ES braust des Lenzes Heroldsruf frohlockend durch die Lande,

Zersprengend wie mit Zauberkraft des Winters letzte Bande

Was noch bislang in starrem Bann in Wald und Flur gelegen

Zu neuem Leben ist's erwacht, verkündend künft'gen Segen!

Beseligend durch die Natur geht jetzt ein frisches Wehen

All überall da sproßt's und keimt's vom Thal bis zu den Höhen!

Zum Licht! Zum Licht!" Gar mächtig klingt's bis in die fernsten Klüfte Zum LichtI Zum Licht!" Hell tönt's hinab bis in die tiefsten Grüfte!

Durch Nacht zum Licht!" Verheißungsvoll ist's einstmals schon erklungen Als Christus sich aus Grabesnacht siegreich emporgerungen

O erstes großes Ostern du, wie strahlt doch deine Sonne Auf Erden noch zum heut'gen Tag zu unser aller Wonne

Wir kennen deine Botschaft wohl, die klingt wie Himmelssphären,

Was einst der Welt verkündet ward, o, dies muß ewig währen:

Es giebt kein Sterben und Vergeh'n, nein, stets nur neues Leben

So mög' dies Osterwort auch heut' die Herzen uns erheben!

Willkommen d'rum, o Ostertag in deinem Wunderrauschen

Wir wollen deiner Botschaft all' mit Zuversicht froh lauschen O, senke deinen Segensstrahl hinein in alle Herzen,

Und zünd in ihnen flammend an der Hoffnung Freudenkerzen Was noch von winterlichem Leid lag in der Brust verborgen: Verscheuche es mit deinem Hauch, du hehrer Ostermorgen

Laß gläubiges Vertrau'n in uns auf's Neue voll entsprießen: Wohlan, so wollen alle wir dich, heil'ges Ostern, grüßen!

AusderIrrsahrt des Mens.

Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska.

(Nachdruck verboten.)

27 .

Herr Hypgrave suchte den unbefriedigen­de» Streit zwischen Herrn Jork und dem Gärtner Krahn tiefer auf den Grund zu kom­men. Die eigenthümliche Thatsachc, daß Einer von Ihnen mehrere Stunden früher als der Mord bekannt war, Kenntnis von demselben gehabt hatte, setzte alle Welt in Verwunderung; auf Herrn Maskell, einen sehr scharfsinnigen Mann, machte es. einen seltsamen Eindruck. Wer Anders konnte S'unden, bevor die Leiche aufgefundcn wurde, von dem Morde wissen, als der Thäter selbst?" sagte er.

Sehr wahr, meinten die Leute, aber Krahn und seine Frau sind über einen solchen Ver­dacht erhaben und Sir Jork doch erst recht.

Das muß genau untersucht werden, be­schloß Herr MaSkell, und ich werde dafür sorgen, daß alle Drei vor den Richter ge­stellt werden.

Bevor der Tag, ein Freitag, zu Ende war, saßen die Milder des Pächters hinter Schloß und Riegel; cs waren zwei Männer, an deren Schuld kaum noch zu zweifeln war. Außer dem geraubten Eigentum Lolh's, das man ohne Ausnahme bei ihnen vorfand, sprachen auch noch andere Beweise gegen sie. Die beiden Männer hatten Nachmittags mit noch einem andern verdächtigen Subjcct, einem Manne Namens Hung in der Stadl h> rumgetrieben. Man nahm allgemein an, daß dieser Dritte bei der That zugegen ge­wesen sei, aber jetzt konnte man ihn nicht finden. Die beiden Morde mußten fast zu gleicher Zeit begangen worden sein, und war es daher nahezu unmöglich, daß dieselbe Bande beide Verbrechen verübt haben könnte.

Die gerichtliche Untersuchung wurde für Montag festgesetzt, da der Richter sie nicht früher abhallen konnte und der arme Jansen lag in seinem eigenen Haus, dessen Außen­seite Tag und Nacht von einer Menge Neu­gieriger belagert war, die Stundenlang auf der Straße standen und nach den dichtver­hängten Fenstern sahen. Sonnabend Abend wurde ihre Ausdauer damit belohnt, daß sie Zeuge von der Ankunft von Doctvr Jansen'ö Mutter sein konnten, die von auswärts Her­de rufen worden war.

Es war nicht zu verwundern, daß sehr starker Verdacht auf Herrn Jork fiel. Seine Eifersucht auf seine Frau und Doctvr Jansen gaben Veranlassung dazu. Einige Neben­umstände, die allerdings nur Frau Aork be­kannt waren, erhöhten nur den Verdacht. Sein langes Ausbleiben an dem Abend, seine Entschuldigung, er sei bei dem Nebel vom rechten Wege abgekommen, daß er heimkehrend sich im Dunkeln in sein Schlafzimmer schlich und sich gegen seine sonstige Gewohnheit völlig umkleidete, waren nur Kleinigkeiten, aber baß er so frühzeitig Kunde von dem Morde gehabt hatte I Frau Jork halte auch die Vermutung der Aerzie gehört, daß die Schläge aller Wahrscheinlichkeit nach von einer Flinte herrührlen, und es durchzuckte sie, wenn sie daran dachte. Hatte ihr Mann die seinige mit nach Hause gebracht? Sie wußte es nicht. Ebensowenig konnte sie wegen der Kleider, die er getragen hatte, befrie­digenden Aufschluß erlangen, denn Herr Jork war sehr eigen mit seinen Kleidungsstücken und besaß mehrere Jagdanzüge. Der ent­setzliche Verdacht raubte ihr fast die Sinne, und doch war der Gedanke zu furchtbar, als daß er hätte begründet sein können.

Am Sonntag Morgen erschien Frau Aork zwar beim Frühstück, aber sie gab vor, sie fühle sie nicht wohl genug, um mit in die Kirche gehen zu können ; vielleicht war es auch keine leere Ausrede, denn sie sah wirklich recht angegriffen aus. Und so ging Herr Aork, von Fräulein Hardisty und Henry be­gleitet, allein zur Kirche. Kaum waren sic fort» so begab Maria sich in ihr Schlafzim­mer und schloß sich in dasselbe ein.

Eine verzweifelte Entschlossenheit lag auf ihrem Gesicht; sie konnte die entsetzlichen Be­fürchtungen, die Ungewißheit, die Tag und Nacht wie ein Alp ans ihr lagen, nicht länger ertragen, und nun das Haus frei war von Allen, die sie stören konnten, wollte sie suchen noch Beweisen nach der Flin:e. Das war ihr Ziel I Hatte er sie, mit seinem Ver­brechen befleckt, auf dem Wege nach Hause weggeworfen, oder hatte er sie mit heimge­bracht und irgendwo verborgen? Es stand eine Flinte an dem gewöhnlichen Platze aber war das auch dieselbe, die er an jenem Tage bei sich gehabt hatte?

In dem Schlafzimmer befand sich ein altes Möbel, halb Schrank, halb Commode, schwarz vom Alter, sehr lang und schmal. Herr Aork hatte gelacht, alö er es bei ihrem Einzug in das Haus bemerkte und

scherzend gemeint:Nun, das ist lang genug, um einen Sarg darin auszubewahren." Er hatte es sich zu seiner alleinigen Benutzung genommen, und das war der Gegenstand von Frau Aork's Furcht; wenn die Flinte im Hause versteckt war, so war sie hier darin.

Mit Hülfe eines Werkzeugkastens und nach langem vergeblichen Bemühen war es ihr endlich gelungen, den Schrank ein wenig von der Wank abzurücken. Ihre Absicht war, von der Rückseite einzudringen» sich zu über­zeugen und den Schrank wieder an seinen Platz zu rücken. Ein Hammerschlag nach dem andern I Es kümmerte sie nicht, ob die Dienerschaft den Lärm hörte oder nicht, ihr Entschluß war ein verzweifelter. Sie ließ sich die Mühe nicht verdrießen und endlich gab die hölzerne Rückseite nach.

Ach I Es bedurfte keines zweiten Blickes ! Da lag die Flinte zerbrochen I In wie viel Stücke, das konnte sie nicht zählen, nicht um die Welt hätte sie die berühren können, sie worin naß, als ob sie mit Wasser ge­tränkt waren, um sie zu waschen und lagen auf einem feuchten Jagdanzug.

Frau Aork wankte und faßte bleich und entsetzt nach einer Stütze. Jetzt war kein Zweifel mehr: ihr Mann war Eduard Jan- sen's Mörder.

Und sie raffte sich an allen Gliedern zitternd wieder auf, brachte Alles wieder in seine frühere Ordnung schob den Schrank wieder an die Wand.

Sobald ihr Gatte denselben öffnete, mußte er freilich doS Loch sehen und entdecken, was sie gethon hatte. Dos war jetzt gleich; wo­für hatte sie jetzt überhaupt noch Interesse im Leben?

(Fortsetzung folgt.)

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Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.