Englands Patttik mit den drei Kugeln.

London, 20. Jan. (Drahrb. W.-B.) Chamber- t a i n trat in seiner gestern gehaltenen Rede für die Koa­lition ein. Er sagte, Großbritannien habe sich erneut als die Achse erwiesen, um die sich Europa drehe. Die Stabi­lität Englands sei die größte Hoffnung Europas. Lloyd George habe heute in Europa den größten Einfluß und er wende diesen Einfluß für den Frieden Europas an. Die größte Aufgabe der Koalition sei. die Harmonie der Alli­ierten aufrecht zu erhalten und hauptsächlich Frankreich zu helfen, das das größte Opfer und der größte Held des letzten Krieges gewesen sei. Großbritannien müsse seine alte Freundschaft mit Japan aufrecht erhalten und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln engere Beziehungen mit den Vereinigten Staaten anstreben. Der Frieden Europas sei noch nicht gesichert. Tie Welt sei tief erschüttert. Für Las Werk, das noch nicht beendigt sei. brauche man mehr als einen engherzigen Parteikampf. Das Bündnis mit den Liberalen würde nicht gebrochen werden.

Ausland.

Verschlimmerung der Krankheit des Papstes.

Rom, 20. Jan AIS dem Papst die Sterbeiakramentc erteilt wurden, waren 18 Kardinale zugegen. Da- Befinden de- Papstes hat sich noch weiter verschlimmert. Gegen 11 Uhr vormittags mutzte ihm Sauerstoff zugeführt werden Am Krankenlager weilen außer dem Vorsteher der päpstlichen Sakristei, Msgr. Zampini, der Zere- monienmeisterpräfckt Msgr. Neipigh, und der Geheimkämmerer Msgr Mique. In allen katholischen Schulen und Wohltätigkeitsanstalten Roms werden Gebete verrichtet.

Rom, 20. Jan. 7.45 Uhr abends. Nachdem der Papst die Wegzehrung erhalten hatte, hatte er eine Besprechung mit dem Kardinalstaatssekretär, die etwa 20 Minuten dauerte und bei der sonst niemand zugegen war Kardinal Gasparri ist päpstlicher Kämmerling und man schließt da­her. daß der Papst ihm seinen letzten Willen hat Mitteilen wollen.

Rom. 20. Jan. 8.10 Uhr abends. Der Papst der sich seine volle Eeistesklarheit bewahrte, folote der Verlesung des Glaubensbekenntnisses durch den Ober-Pönitenziar, Kardinal Giorgi, mit tiefer Bewegung. Nach der Kom­munion sa^te der Papst zum Kardinal Eili: Ich bitte, mich der Jungfrau von Pompini im Gebet zu empfehlen. Bevor dem Papst das Viatikum gereicht wurde, erteilte man ihm die letzte Oelung.

Lrbeiteraussperrung in Dänemark.

Kopenhagen, io. Jan. Ter dänische Arbeilgeververein spricht in einem Schreiben an die Vereinigten Gewerkschaf­ten Dänemarks die Au-äperru»q der Arbeiter aus, deren Vertrüge am l. Februar ablausen. Die Aussperrung.be­trifft 80 000 Arbeiter. In Betracht kommen u. a. das Bau­fach, die Eiien- und Holzindustrie, die Textilfabriken, Ziegeleien und Schiffswerften._

Deutschrand.

Reichstag.

Berlin, 19. Jan. In der Sitzung des Reichstags, der nach Ss:ihnachtspause heuie nachmittag um 3 Uhr wieder zujammentrat, geoachle Präsident Lobe zunächst des verstorbenen Abgeordneten Del­brück (D.N ), worauf bas Haus eine Reihe von Gesetzentwürfen, so den betreffend die Vereinfachung dcS Aufgebotsverfahrens, die Errichtung einer Reichsausjührungsbchörde für die Unfallversiche­rung, die Heranziehung 0er Frauen als Schöffen und Geschworene, sowie die Gleichstellung der Frauen >n der Justiz den zuständigen AiiZ'chüssen überwies. Bei der Beratung des Gesetzes betreffend d.e Entichädigung der zur Auswahl Ser Schöffen und Geschwore­nen berufenen Vertrauensmänner erklärte RelchSjustizminister Rad- bcuch in Bezug auf eine diesbezügliche Forderung des Abg. Ro- senf-ld (USP.), er glaube eine Heranziehung der Arbeiter durch eine Erhöhung der Bezüge und eine Umgestaltung der Auswahl er­möglichen zu können. Im März werde ein entsprechender Entwurf fcruygesiellt fein Hierauf wurde das Gesetz in allen drei Lesungen angenommen. ES folgte die Interpellation der Demokraten wegen der Finanznot der Gemeinden, die von dem Abg Külz begründet wurde und die eine Reichsgemeindeordnung, jedoch ohne Be­schränkung der Selbstverwaltung forderte. Reichssinanzminister Tr. Hermes erklärte, sobald in der Tteuersrage eine Entscheidung ge­fallen sei, gedenke er eine Aussprache mit den Ländern und Gemein­den hcrdcizuführen Das Reich sei zu Vorschüssen bereit und habe b.Slier schon solch« in Höhe von 5 Milliarden geleistet. Es könne aber nur mit den Ländern Verkehren und wolle weder in die Selb­ständigkeit der Länder noch die der Gemeinden eingreifen. Nach weiterer Debatte, an der stch die Abgg Heymann (Soz): Dr. Ber­schel (Ztr). Bcrndt (TN) und Scholz (TV ) beteiligten, wurde die Weilerveratung auf morgen vertagt. Die nächste Sitzung be­ginnt Freitag nachmittag.

Berlin. 20. Jan. Der Reichstag erledigte heute zunächst eine große Reihe von Kleinen Anfragen. U. a. wurde auf eine Anfrage Hergt und Genossen (D.N.) über den Stand des Verfahrens zur Ermittlung der Mörder Erzber - gers regierungsseitig erwidert: Unter der Beschuldigung, Schulz und Tillessen schon vor der Tat Beistand für die Zeit nach der Tat zugesagt zu haben, ist der in München wohn­haft gewesene Kapitänleutnant a. D. von Killinger in Untersuchungshaft genommen worden. Ueber das Ergeb­nis des Verfahrens kann noch nichts mitgeteitt werden. In München ist eine Eeheimorganisation mit politischen Zie­len entdeckt worden. Sowohl Schulz und Tillesfen als auch von Killinger gehörten der Oberleitung dieser Organisa­tion an. Für den Verdacht, daß auch die übrigen Mitglieder der Zentrale als Mitwirkende an Erzbergers Ermordung in Betracht kommen, hat sich kein genügender Anhaltspunkt ergeben. Nach Ueberweisung einer Anzahl Gesetzent­würfe an die zuständigen Ausschüsse wurde die Besprechung der demokratischen Interpellation über die Finanznot der Gemeinden zu Ende geführt, deren Ergebnis Abg. Koch (Dem.) in einem Schlußwort dahin zusammenfaßte, daß die reinliche Scheidung bei der Verteilung der Steuern nicht mehr zu umgehen sei. Die nächste Sitzung beginnt morgen Nachmittag 1 Uhr.

Amtliche Bekanntmachung

betr. Mehlpreiserhöhung.

Zur Durchführung der auf 15. Februar 1922 zu erwar­tenden Mehlpreiserhöhung ist von der Landesgetreidestülle angeordnet worden, wie folgt:

«Die Gültigkeit der Februarbrotmarken S, S, 7 und 8 wird beschränkt aus die Zeit vom 1k. bis 28. Februar 1922". Die Einlösung dieser Brotmarken vor dem 16. Februar 1922 ist daher unzulässig. Die Bäcker und Mehlhändler werden darauf hingewiesen, daß etwaige vor dem 18. Feb, ruart 1922 einqelösle Februarmarken 5 bis 8 bei der Fest­stellung des Mehlvorrats nicht abgeschrieben werden können. Bei dieser Gelegenheit wird nochmals darauf hin­gewiesen. daß die Brotmarken nur für denjenigen Monat Gültigkeit haben, für den sie bestimmt sind. Es dürfen die Brotmarken nicht vorher und können aber auch nicht nach­träglich eingelöst werden. Die Brotmarken vom abgelau­fenen Monat müssen so rrchtzeitig dem Bäcker oder Händler übergeben sein, daß solcher dieselben am ersten Markenab­lieferungstag im neue« Monat dem Kommunalverband zurückgeben kann.

Calw, 20. Jan. 1922.

Kommunalverband Oberamtmann GSs.

Bereitschaft der Sozialdemokratie zu einem Steuerkompromitz mit dem Zentrum?

Berlin, 20. Jan. Die sozialdemokratische Neichstags- fraktion hat gestern ihre Beratungen über die Steuerfrage abgeschlossen. LautVorwärts" wurde das Angebot der Reichsregierung in mehreren Punkten als nicht weitge­hend genug bezeichnet. Der Plan einer Zwanosanleihe ver­möge bei weiteren Zugeständnissen der Regierung viel­leicht zu einer Verständigung zu führen, wenn er als sicht­bares Opfer des Besitzes zu betrachten sei. DieDeutsche Allgemeine Zeitung" und dasBerliner Tageblatt" stau­ben. daß die gestrigen Beschlüsse der sozialdemokratischen Neickistagsfraktion eine Basis für Verhandlungen mit dem Zentrum darstellcn, die zu einem Steucrkompromiß führen könnten. Die erste interfraktionelle Sitzung zwischen Zen­trum und Sozialdemokratie finde heute statt. Im Anschluß an die gestrige Sitzung der sozialdemokratischen Neickis­tagsfraktion tagte der gemeinsame Steuerausschuß der bei­den sozialistischen Parteien in der Freien Gewerkschaft. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Man kam fedoch überein, nach Möglichkeit weiterhin in Verbindung zu bleiben und insbesondere wieder zufammenziitreten. wenn ein Ergeb­nis der heute beginnenden Verhandlungen zwischen Zen­trum und Sozialdemokratie vorliege. DerSozialistischen Korrespondenz" zufolge ging die Stimmung in der gestri­gen Sitzung dahin, daß im Falle einer Goldanleihe diese unter gewissen Voraussetzungen villeicht geeignet sein könnte, zu einer Verständigung über die ganze Steuer­srage zu führ. Tie demokratische Fraktion hat heute gleichfalls eine Sitzung abgebalten. Sollte ein Kompromiß in der Steuerfr'age zwischen Sozialdemokratie und Zentrum Zustandekommen, so würde eine interfraktionelle Bespre­chung mit den Demokraten und der Deutschen Polksvar- tei stattfinden, um eine sichere Mehrheit für den Kom­plex der Eteuerfragen zu gewinnen.

Berlin, 2l Ion Die gestrige iniersraktionclle Sitzung zwischen Zentrum und Sozmldemrkratie zur Beratung der Steuerangcle- genheit hat einen Weg zur Verständigung nicht ergeben. Vac allem konnte eine Einigung über die Frage der inneren Anleihe, die für die Sozialdemokraiie gewissermaßen die Grundlage der Verhandlungen bildet, nickt erzielt werden. Tie Verhandlungen sollen heute fortgesetzt werden.

Wie dieDeutsche Allgemeine Zeitung" hört, fand gestern abend beim Reichspräsidenten eine Besprechung mit den Führern der So­zialdemokratie unter Hinzuziehung des Reichskanzlers und des Reichsfinanzministers statt, in der gleichfalls die Steuefragen erörtert wurden. Auch die gemeinsamen Steuerausschüsse der beiden so­zialistischen Parteien und der Freien Gewerkschaften setzten gestern die vertraulichen Besprechungen fort. Dir Beratungen wurden je­doch abgebrochen und auf längere Zeit vertagt.

Die U. S. P. auch weiterhin für Er'iillungspolitik.

Berlin. 20. Jan. Als Antwort auf den Artikel des so­zialdemokratischen Neichstagsprüsidenten Lobe in der Breslauer Volkswacht" über das Ergebnis des Leipziger Parteitags der U.S.P.D. und die daraus zu ziehenden Schlüsse auf das fernere Verhältnis zwischen S P.D. und U.S.P.D. schreibt der unabbänaiae Abgeordnete Dittmann in derFreiheit", daß die U.S.P.D. die Politik der Regie- rungskoalition weiter unterstützen wolle, solange diese den Eriüllungsversuch des Bersailler Frisdensvertrags dar- stelle, eine Politik, die. wie Dittmann schreibt, die Koali­tion von der U.S.P. übernommen habe. Verlasse die Ne- aierunoskoalition dieses Programm, so habe die U.S.P. kein Interesse mehr die Regierung zu stützen.

Erbreiterung der Negierungsbasis »u München.

Berlin, 21. Jan. Blättermeldungen aus Münchenzu­folge hat die interfraktionelle Besprechung der Koalitions­führer des bayerischen Landtags die Vereinbarung ergeben, daß alle drei Regierungsrarteien (Bayerische Völksparte», Demokraten und Bauernbund) sich grundsätzlich für eine Koalitionserweiterung durch die Wiederaufnahme der Mittelparteien (Deutsch-nationale Bolkspartei und Deutsche Volksvartei) einverstanden erklärte.

Radikale Strömungen bei

den sächsischen Eisenbahnern.

Berlin, 21. Jan. Wie die Blätter aus Dresden melden, haben gestern die radikalen Elemente der sächsischen Eisen­bahner über die Köpfe der Gewerkschaft hinweg eine Streikleitung gewählt. Die Streikleitung soll heute Mit­tag den Ausstand der sächsischen Eisenbahner proklamieren, falls bis dahin die von ihnen aufgestellten Lohnforderungen nicht bewilligt sind. Sowohl der Deutsche Eisenbahnerver­band haben sich gegen den Ausstand erklärt. Die Eisen­bahnarbeiter der drei Dresdener Bahnhöfe haben mit großer Mehrheit beschlossen, sich dem Ausstand anzu­schließen.

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Das yrtett lm Prozeß Schließen.

Görlitz, 21. Jan. In dem Prozeß gegen die gräfliche Fa­milie von Schlieffen auf dem Waldschlotz bei Schönberg (Oberlar», sitz, Kreis Görlitz) wegen Anstiftung zum Morde an dem Grafen Georg Wilhelm von Schlieffen auf Schlieffenberg bei Güstrow in Mecklenburg verurteilte das Gericht die Gräfin Ella von Schlüssen wegen Aufforderung zum Mord zu 2 Jahren Gefängnis und 2 Iah. ren Ehrverlust, den Grafen Hans Heinrich von Schlieffen ebenfalls wegen Aufforderung zum Mord zu 1 Jahr 6 Monaten Gesang- nis, den Handelsmann Rössel aus Görlitz wegen Annahme der Auf- forderung zum Mord und wegen Vergehen gegen das Svrengstofs- gesetz zu insgesamt 3 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust, den Schlosser Herbert Slenschkc aus Berlin ebenfalls weqen An- nähme der Mordaufforderung zu 1 Jahr Z Mouaien Gefängnis.

Grotzfeuer.

Berlin, 20 Jan. Die Schokoladefabrik von Sarottl in Tempelhof stand heute nachmittag um 5 Uhr lichterloh in Flam. men. Der Tempelhofer Feuerwehr und der zur Hilfe geeilten Ber­liner Wehr war es bis dahin noch nicht gelungen, de« Feuer- Herr zu werden. Die in den Fabrikgebäuden aufgestapelten Vorräte an Spiritus und Likören, die zu Konfektfüllungen verwendet wer­den. sind explodiert. Da weitere Explosionsgefahr besteht, können die Löscharbeiten nur langsam fortschreiten. Es erscheint ziemlich ausgeschlossen, daß von dem Gebäude übcrbauvt noch etwas zu ret. tei. ist. Ob Personen in den Flammen umgekommen sind bat sich bisher neck n'cht feststellcn lassen, da ein Generalapvell her Ardei. ter und Angestellten in dem allgemeinen Wirrwarr nicht bat statt, finden können Etwa 35 Personen, die zum Teil schwere Rauch. Vergiftungen, zum Teil Brandverletzungen erlitten haben, mutzten ins Krankenhaus gebrach» werden.

Berlin, 21. Jan. Zu dem Riesenbrand in der Temnel- ha?er Fabrik der Sarotti-Werke melden die Blätter noch, daß es erst gestern Nachmitta" 6 Uhr der Feuerwehr ge­lang, die Gefahr weiteren Umsichgreifens des Brandes aus andere Baulichkeiten zu beseitigen. Das Hauptgebäude der Fabrik ist vollständig ausgebrannt, ebenso ein Teil des Neubaues, der sich an den Hauptbau anlehnt. Die ungeheuren Werte an Rohmaterialien, die in allen Stock­werken und in den Kellern lagerten, sind völlig vernichtet. Das Feuer soll durch Kurzschluß im Packinaterialienkeller entstanden sein.

Aus Stadl und Land.

Calw, den 21. Januar 1922. Diensterledigrrnz.

Die Bewerber um eine ständige Lehrstelle an der ka­tholischen Volksschule in Calw haben ihre Gesuche bis 30. Januar beim katholischen Oberschulrat einzureichen. Ge­legenheit zur Uebernahme des Organisten- und Chordiri- gentendienstes.

Gastspiel des Diktoriatheaters Pforzheim.

Am Freitag den 27. Januar gibt das Bikroriarheater Pforzheim, welches durch seine "vorjährigen Gastspiele noch in bester Erinnerung sein wird, imBasischen Hof" ein einmaliges Lperetten-Gastspiel. Zur Ausführung gelangt Der Vetter aus Dingsda", Operette in 3 Akten von Ed. Künnc^e. Das Stück wird sehr gut besprochen, und die Operettengesellichast bürgt für gute Leistungen, jodah mit einer gediegenen Ausführung zu rechnen ist.

Bortragsabend

der Spöhrerschen Höheren Handelsschule.

H Im vollbesetzten Saale desBadischen Hof' veranstattete die Spöhreriche Höhere Handelsschule für ihre Schiller einen Heite­ren Abend, zu dem auch Gäste aus der Stadt geladen waren. Für die Veranstaltung war der Humorist Emil Kühne gewon­nen worden, den man wohl zu den besten deutichen Vortragskünst- lern auf dem Gebiete der heiteren Muse, und speziell der Eharakter- komik rechnen darf. Herr Kühne zeichnet sich nicht nur durch ge. wandten, bis ins Kleinste durchgearbeiteten, freien Vortrag aus, seine Darbietungen sind vor allem den besten Vertretern des deutichen Hu­mors eninommen, der nicht auf Flachheiten oder plumpe Pikante- rien eingestellt ist. sondern neben dem Bestreben nach Schaffung einer fröhlichen Stimmung den Charakter feiner, versöhnlicher und darum ethisch wertvoller gesellschaftlicher Satire trägt Und gerade in der vernehmen Pointierung der stilistisch und gedanklich geschliffenen gesellschaftlichen Satire ist Kühne direkt ein Meister, weil er die be- wundernswürdlge Fähigkeit besitzt, die Sprache des Dichters und seine Tendenz durch Vortrag, Ausdruck und Gebärde mit einer sol- chen Prägnanz wiederzugeben, daß aus dem Stück ein lebendiges Bild von ursprünglicher Wirkung und köstlichem Reiz entsteht. Ob er nun sinnig-frohe Verse von Busch vonrägt, oder solche von Ale­xander Moszkowski über modern« Gesellschasiserscheinungen, ob er die humoristische Skizze interpretiert, überall wird das Motiv des Dicblers oder Schriftstellers zum ureigenen Erleben und ureigener Schöpfung seiner glänzenden Ausdruckskunst. Auch die Darbietun­gen mit der Laute waren ganz ausgezeichnet, und zwar sowohl in Bezug auf Auswahl wie Vortrag und Stimme Daß det solchen künstlerisch hochwertigen Leistungen die Zuhörer von Anfang bis Ende in des Wortes bester Bedeutung unterhalten wurden, braucht wohl nicht besonders betont zu werden und so reihte sich der Abend würdig in den Kreis der vorbildlichen künstlerischen Tardieiunven ein, deren Pflege sich die Anstaftsleitung stets angelegen sein lätzt.

Produktionssleigerung bei un srem Geflügel.

Auf Veranlassung des landw. Hausjrauenver- eins Calw hielt am Mittwoch Abend Fräul. Denk von der Württ. Landwirtjchastskammer im Dreih'schen Saale in Calw einen Vortrag über das Thema: Produk- tionssteigerungbei unserem Geflügel. Frau Fabrikant S a n n w a l d - Calw begrüßte als Vorsitzende des landw. Haussrauenvereins, in kurzer Ansprache die Er­schienenen und erteilte hierauf Fräulein Denk das Wort zu ihrem Vortrag. Mit einem kurzen Urberblick über die Einfuhr von Geflügel und Geslügelprodukten aus dem Aus­lande vor dem Kriege und über unsere gegenwärtigen wirt­schaftlichen Verhältnisse begründete sie die Notwendigkeit einer Steigerung der Jnlandsproduklion. Es werde deshalb