Aalen, 8. Mai. Die Frage der Kocher- Verunreinigung ist nach dem Schw. B. nun einen weiteren Schritt vorwärts gediehen, in­dem der Papier- und Zellstofffabrik Unter- kschen die Auflage gemacht worden ist, solche Vorkehrungen zu treffen, daß eine fernere Verunreinigung des Kocherflusses absolut ausgeschlossen ist, da andernfalls der Betrieb der Fabrik eingestellt werden müßte.

Saulgau, 7. Mai. Letzten Samstag abend übergab eine Frauensperson einer in den Zug einsteigendcn andern Frau ein Wickel­kind mit der Bitte, cs so lange zu halten, bi« sie ihre Effekten geholt. Daraufhin ver­schwand die Frau, und da sie nicht zurück­kehrte, wußte die, welcher die kleine Bürde anvertraut war, keinen andern Rat, als das Kind vor dem Bahnhofwarisaal niedcrzulegen, wo es vom Bahnhofvorstand gefunden und von diesem dem Stadlschulthcißenamt über­geben wurde. Die unnatürliche Mutter wurde durch Stationökommandant Ritter in der ledigen Dienstmagd M. Streng von Sulz­berg ermittelt und in Haft gebracht.

Vom Bodcnsee, 8. Mai. Letzten Sams­tag abend fuhr in Rorschach ein Pärchen ca. 2 Kilometer in den See hinaus. Der junge Mann kehrte nach etwa zwei Stunden ganz durchnäßt und allein zurück. Er gab an, daß durch den Wellenschlag eines Dampf­boots beide Insassen aus dem Schiffchen ge­fallen feien. DaS Mädchen sei ertrunken, und er habe sich wieder in das Schiffchen retten können. Der Gerettete soll »ach dem Seebl. aus dem würltembergiichen Oberlande, das ei trunkene Mädchen eine Wirlswchier von Rorschach sein. Untersuchung ist einge­leitet.

Pforzheim, 7. Mai. Eine Ehrenerklär­ung m Form eines Extrablattes dürfte zu den Seltenheiten gehören. Der hiesige Kauf- mannslehrling Hermann Laux wurde seitens feiner Prinzipate beschuldigt einen Wertbrief unterschlagen zu haben und die Verhaftung des jungen Mannes erfolgte trotz aller Un- schuldbeteurungen desselben. Vor einigen Tagen nun stellte es sich heraus, daß der betreffende Brief an eine falsche Adresse ge- richiet worden war nnd der Lehrling voll­ständig unschuldig ist, die Firma war nobel genug in Zeitungsinseraten die Unschuld des Laux zu konstatieren, und außerdem wurden gestern hier und in der Umgebung massen­haft Extrablätter mit einer diesbezüglichen Erklärung verteilt. Der Vorfall erregt selbst­verständlich großes Aufsehen. Der Typhus ist immer noch nicht erloschen, obwohl die Zeitungen im Interesse d-r hiesigen Geschäfts­welt, die täglichen Neuerkrankungen nicht mehr publizieren.

Der Arbeiter Edmund Bickert in Frankfurt a. M-, Haidestraße 22, verletzte sich am 26. April im Kohlenhafen am Daumen der rechten Hand beim Herausziehen eines Brettes durch einen rostigen Nagel. Er be­achtete die Wunde anfänglich nicht, bis sie sich verschlimmerte, so daß er am 29. April im Heilig-Geist-Hospital ausgenommen werden mußte, wo Blutvergiftung konstatiert wurde, die am 2. Mai den Tod des Mannes her­beiführte.

Der Kaiser bei der Feuerwehr. Das

den Berlinern als Ausflugsort bekannte Dorf Gatow, an der Havel zwischen Potsdam und Spandau in der Nähe von Schildhorn gelegen, wurde am Montag früh gegen 6 Uhr

von einer Feucrsbrunst heiwgesucht, die meh­rere Wohnhäuser, Scheuern und Ställe er­griff. Als der Kaiser gegen 7 Uhr auf seiner Dampfyacht zu einer militärischen Besichtig­ung in Spandau vvrüberfnhr, ii-tz er anlegen, begab sich mit seiner Begleitung an die Brand­stelle und ließ, da die Feuerwehr noch nicht eingetroffen war, auch die Mannschaft des Dampfers landen. Er leitete selbst die Rttt- ungs- und Löscharbeiten nach einer Meld­ung derK. Zig." nahm er selbst den Eimer »nd die Axt zur Hand überzeugte sich in den brennenden Gehöften, ob noch Men­schen: schlafende oder kranke, darin seien, und ließ telephonisch Militär aus Spandau und die Spandaucr und Berliner Feuerwehr requirieren. Erst nach einer Stunde fuhr er nach Spandau weiter. Im ganzen brann­ten 6 Gehöfte nieder.

Der Kaiser als Ehestifter. Unter diesem Titel wird dem ,B- B. C." die folg­ende Geschichte berichtet:Ein Gardeschütze aus Groß Lichterselde unternahm dieser Tage in Begleitung zweier Damen einen Ausflug nach Potsdam, um sich den Park ven Sans­souci anzuseben. Von den Dreien wußte eben Niemand Bescheid, als ihnen der Zu­fall einen Gsrdejäger in den Weg führte. Mit dem richtigen Scharfblick hatte eine der Damen den schmücken Jäger als Führer aus- ersehen, und dieser sträuble sich auch nicht lm Mindesten, das ihm angetragene Amt zu übernehmen. Die Naturschönheiten waren aber bald für den Gardejäger und seine Be­gleiterin zur Nebensache geworden, und als die Stunde der Trennung nahte, hatte sich bereits zn tief in die Augen geschaut. Ein Pfiff der Lokomotive, ein kurzer Händedruck, und das junge Mädchen befand sich nach Berlin unterwegs. Aus seligen Träumen wurde es aber plötzlich emporgeschreckt, denn es hatte eine Hauptsache vergessen, nämlich den Verehrer nach d,m Namen zu fragen. Obgleich eine Zusammenkunft in Berlin ge­plant war, so verging doch Tag auf Tag, ohne daß Beide sich fanden. Da griff das von Sehnsucht gepeinigte Mädchen zu einem ganz sicheren Mittel, indem es brieflich die Hilfe des Kaisers zur Ermittelung des Zu­künftigen anrief. Das in den obersten Kriegs­herrn gesetzte Vertrauen sollte in vollstem Maße gerechtfertigt werden. Im Instanzen­wege wurde vom Generalkommando des Garde­korps nach dem Jäger geforscht, der sich denn auch freiwillig als den vermißten Lieb­haber zu erkennen gab. Es war der Garde­jäger L. von der dritten Kompagnie, der alsbald mit Urlaub nach Berlin in die Arme der glücklichen Braut eilte."

Ein Aufsehen erregender Vorfall wird aus Hirschseldau bei Sagau berichtet. Der Bauergutsbesttzer Tudler gen. Schmidt war soeben von einem längeren Pirschgange in sein Haus zurückgekehrt und übergab beim Eintritt in daö Zimmer das Gewehr, einen doppelläufstgen Hinterlader, seiner Frau zur Aufbewahrung, ohne jedoch die Ladung aus den Läufen zu ziehen. Die Frau stellte das Gewehr in die Wohnstube, wo es der bald darauf ankommende 20 Jahre alte Dienst­knecht Brelschneider vorfand. Nachdem der­selbe mit der Büchse längere Zeit hantiert hatte, richtete er plötzlich das Gewehr auf die mit Fensterputzer: beschäftigte Dienstmagd Baldermann, mit der er näher bekannt war, unter dem Bemerken, er wolle sie erschießen.

Kaum hatte er diese Aeußerung gethan, da krachte auch schon der Schuß und das Mäd­chen sank, zu Tode getroffen, zu Bvden. Die Kugel war der Unglücklichen, welche in wenigen Minuten verschied, in den Rücken gedrungen.

Von einem Bären zerfleischt. Man schreibt aus TemeSvar: Ein montenegrinischer Bärentreiber, Titus Zsivoncy, durchzog seit Wochen die Grenzgegenden Südungarns, um mit seinem gezähmten Bären verschiedene Kunststücke aufzuführen. Am 1. d. produ­zierte er sich in der rumänischen Ortschaft Glimboka, wobei er etwas angeheitert, das Tier mit seinem eisenbeschlagenen Stocke be­sonders roh bearbeitete. Dadurch in Wut gebracht, zerriß der Bär die »hnehin stark abgewetzte Eisenkette, welche seine Vorderfüße gefesselt hielt, und stürzte sich auf seinen Peiniger, den er durch Ausdrücken eines KnieS auf die Kehle buchstäblich erdrosselte. Er riß ihm auch die Kopfhaut ab und zerfleischte ihm das Gesicht und den Oberkörper. Mit schwerer Mühe gelang es, die Bestie von dem schauerlich zugerichteten Leichnam loszu» bekommen, worauf ihr mit einem Gewehr­schüsse der Garaus gemacht wurde.

(Eine unmenschliche Thal.) Aus Gardelegen wird derT. R." geschrieben: Der Tischler W. Schulz aus Gardclegen überfiel auf einem Wege seine von ihm ge­trennt lebende Ehefrau, schlug sie nieder und versuchte ihr Vitriol in den Mund jzu gießen. Als ihm das nicht gelang, goß der Wüierich seiner Frau Vilriol in die Augen und in das Gesicht, mißhandelte sie schwer und brachte ihr schließlich in bestialischer Weise mit einem Messer mehrere gelährliche Wunden in den Oberschenkel bei. Am Aufkommen der Frau Schulz wird gezwerfelt. Der Attentäter ist verschwunden. Man vermutet, daß er sich selbst entleibt hat-

Vermischtes.

.-. Eine eigentümliche Traueranzeige ist in einem amerikanischen Blatte zu lesen: Der Komponist Brsnson giebt sich die Ehre, seine, Freunden und Gönnern bekannt zu geben, daß es dem Herrn gefallen hat, Miß Jay Bronson zu sich zu nehmen. Der von dem tiefgebeugten Vater aus diesem Anlaß komponierte Trauermarsch ist im Verlage von Broot und Komp, zum Preise von 5 Dollars für Streichmusik und von 2 Dollars im Klavierarrangement erschienen und wird bei dem Begräbnisse, welches morgen, 11 Uhr, stanfindet, zum erstenmale aufgeführt werden.

.. Daß Liebe »sbriefe oft in unrechlc Hände geraten, ist keine Seltenheit; daß ein solcher Brief sich in ein Brötchen verirrt, dürfte noch nicht dagewesen sein. Beim Kaffeetrinken fand die Tochter einer Beamten­familie zu Düsseldorf in einem Brötchen den zusammengefaltcten Brief einer liebeglühenden Jungfrau an ihren Geliebten den Bäcker­gesellen.

.-. (Früher.) Junge Frau (nach den Flitterwochen):Früher, ehe wir noch ver­heiratet waren, rauchtest du nie in meiner Gegenwart, Georg I" Gatte:Ganz recht! Früher zanklest du auch nie in meiner Gegenwart I"

.'. (Kindlich.) Mama :Kann ich Dir auch glauben, Karl? . . . Sieh' mir 'mal ins Auge!"Der kleine Karl:In welches, Mama? I"

Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur Bernh. Hofmann).

DDG- Hiezu eine Beilage.