Ufingsten! E)

Willkommen, o Pfingsten, im Blütengewand,

Gegrüßt uns im lenzlichen Wehen

Wie leuchtet dein Schimmer weit über das Land,

Vom Strand bis hinauf zu den Höhen I Ein Blühen, ein Duften auf Bergen, im Thal,

Allüberall machtvolles Regen

Wie bringt doch so sichtlich der pfingstliche Strahl Allüberall köstlichen Segen I

Gegrüßt drumm, o Pfingsten, in all' Deiner Pracht, Willkommen, Du goldener Morgen

Wenn hell Deine Sonne entgegen uns lacht

Wer mag da noch sitzen und sorgen?

Weit auf drum die Herzen pfingstfröhlich den Sinn So wollen das Fest wir nun feiern Und uns an demselben im heiteren Grün Den Geist und den Körper erneuern I

O Pfingsten, dein Rauschen durchbebt heut'die Welt Wie flammst du auch tief in den Herzen,

Verbannend aus jenen, die von Leid noch gequält,

Mit segnendem Hauch alle Schmerzen

D, strahle d'rum wieder in jeglicher Brust Wohl heule als Tag du der Maien,

Erfülle die Seelen mit lenzlicher Lust,

Daß freudig sie all' sich dir weihen I

Im Strome des Lebens.

Roman von Jenny Piorkowska.

(Nachdruck verboten.)

1 .

Ich war ein junges Mädchen von sech­zehn Jahren. Seit meinem elften Jahre Vater- und mutterlos, weilte ich im Pensionat von Mademoiselle Lebrun. Wie oft hatte ich während dieser sünf Jahre nach Freiheit, nach einer Veränderung geseufzt; ich kam mir vor wie ein gefangener Vogel, dem es nach einem freien Fluge gelüstet, der aber vergebens mit der Brust gegen die Eisengitter schlägt und als mir nun endlich Freiheit werden sollte, da wich ich scheu vor dem Un­bekannten, das meiner draußen in der großen Welt harrte, zurück. Bang und traurig klopfte mein Herz, als die Stunde des Ab­schieds schlug, des Abschieds, vielleicht auf Nimmerwiedersehen, von meinen jugendlichen Freundinnen. Aber was hals's? Die Koffer waren gepackt, und drinnen im Salon wartete der Fremde, unter dessen Obhut, wie Tante Aurelie bestimmt hatte, ich die fast dreitägige R-ise zu ihr unternehmen sollte.

Herr von Rodegg, mein Begleiter war ein Mann in den besten Jahren, von vor­nehmer Haltung und feinen Manieren; seine schlanke Gestalt und seine ernsten und regel­mäßigen Züge flößten mir auf den ersten Blick volles Vertrauen ein, gleichzeitig aber auch den größten Respekt. Sein dunkles Haar war von einzelnen Silberfäden unter­mischt, die tiefen Falten auf seiner Stirn verrieten, daß seine Vergangenheit nicht im­mer glatt »nd sonnig dahingegiitten war, doch um seine Lippen spielte bisweilen ein seltenes Lächeln, das den tiefen Ernst in einen unsagbar freundlich gewinnenden Zug um­wandelte, der mich von der ersten Stunde Unserer Bekanntschaft für ihn einnahm.

Ein letztes Adieu meinen Freundinnen, ein letzter Abschiedsgruß dem Hause, das Jahre hindurch mein einziges Heim gewesen, war, und fort rollte der Wagen mit mir an der L>eite des Herrn von Rodegg.

Als wir im Eisenbahnzug unsere Plätze eingenommen hatten, versuchte er, sich mit mir zu unterhalten, da er aber auf all' seine Fragen nur ei» schüchternesja" oder nein" zur Antwort erhielt, gab er sein Be­mühen bald auf, lehnte sich in die Polster zurück und überließ sich seinen eigenen Ge­danken, die, nach seiner finster zusammen­

gezogenen Stirn und den fest aufeinander­gepreßten Lippen zu urteilen, wenig ange­nehmer Natur sein konnten.

Der erste Tag schlich langsam und un­interessant dahin. Am zweiten Tage fühlte ich mich, des Reifens gänzlich ungewohnt, so matt, so unglücklich: ich kam mir mit meinem stummen Begleiter so einsam, so verlassen vor, daß ich mich schließlich nicht mehr beherrschen konnte und zu weinen an­fing. Rasch wandte mein Reisegefährte sich mir zu und fragte, was mir sei, ob ich mich krank fühle; aber die leichte Ungeduld, die aus seiner Stimme herausklang, verletzte und kränkte mein empfindsames Ohr so, daß ich trotzig den Kopf abwandte und jede Hülfe, jede Aufmerksamkeit von ihm iu unfreund­lichem Tone ablehnte.

Als wir eine Stunde später den kurzen Aufenthalt benutzten, um zu frühstücken, meinte Herr Rodegg, ich sehe so müde und ange­griffen aus, ob wir nicht ein paar Stunden hier bleiben und erst nach Mittag weiter fahren wollten; aber ich gab ein kurzes ent­schiedenesnein" zur Antwort, worauf mein Begleiter nur stumm und ergeben die Achseln zuckle, mich im Stillen aber sicher für das eigensinnigste, unartigste Mädchen hielt, mit dem er je zu thun gehabt hatte. Dieser zweite Tag verstrich in gleich monotoner Weise wie der gestrige. Nachts zwölf Uhr erwar­teten wir in D*** zu sein; dort wollten wir übernachten, um am nächsten Morgen per Dampfer unser Endziel zu erreichen.

Schon senkten sich die abendlichen Schat­ten auf die Erder herab ; regungslos saß ich da, die Augen auf die einzelnen Häuser und Lichter gerichtet, nach denen wir uns wieder einer Station näherten und ge­dachte mit W-Hmut und Sehnsucht der sorg­losen Zeit, die ich bei Mademoiselle Lebrun zugebracht halte, als plötzlich ein heftiger Stoß erfolgte ein furchtbarer Krach ein markerschütternder Schrei ein entsetz­licher Schlag auf meinen Kopf und ich wußte nichts mehr von mir

Ich weiß nicht, wie lange es währte, ehe ich wieder zum Bewußtsein kam. Als ich die Augen wieder aufschlug und um mich sah.^hatle ich einen klaren, sternenhellen Him­mel über mir. Doch unlustig, mich auch nur zu rühren, blieb ich in Vieser halben Betäubung liegen, bis sich zwei dunkle Ge­stalten mir näherten; eine derselben beugte sich zu mir herab, und an der Stimme, wo­

mit er bei meinem Anblick einen Ausruf der Freude that, erkannte ich ihn als meinen Reisegefährten. Ich wollte mich aufrichten, aber in demselben Moment empfand ich aber­mals einen heftigen Schmerz; cs war mir schwarz vor den Augen, und mit einem ent­setzlichen Gefühl, als sänke ich tiefer und in einen grundlosen Abgrund, verlor ich zum zweiten Male die Besinnung.

Als ich mir wieder einigermaßen dessen bewußt war, was um mich herum vorging, war inzwischen Heller Tag geworden. An meinem Lager standen Rodegg und einFremder, offenbar ein Arzt. (Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

(Ein glückliches Dorf ) DasSteuer- zohlen ist gewiß für alle Welt eine sehr un­angenehme Beschäftigung. Man kann sich daher die Freude des kleinen Dorfes Liendo (Santander, Spanien) verstellen, als seine Einwohner vor wenigen Tagen fürewige" Zeiten von Steuern befreit wurden. Das ging nämlich folgendermaßen zu: Vor vielen Jahren wanverte ein armer Bauer nach Süd­amerika aus, erwarb sich dort ein bedeuten­des Vermögen und kehrte vor Kurzem wieder nach seinem Heimatsorte zurück, um hier seine letzten Tage zu verbringen. Das Klagen seiner Mitbürger über die hohen Steuern schmerzte den alten Mann sehr, und er reiste eines schönes Tages nach Madrid, um für 500 000 Pesetas Staatspapiere auf den Na­men seines Heimatsortes zu kaufen. Die Zinsen kommen der Dorfverwaltung zugute mit der Bedingung, daß davon sämtliche Staats- und Kommunalabgaben der Ein­wohner bestritten werden.

-- Sonderbare Titel. Die namentlich IN Bayern herrschende Titelsucht zeigt sich wieder in zwei F.amilien-Anzeigen der Mün­chenerNeuesten Nachrichten", in deren einer eine,, Königliche SiaatsbahnoberportierSwitwe" erwähnt wird, während die andere von einer Kälberschasiners Witwe spricht. In der Badeliste eines böhmischen Bades fand sich kürzlich auch eineerbliche Ehrenbürgers­tochter."

(Einpraktischer" Arzt. Patientin: Sie sagten mir doch, ich solle die Zunge Herausstrecken, Herr Doktor; das thue ich nun schon zehn Minuten. Sie haben sie sich aber noch nicht einmal angesehen." Arzt: Das ist auch nicht nöiig, ich wollte nur in Ruhe das Rezept schreiben."

ilreda'iian, und Berlgg yg» s^afman" "n Aliidbad,