Schaden angerichtet. Der Hauptträger der Telephonzentrale mit mehr atS 1200Drähten wurde geknickt; in der Stadt sind mehr als 2000 Leitungen zerstört. Die Ausbesserung wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
CM in Steiermark, 2. März. (Folgenschwrer Faschingsscherz.) Die Bewohner des OrteS Wotschna sehnten sich schon lange nach einemeigenen Pfarrer. Die Männer des benachbarten St. Martin brachten ihnen am Faschingsdienstag einen Pfarrer aus Stroh. Die von Wotschna fielen über ihre spott- süchtigen Nachbarn her und es kam zu einer förmlichen Schlacht. Viele Verwundete blieben auf dem Platze. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.
— Treu bis in den Tod. lieber ein Beispiel seltener tierischer Treue wird der deutschen Tierschutzzeitung „Ibis" aus Pisek geschrieben : Der erzbischöfliche Heger inOlsan, H.-rr Johann Boclavicek, starb gegen Ende des vergangenen Winters als aller Junggeselle in seiner Hegern. Die einzigen Getreuen, die ein halbes Menschenalter um ihn gewesen waren, waren sein Jagdhund und die Hauskatze. In der Zeit vor der Beerdigung wichen die beiden Tiere nicht von
seiner Leiche und gaben in den kläglichsten Lauten ihrer Trauer Ausdruck. Am Tage nach dem Leichenbegängnisse fand man den Hund vor der geschlossenen Friedhofthür erfroren auf. Noch größer aber war das Erstaunen der FrtedhofSbesucher, als sie an das Grab des alten HegcrS traten. Auf dem Grabhügel lag die Hauskatze im Schnee — ebenfalls erfroren.
— (Maikäfrrjahr.) Ein Flugjahr der Maikäfer soll das heurige sein, wo man jetzt auf Rasenplätzen, Wiesen und Brachäckern gräbt, findet man in geringer Tiefe zahlreiche Maikäfer, die vollständig auSgebildet sind und nur des Frühlings mit seiner Laubfülle harren, um ihre verderbliche Thätigkeit zu beginnen. So sehr man auf die Vernichtung bedacht sein sollte, so sei übrigens auch die Meinung erwähnt, welche in manche» Kreisen herrscht, daß ein Maikäferjahr ein gutes Jahr ist!
Wildbad, 12. März. (Gemeinnütziges.)
— Seit einiger Zeit wird hier ein verbessertes Brot genossen, dem wir an dieser Stelle eine besondere Aufmerksamkeit schenken wollen. Herr Bäckermeister Theodor
Bechtle hat sich das Verfahren zur Herstellung des vorzüglichen Brotes eigen erworben und erwähnen wir, daß dasselbe ein wirklich recht schmackhaftes, nahrhaftes und gesundes Brot ist, da» wir hauptsächlich in Bezug auf dessen leichte Verdaulichkeit als einen großen Fortschritt auf dem Gebiete der Brotverbesserung bezeichnen können. Das verbesserte Brot besitzt den Vorzug, daß dasselbe sehr klebereich ist und infolgedessen die enthaltende Kohlensäure aus dessen Poren nicht so rasch entfliegt und daher viel haltbarer als das seitherige Brot ist. Da Herr Bechtle bestrebt ist, jedermann es zu ermöglichen, dieses verbesserte Brot zu kaufen, sieht Herr Bechtle davon ab, die bedeutenden Mehrkosten der Herstellung auf den seitherigen Brotpreis zu schlagen, er verkauft dieses verbesserte Brot zu den seitherigen Preisen, in der Erwartung, daß die Beteiligung an dem Genüsse dieses Brote» seitens der hiesigen Einwohner eine sehr rege werde und verdient das Unternehmen des Herrn Bechtle von unserer Seite auS einer besonderen Empfehlung, indem wohl jedermann im eigenen Interesse ein mit den erwähnten Vorzügen ausgestattetkS Brot verziehen wird.
AusderIrrsahrtdesMens.
Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
15.
Man hoffte, Lady Saxonbury werde nun sofort in ihre Heimat zurückkehren, aber davon wollte sie trotz aller Vorstellungen von Sir Aork nichts hören. Im September werde sie zur Hochzeit nach England reisen, sagte sie, aber nicht eher. Vielleicht fesselte sie snvst jetzt noch die schwache Hoffnung, des KindeS Leiche in dem Kanal zu finden, an ten Ort. So sah Sir Jork sich genötigt, wider Willen noch in diesem verhaßten Städtchen zu bleiben.
Achtes Kapitel.
Der Monat August kam und die Fischerboote kehrten bald einzeln, bald zu zweien uiiv dreien, mit ihrer Beute beladen, von Island heim. Endlich waren sie alle glücklich gelandet mit Ausnahme der schönen Helena und des Delphin. Diese zwei Schiffe ließen lange auf sich warten, und es verbreitete sich das Gerücht — der Delphin sei g-strandet. Maria Saxonbury vernahm trotz aller Selbstbeherrschung diese traurige Kunde mit sinkendem Herzen, und im Geheimen spähte sie sehnlicher als alle Andern nach dem vermißten Schiffe aus.
Sehnlicher als alle Anderen — eine Einzige ausgenommen. Denn war ihre Angst auch groß, was war sie im Vergleich zu der Q-ml der armen Frau Jansen?
Eines TageS hörte die Dieneren Therese auf dem Markte, eins der zwei verloren geglaubten Schiffe sei signalsiert, man glaubte, eo sei der Delphin.
Therese eilte nach Hause und erzählte ihrer Herrin ohne Umschweife, der Delphin laufe soeben im Hafen ein.
Frau Jansen eilte an den Landungsplatz, das Schiff war inzwischen cingelausen, aber — es war die „schöne Helena." Die Dame fragte die Mannschaft nach dem „Delphin", aber sie hatten ihn auf ihrer Heimfahrt nicht
gesehen, doch meinten sie, er sei unter den ersten Schiffen gewesen, die Island verließen.
Das waren entmutigende Nachrichten I Als Frau Jansen schweren Schrittes heimkehrte, begegnete sie Fräulein Saxonbury.
„Junge Dame, gehen Sie heim und bitten Sie Gott, daß Sie seinen Tod nicht ebenso verschulden wie sein Unglück," sagte sie in kurzen, strengen Weise. „Bleiben Sie auf den Knieen liegen, bis es dem Himmel gefällt, Sie zu erhören, wenngleich jetzt nur noch schwache Hoffnung ist."
„Ich hörte, der „Delphin" wäre heute Morgen gelandet," entgegnete Maria schüchtern.
„Es war die „schöne Helena" und der „Delphin" hat Island mehrere Tage vor ihr verlassen."
Sechs Tage waren seitdem vergangen. Lady Saxonbury saß mit ihrer Tochter in dem Dämmerlicht; letztere erwartete Arthur Aork, den sie als pflichtgetreue Braut mit aller Macht innig zu lieben versuchte, als eine Dienerin eintrat und meldete, daß ein Herr sie zu sprechen wünsche.
„Mich?" fragte Maria.
»Ja, Fräulein ; ein Herr in Seemannstracht, ich glaube eS ist Herr Doktor Jansen."
„Mama I" rief sie aus; „Herr Jansen I Dann muß der „Delphin" glücklich gelandet sein."
Lady Saxonbury gab keine Antwort. Ihre Gedanken waren wie im Traum aus ganz andere Dinge gerichtet und sie hatte gar nicht auf Marias Worte gehört.
Maria betrat das Zimmer, in dem Jansen ihrer wartete. Er war inMatrosenkteidern, den Hut hatte er abgelegt und sah, wie Maria schien, schöner aus denn je.
„So sind sie glücklich wieder da!" rief sie aus und erfaßte in freudiger Erregung seine Hand, in momentaner Vergessenheit ihres Verlobten und der ganzen Welt. „Wir haben Sie bereits unter die Toten gezählt."
„Wir hatten eine unglückliche, gefahrvolle Heimat. Fräulein ich bin gekommen, um Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen,
wie ich höre, haben Sie Henry als tot betrauert, doch er lebt, er war mit uns."
Maria unterdrückt einen Schrei der Wonne; dann aber besann sic sich, und sie glaubte er müsse träumen.
„Er hatte Unglück, fiel ins Wafferund getraute sich nicht nach Hause zu gehen," fuhr Jansen fort; „da begegnete er dem mutwilligen Burschen Paul und der beredete ihn, die Fahrt mitzumachen. Er brachte ihn an Bord, versteckte ihn unter Segeln und Tauen, und viernndzwanzig Stunden nachdem wir den Hafen verlassen halten, kam Herr Henry aus seinem Versteck hervor. Ich bat den Capitän umzukehren, der aber lachte mich aus; so mußie er bei uns bleiben und ich sorgte für ihn. Paul sagte mir, Henry habe ihn mit einem Fünssrankenstück de- stochen; drei Franken für ihn und zwei für einen Boten an seine Mutter, dieser wissen zu lassen, wo er sei."
„Aber es war kein Bote bei uns," unterbrach Maria ihn eifrig.
„Wie ich sehe. Als ich vor einer Stunde landete, hörte ich, daß man den Knaben als tot betrauere. Darum kam ich sofort hierher, nachdem ich meine Mutter begrüßt habe. Ich hätte mir nicht erlaubt nach Ihnen zu fragen," setzte er scharf hinzu, „wenn ich es nicht für besser gehalten hätte, erst Ihnen die Nachricht milzuteilen, damit Sie Lady Soxonbuiylangsam darauf vorberciten können.
„O, wie sollen wir Ihnen das lohnen ?" sagte Maria, in ihrer übergroßen Freude Jansen ganz allein Heniy's Rettung dankend. „Wo ist Henry?"
„Er wartet in der Straße bis ich ihn rufe."
Maria ging in das Wohnzimmer und knieeie vor ihrer Mutter nieder.
„Mama I Mama I Vermagst Du eine frohe Nachricht zu hören?"
„Was könnte mir je wieder Freude machen, Maria? Was ist Dir? Wie Du zitterst!"
„Mama — wenn ich Dir nun Nachricht über Henry brächte? Wenn — wenn er ge
funden wäre?" (Forts, folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hosma » n in Mldbad.