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jährige Sohn deS Arbeiters Kaltner. Der Knabe band sich den Strick, an welchem die Kuh befestigt war, um den Hals. Das Tier wurde wild, ging durch und schleifte den Knaben so lange mit sich, bis der Strick riß. Der bedauernswerte Knabe wurde furchtbar zugerichtet und verstarb nach wenigen Stunden.
— Letzter Wille eines Mörders. Daß auch eines Mörders letzter Wille gerichtsseitig respektiert wird, dafür ist r'n diesen Tagen wieder ein Beweis erbracht worden. Der letzte Wunsch des vor kurzem in Neu- wedell Hingerichteten Mörders Tabbert war, seinen Freund Lubitz in Neuwedell zu grüßen. In Erfüllung dieses Wunsches ist dem Lubitz dieser Tage seitens der Staatsanwaltschaft in Landsberg ein amtliches Schreiben übermittelt worden, in dem er von dem letzten Gruß und Wunsch Tabberls in Kenntnis gesetzt wurde. Lubitz war indessen von dieser Eröffnung sehr wenig erbaut und stellte das vermeintliche „Freundschaftsverhältnis" zwischen ihm und Tabbert entschieden in Abrede.
— Kurzer Prozeß. Ein Beispiel schleuniger Rechtspflege lieferte vor wenig Tagen das Zuchtpolizeigericht in Lüttich. In den Hof- ränmeu des GerichtsgebäudeS, durch die ein Straßcndurchgang führt, ertappten ein Schutzmann und ein Gendarm am 15. ds. Mts. einen Menschen, der eine Frauensperson in schamloser Weise verfolgte. Der Verhaftete wurder sofort vor Gericht geführt und stehenden Fußes zu einem Jahr Gefängnis vu- nrteilt.
— Aus der Reise tobsüchtig geworden. Bei der italienischen Station Pieve ward, ein unbekannter Fremder, welcher elegant gekleidet war und erster Klasse reiste, plötzlich tobsüchtig und wollte zum Fenster hinausspringen. Zwei Mitreisende, sowie den zu Hilfe geeilten Kondukteur verwundete der Tobsüchtige mit einem Messer. Der Kondukteur ist lebensgefährlich verletzt. Der Wahnsinnige stürzte sich dann zum Fenster hinaus und blieb tot liegen.
— Fabelhaft. Ein wahrex Teufelskerl ist der Inhaber eines „orthopädischen Instituts für Fußleidende" in Elberfeld, der folgendes verkündet: „Endlich ist es mir nach vieler Mühe durch meine langjährige Praxis gelungen, einem jeden Fußleidenden Schuhe anserligen zu können, worin sich derselbe, ohne jegliche Schmerzen beim Gehen zu empfinden, fortbewegen kann, welche Kunstfertigkeit bis jetzt von keinem meiner Konkurrenten erreicht worden ist. Ist der Fuß auch noch so krumm gewachsen, so muß derselbe sich beim Anziehen der von mir gefertigten Schuhe sofort strecken und jeder Leidende wird gerade und bequem gehen können, sogar ohne Zuhilfenahme von Stock und Krücke, dieses ist sogar der Fall bei demjenigen, der gar keine Füße hat."
— Alte Liebe rostet nicht. Aus Fiume wird ein Fall dcrichtct, der beweist, daß die Romantik noch nicht ausgestorben ist. Vor kls Jahren verschwand aus Fiume der Handelsagent Rudolf S- mit Hinterlassung eines Briefes, in dem er angab, er wolle sich das Leben nehmen. Der junge Mann war mit einem hübschen Mävchen verlobt, und es schien unbegreiflich, was ihm so Plötzlich die Lust am Leben nahm. Der Grund lag aber darin, daß ihn sein Prinzipal — ungerechter
Weise, wie sich später herauSstellte — deS Diebstahls verdächtigte und der Vater der Braut des S- daraufhin ihm die weiteren Beziehungen zu seiner Tochter verbot. Das Mädchen heiratete späur einen anderen, wurde aber nach kurzer Zeit Witwe. Vor ungefähr einem Monat erhielt sie nun aus Budapest einen Brief von ihrem ehemaligen, todgeglaubten Bräutigam Rudolf S. In diesem Briefe schrieb er, daß die Ueber- zeugung, sie hätte isn nicht für einen Dieb gehalten, ihn am Leben erhielt. In Paris hätte er sein Glück gemacht, jetzt aber liege er schwerkrank in Budapest, ohne Hoffnung auf Genesung. Er habe deshalb sie und ihr Töchterchen zu Universalerben eingesetzt. .Die Witwe eilte an daS Krankenlager ihres gewesenen Bräutigams, der, anstatt zu sterben, unter ihrer Pflege genas, und bald wird der Segen der Kirche das hartgeprüfte Paar verbinden.
— (Ein Veteran der Freiheitskriege.) Umgeben von seinen Nachkommen aus vier Generationen, feierte am 6. Juli Johann Fri°drich Deutsch in Burleson County, Texas, seinen 100. Geburtstag. Deutsch wurde in Berlin geboren. Er sah Napoleon 1814 und wiederum nach der Schlacht bei Waterloo, als der Kaiser vor Blücher hatte fliehen müssen. Er sah alle die Großen Europas, als sie sich nach Napoleons Sturz in Paris versammelten und erlebte 55 Jahre später Napoleons dritte Niederlage bei Sedan. D. entstammt einer Soldatenfamilie; sein Vater --rwarb sich unter Friedrich dem Großen durch Tapferkeit den Rang eines Obersten und machie, obwohl ein hoher Achtziger, die Freiheitskriege, zuletzt als Adjutant des Herzogs von Braunschweig mit. Und in dem gleichen Feldzug verdiente auch Johann D. sich die Sporen. Im Jahre 1813 trat er, ein 16jährigec Jüngling, unter die Fahnen, nahm wenige Tage später an der Schlacht an rer Katzbach Teil und bald darauf an dem Völkerkampf bei Leipzig. Während der Besetzung von Paris lernte Deutsch den Mar- schall Blücher persönlich kennend In der Schlacht von Ligny wnrde er wegen Tapferkeit zum Lieutenant befördert und befand sich bei der Verfolgung der Franzosen nach der Schlacht von Waterloo bei dem Dragoner- Regiment , dem Napoleon beinahe in die Hände gefallen wäre. Nach den Freiheitskriegen führte Deutsch das Leben eines preußischen Lieutenants im Frieden. Zwar war er zur Beförderung empfohlen worden, aber sie trat nie ein. Im Jahr 1880 kam der Greis infolge einer Einladung seiner schon früher ausgewandcrten Söhne nach Texas, wo er seinen Lebensabend verbringt und noch jetzt der Jagd und dem Fischfang obliegt. Er hat nur noch einen Wunsch, bis zum Jahre 1901 zu leben, um dann in drei Jahrhunderten gelebt zu haben. Seine Söhne sind wohlhabende Former.
— Ermordung einer Deutschen in Chicago. Nach Berichten aus Chicago soll der dort wohnende Wurstfabrikant Adolf Lüigert, aus Gütersloh in Westfalen stammend, seine Frau ermordet und ihre Leiche in seiner Wurstfabrik zu Wurstfleisch und Knochcnrn-Hl verarbeitet haben. Die Ungeheuerlichkeit dieser Meldung veraniaßte die „Allg. Fleischer-Zig." zu einer Anfrage beim deutschen Konsulat in Chicago, das nun bestätigt, daß gegen Lüigert i» der That die
I Anklage wegen Ermordung seiner Gattin erhoben worden ist und die Angelegenheit demnächst vor die Geschworenen kommen wird. Im Uebrigcn aber war zu der Zeit, da man Frau Lüigert vermißte und der Mord begangen sein soll, Lütgerls Wurstfabrik bereits seit mehreren Wochen außer Betrieb. Die Anklagebehörde behauptet daher nur, daß Lüigert die Frau ermordet, dann die Leiche in die früher bei der Wurstfabrikation benutzten Kessel seiner Fabrik gethan und durch ätzende Flüssigkeiten zerstört habe.
— Handschuhverbrauch in England. In England werden jährlich 36 Millionen Handschuhe verbraucht; drei Viertel davon, so erzählt „Woman's Life" seinen Leserinnen, gehen in den Besitz der Damen über. Von der Ausdehnung der Handschuhfabrikation machen sich wenige Leute einen rechten Begriff; eine englische Firma allein beschäftigt direkt und indirekt 50,000 Personen, und in Worc-ster allein bedecken Handschuhfabriken eine Strecke von acht Kilometer. Manche Engländerinnen sind sehr verschwenderisch mit Handschuhe»: 600 Mark für Handschuhe gilt alseine bescheidene Summe, einige Ladys bringen es fertig, jährlich - 2000 ^ in Handschuhen aufgehen zu lassen. Es ist das kein so großes Kunststück, wenn man bedenkt, daß das Paar feinster Qualität über 40 ^ kostet. Eine große Dame muß natürlich unter ihrer Toilette gleich einen ganzen Laden voll Handschuhe haben. Bei der Auktion der Ausrüstung der Herzogin von Somerset wurden über 2000 Stück versteigert.
— Wie weit ist ein Kanonenschuß hör bar? Am Tage der Schlacht von Navarino war ein Priester auf die Sec gefahren und fischte in der Nähe vou Malta. Er beugte sich über das Boot, und mit dem Ohre dicht über der Meeresoberfläche hörte er einen wunderlich donnernden Ton. Noch seiner Rückkehr nach Malta erzählte er dies mehrere» Personen. Zuerst glaubte man an einen Ausbruch des Aetna, aber als Nachrichten über die Schlacht bei Navarino ankamen, erkannte man, woher der Ton gekommen war. Malta ist etwa 800 Kilomrter von Navarino entfernt.
— Das Lüften der Betten. Gewöhnlich legt man die Betten, um sie zu lüften, in die größte Sonnenhitze. Dadurch trocknen aber die Federn zu sehr aus, werden ihrer Elastizität beraubt unk spröde gemacht. Bester ist cs, die Betten bei trockener, bedeckter Lust, und wenn die Sonne nicht stark scheint, hcrauszulegen und dann tüchtig auszuklopfen. Ebenso ist es zu tadeln, wenn man daS Bett, nachdem es am Morgen aufgebettet, sofort zudeckt, und überdies noch mit einer Decke verschließt. Nach dem Aufbetten lasse man vielmehr Decke und Oberbelt zurück- schlagen, denn dadurch wird man erreichen, daß es gehörig auSdünstet und frischen. Sauerstoffgeruch annimmt. Kann man daS Belt den Tag über dem Zuge auSsetzen, so ' ist cs noch bester.
.-. (Nobel.) Arzt: „Nun, Frau Kommerzienrat, haben Sie dem Kranken Eisumschläge machen lassen?" — „Jawohl, Herr Doktor, ich Hab' sogar Himbeer-Eis dazu lassen nehmen."
.'. (Kindermund.) „Tante, ziehe dem Brüderchen doch einmal deine Zähne an, damit es auch Kuchen essen kann."
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmaun in Wild-ad.
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