betreffenden Truppenteile. Darauf erfolgte im Schloßhofe die Weihe der Fahnen durch die GarnisouSpfarrer, die Uebergabe a» die Trup­penteile und Vorbeimarsch der Regimenter. 101 Salutschüssen wurden abgegeben. Sk. Majestät der König übergab die Fahnen mit folgenden Worten:Kameraden I An dem Tage, an welch-m vor 24 Jahren die Fahnen meines Armeekorps frische Lorbeeren, getränkt mit dem Blrue so vieler treuen Söhne des Vaterlandes, den alten hinzugefügl haben, ist es mir eine hohe Freude, diese neuen Ehrenzeichen den seither gebildeten Truppen­teilen zu übergeben. In vollem Vertrauen zu Euch, die ihr nunmehr berufen seid, die­selben zu bewahre» und hochzuhallen, lhue ich es, überzeugt, daß ihr, wenn, was Gott verhüten wöge, ihr einmal meinem Rufe zur Verteidigung des Vaterlandes folgen müßtet, eure Fahnen selbst mit dem Leben zu schützen und zu verteidigen wissen werdet. Dafür bürgt mir die Vergangenheit meiner Truppen, der Sinn, der unentwegt treu in den Herzen meiner Württember schlägt. Rur mit dem Leben giebt der Soldat seine Fahne hin, zu der er geschworen, die ihm das höchste Sinn­bild ist aller seiner Pflichten gegen Gott, den Allerhöchsten, gegen sein, obersten Kriegsherrn, gegen seinen König, gegen sein Vaterland. Nachdem diese Fahnen nun die höchste Weihe erhalten haben, mögen sie euch allezeit an diese Pflichten mahnen und ihr wöget ein­gedenk sein dieser feierlichen Stunde und den stolz wehenden Fahnen Ehre machen. Das walte Gott." Abends schloß die Feier mit einem Galadiner im Residenzschlosse, zu wel­chem die Generalität und die Deputationen Einladungen erhalten hatte».

Stuttgart, 3. Dez. Das Gartenfest deS schwävilchen Frauenvernns wurde von circa 6000 Personen besucht und dabei eine Ge- samteinnahme von 39,000 erzielt. Nach Abzug von 6000 Gesamtunkosten bleibt dem Verein ein Reingewinn von 33,000

Altrnsteig, 4- Dez. Wie frech mitunter die sog.armen Reisenden" auflreten, zeigt folgender Vorfall. Auf einem einsamen Hof hiesiger Gegend kam ein Stromer in die Stube und erhielt von der Hausfrau ein Geldgeschenk. Da derselbe bemerkte, daß die Frau allein war, verlangte er auch noch zu essen, indem er ihr in ausdringlicher Weise zu verstehen gab, daß sie vollkommen in seiner Gewalt sei. Die Frau ging scheinbar auf das Verlangen ein, entfernte sich und ließ den kräftigen Hofhund los, woraus der Stro­mer schleunigst die Flucht ergriff.

Freudenstadt, 3. Dez. (Ein Schwaben­streich.) I» einer hiesigen Wirtschaft hat ein biederer Landmann aus der Nachbar­schaft einem ihm gänzlich unbekannten Manne von Giersbach in Baden sein Pferd um 480 ^ verkauft, aber vor lauter Weinkaut unterlassen, sich nach dem Namen des Käu­fers zu erkundigen. Er sagte blosDas Pferd ist verkauft". Nachdem dann noch ein Bruder deS Bauern eine schriftliche Be­scheinigung über den abgeschlossenen Pferde­verkauf dem ihm ebenfalls gänzlich unbe­kannten Käufer eingehändigt halte, verließ letzterer das WirlschaftSlokal, während der Verkäufer mit den anwesenden Gästen zechte. Als es ihm endlich einfiel, nach seinem Roß zu sehen, war dieses und der Käufer ver­schwunden und der Bauer mag nun zusehen, wie er zu seinem Gelde kommt.

Mosbach, 5. Dez. In einer hiesigen Wirtschaft steht auf einem Plakat zu lesen: Neuen Wein '/« Liter 12 Pf, die ganze Stunde 1 Der Wirt soll -in gutes Geschäft, aber di- Trinker nach einer Stunde ein saures Gesicht machen.

Aus Franken, 1. Dez. Ein furcht­bares Unglück hat sich, w'e man dem S. M. berichtet, in dem kleinen Orte Seid- mar bei Forchheim zugetragcn. Ein Bauer wollte einen Stier schlachten. Der Knecht desselben hielt dem Stier beim Schlachten ein Tuch über die Augen, damit dieser das Aufziehen mit dem Beile nicht sehen sollte. Der Metzger hslte aus und schlug zu. In demselben Augenblick springt der Stier zur Seite, und das »iedersausende Beil trifft statt des Stieres den Knecht, der mit zer­schmettertem Schädel tot am Boden liegt. Der Stier, dadurch wild gemacht, reißt sich los und stößt der Magd deS Bauern mit den Hörnern in den Unterleib, so daß auch diese schwer verletzt darnieder liegt. Der Stier wurde hierauf vom Jagdpächter er- schoss.n.

Pforzheim, 3. Dez. Ein heiteres Miß­verständnis soll jüngst einem Pfarrer einer benachbarten Gemeind: passiert sein. Der­selbe bemerkte eines Abends, wie sich vor seinem Hause in aller Stille eine Anzahl Menschen versammelten. Er wußte nicht, was dies zu bedeuten habe, verfiel aber auf den Gedanken, daß er es mit einem Anschlag gegen seine Person oder sein Eigentum z» thun haben könnte. Er verschloß daher in aller Este sämtliche Zugänge des Hauses und harte der Dinge, die da kommen sollten. Eine zeillang war alles ruhig, aber plötzlich ertönte vor seinem Fenster Gesang. Der Herr Pfarrer war sehr erstaunt, als sich die vermeintlichen Attentäter beim Schein einer Anzahl Lampions als die Sänger des Kir­chenchors enlpuppten, die ihrem Herrn Pfarrer zu seinem GeburtSiog ein Ständchen brachten.

Heidelberg, 2 Dezbr. (Stnbentenulk). In vier Droschen fuhr eine Anzahl von Studenten nach Handschuhsheim. Die Studenten waren in Frack und Cylinder, auf dem Bock jeder Droschke saß ein Diener! jedem Wagen fuhr ein Radfahrer voran. Vor dem Gcmeindehause wurde gehalten. Einer der Studenten begab sich ins Haus, während die übrigen Spalier bildeten, und erlegte dort eine Strafgebühr von 3 zu der er vom Bürgermeister wegen Ruhestörung verurteilt worden war. Nach Vollendung des feierlichen Aktes begaben sich die Studen­ten in eine Wirtschaft, allwo der Spaß be­gossen wurde.

Berlin, 3. Dez. Die Schlußsteinlegung des neuen Reichstagögebäudes ist heute mit­tag 1 Uhr programmmäßig verlaufen. Es wohnten derseben bei: das Kaijerpaar, die Prinzen und sPrinzesstnnen des königlichen HauseS, Reichskanzler Fürst Hohenlohe, die Minister, viele ReichSiagsabgeordnete und Vertreter der Stadt Berlin.

Zunächst ergriff Fürst Hohenlohe das Wort und verlas die Urkunde, welche sodann in den Schlußstein gelegt wurde. Der bayrische stimmsührende Bevollmächtigte zum Bundesrat Graf Lerchenfeld überreichte als­dann mit einer Ansprache dem Kaiser die Kelle. Nach ihm sprach der langjährige Präsident des Reichstags, Herr von Levetzow, indem er zugleich dem Kaiser den Hammer

überreichte. Darauf erfolgte die Vollzieh­ung der drei Weiheschläge durch den Kaiser.

Berlin, 3. Dez. Ein bestialischer Mord ist gestern abend im Norden Berlins an einem sechsjährigen Mädchen verübt worden. Der Mörder schleppte das Kind, daö er zu­vor betrunken gemacht, in die Anlagen der nahegelegenen LazaruSkirche. Als die besagten Ellern später ihr Kind in den Anlagen such­ten, vernahmen sie ein wahrhaft entsetzliches Geschrei aus einem Gebüsch der LazaruS­kirche. Dort lag das Kind mit aufgeschlitz- lem Unterleib, entkleidet und tot- Der ganze Körper war zerkratzt und blutunterlaufen, der Mund mit Kieselsteinen gefüllt. Ueber die tote Kleine gebeugt stand noch der blut­bespritzte Mörder, der sich als der 24jährige Schuhmacher Ernst Bischofs aus Großenhain in Sachsen bezeichnte. Der Mörder wurde durchgeprügelt und verhaftet.

Zeitz, 1. Dez. (.Jugendliche Mörder.) In der hiesigen Erziehungsanstalt Schloß Moritzburg fand man in einem Schlassaale einen 16jährigen Lehrling tot vor. In der sofort eingeleileten Untersuchung stellte es sich heraus, daß derselbe von zwei anderen eben­falls in der Erziehungsanstalt untergcbrach- tcn Lehrlingen mittels eines Hosenträgers erdrosselt war. Als man die jugendlichen Mörder fragte, weshalb sie die unselige That begangen, erwiderten sie ganz gleichgültig, sie hätten aus der Korrektions- und Erzieh­ungsanstalt fort gewollt. Die Bösewichte wurden ins Gefängnis abgeführt. Es ist dies seil etwa Jahresfrist der zweite in der An­stalt Vorgesallcne Mord.

Ein interessanter Mensch wurde jüngst nach Bonn gebracht. Es ist ein Rumäne Namcs Albert Schwarz. 32 Jahre alt, bei dem am ganzen Körper eine Verhärtung bezw. Verknöcherung der Muskeln stattgefunden hat. Der bedauernswerte Mann, dessen ganzer Körper steif und so hart wie Stein, kann weder gehen, noch stehen, noch essen. Da er durch die Verhärtung der Muskeln den Mund nicht öffnen kann, mußten ihm vor etwa zwei Jahren die Zähne ausgebrochen werden, um ihm durch die dadurch ent­standene Zahnlücke flüssige Nahrung zur Ernährung des Körpers zusühren zu können. DieWiener Medizinische Wochenschrift" vom 6. August ds. Js. behandelt diesen interessanten Krankheitsfall in sehr ausführ­licher Weise und sagt, daß ein solcher bis jetzt in den Annalen der ärztlichen Praxis noch nicht vvrgckommen ist. Schwarz, wel­cher in Begleitung zweier Bekannten reist, welche ihn in und aus dem Eisenbahnwagen rc. heben und tragen, dient den deutschen Universitäten gegenwärtig als Untersuchungs- vbjekt; er war bereits in Breslau, Halle, Göttingen u. s. w. In Bonn interessiert sich insbesondere der Anatom Professor Sch. für den interessanten Fall.

Folgenden gereimten Steuervorschlag hat ein Leser deshannoverischen Cvuriers" diesem Blattezur weiteren Veranlassung" unterbreitet:

Besteuert man die Lügenmäuler,

Und auch die Lästerzungen mit,

Ein hohes Ziel wär' dann erungeu,

Gedeckt wär' jedes Defizit I

Für jede Lüge einen Groschen,

Und zwei sür jede Klatscherei,

Was diese Steuern wohl rintrügen,

Ich glaub wir wären steuerfrei.

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hosmann).