liegenden Schwerverletzten nochmals 4 Stiche. Am Aufkommen des Fr. Brultel wird ge- zweifelt. Der junge Messerheld wurde Ver­haftet. Ueber die Thal herrscht große Auf­regung.

Mannheim, 2. Aug. 1998 Mark ge­stohlen wurden am Samstag auf dem Haupt­postamte dem Lehrling eines Kaufmanns. Der Lehrling hatte das Portemonnaie mit dem Geld auf das Schalterbrett gelegt, wäh­rend er Marken auf die Anweisungen klebte. Don dem Diebe fehlt jede Spur.

Friesenheim, 30. Juli. Der Stand der Weinberge in unserem Bezirk ist den Ver­hältnissen entsprechend, ein zufriedenstellender, jedoch kann dieses Jahr auf eine reichliche Ernte nicht gerechnet werden. Infolge der günstigen Witterung machen die Trauben raschen Fortschritt. Die Reben sind überall schön und gesund. Im Weingeschäft ist eS still. Von der oberen Hardt, 30. Juli. Der Weinstock und die Beeren machen schönste Fortschritte. In drei Wochen haben wir, bei gleich günstigen Verhältnissen wie heute, überall Helle Trauben. Der Ertrag verspricht an Qualität sehr gut, an Quantität mittel zu werden.

Vom Kaiserstuhl. Ein Gang durch die Reben zeigt uns, daß wir, wenn uns d>r Himmel gut will, einen guten 97er zu er­warten haben. Ein Endinger Weinhaus, das selbst auch bedeutende Rebberge besitzt, hat sich bereits große Posten 97er Früh­weinmost gesichert.

Dresden, 31. Juli. Die Verwüstungen in vielen Ortschaften sind entsetzlich. Viele Hunderte Bewohner sind obdachlos und haben ihre Habe verloren. Außer den Sommer­frischen Tharandt, Hainsberg, Kipsdorf, Schmiedebcrg und Gottleuba, über die gestern eine Wasserhose niederging, ist der blühende Fabrikort Deuben im Planerischen Grunde besonders schwer heimgesucht. In Pot- schapel wurden 15 Personen von dem reiß­enden Strom hinweggerissen, drei konnten herausgezogen werden, über das Geschick der übrigen fehlt jede Nachricht. In Dresden wurden zwei Kinder hinweggeschwemmt, auch vermißt man drei Feuerwehrmänner.

Dresden, 2. Aug. Der zweite Bürger­meister von Schandau, Stadtral Müller, kam bei dem Hochwasser um. Die Stadt Dres­den bewilligte für durch Hochflut Geschädigte 300,000

Dresden, 3. Aug. Der König und die Königin haben zum Besten der durch die Wasserkatastrophe Geschädigten 20,000 ^ gezeichnet.

Berlin, 2. Aug. Die heutigen Abend­blätter melden Einzelheiten über die Hoch- wasserverheerungen. Der Schaden in Schlesien allein wird auf 12,000,000 Mark geschätzt. Bisher ist sestgestelli, daß dort 38 Menschen nmgekommen sind. In Sachsen sind allein im Wistritzthale 60 Personen umgekommen.

Berlin, 3. Aug. Heute haben hier Be­sprechungen zwischen hervorragenden Persön­lichkeiten der Stadtverwaltung und anderer hervorragenden Personen statlgefunden, deren Ergebnis ist, daß in Berlin ein Zentral- Komite gebildet wird, welches eine Hilfsaktion für alle von der Wassersnot betroffenen Teile Deutschlands einleitet und sodann weiter füh­ren soll. DaS für Württemberg bereits be­stehende Komite wird aufgesordert werden, sich dem Zentral-Komite anzuschließen. Ein

Aufruf des Zentral-Komites wird in den nächsten Tagen erscheinen. Herzog Ernst Günthner zu Schleswig-Holstein spendete als Erster 500 ^

Fürsorge für unsere Reservisten. Ein überaus beachtenswerter Versuch, dein man nur das beste Gelingen wünschen kann, soll im 10. Armeekorps gemacht werden. Er hat zum Zweck, den Soldaten, die im Herbst zur Reseive übertreten, schon vor ihrem Ab­gang aus der Armee eine Arbeitsstelle zu Verschaffen. Um dies zu erreichen, haben sich die Bezirkskommandos an die Kriegervereine gewendet, damit ihnen diese eine Zusammen­stellung liefern, an welchem Ort und bei wem Arbeit im Herbst frei wird und welcher Art diese ist. Diese Zusammenstellungen werden dann von den Bezirkskommandos den einzelnen Regimentern zugesandt, die sie zur Kenntnis der Reservisten bringen. Die An­meldestellen in den einzelnen Kreisen des Bereichs des 10. Armeekorps sind bei den Bezirkskommandos zu erfahren. Sollte der Versuch gelingen, der den Reservisten manche nutzlosen Reisen und Geldausgaben erspart, so soll er im nächsten Jahr auch in anderen Armeekorps gemacht werden.

Duisburg, 3. Aug. Der Duisburger Maler Leipold, der sich auf einer Studien­reise auf dem weißen Meere befindet, tele­graphierte aus Archangel einem hiesigen Freunde, daß Andrse bei dem 69. Grade nördlicher Breite und 35. Grade westlicher Länge verunglückt sei.

Königschaffhausen i. B-, 3. Aug. Hier sind schon seit acht Tagen sehr schöne, voll­ständig reife Trauben zu sehen.

Aus Odessa meldet ein Privattele- gramm : Dte Stadiverlret. hat zum Empfange des Präsidenten Faure 100000 Rubel aus- gesetzt.

Zirkus Renz. Aus Hamburg mel­det ein Privat-Telegramm, daß sich dort eine Aktiengesellschaft mit einem Aktienkapital von 1 500 000 -/A und 500 000 ^ Priori­täten zur Uebernahme der Renz'schen Unter­nehmungen gebildet hat. Der Begründer der Gesellschaft, Markus Masse ist nach Berlin gereist, um die Verhandlungen zum Abschluß zu bringen.

Rache einer Betrogenen. Marictta Bertolini, die Tochter einer in Tunis an­sässigen italienischen Familie, halte sich an der dortigen höheren Löchte» schule,Regina Margherila" zur Lehrerin herangebildet. Ein reicher Sizilianer Giuseppe Voltone, ver­liebte sich in sie und hielt um ihre Hand an. Er hätte diese sicherlich auch erhalten, wäre nicht zu gleicher Zeit auch ein angeb­licher Fürst Balmontc als Bewerber um Marietta ausgetreten. Dieser trug den Sieg davon. Marietta brachte ihrem fürstlichen Bräutigam nicht nur ihre Ersparnisse, son­dern auch ihre Ehre zum Opfer. Bald mußte sie jedoch erfahren, daß sie es mit einem abgefeimten Schwindler zu thun habe, denn der angebliche Fürst hieß eigentlich Can- gelost, war ein flüchtiger Verbrecher und hatte in Italien ein Weib sitzen. Die Verlobung wurde daher wieder gelöst. Nun bewarb sich der verschmähte Voltone neuerdings um die Hand Marjetta's und versprach, ihr baldigst den Kopf ihres Verführers zu Füßen zu legen. Einige Tage nachher wurde Cangelost richtig von Voltone und zwei Freunden des­selben überfallen, die ihm mit einem Rasier­

messer den Kopf abschnitten und denselben Marietta überbrachten. Ende letzten Monats stand nun Marietta mit Voltone und dessen zwei Genoffen in Tunis vor Gericht. Sie wurde freigesprochen, die Letzteren jedoch zu lebenslänglichem Bagno verurteilt.

Aus Fraukreich, I.Aug. (Eine Raben­mutter.) Nach der Verurteilung Gregoires, welcher sein Kind mißhandelt und ausgcsetzt hatte, zu lebenslänglicher Zwangsarbeit ist in der Pariser Vorstadt Batignolle ein ganz ähnlicher neuer Fall vorgekommen. Die Miß­handlung des sechsjährigen Georges Bozel, dessen Vater in einem Modegeschäft angestellt und dessen Mutter Wäscherin ist, ging jedoch nicht vom Vater, sondern von der Mutter und der elfjährigen Schwester aus. Der von einer Nachbarin herbeigerufene Polizeikom­missar traf das mißhandelte Kind mit fest zusammengebundenem Munde und gefesselten Händen auf seinem Bette liegend. Der Kopf und der übrige Körper zeigten zahlreiche Spuren von Stockschlägen und Nadelstichen. Der eine Arm war seit einem Monat ge­brochen und in diesem Zustande gelassen wor­den. Als die Nachbarin die Anzeige bei der Polizei machte, hatte die Schwester dem Kna­ben mit einem kleinen Hammer die Lippen blutig geschlagen. Die Mutter kam nach Hause, als der Polizeikommissar zugegen war, und unter ihrem scharfen Blicke sagte der Knabe, daß nicht sie ihn mißhandelt habe. Die Mutter suchte alles auf die Toch­ter abzuschieben, aber der Vater erklärte, daß die letztere nur auf den Befehl ihrer Mutter gehandelt habe und daß er schon lange an eine Scheidung denke, um ihr die Kinder zu entziehen. Die unglückliche Mutter war üb­rigens schon früher wegen der Mißhandlung ihres ältesten, seitdem verstorbenen Kindes za sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Wien, 2. Aug. Kaiser Franz Joseph hat für die durch das Hochwasser Geschädig­ten in Böhmen 30,000 Gulden aus feiner Privatschatulle gespendet. Die Staatsver­waltung hat Maßnahmen getroffen, um im Notfälle den von Hochwasser betroffenen Pro­vinzen Slaatsbeihilfe zu gewähren.

Krementschuk (Gou. Pultawa, Rußland), 5. Aug. Eine Badeanstalt mit 400 Frauen wurde fortgeriffen. Gegen 200 Frauen sind ertrunken.

.-. (Schlecht eingeschiinkt ) Herr Gerum, ein in München wegen seines gesunden Hu­mors bekannter Privatier, ließ sich kürzlich in der Maihäser-Brauerei zwei Liter Bier bringen. Nachdem die Kellnerin das Bier auf den Tisch gestellt, sagt er:Halt a wengcrl," nahm den einen Moßkrug und schänktc den zweiten damit richtig voll.So," sagte er,jetzt sogt's an Schänkkellner an schönen Gruß vom Gerum, i Hab' mir mei richtige Maß eing'schänkt. was im zwoot'n Maßkrug no übrig blieb'n is, ko er wieder Ham." Allgemeines Bravog'schrei.

.-. (Für Sommerfrischler.) Um sich gegen Mücken und Schnacken zu schützen, reibt man das Gesicht mit einem Papier, auf wel­ches man einen Tropfen Anisöl goß, ein. Ein solches Papier kann man wochenlang benützen, ehe es seine Wirksamkeit verliert.

(Hinter den Coulissen.) Kellner der Thcalerrestauration (zum Schauspieler):Ihr bestelltes Schnitzel ist fertig l kann ich'ö ser­vieren ?" Schauspieler:O ja, ich komme gleich, ich Hab' nur noch zu sterben I"

Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. Hoswann in Wildbad.