Pferde von einem derselben so unglücklich an den Kopf geschlagen oder getreten wurde, daß er heute Nacht seinen Verletzungen erlag.
Oderstenfeld, 4. Juni. Heute nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr zogen mehrere schwere Gewitter über unsere Gegend. Dieselben waren von heftigen elektrischen Entladungen und gewaltigen Donnerschlägen begleitet. Der 48jährige Friedrich Häußer- mann, Rosenwirt und Gemeinderat von hier wurde auf freiem Felde vom Blitze getroffen und gelötet. Der zehnjährige Sohn, welcher sich in einem Kleehaufen vor dem Regen geschützt hatte, sprang aus seinem Versteck hervor und fand seinen Vater regungslos am Boden liegen, worauf er zu Hause Mitteilung machte. Allgemeine Teilnahme wendet sich der schwerbetroffenen Familie zu.
Pforzheim, 4. Juni. Eine entsetzliche Verletzung erhielt gestern der jugendliche Handlanger Schickte von Eistngen, der an einem Neubau hier beschäftigt war. Vom Gerüst herab fiel ihm aus beträchtlicher Höhe ein schweres Stemmeisen mit solcher Wucht auf den Kopf, daß ein Teil des Schädels förmlich weggeschlagen wurde und die zertrümmerte Gehtrnmaffe herausquoll. Selbstverständlich war der Getroffene nach wenigen Augenblicken eine Leiche.
Pforzheim. (Unlauterer Wettbewerb.) Zum Zwecke der Täuschung zeichnen bekanntlich die Schleuderfirmeu ihre Waren pfennigweise aus; so hatte die Firma Wronker ein Kinderhütchen mit 48 notiert, welches einer hier auf Besuch weilenden Bauersfrau derart gefiel, daß sie in den Laden trat, um es zu kaufen. Hier aber erklärte ihr der bedienende Geist: „ja der Hut sei irrtümlicherweise falsch vom Hausknecht ausgezeichnet worden und koste in Wirklichkeit 1,30 Der gutmütigen Frau kam diese Antwort üllerding etwas seltsam vor, besonders daß der Hausknecht die Waren auszeichne, doch ließ sie sich leider den teuren Hut doch noch aufredcn. Durch solche unsaubere Geschäfts Praktiken werden wohl auch bald Denjenigen die Augen aufgehen, die noch in dem Wahne leben, diese Firmen verkauften gute Waren lhatsächlich billiger, als der reelle Kaufmann. Eiwähnen wollen wir noch, daß die Frau in einem andern Geschäfte einen solider», bessern Hut zu billigerm Preise bekam.
München, 3. Juni. Im Konkurs des vormaligen Notars Biehler, der wegen Unterschlagung und Fälschung verurteilt wurde, kommen auf rund 400000 Schulden etwa 18 000 ^ zur Auszahlung.
Berlin, 4. Juni. Der Urlaub des Stats- sckretärs von Marschall soll aus drei Monate bewilligt worden sein.
Berlin, 5. Juni. (Prozeß Tausch.) Tausch wurde sreigesprochen. v. Lützow erhielt eine Zusatzstrafe von 2 Monaten GesängniS. In der Begründung des Urteils heißt es: Der Gerichtshof erwog, daß er sür die politische Polizei unter Umständen ihätig gewesen sei, die es säst unmöglich machten eine ehrenhafte Gesinnung zu bewahren. Deshalb wurde von einerEhrenstraseabgesehen weilzuhoffen sei, daß nach der Verbüßung der Strafe Lützow ein ehrenhaftes Leben beginnen werde.
Berlin , 4. Juni. Die Morgenblätter melden aus Erbach: Auf den Administrator Dern, den Verwalter der hiesigen Güter des Prinzen Albrecht wurde ein Attentat verübt. Ein entlassener Arbeiter feuerte auf den Ad
ministrator einen Revolverschuß ab, der aber nicht traf. Der Thäter ist verhaftet.
Newyork, 29. Mai. Nach einer Depesche aus El Paso del Norte (Mexiko) ist der Rio Grande aus den Ufern getreten. Gegen 500 Häuser wurden zerstört und 3000 Familien sind ihrer gesamten Habe beraubt worden.
Verschiedenes.
— Ein Preisausschreiben ganz eigener Art, welches auch die Leser unserer Zeitung interessieren dürfte, hat die Redaktion von „Küche und Keller", eine neue, vornehm ausgestattete, in Berlin erscheinende Fachzeitschrift erlassen. Es handelt sich um das beste Menu für ein Souper von fünf Gängen, welches Mitte Juni veranstaltet werden soll. Für das beste Menu ist ein Preis von 20 Mark auSgesetzt. Preisarbeiten nebst Motto und Adresse (in geschlossenem Kouvcrt) sind an die Redaktion von „Küche und Keller" in Berlin zu richten. Als Preisrichter fungieren Autoritäten ersten Ranges auf dem Gebiete der Gastrenomie.
— Das Kindermädchen aus dem Fahrrad — das ist das neueste in der weitverzweigten Fahrradindustrie. Ein Charlottenburger Kaufmann hat, so erzählt die „Charl. Ztg.", für sein Kind ein Fahrrad bauen lassen, das eine Vereinigung von Kinderwagen und Dreirad ist. Der Bellkorb, in dem das Kind recht bequem liegt, ruht vorn am Rade auf zwei federnden Stützen, während hinten der Stuhlsttz — nicht der gewöhnliche Sattel — für die Wärterin bestimmt ist, die von hier aus bequem das Fahrrad treten und lenken, außerdem aber auch noch das Kind beaufsichtigen kann. In den letzten Tagen konnte man dieses eigenartige Fuhrwerk auf dem Kursürstendamm bewundern, wo es natürlich allgemeine Heiterkeit erregte.
— Eine Riesen Rutschbahn, welche vor Kurzem errichtet wurde, bildet einen der Haupt- Anziehungspunkte des Luzerner SeeS. In 5 Minuten vom Gipfel dcS Pilatus zum Luzerner See hinabzufahren, kann sich wohl keiner der zahllosen Reisenden rühmen, welche alljährlich die PilatuSbahn benutzen; auch ist die Bahn, auf welcher solche Exprcßzüge verkehren, nicht zur Personenbeförderung bestimmt, sondern nur die mächtigen Stämme der GebirgSwälder sind eS, welche auf der Alpnachter Holzschleife, die die größte Anlage dieser Art ist, zu Thal sausen und unten im Luzerner See aufgefangen werden, nachdem die Gewalt des Absturzes durch die Flut abgelenkt worden ist. Das Bett der Alp- «achter Schleife setzt sich aus nicht weniger als 50 090 behauenen Stämmen zusammen.
— Ein lebendiger Damenschmuck. Das Pariser „Journal" schreibt: „Als Besucherin der letzten Hundeausstellung wurde eine Dame viel bemerkt, die einen nicht alltäglichen Schmuck trug. Dieser Schmuck bestand aus zwei lebenden kleinen Schildkröten, die von den Ufern des Ganges kommen sollen und kaum so groß sind, wie der kleinste Finger einer Hand. Auf der Schale der beiden Tiere befinden sich kostbare Edelsteine, die nach einem nur in Indien bekannten System eingesetzt wa- wen. Dieser lebende Schmuck war auf der Brust der Dame durch ein goldenes Kettlein sestgehalten. Das lebendige Tier ersetzt also bei der Kleidung unserer Damen jetzt voll
ständig das auSgestopfte Tier oder die langweilige Kopie aus Metall, Stoff rc. und die „Modedamen von morgen" werden bald aus- sehen wie die indischen Schlangenbeschwörerin.
— (Geistesgegenwart.) Der im vorigen Jahr verstorbene englische Arzt Sir Andrew Klarke bestieg auf einer Reise durch Italien einen hohen Turm und fand auf der Sitze desselben noch einen andern Touristen, einen Engländer. Sie unterhielten sich einige Minuten, als der Engländer Sir Andrew plötzlich bei den Schultern packte und in ruhigem Ton zu ihm sagte: „Ich werde Sie jetzt hinunterwerfen." Der Mann war wahnsinnig, und der Arzt hatte nur einen Augenblick Zeit, um seine Gedanken zu sammeln; doch dieser Augenblick genügte. „Ah bah", versetzte er mit scheinbarer Ruhe, „einen Mann von einem Turm herunterwcrfen kann Jeder; wenn wir unten auf der Erde wären, so würden Sie mich nicht herauswerfen können, das wäre Ihnen zu schwer." „O, das könnte ich auch," versetzte der Wahnsinnige, „ich könnte Sie ebenso leicht hinaufwerfen wie von hier hinunter, kommen Sie, ich werde es Ihnen beweisen I" Eie stiegen schnell die Treppe hinab, und dort machte Sir Andrew den Turmwächter auf den Irren aufmerksam, der sich desselben sofort versicherte.
— Eine Kamelplage — in Nordamerika. Wenn man dem amerikanischen „Scientific" glauben darf, herrscht in den Umgebungen von Arizona eine förmliche Kamelplage. Vor mehr als zehn Jahren haben v,e dortigen Minenbesttzer größere Kamelherden aus Aegypten einführen lasten, um sie als Tragtiere in den ziemlich warmen Mincndistrikten zu verwenden. Aber die Bergwerker irrten sich vollkommen in der Natur dieses anspruchslosen Wüstentieres; die gebirgige Landschaft war den platt» füßigcn Lastenträgern ein unüberwindliches Hindernis geworden und der größte Teil der Kamele fiel den ungewohnten.Schwierigkeiten zum Opfer. Endlich nahm man von der Arbeit der Dromedare Abstand, ließ sie ins innere ziehen und kümmerte sich seit.Jahren gar nicht mehr um sie. Jetzt sollen sie freilich an die Tausende zählen »nd kaum wissen sich die Anwohner von Arizona vor Kamelen zu retten. — Niemand will sich mit dem Einfangen der inzwischen wieder wild gewordenen Tier befassen, zumal sie heute wie vor Jahren unverwendbar sind und deren Verschickung kaum die Fracht lohnen würde. Aber fügt die Zeitschrift hinzu, den Naturforscher wird es einstens wohl wundern, wie Nordamerika zu solchen Herden von —afri» kanischen Dromedaren gekommen ist.
.-. Verfehlte Aufmerksamkeit. Ein bedeutender Geflügelzüchter schenkt einem berühmten Sänger, um sich erkenntlich zu zeigen, ein Pärchen teure, wertvolle Rastelauben. In den nächsten Tagen trifft er zufällig den Sänger auf der Straße. „Nun was sagen Sie zu den Tauben, mein Ver« ehrtester ; nicht wahr so etwas, so etwas haben Sic noch nicht gesehen ?" — Sänger: „Lieber, guter Freund, ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit, aber —I" — „Nun aber?" — „Aber es war mit dem besten Willen nicht möglich, sic zu essen, sie waren zu zähel"
.-. (Katederblüte.) „Welch' traurigen Anblick müßte eS gewähren, wenn alle Men» schen blind sein würden!"
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad. HikZU eint Beilage. "HA
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