Wechte Liebe.

Novelle von H. LimpUkg.

(Nachdruck verboten.)

4.

Es war wie ein seltsames Schimmern in seinen Augen, als er seitwärts zu dem süßen Mädchenantlitz hinschaute, aber dann richtete er sich hoch auf und sagte gelassen, doch nicht ohne einen tiefen Seufzer:Die Zeiten des Glück sind für mich vorbei, mein gnädiges Fräulein. Ich bin kein Jüngling mehr und darf nicht mehr hoffen auf uneigennützige Frauenliebe?'

Es war still geworden um sie her, das voranschrcitende Paar war in einen Seiten­gang gebogen, und Adas Finger zerpflückten nervös ein Blümchen, welches sie abgerissen. Weshalb nur pockte ihr Herz so laut und so ungestüm.

»Wir müssen umkehren,' sagte sie end­lich zögernd,es wird sonst zu spät.'

Sendrach erwachte wie aus einem Traume: »Ach ja es ist zu spät! Wir müssen umkehren," sagte er so seltsam tonlos, daß nun auch Ada emporblickte. Doch der statt« liche Mann sah wie träumenden die Ferne und schweigend s^iMi-.^i^nebeN'apiander dem Schlosse . ..

Hier

einen und

balü^saßen die den Offizinen

btztzaglich um denselben H'reint, während Äa bas Amt des Theebereitens graziös und st»dr übernahm. ^

»Nun, Ada," rief der Papa vergnügt ihr zu,was meinst Du, wollen wir beide mor­gen eDnal zusammen ins Manöver reiten?'

Wwiß, Papa, sehr gern," entgegnete das junge Mädchen unbefangen,vielleicht kann auch Marie mitkommen."

»Hm, sind Sie ganz sicher im Sattel, Fräulein von Pohl?" srug der alte Herr etwas skeptisch.

O, gewiß, Herr Baron," versicherte das Fräulein glühend rot Vor Entzücken über diese Aussicht,ich habe mein Reitkleid auch mit."

Je nun, das thui's nicht allein, die Pferde zu lenken ist chie Hauptsache. Aber wir können es ja versuchen, auf Ihre eigene Verantwortung.'

O, wir sind ja alle in der Nähe der Damen und zum Retten bereit," rief Egon enthusiastisch,aber das Pferd wird doch nicht so ungalant sein, die schönste Reiterin abzuwerfen."

Sie müssen die Güte haben, Herr Ma­jor, uns den Tag zu nennen, an dem für Zuschauer es am günstigsten ist, sich zum Manöver einzufindcn, mit diesen Worten schnitt Baron Bärfeld die drohende lange Rebe seines eiteln Neffen ab, der sich nun damit abfand, über die Lehne von Abas Stuhl hinüber beiden jungen Damen seine Huldig­ungen zu spenden.

Fräulein Maria jedoch schaute ziemlich ausfallend und schwärmerisch zu dem ernsten Stabsoffizier auf, welcher jetzt in ein leb­haftes Fachgespräch mit dem Schloßherrn ver/ wickelt war ; noch trug st« die Rose am Gür­tels aber sie hatte bereits über dieselbe be- sMmt! Freilich mußte sie vorsichtig zu Äetke AM, um nicht Adas übermütigen Spotkzu " erregen. Doch diese saß gedankenvoll da Und lächelte nur höflich zu den faden Worten des eleganten Vetters.

Endlich erhoben sich die Damen, um sich zurückzuziehen- und jetzt glückte es der schönen und koketten Maria, ihre Rose dicht vor Sendrachs Fößen zu Boden gleiten zu lassen; ob er sie wohl aufheben würde? Aber er that es nicht.

Als dir Damen das Zimmer verlassen halten und die Herren wieder Platz nahmen, schob der Major im Gespräch achtlos die ver­welkte Blüte bei Seite; er hatte gar nicht gesehen, daß Fräulein von Pohl sie getragen, und es fiel ihm nicht im entferntesten ein, sie aufzuheben, wie die sentimentale Schwär­merei cs geglaubt. Ihm schwebten zwei an­dere Augensterne vor, die ihm heute aufge- gangen und die noch immer durch sein einsames Dasein leuchten würden, denn er war ja ein älterer Mann ! Lange, lange noch stand er mit verschränkten Armen am geöff> neten Fenster seines Schlafzimmers und blickte zum Himmel auf, während die bärtigen Lippen sich fest übereinanderschlossen, um ein tiefes Aufseufzen zu ersticken.

War's denn möglich, hatten jene blauen Märchenaugen Adas ihn, den ernsten Mann, zum Thoren gemacht, Bild auf Bild zog sein bisheriges Leben an ihm vorüber, wie er um seine erste Frau, von heißer Leidenschaft ver­blendet, geworben und sie sein eigen gewor­den war; wie die Ehe dann unglücklich ver­laufen und, nachdem die Leidenschaft ent­flohen, die bittere Reue in sein Herz einge­zogen war.

Schon als Mädchen war Sendrachs Gat­tin gern wie ein Schmetterling von einem zum andern Herrn getändell; jeder war für sie ein Spielzeug, das sie achtlos bei Seile slhob, wenn cs keinen Reiz mehr für sie walte. Die junge Frau Major suchte deS- Hdlb auch in der Ehe nichts als flüchtige Vergnügungen und Zerstreuungen.

Um ihren Gatten, der umsonst versuchte, ihr für das eigene Heim ein Interesse ab­zugewinnen, kümmerte sie sich fehr bald nicht mehr oder sie machte ihm heftige Szenen, so daß auch er bald sie ihrer Wege gehen ließ. Nach der Geburt des kleinen Töchter- chens meinte Sendrach, cs müsse besser wer­den, doch seine Hoffnung war umsonst!

Schon am Tage nach der Taufe des Kindes beschloß die übermütige und kokette junge Frau einen Ausflug zu Pferde mit mehreren Damen uud Herren zu machen. Als sie, umgeben von einer stolzen Kavalkade, hoch zu Roß davonritt und dem Gatten einen flüchtigen Gruß zugewinkt, sah er sie zum letzKn Male lebend. Tot und kalt brachte mvl ihm einige Stunden später seine Ge­mahlin heim. Sie war gestürzt und hatte stick Genick gebrochen I

Diese traurigen Erinnerungen zogen an .Skndrachs Geiste verüber.

^ / Draußen schlug die Dorsuhr dröhnend elf und der ernste Mann schloß seufzend das Fenster.Vorbei," murmelte er.Ich muß aus Klugheit entsagen. Eine neue Ent­täuschung ertrüge ich nie und nimmer."

Er hatte daö erstemal in der Lotterie des Lebens eine Niete gezogen es war zu spät. Er durfte nicht ein blühendes Mädchenleben an sein Geschick fesseln.

* -»

Ada," flüsterte Fräulein von Pohl schwörmerisch, als sie im Bett lag, und die Lichter erloschen waren,er ist doch wirklich ein wunderschöner, herrlicher Mann und

ich habe in den wenigen Stunden mein Herz schon völlig an ihn verloren!"

So," erwiederte die Freundin zerstreut, nun das geht wenigstens rasch von statten."

,O, mein Herz, sprich nicht so kalt. Hast Du in seine Augen gesehen, wir sie schön sind? Und seine Sprache, seine Er­scheinung! Ach und ich bilde mir ein, daß er besonders viel mit mir gesprochen hat."

Das freut mich!"

Er ist auch gar nicht alt, wie wir dach­ten, sondern in den besten Männerjahrcn."

Wen meinst Du denn, Marie?" frug jetzt Fräulein von Bärfeld, wie aus einem Traume erwachend;doch nicht den Vetter Egon?"

O nein, er ist zwar auch reizend, aber

an den interessanten Major reicht er doch nicht heran. Wenn er nur nicht einen Trau­ring trüge!"

Er ist Witwer."

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Eine originelle Wette ist in Strelitz zum Auslrag gekommen. Den Anlaß dazu gab die Annonce eines Hotelbesitzers, der einen Hausknecht suchte. Mehrere Techniker schlugen scherzeshalber einem befreundeten Kollegen vor, diese Stelle anzunehmen. Wider Erwarten zeigte sich der Betreffende dazu auch geneigt. Es kam schließlich eine Wette um 50 zu Stande. Der Techniker sollte einen Tag lang dieHausknechtsarbeiten" verrichte». Er ging hin zum Hotelier und erhielt auch die Stelle. Am anderen Morgen ging derneue" Hausknecht an die Arbeit. Stiefel wichsen, Gläser spülen, Wege gehen, alles verrichtete er mit großer Sachkenntnis und zur vollsten Zufriedenheit des Wirtes. Jedesmal, wenn die Züge einliefen, schob er, mit dem bekannten Blechschild vor der Mütze, die Karre nach dem Bahnhose, um die Gepäckstücke zu holen. Seine Kollegen lachten ihn aus, abends aber, nach geihaner Arbeit, lachte er, indem er diewohlver­dienten" 50 das Objekt der Welte, ein­strich.

Ganz kleine harmlose Geschichtchen"

veröffentlicht die MünchenerJugend":Fast in jedem Streit sind Recht und Unrecht auf beiden Seilen. Viel Streit und Unrecht würde geschichtet und vermieden, wenn die Richter darnach urteilen. Jemand hatte einen andernEsel' genannt und diese hotte jenen Ochs" gescholten. Sie riefen meine Ver­mittlung an. Ich sprach:In der Sache habt ihr ja beide vollkommen recht; aber in der Form habt ihr euch beide vergriffen." Da waren sie stolz ob ihres Rechts und be­schämt ob ihres Unrechts, versöhnten sie sich gern und priesen meine Unparteilichkeit. Während meines Landaufenthalts kam ich in ein Dorf, wo man die Schweine in den Häusern hielt und diese ungehindert durch Stube, Kammer und Küche liefen.Wie können Sie nur diese schmutzigen Tiere in ihrer Wohnung dulden l" sagte ich zu einem Bauern.Oho I" rief der Mann mit Be­fremden, die unsaubersten Schweine sind ja gerade die besten."

.'. (Der geborene Couleurstudent.)Wie alt sind Sie, Herr Studiosus?"Am 14. Dez. 1895 das Licht der Welt fixiert."

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hosmanu in Wildbad.