(^- Gst er grüß. E)

AusSchneeglöckchen". Gedicht von Gustav Emil Miichtle.

Und wieder ist cS Ostern worden!" Nach langer, banger Wintcrnacht Sprießt neues Leben allerorten In Berg und Thal, der Lenz erwacht!

Du goldner Frühling kommst nun wieder, Du Osterzeit voll Lenzesweh'n,

Vom HimmelSdome steigst Du nieder Und feierst froh dein

Rings grünt der Wald, die weiten Fluren,- Die Sonne lacht aus tiefem Blau Vergoldend unseres Schöpfers Spuren Zum neuen ew'gen Weltenbau I Die Lerche schmettert in die Lüfte Ihr Morgenlied von Friedcnsweh'n;

Der Atem Gottes sprengt die Grüfte; Allüberall ein

Ausersteh'n!"Ausersteh'n!"

Wach auf mein Herz, halt fest am Glauben, >

Wach auf mein Herz! Wirf ab den Kummer. Hast' nicht genug der Sorg und Qual? Erwache aus dem Grabesschlummer,

Was ficht Dich an der Sorgen Zahl? Was bringen Dir die trüben Stunden?

Leiden? Ach die kommen gehen I Hast Du Dich in Dir selbst gefunden, Dann winkt erst Dir ein

Ausersteh'n."

,,Wos hilft das Klagen wenn Dir bange?

Sein Leitstern führt Dich himmelein,

Dein Leben bleibt doch immer gleich:

Wohl kann ein herber Schmerz ihn rauben;

Im Frieden wie im Weltendrange

WaS ist's ? Auf Leid folgt Sonnenschein I

An Wechseln und an Kämpfen reich I

Dein Ostertag bringt Rosen wieder

Blick auf zu Ihm dem W-ltenmeister

Und Gottes Liebe I Aus den Höhn,

Bald fühlst Du seinen Atem weh'n;

Auf Zephyröflügeln senkt sich nieder

Von Scharen seiner Himmelsgeister

Ihr Gruß: Ein heilig

Wird Dir ein fröhlich

Ausersteh'n

Aufersteh'u!"

Die WaL'faHrt nccch GZenstcLchcrrr.

Roman von Johanna Berger.

Nachdruck verboten.

2 .

Wenn man aber dem Landhause näher kam, mußte man bemerken, daß das gute Aussehen desselben sich bedeutend verlor. Stellenweise war der Putz von den Mauern abgebröckelt und das dichte Blätternetz des EpycuS, welcher das ganze Gebäude umrankte, vermochte die mancherlei Schäden nicht ganz zu verbergen. Leider waren die Nachkommen der stolzen Magnaten, welche schon seit einem Jahrhundert von Geschlecht zu Geschlecht den Edelsitz besessen halten, nicht mehr in der Lage, den ehemaligen Glanz und das An­sehen dtsselbeu aufrecht zu erhalten.

In Flur und Feld hatten die Landleute Feierabend gemacht; Frieden undRuhe herrschte überall. Vom heiligen Berge schwebte melo­disch feierlicher Giockenklang herab und läutete das Ave Maria ein. lieber die Stadt wirbel­ten blaue Rauchsäulen auf, die sich allmäh­lich mit den feuchten Nebeln, die von der Wartha kamen, zu duftigen Schleiern ver­woben und langsam durch die Landtchaft da­hinzogen. Nur bas stattliche Kloster ragte, vergoldet vom letzten Sonnenstrahl, noch klar und deutlich in die Dämmerung des Abends empor.

Die hohen Spitzbogenfenster deS im Pa- terre gelegenen Speisesaales im Herrenhausc standen weil osten, um der frischen Abend- luft und dem Lindenblütendufl Einlaß zu gewähren. Die Wände waren mit altmo­discher Malerei bedeckt und fast bis zur Hälfte mit Eichenholz getäfelt. Auf dem ungeheuren Kaminofen von grünen Kacheln befanden sich eine Anzahl altertümlicher Krüge, Hum­pen und Schalen aus gebranntem bunten Thon. Daneben thronten auf geschnitzten Holzsimsen zwei kolossale Broncebüsten von Mickiewicz und Kraezcwski. Eine Menge Hirschgeweihe, Bärenklauen, Eberzähne und das mächtige Hörncrpaar eines wilden Stieres hingen an den Wänden herum, welche heute

noch außardcm mit niedrigen Tannen und Fichtenbäumchen dekoriert waren. Ein schön polierter Wastenschrank mit zum Teil wert­vollem Inhalt ein großes eichenes Büffet, ein Credenztisch, hochlehnige Lederstühle und ein Paar mächtige Lehnsessel bildeten das Meublement des hohen, sehr geräumigen Saales, welcher heute ein gar festliches Aus­sehen hatte. Denn über der breiten Ein- gangsthür prangte eine große Binmenguir- laude und sogar der alte, aus Rehkronen kunstvoll zusammengefügte Kronleuchter trug ein ansehnliches Kränzlein von Kornblumen und Rosen und war zur Feier des Tages mit zwölf rosenroten Wachskerzen besteckt.

Mitten im Saal stand eine lange Tafel, welche mit einem feinen weißen Damastge- webe bedeckt war. Das darauf befindliche Geschirr war von Meißner Porzellan, doch befremdete eS, daß sich da und dort ein ordinärer Teller breit machte. Auch neben den klaren feingeschliffenen Weingläsern und Römern befanden sich mehrere von der schlech­ten Qualität, die auf den Jahrmärkten des Städtchens feilgebvten wurde». Sogar das schwere altertümliche Silbergerät hatte man durch einige Löstet von Alfenide vervollstän­digt.

Ein junges Mädchen war eifrig mit der Ausschmückung der Tafel beschäftigt. Sie faltete die Servietten in zierliche Fächer, füllte mehrere Krystallschale» mit Blumen, Kirschen und Erdbeeren und st-ckte in jedes Weinglas ein Tannenzweiglein und eine Rosenknospe. Dann begann sie aus einem mit Blumen gefüllten Korbe die schönsten auszuwählen und einen Strauß zu binden.

Die Abendröte wob einen Purpurfchein um die schlanke Mädchengestalt und um das reiche blonde Haar, das in Flechten aufge­bunden, ein selten schönes Antlitz umrahmte, d.ssen höchster Reiz der unverkennbare Aus­druck von Unschuld und Kindlichkeit war und aus dem zwei dunkelblaue träumerische Augen etwas verschleiert unter langen seidenen Wimpern in die Welt blickten. Ein Tuch von blauer Wolle schmiegte sich knapp um die volle Büste und ein schwarzer kurzer Rock fiel in reichen Fallen auf winzig kleine

chen herab, welche in roten Strümpfen und zierlichen Lederpantöffelchen steckten.

Das junge Mädchen hatte ihren Strauß fertig und hielt ihn prüfend vor sich hin. Dann trat sie au das offene Fenster, um in's Freie zu blicken. Doch jäh errötend, wich sie rasch wieder zurück und machte sich von Neuem an der Tafel zu schaffen. Denn aus dem Garten hatte sich mit hastigem Tritt ein junger Mann dem Fenster genähert, war davor stehen geblieben und sah mit offenbarer Verwunderung in den festlich ge­schmückten Raum hinein. Es war ein höchst anmutiges Bild, welches diese beiden jugend­frischen Menschen boten. So schön, so wohl­gestaltet und von so edler Harmonie an Ge­stalt und Schönheit mochte man nicht leicht zwei Menschen finden. Der hohe, schlanke Wuchs des jungen Mannes wurde durch den eng anliegenden, mit Schnüren besetzten Rock von feinem Moskauer Tuch noch mehr ge­hoben. Eine polnische Mütze saß keck auf dem elastisch geformten Kopfe mit dom üppigen braunen Kraushaar, und der dunkle, volle Schnurrbart gab dem tiesgebräunten Antlitz den Ausdruck von Männlichkeit und Kraft. Etwas ungemein Ritterliches und Zwangloses in Haltung und Bewegung, so wie die feine Nationaltracht verrieten den polnischen Edel­mann,

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

.-. (Origineller Gaunerstreich.) Am I. März wurde in N-whork ein von der Po­lizei längst gesuchter Taugenichts namens Burke verhaftet. Er betrat vor einiger Zeit in Begleitung zweier Spießgesellen einen Materiailaden und machte dem Kaufmann weiß, daß die Burschen unter einander eine Wette eingegangen, wessen Hut mehr Syrup in sich anfnehmen könne. Der Kaufmann ging auf den angeblichen Scherz ein und füllte einen ihm bargereichten Hut, der ihm aber im nächsten Augenblick mit seinem kleb­rigen Inhalt auf den Kopf gestülpt wurde, diesen Augenblick benutzten die Gauner, um sich mit dem Inhalt der Ladenkasse zu ent­fernen.

Druck und Verlag von Bernh. Hof mann in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Bern h. Hofmann. i

Hiezu eine Beilage.