der Tasche und gab drei Schüsse auf den Obersten ab, denen er bald erlag.
Verschiedenes.
— (Das Reh als Haustier.) Welche Anhänglichkeit die Waldtitre an uns Menschen haben, wenn dieselben gepflegt und geschont werden, beweist folgender in Pömbsen vorgekommener Fall, den die deutsche Tier- schuhzeitung „Ibis" mitleilt: Rittergutsbesitzer Hettner daselbst besitzt seit mehreren Jahren ein zahmes Reh (Ricke), welches sich im Gehöft und Garten aufhält und als Nachtlager eine Kammer benutzt, welche sich auf dem Heuboden über dem Kuhstall befindet, zu welcher eine 7 Meter lange Treppe hinaufführt. Sobald der Abend hereinbricht, begibt sich das Tier mit ein paar Sätzen hin- auf in sein Schlafgemach. In dieser Kammer hat nun das Tier bereits zweimal drei Junge geworfen und zwar jedesmal,ein Bäckchen und zwei Kitzchen. Sobald die Tiere groß sind, führt die Alte sie hinaus in den Wald und kommt nach kurzer Zeit allein zmück. Im November vorigen JahreS nun haue sich auch das alte Tier verloren und kehrte nicht mehr zurück. Man hatte sich
schon mit dem Gedanken vertraut gemacht, datz es auf irgend eine Weise sein Leben eingebüßt habe. Da an einem Sonnabend, in der Mittagstunde, kam das verloren geglaubte Tier in voller Flucht in das Gehöft, suchte sich die Thür nach dem Heuboden auf und begab sich in sein altes Schlafgemach. Nach kurzer Rast war es wieder unten und bewegte sich furchtlos unter den Hofbewohnern umher. Da eS am Sonntag gar nicht zum Vorschein kam, begab sich am Montag Herr Hettner zu der Lagerstätte desselben. Zu seiner größten Freude gewahrte er, daß das Tier wiederum drei Jungen das Leben geschenkt hatte und zwar sind e« diesmal drei muntere Bäckchen.
— Dreihundert Millionen Vögel müssen nach einer kürzlich aufgestillien Statistik ihr Leben lassen, um auf den Hüten der Damenwelt zu prangen. Ein Londoner Haus importiert zu diesem Zwecke jährlich 400 000 Kolibri«, 6000 Paradiesvögel und 500 000 andere befiederte Sänger. Ein anderes Londoner Haus setzte im letzten Jahre innerhalb 4 Monaten 800000 Vögel Indiens und Brasiliens ab. Der Kongreß der amerikanischen Vogelzüchter protestierte kürzlich energisch
gegen diese Unsitte, die bald zum Aussterben einzelner Vogelrassen führen müßte und appellierte an das gute Herz der Damen, das Tragen von ausgesiopften Vögeln künftighin zu Unterlasten.
— Die Unrechte Tasche. Zwei vornehm gekleidete Damen besteigen die Pferdebahn, die schon sehr besetzt ist; anderthalb Sitze lasse sich noch entdecken und diese genügen, da nur die ältere Dame etwas zur Leibesfülle neigt, die jüngere dagegen destoweniger Platz einnimmt. Als es zum Bezahlen kommt, lehnt sich die Stärkere ein wenig auf die Seite und beginnt ihre Rvckfalten nach der Tasche zu durchforschen. Einige Minute» vergehen in atemloser Stille. Das Gesicht der Suchenden nimmt allmählich eine immer dunklere Färbung an und plötzlich hört man den Ausruf: „Laura, ich bin bestohlen! Meine Börse ist fort — meine Tasche ist vollkommen leer ..." Da räuspert sich der neben der Dame sitzende Herr und meint phlegmatisch : „Vielleicht haben Sie die Güte, in Ihrer eigenen Tasche nachzusuchen, wo Sie Ihre Börse schon finden werden. Meine Tasche ist allerdings ganz leer." ;
Aus - er Irrfahrt des Lebens.
Roman noch dem Englischen von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
14.
Siebentes Kapitel.
ES war ein furchtbares Unglück. Abgesehen von Lady Soxonbury's fast an Wahnsinn grenzenden Schmerz über den Verlust des SohneS selbst, war es auch in pekuniärer B.znhung ein großes Unglück. Mit ihres SohneS Tode verlor sie auch einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens; ihre Einkünfte als Sir Arthur Soxonbury's Witwe waren nur gering. Es blieb ihr gerade genug , um nicht darben zu müssen. Ihre Lage war in der That beklagenswert. Sie blieb dabei, daß Maria allein schuld an des Knaben Tode sei, und behandelte sie in Folge dessen sehr unfreundlich; kaum konnte sie ihren Anblick ertragen, und wenn sie sie sah, brach sie immer wieder von Neuem in Thränen und Vorwürfe aus.
„Ich könnte daS nicht ertragen," bemerkte Sir Jork eines Tages gegen Maria.
„Wie konnte ich ahnen", erwiderte Maria in leidenschaftlichem Tone, „daß Henry nur bis an die Schule ging, um mich zu täuschen, daß er, sobald er mir aus den Augen war, wieder nach dem Canal zurücklaufen würde. Ist es da gerecht von Mama, mir Vorwürfe zu machen?"
„Nein sehr ungerecht, entgegnete Sir Aork. „Ich sage Dir ja, ich würde mich an Deiner Sülle von ihr lossagen."
„Ich kann dieses Leben auch nicht ertragen; eS macht mich so elend, daß ich mich manchmal frage, ob ich nicht wirklich schuldig bin. Lieber gehe ich fort, als baß ich länger so lebe."
„Ich will Dich befreien, Maria," sagte York."
Sie warf ihm einen raschen Blick zu, denn die Stunde war gekommen, die sie erwartet hatte,
„Du kannst nicht im Zweifel über meine Absichten sein," fuhr er fort; „weshalb wäre
ich sonst an diesem Ort geblieben, den ich hasse? Du mußt wissen, daß ich Dich liebe, Maria, viel leidenschaftlicher als jener."
„Als wer ?" rief sie mit schuldbewußtem Erröten aus.
„Jansen. Als ob Du das nicht wüßtest," rief 2)ork ärgerlich.
„Wie kommst Du aus Jansen?" ent» gegnete sie. „Was ist mir Jansen?"
„Maria, willst Du mein sein?" rief jetzt Jork leidenschaftlich. „Weise mich nicht zurück," setzre er ungestüm hinzu, „ich habe geschworen, daß, wenn Du nicht die Meine wirst, Du auch keinem Anderen je ange- hören sollst."
„Arthur!"
„Ich kann nicht ohne Dich leben. Ich liebe Dich zu leidenschaftlich. Mein mußt Du werden, Maria; es war ja auch Deines Vaters Wunsch."
Was sollte sie antworten ? Sie wußte es nicht. E!» heftiger Kampf entstand in ihrem Innern. Arthur Jork halte sie gern — aber Eduard Jansen lieble sie. Indessen konnte sie nicht hoffen, Eduard Jansen zu heiraten, im Gegenteil, täglich bemühte sie sich von Neuem, ihn zu vergessen. Und mit Arthur Aork konnte sie in die alte liebe Heimat Soxonbury zurückkehren I
„Gieb mir Zeit bis morgen, dann will ich Dir antworten," sagte sie; „es kam mir zu unerwartet."
„Gut. Aber bedenke, Maria, daß, so lange ich in Ungewißheit schwebe, ich weder Friede noch Ruhe finden werde. Sei mein, und Dein Leben soll ein süßer Ltcbestraum sein."
„Ein Liebestraum I" wiederholte sie bitter, als er sie verließ; für ihn vielleicht, aber nicht für mich!"
Bis zum Abend blieb sie in ihrem Zimmer und ging mit sich zu Rate. Dann suchte sie ihre Stiefmutter, Lady Soxonbury auf.
„Arthur Aork bietet mir seine Hand an", sprach sie zu ihr.
„Arthur Aorkl" wiederholte ihre Stiefmutter. „Dann hast Du mehr Glück als Du Verdienst/'
„Noch weiß ich nicht, ob ich ihn aunehm«. oder abweise."
„Du bist von Sinnen", versetzte Lady Soxonbury heftig. „Bei seinem Vermögen, seiner Stellung, seiner Liebenswürdigkeit bekommt er jeden Tag eine Frau aus bester Familie."
„Ist er denn auch wirklich liebenswürdig? Zuweilen machen mich seine Worte und sein eigentümlicher Gestchtsaiisdruck irre; ich verstehe ihn nicht."
„Du thätest vielleicht besser, eine Kartenschlägerin zu betragenentgegnete Lady Soxonbury spöttisch.
„Wenn ich ihn nehme, Mama, so geschieht es nur, weil ich mich hier unglücklich fühle; denn ich liebe ihn nicht," fuhr Maria in leisem Tone fort; „ich habe Arthur gern, aber eigentlich gehört etwas mehr dazu, um einen Mann zu heiraten."
„Von hundert Frauen lieben neunundneunzig einen Anderen, lange bevor sie ihren Gatten kennen lernen, darum aber — verlaß Dich darauf — sind ihre Ehen nicht wcnig-r glücklich. Romantik und Wirklichkeit passen schlecht zusammen; Du bist noch ein unerfahrenes Kind, Maria. Höre auf meinen Rat, und ich gebe ihn Dir zu Deinem Glück. Heirate Arihur Jork und Du wirst es mir einst danken ; schlage seine Hand aus und Du wirst Dein spälereS^Leben in Klagen und Vorwürfen über Deine eigene Thorheit verbringen."
Arthur Aork erhielt am andern Morgen von Maria die gewünschte Antwort. Im Herbst sollte in England die Hochzeit statt- finoen, und man fing sofort mit den dazu nötigen Vorbereitungen an.
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
(Ueberlistet.) Ein großer Skifenfab- rikant ließ als Reklame folgendes Plakat in ganz Ncwyork aufkiebcn: „Kauft SmithS Seife I" Wie erstaun: war er, als nach einigen Tagen genau unter dem feinigen ein neues Plakat prangte mit der Inschrift: „Wenn ihr Browns Seife nicht kriegen könnt I"
NedattWi, und Ml»S von Beruh. Hyfmann l« Wldbad.