Rundschau.

Wildbad, 17. Dezbr. Di- Villa Holl wurde heule von Hrn. Kaufmann Schmierer in Feuerbach um 40 000 käuflich er­worben.

Hellbraun, 20. Dez. Be! dem Postamt hier ist ein falsches Zweimarkstück angehalten worden. Dasselbe trügt das Bildnis des Herzogs Friedrich von Anhalt mit der Jah­reszahl 1876. Die Prägung ist eine gut-, der Klang ein täuschend ähnlicher wie der­jenige eines echten, jedoch das Gewicht und die Farbe (Zinkkompostlion) weisen auf ein Falschstück hin.

Eppingen, 17. Dezbr. An die hiesige Filiale der Herren Franck Söhne in Lud- wigsburg wurden in diesem Jahre 168 000 Zentner grüne Cichorienwurzeln adgeliefert, wofür den Landwirten der hiesigen Umgeb­ung über 226 000 Mark ausbezahlt wurden.

Aus dem Oberamt Freudenstadt, 18. Dez. Seil letzten Monlag ist in Schopfloch ein älterer Arbeiter aus Stuttgart im Auftrag des Landeskvnservators Paulus beschäftigt, auf der unlängst entdeckten alemannischen Be­gräbnisstätte weitere Nachforschungen anzu­stellen. Seinen äußerst vorsichtigen Nach­grabungen ist es zu danken, daß die jetzigen Funde im Gegensatz zu den früheren vor­züglich erhallen zum Vorschein kommen. Bis jetzt ist es ihm gelungen, 6 Schwerter und 2 Pfeilspitzen aus Eisen, Schnallen, Nägel und Ohrringe aus Bronze nnd Perlen aus Glas, Bernstein, Thon- und Porzelanerde aufzu- sinden. Ein Grab lieferte eine besonders reiche Ausbeute an schön bemalte Perlen, da­gegen keine Waffen, ein Umstand, der ohne Zweifel aus rin Frauengrab schließen läßt. Ein anderes Grab hat jedenfalls ehemals einen jungen Mann ausgenommen, was aus der Zahnbildung zu ersehen ist. Die Schädel zeigen durchweg niedere Stirn-, dagegen stark hervortretende Hinterhautknochen. Nach den bisherigen Beobachtungen hat man es mit Reihengräbern zu thun, die etwa 1 '/a Meter von einander entfernt und smanchmal nur

Meter tief waren. Einige gefundene Scherben scheinen römischen Ursprungs zu sein. Im Interesse der Wissenschaft ist cs zu begrüßen, daß die Nachgrabungen durch das Entgegenkommen der Felderbesitzer noch weiter fortgesetzt werden können.

Oberndorf, 18. Dez. Die Bestimmung, daß Scheidemünzen'der Frankenwährung, Wi­ste gegenwärtig schon bei den Kassen der württembergischen Bodenseedampfschiffahrls- verwaltung in Zahlung angenommen und ge­geben werden, ist nunmehr auch auf die i» Betracht Kommenden Kassen des Zollgrenz- bezirks des K. württembergischen Hauptzoll- amtS Friedrichshafen ausgedehnt worden. Dieses Entgegenkommen wird namentlich das in die Schweiz reisende und aus der Schweiz kommende Publikum sebr begrüßen.

Waldsee, 19. Dezbr. Heute kam das Louis Längs che Erbe von Amerika hier an, welches der Erblasser der Stadl Waldsee testamentarisch vermachte. Es waren 110,000 nicht 150,000 wie früher ange­nommen wurde. Der Prozeß um das Geld, sowie die weiteren Unkosten haben nämlich die fehlenden 40,000 ^ verschlungen. Von diesen 110,000 werden die Legate an die Verwandten des Verstorbene» auSbezahlt, sowie 50,000 -/A zurückgestelll für eine Nichte deS Erblassers, welche jedoch nur lebensläng­

liche Nutznießung hat. Nach ihrem Tode fällt auch dieses Geld ganz an die Stadt. Somit bleibt für Waldsee vorerst die Summe von 51,000 von deren Zinsen alte arme Bürger unterstützt werden sollen.

Ravensburg, 19. Dez. Der 1. Gewinn der Matzenbacher Kirchenloiterie mit bar 15,000 ^ fiel auf Nr. 3211 und ist schon wieder in die Glückskollekte von I. Leim- gruber hier gefallen. Das ist nun schon der 8. erste Treffer, welchen I. keimgruber ver­kauft hat.

In Eutingen bei Pforzheim brach am Dienstag vormittag 11 Uhr Feuer aus, dem einige Baulichkeiten zum Opfer fielen und wobei ein Schaden von 10 000 ^ ent­stand. Der Brand brach in der Scheune des Taglöhners und Feldhüters K- Hölle aus, welche total abbrannte, ebenso wie die Nachbarscheuer des Landwirts Friedrich Stark, lieber 200 Zentner Heu und Stroh sowie ansehnliche Fruchtvorräte sind zu Grund ge­gangen. 5 Familien find obdachlos. Vor 5 Jahren ist das Anwesen des K. Hölle bereits einmal niedergebrannt. Man ver­mutet, daß das Fener durch Kinder verur­sacht wurde.

Aus der Rheinpsalz, 17. Dez. (Eine Zigeunerschlacht) fand in Dammheim bei Landau statt- Drei Banden dieser Nomaden trafen gestern hier zusammen. Gegen 10'ir Uhr abends kam es zum Kampfe, wobei Messer, Dolche und Schießwaffen zur Ver­wendung kamen. Abgesehen von bedeutenden Verwundungen, die sich die Vagabonden gegen­seitig selbst zusetzten, sollte der Unfug auch für einige Einheimische verhängnisvoll werden. Als infolge deS Spektakels einige Burschen aus einem Wirtshaus? ins Freie traten, er­hielt ein junger Mann Namens Jakob Geißert einen Schuß ins Gesicht und in die Augen. Zwei andere Burschen wurden auch durch Schüsse schwer verletzt. Gegen 11 Uhr er­tönten in den Dorsstraßen Alarmsignale der Feuerwehr. In kurzer Zeit war letztere bei­sammen und ihrem energischen Einschreiten gelang es, die Kerle auseinander zu sprengen. Die Polizei hat einige Thäter verhaftet.

Arzweiler i. Elf., 18. Dez. (Geistes­gegenwart.) Als heute ein Rottenführer durch den Tunnel ging, kam ein Personen­zug herangebraust. Der Mann sprang rasch auf das andere Geleise. Aber auch auf diesem kam ein Güterzug heran. Der in so großer Gefahr Schwebende verlor die Geistesgegen­wart nicht, sondern warf sich blitzschnell zwischen die Schienen nieder und ließ den Zug über sich Hinweggleiten. Außer einem Rippenbruch kam er jmit dem Schrecken davon.

Leipzig, 17. Dez. Der Verband deutscher Kriegs-Veteranen hat beschlossen, zur Er- innerungjon die Wiederaufrichlung des Deutsch. Reiches am 18 und 19. Jan. einen allge­meinen Kirchgang aller Veteranen zu einem Dank-Got>esdienst zu unternehmen und die Veteranen Deutschlands aufzufordern, sich zur Ausführung dieses Beschlusses in jedem Orte zusammenzuthun.

Oldenburg, 20. Dez. Vergangene Nacht brannte das Wirtschaftshaus des Krongntes Jnfeld ab. Etwa 50 Stück Hornvieh und sämtliche Getreidevorräte sind verbrannt.

Die Mark-Klöße. Eine Bauersfrau in Ostfriesland schickte ihrem in M e tz in Garnison stehenden Söhre nach dem Wests. Votksbl." neben anderen Vcktualien

auch eine Anzahl gebackene Klöße mit ein« gebackenen Geldstücken. Nach guter Soldaten­sitte verteilte der Sohn einige davon an seine Kameraden. Durch den beigcfügten Brief wurde er erst auf den blinkenden Inhalt der Backwaren aufmerksam gemacht, aber es war zu spät I Die betreffenden Markstücke sah er niemals wieder.

Tournee Ahlwardt. DieTimes" meldet aus Newyork: Die amerikanische Agi­tationsreise Ahlwardt's erweist sich als gänz­lich Fiasko. Die gesamte Newyorker Presse sprach sich gegen Ahlwardt aus und machte sich über ihn lustig Er kündigte eine Ver­sammlung in derCooperS Union Hall" an, die 2000 Personen faßt, es erschienen nur etwa 200, von denen beinahe die Hälfte Poli­zisten waren, die schließlich den Saal räumen mußten. Man hörte Ahlwardt gar nicht an und bewarf ihn mit faulen Eiern.

Verschiedenes.

(Im Pserdebahnwagen.) Eine drol­lige Verwechselung rief jüngst unter den Passagieren eines Berliner Pferdebahnwagens große Heiterkeit hervor. Am Potsdamer Platz stieg ein Herr ein, der offenbar sehr kurzsichtig war, schob die angelaufene Brille hoch und tastete sich vorsichtig nach einem leeren Platz. Hier nahm er die Brille ab, zog aus der Tasche ein sorgfältig zusammen- gelegteS Tuch und putzte mit dem weißen Linnen die Brillengläser. Plötzlich fingen die Mitfahrenden zu lachen an und blickten alle belustigt auf seine Kniee. Als er dann selbst hinsah, stimmte er in das Lachen ein. Da lag sorgfältig ausgebreitet ein spitzenbe- setztes Kinderhemdchen. Er hatte in der Eile aus dem Wäscheschrank statt eines Taschen­tuches ein Hemdchen seines Jüngsten erwischt!

Prinz zu verheiraten. Der ameri­kanische Priester I. Berger zu Leopold (In­diana) offeriert in einer Zeitung einen jungen französischen Prinzen, der seinen Stammbaum dis zu den Kreuzzügen znrückdatieren kann, als HeiralSkandidaten für eine amerikanische Erbin mit einem Vermögen von zwei Mil­lionen Dollars. Herr Berger bietet dem er» folgreichen Vermittler eine Provision von 15 000 Dollars, wenn die ganze Angelegen­heit noch im Dezemder zum Abschluß gelangt. Man scheint demnach große Eile zn haben, den jungen französischen Prinzen zu versorgen. Ist er auchecht" ?

Leicht getröstet. Ein Bostoner Mil­lionär hat dieser Tage ein seltenes Beispiel von Nachsicht gegeben, ein Exemp-l, wie es telbst MenelauS der Gute nimmer gegeben hat. Seine junge und sehr hübsche Frau war mit einem Liebhaber nach Europa durch- gegangen. Der verlass,ne Gatte hat jetzt per Kabel 100 000 Pfund Sterling dem in Genna weilenden Pärchen angewiesen. Als man ihn um den Grund der seltenen Liberali­tät befragte, antwortete der gütige Gcitte, er wünsche die Ungetreue nicht verhungern zu lassen.

(Bei den schlechten,Zeiten ) Chef (seinen mit der Kasse durchgegangenen Kas­sierer einholend):Erschrecken Sic nicht, Herr Meyer, ich wollte Sie nur - bitten mich mitzunehmen!"

(Zur Orthographie.) Hannele: Du, Mutter, schreibt man Vater mit einem oder zwei t?Mutter: Seit net so faul, Han­nele derweil du fragscht, machst du drei t!

Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Beruh. Hofinanni.

Hiezu eine Beilage.