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Stuttgart, 25. April. N chdem bei I. Maj. der Königin am v-rgangeuen Freitag noch eine kleinere Eit rg-schwulst am linke» Bein eröffnet worden ist, geh! feiidem die Heilung in gleichmäßig guter Weife vor sich. Die Schmerzen haben aufgchört, der Schla! hat sich wieder eingestellt und das Allgemein­befinden ist zufolgedessen wesentlich besser geworden.

Stuttgart, 27. April. Die Besserung

im Befinden der Königin macht nunmehr

raschere Fortschritte, so daß die völlige Her­stellung sder Hobe» Frau binnen kürzester

Frist zu erwarten ist.

Stuttgart, 25 April. DemNeuen

Tagblatt" zufolge ist der Schneiderstreik durch gegenseitige Konzessionen der Prinzipale und Arbeiter beende! und die Arbeit heute allge­mein wieder ausgenommen worden

Heilbronn, 25. April. Die Verhand­lungen Oberbürgermeister Hegelmaier vor dem DiSziplinarhofe in Stuttgart werden hier begreiflicherweise mit großer Spannung Verfolgt, und die allgemeine Anschauung geht dahin, daß dis sitzt die Regierung mit dem Ergebnis weniger zufrieden sein kann als Hegelmaier. Die Art und Weise, wie einzelne Zeugen ihre früheren Angaben modifizierten, ist sehr ausgefallen. Geradezu Aufsehen aber erregte, daß wie aus den Verhandlungen her vergeht der frühere Minister des Innern sich nicht scheute, gegen Hegelmaier mit sehr fragwürdigen Mitteln vorzugehen bezw. Vor­gehen zu lassen. Die derbe Uebersetzung des oiasrolisL lu. kornmö" hat selbst bei den Feinden Hegelmaiers Unwillen erregt. Ob eS nicht klüger gewesen wäre, diese schmutzige Wäsche nicht öffentlich zu waschen? Jeden­falls hat das Ansehen der Regierung und das der Gemeinde Heilbronn nicht gewonnen. Man ist allgemein begierig auf die Gutach­ten der ärzilichen Sachverständigen, und wenn auch ohne weiteres zugegeben werden muß, d«ß Hegelmaier nie und nimmer auf das Hcilbronner Raihaus hinaufpaßle, so kann man ihm nach dem bisherigen Verlauf des Prozesses das Zeugnis doch nicht verwaigern, daß seine zum Teil schneidige Verteidigung auf psychiatrische Minderwertigkeit nicht schlie­ßen läßt.

Von der bayerischen Grenze, 25. April. In dem Pfarrort Wellingshofin bei Wasser- trübingen ist unter der Schuljugend die Ge­nickstarre auSgebrochen; der Schulunterricht ist deshalb eingestellt worden. Einige Schü­ler sind dieser Krankheit erlegen.

Mannheim, 25 April. Die Behörde hat den für den 1. Mai von den Sozial­demokraten geplanten Umzug verboten.

Berlin, 25. April. DerReichsan­zeiger" veröffentlicht das am I.Mai in Kraft tretende Rerchsstempelgesetz.

München, 21. April. Zur Warnung! An Blutvergiftung ist gestern ein Schrilt- setzer gestorben. Er halte sich, wie dieM. N. N." Mitteilen, eine kleine Rißwunde zu­gezogen und diese mit Zeitungspapiere ver­klebt. Bald darauf trat Blutvergiftung ein, welche den Tod des Mannes zur Folge hatte.

München, 26. April. Gestern nackt er­stickten beim Räumen einer Abortgrube in der Piloiystraße drei Arbeiter infolge starker Entwicklung giftiger Gase, weil sie die nötigen Vorsichsmaßregeln außer acht gelassen hatten. Die sofort zur Stelle befindliche Hilfe erwies sich als erfolglos.

Straßburg, 25. April. Heute kamen hier die ersten, allerdings von auswärts be­zogenen Kirschen und Erdbeeren zum Ver­kauf.

In Eichstetten im BrciSgan ist in der Nacht zum 25. d. M. das der Wittwe Denzeisen gehörige Wohnhaus nebst Scheune abgebrannt. Die Besitzerin selbst ist in den Flammen nmgekommen.

Ein tragikomischer Vorfall ereignete sich am Freitag in Spandau. Die Frau eines Fabrikarbeiters hatte eine Anzahl leere Cigarrcnkisten, die ihr Ehemann im Holzstall schon geraume Zeit aufbewahrte, für wenige Nickel verkauft. Als sie dies ihrem Manne, welchem sie das Mittagessen nachgctragen hatte, mittcilte, geriet derselbe in die größte Bestürzung. Ohne auch nur das Essen an- zurühren, verließ er, nachdem er sich Urlaub gei ommen hatte, und er von seiner Frau in Erfahrung gebracht, wer jetzt im Besitz der Kisten sei, sofort die Fabrik und lief sporn­streichs zu dem Käufer, bei dem er die Kisten »och unversehrt vorfand. Er griff sofort »ach einer derselben und Holle 200 Mark in Papiergeld daraus hervor. Diese Summe hatte er heimlich gespart, um eine- Tages seiner Frau eine freudige Ucberraschung zu bereiten. Als er zu seiner besseren Hälfte zurückgekehrt war und dieser die Sache erzählt hatte, erwiderte sie, daß sie schon oft nahe daran gewesen wäre, die ganz n Kisten, welche ihr im Wege standen, zu verbrennen.

Wien, 26. April. Die Staatsanwalt­schaft konfiszierte 140 000 Flugblätter, die die Aufforderung zur Maifeier enthielten.'

Wien, 26. April. Gestern mittag demon­strierten hier 300 Kellner vor dem Hotel Sacher gegen den dort tagenden Gastwirlver- band, so daß die Wache einschreiten und die Volksmenge zerstreuen mußte. Viele wollten noch zum Rathaus gehen, doch wurde» sie daran verhindert.

Wien, 26. April. Die Staatsanwalt­schaft ließ 140,000 Flugblätter konfiszieren, welche eine Aufforderung zur 1. Mai-Feier enthielten.

Rom, 26. April. Gestern morgen ver­suchte ein Individuum den Zugführer des zwischen Rom und Genua verkehrenden Zuges im Tunnel von Zoagli zwischen Chtavari und Rapallo zu ermorden, während der Zug­führer in dem Gepäckwagen schlief, wo 15,000 Lire sich befanden. Der Zugführer erwachte und gab, obwohl er zahlreiche Verwundungen erhielt, Alarmzeichen. Der Attentäter ent­floh. Der Zustand des Verwundeten ist sehr bedenklich. Die Wertobjekle wurden gerettet.

In der Hauptstadt Portugals ist die Cholera auSgebrochen. Die Regierung be­hauptet zwar, es sei nur Cholerine, aber die überaus massenhaften Erkrankungen und die vorgekommenen raschen Todesfälle weisen stark auf asiatische Cholera hin.

(Das Erdbeben in Griechenland.) Aus Athen wird unterm 21. April geschrie­ben : lieber das arme Griechenland ist eine neue schreckliche Heimsuchung hereingebrvchen. Heute früh traten wieder zwei heftige Erd­stöße ein , die eine außerordentliche Pani" hervorbrachen. Gestern schon verspürte man das Erdbeben in ganz Griechenland. Die halbe Stadt Theben (neugr. Thiva) ging in Trümmer. Dies 5000 Einwohner zählende Städtchen, der Sitz eines Bischofs, der Mit­telpunkt einer fruchtbaren Weingegend, die in eine Aera des Wohlstandes cinzutreten

schien und in den letzten Jahren von zahl­reichen Touristen und Altertumsforschern be­sucht wurde, befindet sich jetzt in einem un­beschreiblichen Zustand der Verwüstung. Das Erdbeben verursacht außerdem ^furchtbare Schäden jin Salonichr, in Tripolis (No- marchie Arkadien), in Volo, dem Haupthafen- platz für ganz Thessalien, auf der Insel Milo (Melos), in Patrss, in Megara, in Korinth, in Chalkrs auf der Insel Euböa, einer Stadt von 7000 Einwohnern, die durch eine Brücke mit dem Festlande verbunden ist, in Atlantis, in Larina in Phthioiis. Über­all stürzten Häuser ein und begruben ihre Bewohner unter den Trümmern. In der Stadt Skonderaga Pallas war die Katastrophe ungeheuer groß. Mehr als 100 Personen wurden unter den Trümmern begraben. Man zählt Hunderte von Schwerverwundrten. Hier in Athen wird das Telegraphenamt fortwäh­rend von einer große'» Volksmenge belagert, welche sorgenvoll Nachrichten auS den Pro­vinzen erwartet. Der Minister RufidiS hat die ganze Nacht am Telegraphen zugebracht. In der Provinz Larissa wurden mehrere Dörfer vollständig vernichtet. 20 Kinder wurden unter den Ruinen einer Schule be­graben.

Konstantinopcl, 26. April. Die Pforte bestellte in Deutschland 200 000 Mauser­gewehre.

Vermischtes.

Ein Abenteuer mit Wildschweinen. Aus Bitsck berichtet dieSaargem. Zig." t Eine freudige Ueberraschung hatte der Wald­arbeiter Frohn, als er vor einigen Tagen sich onschickte, einen Haufen Knüppel im Walde bei Slützelbronn zu spalten. Bei Besichtigung des Holzes fand er zwölf, etwa acht Tage alte Frischlinge, welche sich munter in der warmen Sonne herumtummelte». Als sie den Mann gewahrten, flüchteten sie auf ihr Lager und kauerten sich fest- und nebeneinander. Der glückliche Finder nahm vier der Kleinen und steckte sie in seinen Brodsack, wie solche von Waldarbeitern mit sich geführt werden. In dem Sack fingen die Kleinen zu grunzen an und stießen Klage­rufe aus. Der Arbeiter beabsichtigte seine Beute pflichtgetreu im Forsthause abzuliefern. Er hatte jedoch kaum eine kleine Wegstrecke dahin zurückgelegt, als er plötzlich ern Ge­räusch hinter sich hörte und sah, wie ein starker Keiler und eine Bache so nahe an ihn herangekommen waren, daß er eiligst auf einen Baum klettern mußte. Immer­fort grunzten die Frischlinge, welches die Wut der alten Tiere erhöhte, und sie arbeiteten unaushörlich mit ihren Hauern, um den nicht zu dicken Baum zu Fall zu bringen. Die Lage des Arbeiters wurde immer miß­licher, und er glaubte schon ein Senken deS Baume- zu verspüren, als er sich in seiner Angst entschloß, drei seiner Findlinge zu opfern. Er ließ diese behutsam den Baum entlang rutschen, dem vierten Findlinge hielt er die Schnayze zu. Als die Alten kein Grunzen ihrer Jungen mehr hörten, liefen sie mit den Frischlingen zurück nach dem Lager der übrigen Jungen. Der Arbeiter verließ nunmehr seinen Zufluchtsort und eilte nach dem Forsthause, wo ihm und dem Findlinge freundlicheAufnahme zu Teil wurde. Bald ging es an die Verfolgung der Sauen, aber vergebens, denn diese hatten sich und ihre Jungen bereits in Sicherheit gebracht.