für Kaiser Friedrich, der bekanntlich dort in den Tagen seiner Krankheit weilte, hcrzu- geb.n, hat der Gemeinderat von San Remo beschlossen, selbst für Errichtung eines Denkmals zu sorgen.
London , 14. Febr. Ein interessantes Zweirad wurde dieser Tage hier im Royal Institution gezeigt. Es ist, einige kleinere Stahlbestandteile abgerechnet, ganz aus Aluminium hergestellt, wiegt nur 25 Pfund und soll seit 15 Monaten von einem Reiter in regelmäßigem Gebrauch gehalten worden sein, der das stattliche Körpergewicht von 212 Pfd. b-sitzt.
London, 1. März. Reuters Bureau meldet auS Adelaide in Australien von gestern: Die Bark „Felix Faure" aus Barry berichtet, sie habe während des Sturmes am 2. Februar 12 Matrosen, 2 Steuermänner und 3 Schiffsjungen verloren, welche sämtliche über Bord geschwemmt worden seien.
Paris, 27. Febr. Bei der vorgestrigen Ziehung der Bons für die Weltausstellung von 1900 hat ein Malermeister Giot in Jviy bei Paris das große Los 500 000 Franken, gewonnen.
— Zum preußischen Scharfrichter sollte
Aus -er Irrfahrt -es Lebens.
Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
12 .
„Mit den Stockfischsängern l" unterbrach Maria sie mechanisch.
„So ist's," fuhr Frau Jansen fort. „Als er vor zwei Tagen mir seine Absicht mit- leilte, meinte ich, das Herz müsse mir brechen. In meiner Verzweiflung wünschte ich, Sie wären tot gewesen, bevor Sie meinen Sohn aalockten, Sie zu lieben, und ihn dann so behandelten. Mit dem Unglück habe ich Mitleid," fuhr sie fort, „aber nicht mit absichtlichen Fehlern und sündiger Eitelkeit. Ich wünsche Ihnen nichts Böses, Fräulein Sa- xonbury, wenn Ihnen aber Ihr Leben jemals so Verbittert werden sollte, wie Sie mir das meine verbittert haben, so muß ich glauben, daß eS nur eine gerechte Vergeltung ist."
Ohne ein weiteres Wort wandte sich die Dame ab und ließ Fräulein Soxonbury wie an den Boden gewurzelt stehen. Alles, was Frau Jansen ihr zum Vorwurf machte, war nur zu wahr. Anfangs hatte sie nur, um sich bewundern zu lassen, mit Eduard Jansen kokettiert, jetzt, als die Liebe sich in ihr regte, verbarg sie dieselbe in ihrem eigenen Herzen und suchte sie zu ersticken und wies Jansen von sich, damit er ein Gleiches thue.
„Ich mußte ihn mit einem Fünffrankstück bestechen, damit er nur herauskam," sagte Lady Soxonbury, erhitzt aus der Kapelle tretend und den kleinen Flüchtling fest an der Hand haltend.
Fräulein Soxonbury faßte ihn an der anderen Hand, so gingen sie vorwärts ; Henry, voll Freude über sein Fünffrankstück mildem Fuße dicke Staubwolken auswirbclnd, in ihrer Mitte.
Hell und klar brach der Morgen an. Lange vor der zur Abfahrt bestimmten Stunde herrschte reges Leben in dem Hafen. Die halbe Stadt war auf den Dämmen und Höhen versammelt, um Zeuge der Abfahrt zu sein. Es war ein lebendiges Bild, wie
an Stelle des wegen Alters von seinem Amte als Scharfrichter zurücktretenden Reindel der Roßschlächter Bictendüfel zu Bremen ernannt werden. Bietmdüfel war auch bereit dieses Amt zu übernehmen, allein seine Verwandten widersetzten sich dem aufs Energischste. Um nun nicht von ihnen in den „Bann" erklärt zu werden, hat Bietendüfel jetzt erklärt, das genannte Amt nicht annehmen zu können. Wer hat jetzt Lust?
— Das Schwurgericht unter Wasser! Die Münchener „Frei Presse" berichtet: Die Schwurgerichtsfltzung konnte letzten Samstag, früh erst mit dreiviertelstündiger Verspätung beginnen, da der ganze Saal unter Wasser stand. Es ergab sich bei näherer Untersuchung, daß die Plombe am Regenapparat, der sich über dem Schwurgerichlssaal befindet, losgerissen war, daß man es also mit einem absichtlich verübten Akt zu thun hat. Ob der Coup mit den eben verhandelten Haderern im Zusammenhang steht, ist sehr fraglich. Obwohl das Wasser so schleunig wie möglich und so gil5 als möglich entfernt wurde, war die Rechte Hälfte des Saales (vom Reporterund Zuhörerraum aus gerechnet) noch mit einer dünnen Schicht Wasser bedeckt und es
ein Fahrzeug nach dem andern, die Segeln hissend, langsam aus dem Hafen auslief und noch Hunderte von Stimmen ihm einen lauten herzlichen Abschiedsgruß zuriefen. Frauen, Mütter, Schwestern und Kinder lehnten sich über die fast ungeschützten Setten der Dämme, um den verschiedenen Mannschaften viel Glück zu wünschen und ihnen noch ein letztes Lebewohl zuzuwinken.
Eine gehörig zum Segeln eingerichtete Barke von mittlerer Größe verließ den Hafen, besonders munter. Ein sonngebräunter Schifisjunge in rotwollenem Hemd, die Fischermütze auf dem Kopfe, stand am Bug des Schiffes und grüßte lachend nach dem Lande.
„Da kommt der „Delphin"!" rief einer der Zuschauenden. „Der hat ja de» jungen Paul an Bord," setzte er hinzu, als er den Schiffsjungen gewahr ward, „die Mannschaft der „Marie" wollte ihn nicht ausnehmen."
„Warum nicht?" fragte einer der Umstehenden.
„In den letzten drei Jahren ist er auf drei verschiedenen Schiffen gewesen, nun Häven sie ihn satt; er ist ein schlechter böswilliger Junge. Dem „Delphin" muß es sehr an Arbeitskräften gefehlt haben» daß er den ausgenommen hat."
„Ein feiner Herr hatte den wunderlichen Einfall, mit dem „Delphin" auszulaufen, und, wie er sagte, wolle er nicht, daß das Schiff so gedrängt voll werde. Gestern Abend nahmen sie den Schiffsjungen noch an Bord, der ist zu Allem zu gebrauchen", mischte eine alte Frau sich in die Unterhaltung."
Maria Soxonbury, Henry Aork neben sich und von einem Diener begleitet, lehnte über das Geländer des Hafendammes. Der „Delphin" trieb langsam vorüber und ihre Wangen vcrriethcn ihre innere Erregung. In leichter Malrosenkleidung stand Doctor Jansen sehr bleich, aber schöner denn je, mitten auf dem Schiff. Er blickie Maria ruhig an und lüftete ernst den Hut zum Zeichen des Abschieds. Einen Augenblick lang vergaß sie ihren Entschluß. Mil sehn-
schienen die Geschworenen sowie ein Teil der Verteidiger und der militärische Sachverständige für Sprengstoffe, ein Offizier der Feuerwerker, im Wasser zu sitzen.
— Der Trompeter von Wörth. Bei dem unglücklichen Sturmritt dcS 3. französischen Kürassierregiments bei Wörth am 6. August 1870 wurden durch ein und dieselbe Kanonenkugel der Oberst de la Carre und sein Ordonnanztrompeter Toch getroffen. Der Oberst war sofort tot, der Trompeter kam aber schwerverwundel mit dem Leben davon. Dieser arme Mensch ist jetzt erst gestorben, nachdem er nahezu 28 Jahre an den Folgen seiner Wunden, einer fortschreitenden Verblödung, hatte leiden müssen. Dieser Angriff der 3. Kürassiere ist übrigens auch bekannt unter dem Namen der „otrurAS ärr eg.va.1isr saus tets". Eine kurze Zeit lang sab man vorder Front des dahinbrausenden Regiments einen Reiter ohne Kopf, den Pallasch in der erhobenen Faust, reiten. Offenbar hatte eine Kanonenkugel den Kopf zerschmettert, und die besonders beim Schlachtentod beobachtete eigenartige Totenstarre hatte bewirkt, daß der kopflose Reiter nicht sofort vom Pferde gestürzt war.
süchtig flehendem Blick folgte sie ihm und in ihren Augen glänzten Thronen, als sie zur Antwort mit dem Taschentuch winkle. Noch eine ernste Verbeugung und der „Delphin" hatte den Hafen verlassen.
Ein wenig hinter Fräulein Soxonbuiy stand ein Herr. Er war Zeuge ihrer Erregung gewesen und um seine Lippen spielte ein trotziger Zug. Ohne ihn zu bemerken, wandte Marie sich, um zu gehen. Aber nur mit großer Mühe machte sie sich Platz durch die dichte Menschenmenge und Henry Z)ork stieß die Umstehenden mit Händen u. Füßen.
„Wenn Du Dich unartig beträgst, Henry, schicke ich Dich mit Johann nach Haus."
„Das wirst Du nicht thun; ich würde dann über den Damm springen und tüchtig durchnäßt nach Hause kommen, damit Du Vorwürfe von der Mama bekommst," ent- gegnete der mutwrllige Knabe.
„Komm, Henry, sei ein artiger Junge," bat sie.
„Maria, möchtest Du nicht Herrn Doctor Jansen begleiten ?" frug der Knabe plötzlich.
Es war eine unschuldig gelhane Frage, aber der dicht hinter ihnen folgte, sah, daß sich tiefe Röte über ihren Hals und Nacken ergoß.
„Ach, ich denke es mir so schön, hinaus ins Meer zu segeln — wenn ich groß bin, will ich Seemann werden."
„Erinnerst Du Dich nicht, wie krank Du warst, als wir von London herüderkamen?" sagte Maria.
„Das lag an dem häßlichen Dampf- schiffl Ich meine, ich will Matrose werde», Maria; dann bringe ich Dir eine Menge schöne Sachen aus fremden Ländern mit."
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
(Aus dem Tagebuch eines Studenten.) Stimmungsbilder vor und nach ringet-offenem Wechsel.
Am 28.: Der Menschen Thun ist eitel! Am 29.: Ich bin ein armer Tropf I Am 30.: Gewaltige Summen im Beutel! Am 1.: Gewaltiges Summen im Kopf!
v.mti und Verlag so« Beruh. Hofmaun in LMKod.