Rundschau.

Stuttgart, 30. März. Die Herzogin Elsa von Württemberg (Tochter des verstor­benen Herzogs Eugen und der Großfürstin Wera von Rußland), seit 6 Mai 1897 ver­mählt mit dem Prinzen Aibxeckt von Schaum- burg-L'ppc (einem Bruder der Königin Char­lotte von Württemberg), Oberlieutenant im Dragonerregiment Prinz Albrecht Von Preu­ßen Nr. 6. zu Brünn, ist an, Montag von einem Knaben glücklich entbunden worden.

Stuttgart, 31. März. In der heutigen gemeinschaftlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien gab Oemann Georg« bekannt, daß der Bürgerausschuß mit allen gegen 2 Stim­men der Ausführung eines großen Rathauses am Marktplatz bis zur Küferstraße zugestimmt habe. Desgleichen hat der Bürgerausschuß mit allen gegen 4 Stimmen die Ermäßigung der BürgerrechtSgebuhr mit 16 gegen 4 Stim­men genehmigt.

Stuttgart, 30. März. (Von einem netten Stückchen des Bureaukratismus) berichtet laut S. M." ein hiesiges Korrespondenz Bureau. Montag nachm, kam beim Exerzieren auf dem Cannstatter Wasen ein Soldat der Stuttg. Garnison so unglücklich zu Fall, daß er einen Beinbruch erlitt. Der Bat.- Komm. ließ sofort den Stuttg. Sanitäts­wagen holen. Derselbe durfte ober nach den Vorschriften über die Benützung des Kranken­transportwagens" die Stuttg. MarkungS- grenze nicht verlosten, also auch die König Karlsbrücke nicht überschreiten. Dem Major, der bei dem verunglückten Soldaten verblieb, war nun kein anderer Ausweg möglich, als eine Tragbahre von Stuttgart kommen zu lassen. Aus dieser wurde nun der verun­glückte Soldat, der nahezu 2 Stunden auf dem zur Zeit nicht eben warmen Boden hatte liegen müssen, über die König Karls­brücke getragen, in den auf Stuttg. Markung haltenden Sanitätswagen eingeladcn und dann in das hiesige Garnisonslazaret verbracht." Wenn wirklich der Fall sich so zuge­tragen hat, was im Einzelnen schwer zu kon­trollieren ist, kann man nur sein Bedauern über diese allzu bureaukratische Anwendung einer im Grundsatz vielleicht richtigen Ver­ordnung aussprechen.

In einem größeren Weißwarengeschäft der Rothebülstraße in Stuttgart wurden zu Beginn dieser Woche an zwei auseinander­folgenden Abenden Einbrüche verübt. Hier­bei wurden Geldsummen in der Höhe von 1200^. und 500^ gestohlen. Der Ver­dacht lenkte sich sofort auf einen Bediensteten des Geschäfts, der den» auch seitdem spurlos Verschwunden ist und trotz oller Nachforsch­ungen bis jetzt nicht beigebracht werden konnte.

Reutlingen, 30. März. Die bürgerlichen Kollegien haben in ihrer letzten Sitzung zur dauernden Erinnerung an die 30jährige, er­sprießliche Wirksamkeit des zurückgelretenen Oberbürgermeisters v Benz die Gründung einer seinen Namen führenden gemeinnützigen Stiftung beschlossen und zu diesem Zwecke aus dem Gemeindcvermögen den Betrog von 6000 ^ als Grundstock zugewiesen. Das Vrrfügungsrecht über die Erträgnisse aus dieser Stiftung ist dem zurücktretenden Stadt- oberhaupl zuerkannt worden.

FreudenstM, 30. März. l^Brandfall.) Die dem Schreinermerster Weikert hier ge­hörige Werkstälte brannte heule nacht mit sämtlichem Holz- und Möbelvorrat vollstän­

dig ab. Die Feuerwehr mußte sich darauf beschränken, die stark bedrohten Nachbarge­bäude zu schützen. Ueber die Entstehungs­ursache des Brandes ist noch nichts bekannt.

Hall, 28. März. Lebhafte Rührigkeit der hiesige» SanitäiSkolonne ließ auf ein Unglück schließen. Im benachbarten Markt­flecken Steinbach war der verheiratete Ober müller Hermann der Probst'ichen Gipsfabrik vom Räderwerk erfaßt, ins Getriebe hinein­gezogen und chm der rechte Arm wrggerissen worden. Die übrigen äußerst schwere» Ver­letzungen ließen nichts Gutes ahnen. Der Bedauernswerte, weicher mit vieler Mühe dem Getriebe entrissen werden konnte, hat diese Qualen bei vollem Bewußtsein zu über­siehe« gehabt. Ein baldiger Tod hat ihn im hiesigen Diakonissenhaus von seinen Schmerzen erlöst.

Konstanz, 30. März. (Feuer). Die Brauerei Buck ist vollständig abgebrannt. Durch heftigen Westwind war daS enge Nie- dersburgviertel sehr gefärdet.

Mannheim, 30. März. Der Stadtral beschloß die Aufhebung des Oktrois auch auf Wildbret, Geflügel und teure Fische.

An frischem Obst wurden im Vorjahr für 30 500 000 in Deutschland einge­führt, und faßt ebensoviel an getrocknetem Obst. Könnten wir nicht das Geld im Lande behalten und mehr Obst produzieren?

Aus Straßburg i. E. berichtet die dortigeBürger-Zig." : Mann, Frau, Toch­ter und Schwiegermutter machten kürzlich einen Spaziergang ins Freie. Der Papa der Familie ist ein sparsamer Mann, der schon etliche hundert Märkteauf die Seite gelegt hat." Das Geld bildet auch den Stolz der Frau Mutter. Mit ArguSaugen bewacht sie den Schatz und wehe dem, der die Büchse ins Rollen bringen sollte. DaS Vermögen, ca. 1800 war zum Teil in guten Bank­noten und zum andern Teil in schönen Gold­stücken angelegt. Also, wie gesagt, die Fa­milie flog aus, aber damit keines Räubers schnöde Habsucht dieRuhe dcS schönen Geldes störe, verbirgt die Mutier kurz entschlossen

alles im Ofen, 's isch guet I Die Fa­milie gehl sp-zieren; der Abend mit seiner erquickenden Kühle bricht herein und bringt all die Menschenkinder wieder unters schütz­ende Dach zurück. Auch besagte Familie kehrt heim. Alle fröstell's. Da macht daS Töch­terlein ein kleine- Feuer im Ofen und bald heimelt eine trauliche Wärme die Hausge­nossen an Und dann erinnert sich die Mut­ter des Geldes. Ja, das war eine schöne Bescheerung, alles, alles war futsch . . . Von den blauen Scheinen ein wenig Asche, vom Gold ein vermindertes Klümp­chen, das für den Goldschmied brauchbar war.

Wer den Schaden hat, braucht lül den Spott nickt zu sorgen.

Ein Moltkedenkmal. Im Reichs- lagSgebäuve trat unter dem Vorsitze des Präsi­denten eine Reihe Abgeordnet>r aller Parteien außer den Sozialdemokraten zusammen um über die Errichtung eines MoltkedenkmatS in der Reichshauptstadt zu beraten. Die Er­richtung wurde freudigst begrüßt und für erwünscht erklärt.

Schrecklich bestrafter Uebermut. Ein ungewöhnlicher Unglücksfall ereignete sich in Pasing bei München. Der dortige Maler Alfred Lönert stieg aus Mutwillen auf ein Fensterbrett, von dem aus er die Drähte einer elektrischen Leitung fasten konnte, um

sich elektrisieren zu lasten. Gr konnte aber nicht mehr davon wegkommen und hing fast 3 Minuten am Draht in der Lust, bis ihm Hilfe wurde. Er liegt jetzt in schrecklichen Konvulsionen im Kr »k-nhause von Pasing; an seinem Autkomme» wird gezweifen. Der von ihm empfangene Strom soll eine Stärke von 120 Volt gehabt haben.

Eine furchtbare Situation. Man schreibt demZ. B. C " aus Nizza:Die Selbstmorde sind wegen Monte-Carlo an der Riviera so härfig, d> ß man von ihnen nur selten Notiz nimmt, besonders wenn eS sich um einen Spieler handelt. Aber ein Selbst- mvrddrawa, das sich im Hotel Windsor ab- ipiklle, Hai doch die ganze Stadt mit Ent­setzen erfüllt. Ein englischer Herr, Mr. Stuart, der sich mit seinem Bruder und einer Krankenwärterin aus Gesundheitsrücksichten in Nizza aufhielt, wurde während des Essens von einem Magenkrawpf befallen. Der Bru­der wollte einen Arzt Herbeibolen und ließ den Kranken mit der Wärterin allein. Mr. Stuart eilte zum Fenster, um sich auf die Straße zu Hinabstürzen. Die Wärterin hielt ihn fest und schrie um Hilfe, wurde ober von dem Kranken überwältigt. In dem Augenblicke, da er zum Fenster hinausspringen wollte, kam der Besitzer des Hotels herbei und faßte den Selbstmörder am Arme. Mr. Stuart sprang trotzdem ad und hing nun, drei Stockwerke hoch, an der Hand des Hotel­besitzers. Zwischen Beiden entspann sich ein grausiger Kampf. Mr. Stuart hatte eine Gabel in der Hand, mit der er seinem Retter Stich über Stich in den Arm versetzte. Vom Zimmer aus bemühten sich andere Personen vergeblich, dem Hotelbesitzer zu Hilfe zu kommen. Auf der Straße versammelte sich eine schreiende Menge, auch der Bruder des Selbstmörders mußte das entsetzliche jSchau- spiel von unten aus mit ansehen. Schließ­lich erschöpfte sich die Kraft dcS Hotelbesitzers. Mr. Stuart stürzte auf das Stroßenpflaster und zerschmetterte sich Schädel und Rückgrat. Er war auf der Sttlle tot.

Bern, 28. März. In der letzten Nacht trat hier starker Schnecfall, wie auch in der ganzen Westschweiz, ein. In Lausanne liegt der Schnee '/r m hoch. Zahlreiche Telephon- und Telegraphenlinien sind unterbrochen. Der Simplon -st nicht paiflcrbar. Dort liegt brr neue Schnee 2 m über dem alten, der 1 m tief ist. Dir Reisenden in Berissat sind eingeschneit.

HMe man Ipricht.) Guter Rat ist lener sagte der Sanitälörat, da strich er ei» riesiaes Honorar ein.

Alles schon dagewese»! Dies Wort des be­kannten Weisen wird Lügen gestraft, wenn mau die soeben erschienene erste Aprilnummer des Uni- versal-Moden- und Familienblattes .Mode und Haus". Verlag John Henry Schwerin, Berlin ein­fleht, das außer einem im großen Styl gehaltenen Modcnblatt mit Moden-Genrebildern, zu jeder lätägigen Nummer einen großen Schnittmuster­bogenbringt; ferner eine gehaltvolle, reich illustriert, Bellestnstik, zu welcher u. A. Nataly von Eschstruth und Dr. Adalbert von .k-anstein Ostergaben beige­steuert haben; eine illustrierte HauSfrauen-Zeitung; eine vierseitige Musikzeitung (darunter eine nach­gelassene Composition Karl Loewes); ein Damen- WitzblattHumor" ; eine medizinische Zeitschrift Aerztlicher Rathgeber" ; eine illustrierte Jugend- ZeitschriftKinderwelt"; eine Rätsel-und Schach- Zeitung ; eine Handarbeiten-Zeitnng rc. Dennoch kostetMode und Hauö" nur 1 Mk. vierteljähr­lich, mit 8seitiger Romanbeilage, Colvriert und Musterfrisnren 1,25 Mk. Abonnements bei allen Buchhandlungen und Postanstalten. Gratisprobe­nummern durch erste« und den Verlag John Hemd Schwerin, Berlin V. ss. '