse 7000 Ge­wehre, 200,000 Patronen und verschiedene Galling-Geschütze, ferner Nahrungs- u. Arz­neimittel für die Aufständischen.

Tampa, 10 Mai. Das Transportschiff Gussic" ging heule Nachmittag mit 2 Kom­

pagnien amerikanischer Soldaten an Bord nach Kuba ab.

Arbeiterpartei oder Revolutions­partei? Wer hat Recht, Naumann ober ich? Mahnruf eine« deutschen Arbeiters an seine Genossen von Theodor Lorentzen, Ar­beiter auf der Kaiserlichen Werst in Kiel. Verlag von Lipstus und Tischer in Kiel. Preis ^ 0,50, in Partien billiger.

Unsere Leser werden sich noch des ge­waltigen Aufsehens erinnern, das vor ca. 1>i, Jahren das Erscheinen der Broschüre Die Sozialdemokratie in Theorie und Pra- xis" von dem Kieler Werftarbeiter Theodor Lorentzen erregte. In weniger als 4 Mo­naten wurde sie in 20 000 Exemplaren in ganz Deutschland verbreitet. Heute tritt nun der Verfasser mit einer neuen Broschüre an die Oeffenilichkeit, die die frühere an Wich­tigkeit bedeutend übertreffen dürfte, zumal sie gerade rechtzeitig kommt, um auf die dies- jährigenReichslagswahleneinwirken zu können.

In erster Linie wendet Lorentzen sich auch hier wieder gegen die Sozialdemokratie, deren volksverhetzendes, staatsfeindliches Treiben er mit einfachen, aber treffenden Worten klar zeigt. Durch die von der Sozialdemokratie seit, einigen Jahren angewandte veränderte Taktik läßt er sich ebensowenig täuschen, wie der Weinkenner durch ein falsches Etikett auf der Weinflasche. So steht er in direktem Gegensatz zu Pastor Naumann, der in dieser veränderten Taktik den Anfang einer Spal­tung der Sozialdemokratie zu sehen und mit dem bürgerlichen Flügel dieser Partei prak« tieren zu können glaubt.

Klar und deutlich zeigt Lorentzen, daß die Sozialdemokratie niemals für die Inte­ressen der Arbeiter eingetreien ist und auch nicht für dieselben eintreten will, weil gerade durch die Verbesserung der Lage der Arbeiter die herrschende Unzufriedenheit gemildert und dadurch der Sozialdemokratieder Wind aus den Segeln" genommen werden würde. Gerade die Sozialdemokratie ist es, die die Rechte des Arbeiters immer und immer wie­der mit Füßen tritt, und die die ganze Ar­beiterschaft Deutschlands unter ihr Joch zwingen will. Mit ihren schönen Grund­sätzen, wieFreiheit der Rede und Presse" ist es eitel Humbug; der Arbeiter soll nur dieFreiheit haben, das zu sagen, was die an der Spitze stehenden Revolutionäre ihm vorsagen; wer eine andere Meinung zu äußern sich unterfängt, derfliegt hinaus!"

Jeder Arbeiter, Jeder, der Interesse hat für daS Wohl der arbeitenden Klassen, sollte die Broschüre lesen und zu ihrer Weiter» Verbreitung beitragen. Namentlich Fabrik­besitzern empfehlen wir die Schrift zur Ver­teilung unter ihre Arbeiter; für größere Bezüge hat die Verlagsbuchhandlung erheb­lich billigere Partiepreise festgesetzt. Deutsches Volk, höre die Stimme eines deiner Arbeiter!

.-. (Zweierlei Noten.)Herr Kommer» zienrat sehen ja so abgespannt aus!" Ja, mein Lieber, habe auch mehr zu ar­beiten, als ein Pianist!"O, Sie scher­zen wohl ?!"Durchaus nicht. Sie ver­dienen ja das Geld spielend!"Ich wollte nur, ich hätte Ihre Noten dazu!"

.-. (Einziger Grund.)Da find' ich noch ein Markstück in meiner Hose I . . . Muß ich aber einen Kanonenrausch gehabt haben, daß ich das gestern nicht auch ver­soffen Hab'!"

Aedgktion, Druck und Verlag »»u Beruh. H »s« a « » in Wildhgtz.