elften Tag, mußte dennoch der Schluß der­selben endgültig auf den 12. September d. I- festgesetzt werden, da die drei Kelterhallen, in denen das Kleingewerbe Platz gefunden hat, bei dem infolge der günstigen Witter­ung rasch nahenden Herbste für ihre eigent­liche Bestimmung geräumt werden müssen, und man den Schulen und den Turnern die von der Ausstellung in Beschlag genommenen Höfe und die Turnhalle nicht länger vorent­halten kann. Die Heilbronner Ausstellung geht also nicht au Altersschwäche ein, sondern muß den Verhältnissen weichen, die zwingen­der und stärker sind, als der noch zu er­wartende pekuniäre Vorteil, der infolge des großartigen Frcmdenzuflusscs allerdings auch nicht zu unterschätzen war. In der That haben Heilbronn und die Landeshauptstadt ihre Rollen getauscht, indem, wie im vorigen Jahre nach Stuttgart, in diesem Jahre nach Heilbronn die Sonderzüge abgelassen werde» mußten, so sind z. B. wieder für nächsten Sonntag zwei Extrazüge, aus Mannheim und Pforzheim mit Ausstellungsbesucheran­gekündigt. Angesichts der Verhältnismäßig nur noch kurzen Zeit von vier Wochen, die zum Bestich der Heilbronner Ausstellung bleibt, sollte Niemand versäumen, sich selbst davon zu überzeugen, daß Heilbronn und seine Ausstellung eines Besuches wert sind.

Aalen, 9. August. Prinz Friedrich Karl zu Hohenlohe-Oehringen, welcher auf einer Wagenfahrt von Wien nach Baden-Baden begriffen, kam heute vormittag halb 11 Uhr mit feinem Fünferzuge hier an und fuhr nach 2'/sstündigem Aufenthalt im Hotel Post in der Richtung Cannstatt-Pforzheim weiter. Die Fahrt von Wien nach Baden-Baden soll 11 Tage dauern.

Aichelau, OA. Münfingen, 8. August. Gestern hat hier ein furchtbares Hagelwetter die hoffnungsvolle Ernte bis zu etwa ver­nichtet. Beinahe 1'/- Stunden wollte das Unwetter nicht mehr vom Orte weichen. Der Schaden ist insbesondere groß, weil noch mindestens die Hälfte der Winterfrüchte sich im Felde befand. Während des Gewitters schlug der Blitz in den Kirchturm, leitete sich auf die Orgel ab und beschädigte dieselbe be­deutend.

Ravensburg, 11. Aug. Gestern abend wurde in der Nähe von Tettnang ein dem Arbeiterstand ongehöriger Mann ermordet aufgcfunden. Der That dringend verdächtig wurden zwei Frauenzimmer hier festgenom- men. Ferner ,als der Mittäterschaft ver­dächtig wird ein etwa 40 Jahre alter Bnrsche, der den Namen Meier führen soll, verfolgt.

Von der Bühler, 9. August. In der rorigen Woche verschwand aus Nimmerwieder­sehen der Kaufmann E. in Gründclhardt, nachdem er eine ordentliche Summe Geldes der ihm anverlrauten Postkasse unterschlagen halt. Als eine Warnung für Wirte möge folgendes Vorkommnis, dienen. Der Wirt S. in E. übernahm von seinem Vorgänger eine Partie alter Spielkarten, darunter auch solche, mit denen schon seit vielen Jahren ge­spielt wurde. Dieselben wurden durch den langen Gebrauch und durch verschiedenes Reinigen so abgenutzt, daß der Stempel der Steuerbehörde auf dem Herzaß kaum noch zu sehen war. Die Karten wurden von der Steuerbehörde eingezogen und der Wirt (wahr­scheinlich auch dessen Vorgänger) mit einer Strafe und zwar der Mindeststrase von 30

Mark bedacht. Die Steuerbehörde fahndet scheints nach einer bisher unbekannten Fabrik, die ungestemmpelte Spielkarten abliefern soll.

Von der Tauber, 10. Aug. Es sind nun der Fälle unzählbar, welche, obschon sie fast wie ein Ei dem andern gleichen von unsrer viel Zeitung lesenden Jugend, wie es scheint ohne Wirkung bleiben, wenn sich irgend eine Gelegenheit bietet mit Schuß­waffen zu spielen. Wiederum sind zwei Per­sonen den Verunglückten hinzuzufügen. In Gaukönigshofen kam letzter Tage der Detail­reisende Braunschild in ein Bauernhaus nach Euerhausen, Muster auskramend, als bloß die gleich alte Bauerntochter Bräuning im Hause war, machte sich der junge Kaufmann den Spaß, ein von der Wand entnommenes Gewehr auf das Mädchen anzulegen. Ein Schuß und das einzige Kind lag in den Mund getroffen am Boden. Ob es das Leben davon bringt, wird bezweifelt; der Jam­mer beider Eltern (auch des Thäters) ist un­beschreiblich.

Liebenzell, 11. Aug. Bei der gestern vorgenommenen Stadtschultheißcnwahl wurde der Verwaltungsaktuar Mäulcn von Plien­ingen mit 62 Stimmen gegen Gerichtsvoll­zieher Handle von Göppingen, welcher 57 Stimmen erhielt, gewählt.

Berlin, 10. Aug. DerReichsanzeiger* veröffentlicht die Ernennung des Botschafters Dr. Freiherrn v. Thielmann zum Staats­sekretär des Reichsschatzamts unter Verleih­ung deS Charakters als wirklicher Geh. Rat.

Für die Ueberschwemmten. Der engere Ausschuß des Komites für die Uebcr- schwemmten beschloß, 30 000 ^ dem Komite für Württemberg, 30 000 ^ der hiesigen sächsischen Gesandtschaft für die Uebcrschwemm- ten in Sachsen, 30 000 ^ dem Oberpräst- denten von Schlesien und 5000 ^ für die Lausitz sofort zu überweisen.

Straßburg, 9. Aug. In der bei Mons- weiler gelegenen Zornhoff'schen Feilenfabrik brach heute früh um 3 Uhr ein Großfeuer aus. Das Fabrikgebäude wurde samt den Maschinen völlig zerstört. Der Schaden be­läuft sich auf 2 300 000 ^

Die ZeitungDeutschland* in Weimar ist von zuständiger Seite zu der Mitteilung ermächtigt worden, daß Fürst Bismarck bei dem kürzlich ihm abgestatteten Besuche des Großherzogs von Weimar zu letzterem wört­lich folgendes geäußert hat: Eure König!. Hoheit dürfen überzeugt sein, daß ich bis zum letzten Tage meines Lebens mit meinem Rate zur Verfügung stehe, wenn er verlangt oder durch die Verhältnisse bedingt wird, als gehorsamer Diener des Kaisers und der mit ihm verbündeten Fürsten, als treuer Sohn des deutschen Vaterlandes, als steter Freund unseres Volkes I" Der Großherzog drückte, wieDeutschland* weiter mitteilt, dem Für­sten nach diesen Worten gerührt die Hand.

Köln, 9. Aug. Der Kölner Kriminal­polizei ist es wiederum gelungen, eine Falsch­münzerbande aufzuspüren. Man fand bei der Gesellschaft, die in einem hiesigen Hotel logierte, 50 000 Gulden falsches holländisches Papiergeld.

Mohilew, 11. August. In der Stadt MsliSslawl zerstörte eine Feuersdrunst 200 Häuser, eine Synagoge unv 6 jüdische Ge- bclhäuser. Eine Unterstützung ist eingeleitet.

Scharf gehts auch in der Politik bei den Galiziern her. Bei der letzten Wahl in

Galizien ergab sich folgende Verlustliste: 8 Wähler tot, 29 verwundet, 148 vermißt, nämlich eingesteckt. Wir meinen dazu:Die Politik verdirbt den Charakter*.

(Fahrrad und Pfefferkörner ) Ei» neuer interessanter Schmuggel mit Hilfe des Fahrrades beschäftigte neulich das Zuchtpoli­zeigericht von Lille. Zwei Zoüwächter von Tourcoing hielten vor einigen Tagen einen von der belgischen Grenze auf seinem Fahr­rad kommenden Fleischergehilfen an, dessen Pneumatig-Räder stark angeschwollen schienen. Sie lösten die Kautschukreifen ab und ent­deckten da eine Ladung von einigen Kilogramm Pfefferkörnern l Die Zollbehörde verlangte die Anwendung des Gesetzes vom 2. Juni 1875, detr. den Schmuggel mittelst Wagen, und der Gerichtshof pflichtete ihr bei, indem er den Angeklagten zu sechs Monaten Ge­fängnis, 1000 Francs Buße und zur Kon­fiszierung des Fahrrads verurteilte. Der er­tappte Schmuggler soll die Strafe allzu stark gepfeffert gefunden haben, darf sich aber dar­über nicht beschweren, da er selbst den Pfeffer dazu geliefert hat.

80 Schüsse in der Minute können mit einem von dem italienischen Bersaglieri- Kapitän Cei erfundenen neuen Gewehr ab­gegeben werden, ohne daß es auch nur nötig wäre, die Waffe abzusetzen. Es werden nach einer Mitteilung des Patent- und technischen Bureaus von Richard Lüders in Görlitz zur Zeit zwei dieser neuen Gewehre, deren Mecha­nismus auf das strengste geheim gehalten wird, in der Königlichen Handwaffenfabrik zu Terni zu Versuchszwecken hergestellt. Im Interesse der Menschlichkeit, sowie nicht weniger im Interesse der Steuerzahler wäre eiu ab­solutes Versagen dieser neuesten Mordwaffe wohl zu wünschen.

Türkische Ehrensäbel u. Medaillen. Aus Therapia, 2. August, wird derFranks. Ztg " berichtet: Heute Nacht begab sich der kaiserliche Generaldjutant Generallieutenant Vehbi Pascha nach Thessalien, nm den Ge­nerälen, den Offizieren und den Mannschaf­ten der Armee, die den Krieg gegen Griechen­land geführt haben, die ihnen vom Sultan verliehenen Auszeichnungen zu überreichen. Fünfunddreißig große, einen ganzen Eisen- bahnwoggsn füllendeKisten enthalten 130 000 Stück silberne Medaillen für die Mannschaft und in ebenso vielen Kisten befinden sich die kaiserlichen BrevetS. In acht weiteren Etuis sind die den Truppenführern verliehenen Ehrensäbel verpackt. Der wertvollste der Ehrensübel ist der Evhem Pascha verliehene. An seinem Griff trägt er kostbare Brillanten und Diamanten, während die Scheide mit Smaragaden und Rubinen übersät ist. Der Säbel hat einen Wert von 80 000und das grünrote Sammtetui, daS, von schweren Goldbeschlägen eingefaßt ist, in der Mitte den massiv goldenen Namenszug des Sultans trägt, repräsentiert einen solchen von 10,000 Mark. Die anderen Ehrengeschenke haben zusammen nur je 40 000 gekostet.

.-. (Ein Nimrod.) Kurgast:Gibt es in dem Wald auch Wild?* Wirt:Früher hauste eine Hirschfamilie darinnen, doch kam einmal ein Kurgast, der ein leidenschaftlicher Jäger war: der hat so lange auf die Tiere geschossen, bis sie alle ausgewandert sind.*

LL- Hiezu eine Beilage. 'LL

Redaktion, Druck und Perlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.