Rundschau.

- Eine K. Verordnung, betreff, nd den Wiederzusammentritt der Stände, besagt:

Wilhelm II-, von Gottes Gnaden König von Württemberg. Nach Anhörung unseres Staatsministeriums haben wir den Wieder- zusammentritt der vertagten Ständeversamm­lung auf Mittwoch den 4 Dez. d. I. be­stimmt. Wir befehlen demnach, daß sieb die Mitglieder beider Kammern an diesem Tage zur Eröffnung ihrer Sitzungen in unserer Haupt- und Residenzstadt Stuttgart wieder versammeln. Gegeben Bebenbausen, den 20. Nov. 1895 (Gez.) Wilhelm. (Gegen- gez.) Mittnacht. Faber. Sarwey. Riecke. Schott v. Schottenstein. Pischek.

Posttoxen für den Orts- und Nach» barschaftsverkehr innerhalb Württembergs. Vom 1. Dez. ds. IS. einschließlich an treten in den Taxen für den Verkehr innerhalb des LflrtSbestellderirks d er Aufgabevostanstal ! (Post- vrtsverkehr) , im Verkehr zwischen verschie­denen Orlen des Bestellbezirks der Aufgabe- postanstalt (Landbezirköverkehr), im Verkehr zwischen Postanstalten, welche bis zu 10 Kilometer einschließlich von einander entfernt sind (Zehnkilometerverkehr) und im Verkehr zwischen verschiedenen Orten desselben Ober- amtsbezirks (Oberamtsverkehr) nachstehende Aenderung ejn: IsDasJuicklaavoll^ÜL uniraE rrte MWWWWWWWrtt Vrm? wird ermäßigt und zwar a) bei den bis 15 Gramm schweren Briefen des Postverkehrs Von 7 auf 3 -»s, st) bei den über 15 Gramm schweren^Briefen des Postverkehrs , ferner bei alle» Briefen des Landbezirks-, Zchn- lilometer- und Oberamtsverkehrs von 10 auf 5 2) Das bisher nur für die bis 1

Kilogramm schweren Pakete geltende Ge­wichtsporto von 15 Pf. kommt auch beiden über 1 bis 10, Kilogramm schweren Paketen zur Anwendung.

Stuttgart, 23. Nov. Die Anmeldungen zum Veteranenbankett am 1. Dezember seitens der Veteranen von Stuttgart und auswärts sind so zahlreich erfolgt, daß schon jetzt die Möglichkeit der Teilnahme von Nichtveteranen ausgeschlossen ist. DerjEintritl ist für alle Veteranen srei, dagegen muß jeder Teilnehmer die Kosten seiner Verpflegung selbst tragen.

Bönnigheim, 21. Nov. Die bürgerlichen Kollegien haben auf Antrag des Stattschuli- heißen beschlossen, die Sommerfelle des der Stadt gehörigen Roihmbergs, welcher seither als Schälwald benützt worden ist, auszu stocke» und an die Bürger zur Anlage von Weinbergen abzutretrn. Da die Lage und Boden vorzüglich sind, etwa wie in den gegen­überliegenden Hohenhaslacher Weinbergen, und die Anpflanzung nur guter Rebsorten sichergestellt werden soll, so bedeutet dieses Unternehmen eine bedeutende Förderung des Weinbaues der hiesigen Bevölkerung.

Calw, 21. Nov. Heute DonnerSrag abend, wenige Minuten vor 6 Uhr, wurde hier ein schönes Meteor beobachtet, das scheinbar in ganz geringer Höhe in der Richtung von Ost nach West über die Stadt wegging. Die prächtige Erscheinung, die aus einer glanz­voll erleuchteten Feuerkugel und einem Hellen Schweif bestand, dauerte nur wenige Sekun­den.

Tübingen. Die Schwurgerichtssitzungen d'S IV. Quartals 1895 beginnen hier am Montag den 9. Dezember, vormittags 9 Uhr unter dem Vorsitz dcö LandgerichtSrat .Kohl-

hund.

Heilbronn, 25. Nov. Zweien weinseligen Männern, weiche sich kürzlich in der Wasch­küche eines hiesigen Wirtshauses unfreiwillig niedergelegt hatten, wurde jedem die Taschen­uhr und dem einen noch 70 in baar aus der Tasche gestohlen. Einiger Verdacht, diese Diebstähle verübt zu haben, lastet auf einem Soldaten.

Auf einer Jagd im Bezirk Marbach wurde ein seltenes Siück Wild geschossen, nämlich ein alter Damhirsch im Gewicht von 150 Pfund. Er muß schon öfters im Feuer gewesen sein, denn er hatte vorn an der Brust «unen noch nicht ganz vernarbten Schrotschuß ; ferner fand beim Zerlegen über 200 Schrote, welche zwischen Haut und Fleisch eingekapselt waren und die das Tier schon seit Jahren zu verschiedenen Zeiten erhalten haben muß.

Großingersheim, 22. Nov. Ein sehr beklagenswerter Fall ereignete sich hier. Ter Metzger Christian Veigel halte in der Nach­barschaft eine an Milzbrand gefallene Kuh geöffnet. Dabei scheint von dem Milzbrand- gifl etwas in eine unscheinbare Wunde seiner Hand gekommen zu sein ; rasch entwickelte sich eine Blutvergiftung und trotz sofort gerufener ärztlicher Hilfe starb der erst 39 Jahre alte Mann schon nach 24stündigem Leiden.

Aus Baden, 21. Novbr. In O. bei Vil- linaenwurde dieser Tage ein interessanter Handel WWWDMen. Daselbst verkaufte ein Bürger sein in der Stahe des Dorfes gelegenes Gütchen auf folgende Weise: Für eine Thür des Hauses 2 ^ und für jede weitere Thür das doppelte. Das Wohnhaus hat 13 Thüren und so ergab sich die Summe von 8192 ^ Dem etwas unwissenden Käufer schien diese Summe zu hoch und man einigte sich auf 8000 «L mit der Bedingung, daß der Käufer gleich in dem Hause übernachten dürfe. Weil aber für den Gast kein Bett zur Verfügung stand, so mußte er sich mit der Ofenbank begnügen. Da die Hausfrau des andern Tages backen wollte, hatte sie die Backmulde mit Mehl auf die andere Seite des Ofens gestellt, der Gast, der den Kauf des Hauses etwas stark gefeiert hakte, wurde nachts aber unruhig und sah die Backmulde für ein Un­geheuer an, gab ihr einen kräftigen Ruck, so daß sie mit Inhalt auf den Boden flog und schlief dann weiter. Als am andern Morgen die Haus­frau in die Stube trat und die Bescherung sah, da spukte es so gewaltig, daß es 8er Gast für ge­raten fand, schleunigst zur Thür hinaus zu eilen. In der frischen Luft besann er sich dann auch über seinen Handel; er mußte eingestehen, daß er einen dummen Streich gemacht habe und verlangte vom Verkäufer, daß dieser von dem Verkauf absehe. In Anbetracht, daß beide beim Verkaussabschlufs e des Guten zu viel lhaten, willigte dieser ein, legte jedoch dem Käufer die Verpflichtung auf, den be­züglich der Backmulde entstandenen Schaden und den Weinkauf zu zahlen. Beide sollen st» vorge- rmmmen haben, in Zukunft nur Geschäfte abzu­schließen, so lange sie noch hell im Kopfe sind. Wenn sie's nur auch halten.

Stettin, 16. Nov. Ein gesegnetes Alter hat die Frau Johanna Dowig geb. Radmann in Allwarp erreicht. Sie vollendete gestern ihr 104. Lebenjahr. Als Geschenk vom Kaiser­haus trafen die Bildnisse des Kmserpaares in Nickeirahmen mit eigenhändigen Unter­schriften ein.

Ein Geständnis vor der Hinrichtung. In Amberg (Od^rpfalz) ist am SamSiag ein Bauer Hingericht worden, der seine Frau ermordet hatte. Kurz vor der Hinrichtung erklärte er, daß er die That nur vollbracht habe, weil ihn seine Geliebte fortwährend dazu gedrängt habe. Er habe ihrem Zu­reden nicht wiedcrstehen und an nichts an­deres mehr denken können, als an die Voll­ziehung des Mordes. Das Mädchen ist nun am Sonntag verhaftet worden. In der Be­völkerung AmbergS ist die Meinung allge­mein, daß der Mörder begnadigt worden

wäre, wenn er das erwähnte Geständnis in der Gerichtsverhandlung gemacht hätte. Für die Beurteilung der Mitschuld des Mädchens ist es auch nicht gleichgültig, daß.eS mit dem, wie es scheint, einzigen Belastungszeugen nicht mehr konfrontiert werden kann. Hätte man da die Hinrichtung nicht wenigstens verschieben sollen ?

Reizende Scenen spielen sich ollsoun- täglich vor den Berliner Zirkussen vor Be­ginn derjenigen Nachmittagsvorstellung ab, zu der jeder Besucher das Recht hat,ein Kind frei" einzusühren. Dutzende von klei­nen Mädchen und Knaben im Aller von 6 bis 10 Jahren, warten schon lange vor Be­ginn der Kaffeneröffnung an dem Eingänge auf kinderlose Besucher und hängen sich, wenn ihre rührende Bitte:Ach, lieber Herr» neh­men Sie mir doch mit! ' kein Gehör findet, oft mit Gewalt an die Rockjchöße. Da die allermeisten Besucher bereits mitFreikindern" Versehen sind, müssen viele der kleinen Kunst­freunde betrübt nach Hause gehen. Am vorigen Sonntage ereignete sich der seltene Fall, daß sämtliche Kinder, die den Zirkus Busch um­lagert hatten, Einlaß fanden. Kurz vor An­fang der Vorstellung erschiene», von Vorg.- setzlen geführt, mehrere Abt'ilungen Rekruten, von denen jeder sich ein Kind zulegte. Reinste Freude malte sich aus allen Kindergestchlern, als die Kleinen an der Hand ihrer unifor­mierten Beschützer den Eingang passierten, auch die Umstehenden, welche den Vorgang mit ansahen, konnten sich eines Lächelns nicht erwehren.

(Eiue Schauspielerin lebend ver­brannt.) Aus Paris wirb berichtet: Ein beklagenswertes Unglück widerfuhr der jungen bildhübschen Schauspielerin an den BouffeS du Nord, Blanche Franchet, und dercm Ver­lobten, dem an demselben Theater engagierten Schauspieler Georges de Laiontaine gelegent­lich eines kleinen Veriovungsmahles. Sie halten nur einen intimen Freunv zu dem­selben hingezogen- Fräulein Franchel vereitele selbst frohlaunig das Mahl in der Küche auf einem Petroleumkocher, als dieser plötz­lich explodierte. Sofort fingen die Kleider der Künstlerin Feuer. Schreiend unv voll­ständig in Flammen eingehüllt rannte sie in die Stube- Die entsetzten Männer juchten ihr deizujpringen und die Flammen zu er­sticken. Sie rieß sich jedoch tos, lief, vor Schmerzen wahnsinnig, an das Fenster und suchte sich hinauszustürzen. Sie schwebte bereits über der Tiefe, als ihr Verlobter sie noch ergriff und sesihiett, während die Flam­men ihm bie ganze Hand verbrannte». Ob­wohl vor dem Sttirze bewahrt, ist die Franchet doch rettungslos verloren. Sie ist buchstäb­lich bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Brust ist verkohlt, die Haare mit samt der Kopfhaut sind versenkt und bieten einen schreck­lichen Anblick. Sie wurde sterbend in das Hospital La Riboisiere gebracht, woselbst auch de Lafontaine behandelt wird.

Paris, 23. Nov. (Vermächtnis.) Ge­stern ist hier die 85jährige reiche Rentiere Madame Brice plötzlich gestorben. Sic hat ihr nach Millionen zählendes Vermögen ihren beiden Dienstboten hinterlassen.

.. (Unverfroren. Kaufmann (nach der Uhr sehend, zu einem zudringlichen Hausierer): Jetzt gebe ich Ihnen noch zwei Minuten; wenn Sie dann nicht heraus sind . . ." Was darf ich Ihnen in den zwei Minuten noch vorlegen?-