Brand der Gschwlndt'schen Werkzeugfabrik verursachte Schaden soll sich derN- Ead. LdSztg." zufolge auf 400,000 dis 500 000 Mark belaufen. Beteiligt bei demselben sind die Leipziger und Gothaer Feuerverstcher- ungsgesellschaft, sowie derPhönix".

Mannheim, 22. Jan. Der Stadtrat bewilligte dem Feuerbestattungsverein 25 000 Mark zur Erbauung eine« Krematoriums.

Die Pest in Bombay In der ver­gangenen Woche sind in Bombay 651 Per­sonen der Pest erlegen. Die gesamte Sterb­lichkeit in dieser Zeit belief sich auf 1540 Todesfälle. Die Auswanderung aus der Stadt ist in der Zunahme, die Geschäfte stocken.

Blutvergiftung durch ein Spinnen­gewebe. Der alte, auf dem Lande trotz aller Aufklärungen noch immer häufig geübte Brauch, auf Schnittwunden zur Stillung des Blutes Spinnengewebe zu legen, hat, wie N. Wien. Tgbl." aus Ftschau meldet, einem dortigen Wirtschaftsbesttzer Peter Rumpler das Leben gekostet. Derselbe hatte sich vor einigen Tagen eine tiefe Schnittwunde an der Hand beigcbracht und legte sich sofort aus die verletzte Stelle ein Spinnengewebe. Nach

zwei Tagen schon schwoll ihm die Hand und dann der ganze Arm an. Der hrrbeige- rufcne Arzt konstatierte eine Blutvergiftung und als Ursache derselben die Verunreinig­ung der an sich ganz unbedeutenden Schnitt­wunde durch daö Spinnengewebe. Rettung war nicht mehr möglich. Der Unglückliche starb unter qualvollen Schmerzen.

Eine bettelnde Königstochter. Aus Rouen wird gemeldet, daß eine Tochter des einstigen Königs von Dahomey, Behanzin, kürzlich bei Einbruch der Nach: bei der dor­tigen Armenverwaltung vorsprach und um eine Unterstützung bat. Rama Vallo Be­hanzin, die 23jährige Tochter des gefangenen Negcrkönigs und einer Weißen, wurde ohne Rücksicht auf ihre königliche Abstammung ins Nachtasyl geschickt. Rama Vallo Behanzin gab an, aus Brüssel zu kommen, wohin sie wahrscheinlich mit einer Negerbande zur Aus­stellung gebracht worden war.

Den Leibarzt VanderbiltS dürsten seine Kollegen mit Recht beneiden. Er er­hält das nette Gehalt von täglich 550 Fr. Er heißt Jean Charcot und ist der Sohn des unlängst verstorbenen, berühmten fran­zösischen Mediziners. Gegenwärtig macht er

eine Reise des amerikanischen Millionärs auf dessen DachtCatania" mit, die dieser Tage mit Herrn und Frau Cornelius Vanderbilt und einigen Freunden an Bord in Marseille anlegle, um von da nach AUssandria weiter» zufahren.

.'. Der kleine Max kommt mit großem Gebrüll tn'S Zimmer gestürztMama, Mama I" »Still, die Kinder müssen schweigen wenn die Erwachsenen reden." Aber, Mama, ich will Dir nur etwas sagen." Das kannst Du sagen, wenn der Papa die Zeitung zu Ende gelesen hat." Der kleine Max schweigt und wartet geduldig, bis der Papa die Zeitung zu Ende gelesen hat." Da sagt die Mama zu ihm freund­lich :Jetzt rede Du auch, was wolltest Du sagen?" Ick wollte nur sagen, daß ich den Hahn der Wasserleitung offen gelasfen habe, ich bekomme ihn wieder zu."

.. (Auf den Wink verstanden.) Sie: Hier ist die Stelle. Meine Schwester ver­lor im Kahn das Gleichgewicht und stürzte in den See, Alfred rettete sie, und drei Wochen darauf waren Sic verheiratet!" Er:Halten Sie ein, Fräulein, ich kann nicht schwimmen I"

«SerZenswege.

Novelle von F. Stöckert.

(Nachdruck verboten.)

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Seufzend hatte er sich jetzt von ihr ge­wandt.

Ich denke, Du wirst Dich besinnen, Kind, und wirst eS einsehen lernen, daß wahre Liebe solche Schallen der Vergangen­heit tilgt," sagte er finster, und verließ dann das trauliche Gemach, in welchem er gehofft hatte, eine holde Braut zu umarmen. Draußen auf dem Corridor begegnete ihm der Pro­fessor.

Nun, Du kommst von Emmy, seid Ihr endlich einig und darf man gratulieren?" fragte er, dem Doktor herzlich die Hand schüttelnd.

Ja einig!" rief dieser höhnisch,lerne nur erst den Eigensinn, die Tücken eines echten Mädchenkopfes kennen und überwinden. Kennst Du vielleicht auch eine Stdonie Wel­ten ?"

Dachte ich es doch, daß diese Sidonie mit ihrem Tagebuch uns noch Unheil bringen würde, daß Du der Held des famosen Tage­buchs bist, ahnte ich ja längst, sah ich sie doch einst tief Erröten bei Nennung Deines Namens, und dann, als ich einmal die Ehre harte, mit der interessanten Dame allein am Slrande der Nordsee zu promenieren, er­kundigte sie sich sehr angelegentlich nach Dir. Ich habe immer befürchtet, daß die Sache noch einmal zur Sprache kommen würde. Besser wäre es allerdings, Ihr wäret ver­lobt, dann könntest Du Emmy selbst den Kopf zurecht setzen, nun werde ich es wohl thun müssen, na, sie ist ja soweit ein ganz verständiges Mädchen und wird wieder zur Einsicht kommen."

DaS gebe Gott I" erwiederte Schmit, die Sprache der Liebe wollte sie nicht ver­stehen, Vielleicht hört sie auf die Sprache der Vernunft."

Er stürmte fort, zweck- und ziellos durch­irrte er die Straßen der Residenz Sidonie Welten I Wie lange, lange hatte er ihrer

I nicht gedacht, und nun stand das blasse, ner- I vöse Gesicht plötzlich so lebhaft Vor seinen Augen, als hätte er erst gestern in dem Sa­lon der verwitweten Frau Welten neben ihr gesessen. Wie deutlich sah er das verblichene grüne Ripssopha, die bunten Oeldruckbilder, den fadenscheinigen Teppich, alles so trödel- haft, so geschmacklos wie möglich. Die bei­den Damen stets in etwas auffallenden Toi­letten. Wie hatte er sich nur jemals dort wohlfühlen, seine Abende dort verbringen können; in Gesellschaft dieser Damen und noch einiger Freunde, Gesellschaftsspiele spie­len, Punsch trinken und SidonienS Gesang lauschen, der stets unrein geklungen zu dem verstimmten Pianino! Er hatte das alles damals sehr schön gefunden, seine Jugend, seine Unerfahrenheit war eben sehr groß, und seine Menschenkenntnis sehr gering ge­wesen.

Sollte er nun dieser harmlosen Sachen willen, dieser kindlichen Gesellschaftsspiele und improvisierten Tänzchen, nach dem verstimm­ten Klavier, so hart gestraft werden I Was konnte er schließlich dafür, daß die etwas überspannte Sidonie ihn zum Helden ihres Tagebuchs gemacht; und die paar unbedachte Worte an jenem Maskenball, wo er geglaubt hatte, seiner Faustrolle diesem interessanten Gretchen gegenüber etwas mehr Ausdruckzu geben müssen, sie sollten so viel Unheil ge­stiftet, Sidonie das Herz gebrochen haben? Unsinn I Wie ein Lächeln flog es jetzt über sein heißes, erregtes Gesicht. Was war es weiter als die Schwärmerei von ein paar jungen Mädchenköpsen, die sich an dem Strand der Nordsee zusammengesunden und sich wahr­scheinlich beim Wellenrauschen förmlich ein- gesponnen hatten in diesen herzzerbrechenden Roman I DaS Tagebuch der exalierten Sidonie hatte das seinige dazu gethan, und daß er nun schließlich der Held dieses Tagebuchs, das mußte ja Emmy für dm ersten Augen­blick ganz außer Fassung bringen. Wenn sie nachdachte über alles, mußte sie ja zur Be­sinnung kommen und sich selbst sagen, daß ihr Benehmen ihm gegenüber doch ein recht unüberlegtes und kindisches gewesen. Sie

würde bereuen, und aus diesem ersten kleinen Sturm würde ihre Liebe strahlender empor­blühen denn zuvor.

An sein Glück glaubend und an die Macht seiner Liebe, begab er sich endlich zur Ruhe. In seinen Träumen aber erschien ihm nicht Emmy, sondern Sidonie Welten; blaß, nervös und interessant, und flüsterte ihm leise in's Ohr: wie so süß die Rache sei!

Der nächste Tag war ein Sonntag. Emmy hatte eine schlaflose Nacht gehabt, und lag müde und abgespannt in ihrem Schau­kelstuhl. Wie war die Welt doch verwandelt seit gestern I Wohl schien die Sonne eben noch so frühllngswarm, und d r Himmel blaute so verheißungsvoll, ihre sonnige Früh­lingswelt aber, in der sie gelebt und geliebt, die schien versunken mit ihrem Glück, ihrer Jugend und ihrer Liebe.

Bist Du zu sprechen, Emmy?" ertönte jetzt die Stimme ihres Schwagers vor ihrer Stubenthür, auf ihre bejahende Antwort trat er herein und stand nun vor ihr, auf dem­selben Fleck, wo am vergangenen Abend Sch. gestanden. Mit zorniger Stimme re dete der Professor auf das junge Mädchen ein, ihr ihren Unverstand, ihr kindisches Benehmen Schmit gegenüber mit harten Worten vor­haltend.

Emmy hörte ihn ziemlich gelassen an. Er war entschieden der letzte, der Einfluß auf sie gehabt hätte. Was verstand er von der Liebe eines Mädchenherzens, wie dos ihre! Wie kalt, wie nüchtern, wie berechnend klang feine Stimme in das heiße Fühlen ihres jungen Herzens hinein!

Bemühe Dich, bitte, nicht länger, Du wirst meinen Entschluß doch in keiner Weise beeinflussen," sagte sie jetzt endlich, und hoffte die Unterredung damit zu beenden.

Sie irrte sich aber.

Ich habe Dir noch eine wichtige Er­öffnung zu machen, die hoffentlich Deinem thörichlen Beharren ein Ende machen dürfte," begann ihr Schwager jetzt, indem er sich schwerfällig auf einen Stuhl niederließ.

(Fortsetzung folgt.)

htedaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hosmanu iu Wildbad.