Rundschau.

Se. Maj der König haben am 2. d. MtS. allcrgnädigst geruht: den Ersten Staatsanwalt Hanßmann in Heilbronn seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand zu ver­setzen und ihm bei diesem Anlaß das Ehren- kreuz des Orden« der württembergischen Krone zu verleihe».

Der württembergische Landtag wird, so viel wir hören, auf Anfang März eindc- rufen werden, um zunächst die Gesetzvorlagen über die Entlaßbarkeit unverschuldet dienst­unfähig gewordener Korporationsbeamter und über die Pensionierung derselben in Behand­lung zu nehmen. Die Berichterstattung über die Komisionsberatung hat nach dem Tode Ebner» der Abgeordnete für Nagold, v. Luz, üdernommen. Während der Beratung dieser Entwürfe soll der Kammer eine Vorlage über Verfassungsrevision und eine Notstandsvor­lage zugehen, die nach der Osterpause zur Beratung und Erledigung gelangen würden.

Stuttgart, 3. Feb. Zum Fall Hkgel- maier. Der Staatsanzeiger vcröff>nilicht heute folgende Erklärung:Gegenüber der trotz ihrer offensichtlichen Unglaubwürdigkeit von einigen Blättern gebrachten Mitteilung, es sei Frhr. v. Ellrichshausen von S. M. dem König beauftragt worden, in Verhandlungen wegen gütlicher Beilegung de« Falles Hegel- maier einzutreten nnd dabei dem suspendier­ten Oberbürgermeister Hegelmaier eine even­tuelle Wiederanstkllung im Staatsdienst in Aussicht zu stellen, sind wir in der Lag-, festzustellrn, daß dem Freiherrn v. Ellrichs- ha^n ein solcher oder überhaupt irgend ein auf dir Affaire Hclmaier sich beziehender allerhöchster Auftrag nicht weder unmittel­bar erteilt worden ist."

Htilbronn, 3. Fkbr. Blättermeldunqen zufolge ist die Heilbronner Zeitung an die Herren Fischer und Wulle zum 1. März verkauft worden.

Reutlingen, 4. Fkbr. Am 2. d. Mts. waren eS 40 Jahre, daß Lehrer Schiele seinen Dienst an der hiesigen katholischen Gemeinde angelreten hat. Zur Feier dieses Tage« fand am Freitag den 2. dS. Mts. mittags ein Festessen im Gasthof zum Ochsen statt, bei welchem Stadlpfarrer Laun die Fest­rede hielt, der Verdienste des Jubilars wäh­rend seines langjährigen Wirkens in hiesiger Stadt gedachte und im Auftrag der Ober- schulbehörde dem Jubilar deren beste Wünsche zu dem Feste auölprach. Nachmittags fand im Hotel Kronprinz eine gesellige Unterhalt­ung statt, wobei der Jubilar selbst sie Ge­sangsvorträge mit bekanntem Geschick dirigierte. Schon am Vorabend des Festes hatte der hiesige Männergesangverein, dess n lang­jähriger Direkter der Jubilar ist, diesen mit einem Ständchen erfreut.

Neuenbürg, 3. Febr. In der gestern in Etutlgart stattgehabtcn Sitzung des Bei­rat« der Verkehrsanstalten wurde den von hier gestellten Wünschen insofcrne staltgege- ben, daß der erste Zug j136) abwärts wie­der auf den in Pforzheim um 6.05 nach Karlsruhe abgehenden Zug Anschluß erhalten und daß MittagSzug (139) gleich nach An­kunft des Stuttgarter Schnellzugs (2.4) also etwa Stunden früher in's Enzthal gehen soll. Dagegen bleibt eS vorerst bei der für die Sommerzeit so späten Kurszeit des ersten Zugs (135) ihalanfwärts, da auf eine direkte Frühvcrbindung mit Stuttgart reflektiert wird Md noch diesbezügliche Verhandlungen mit

der badischen Verwaltung gepflogen werben müssen.

Laupheim, 1. Febr. Diesen Morgen etwa gegen 5 Uhr fand der Postbote auf der Siraße von Mietingen nach Sulmingen die ganz mit Blut überströmte Leiche eines 50- jährige» MonneS aus Sulmingen, neben welcher ein Messer und ein Stock lagen. Man glaubt, daß ein Raubmord vorliege, da der Ermordete all seines Geldes beraubt war. Dem Thäter ist man insofern auf der Spur, als der Ermordete des Abends vorher in Mietingen mit einem jungen Men­schen im Wirtshaus Streit hatte und an den Kleidern des letzteren sich Blutspuren vor- finden.

Frankfurt a. M. , 3. Februar. Heute Morgen ist der hiesige Oberpostdirektor, Geh. Oberpostrat Adolf Hetdberg, gestvrben.

Auf dem Rhein zwischen Widdig und Herfell ist am Donnerstag früh der auf der Bergfahrt begriffene Schravbendampfer Rival mit einem thalabwärts kommenden Dampfer derart zufammengestoßen, daß er alsbald sank. Ein größeres, mit Steinen beladenes Frachtschiff fuhr kurz darauf auf den im Wasser liegenden Dampfer Rival und sank ebenfalls. Die Mannschaften beider Schiffe konnten sich retten.

Berlin, 1. Febr. Kaiser Wilhelm II. hat nicht nur persönlich auf der hiesigen rus- stchen Botfchafl Erkundigungen über das Befinden beS Zaren eingezogen, sondern auch seinen Botschafter in Petersburg beauftragt, ihn fortlaufend über den Verlauf der Krank­heit des russischen Kaisers zu unterrichten.

Ein eigenartiges Geburtstags Ge­schenk ist dem Kaiser noch nachträglich über­bracht worden. Ein Arbeiter der Danziger Gewehrfabrik, Paul Karl,. hat «us Ahorn­holz eine Reiterstatue des Kaisers, die den­selben in Hufaren-Uniform darstellt, kunst­voll geschnitzt. Das wohlgelungene Werk ist um so bemerkenswerter, als der Verflr- tiger niemals Unterricht in der Holzschnitzerei erhalten ha, und ihm nur das primitivste Handwerkzeug zur Verfügung stand. Zu der Arbeit Hai Karl meist nur die Nacht­stunden benutzen können, da er am Lage durch seine Arbeit vollauf i» Anspruch ge­nommen war. Die Statue ist clwa in hoch und bis in die kleinsten Einzelheiten überaus sorgfältig ausgeführt. Kart durfte fein Werk, an dem er 1 Jahr und 9 Mo­nate gearbeilel hat, dem Kaiser persönlich überreichen.

Fürst Bismarck hat den beiden Wacht­meistern der Leib-Gendarmerie, welche am 26. Januar im Königlichen Schlosse bei ihm den Dienst halten, zur Erinnerung an diesen Tag die Medaille, weiche seinerzeit zum Ju­biläum de« Fürsten geprägt wurde, zustellen lassen. Der Humor der Berliner ist auch in den letzten Tagen wieder zur Entfaltung gekommen. Ein kleiner Junge, der bei dem Empfang des Fürsten Bismarck mitten in der schaulustigen Menge vergebens die vor ihm stehenden Reihen zu überblicken suchte, meinte:Ach wenn ick doch jetzt ne Giraffe wäre I"

Wir lesen imMühl. Volksblatt": Ein unglaubliches Mißgeschick. Bekanntlich veranstaltete der Kanton Freiburg (Schweiz) vor einem Jahr eine Lotterie zur Erbauung und Begründung einer medizinischen Fakul­tät an der dortigen Hochschule. Auch im Elsaß wurden Lose abgesetzt. Auch der Pfar­

rer eines elsässischen OrtcS hatte ein Billet genommen, aber aus irgend einem Grunde die Bezahlung unterlassen. Drei Tage »ach der Ziehung der Lotterie, die am 18. und 19. Januar stallfand, erhnlt er von Frei­burg aus eine Telegramm:Bitte, schicken sofort Geld oder Billei". Der Herr war unüberlegt genug, das Billet zurückzuschicken; nachh r erst, leider zu spät, erfuhr er, daß sein zurückgeschicktes Billet, die Nr. 915 342, das große Los (50 000 Franken) gewonnen batte. Den Prosit von der Geschieht hat die Universität Freiburg in der Schweiz.

Aus Halle a. d. S., 2. Februar, schreibt man der F. Ztg.: In seiner Wohn­ung bei seinen Eltern erschoß heute früh der Handlungsgehilfe Lotze von hier seine Ge­liebte, die 21jährige Tochter seines Prinzipals, iiines kleinen Fabrikanten, und dann sich selbst. L. unterhielt mit dem jungen Mäd­chen gegen den Willen von dessen Ellern das Liebesverhältnis, und der Vater des Mädchens war eben mit Polizei erschienen, um seine Tochter zurückzuholen. Die jungen Leute hatten sich kingefchlossen; ehe es gelang, das Zimmer zu öffnen, war die Thai geschehen. Beide jungen Leute waren sogleich tot. Ob daö Mädchen mit der Thal des L. einver­standen gewesen ist, steht dahin. In der Nervenklinik zertrümmerte ein geisteskranker Assesor eine brennende Petroleumlampe. Sie explodierte und es entstand Feuer, da« sich so rasch im Zimmer Verbreitete, daß der Kranke schwere Brandwunden erlitt, denen er am folgenden Tage erlag.

Alls Bayreuth, 2. Febr., meldet man der Fr. Ztg.: Der Stadtmagistrat bewilligte 125,000 zur Verschönerung der Stadt und erwarb um 100,000 das Palais des verstorbenen Herzogs Alexander von Würt­temberg. In das Palais wird daS Raihaus verlegt.

In Bricg ist am 27. v. M. ein Sträfling, ein ehemaliger Schreiber, der zu 15jähriger Zuchthausstrafe verurteilt war, von einem Wachtposten erschossen worden, da er gegen das bestehende Verbot das Fenster geöffnet und sich zu demseben herausgebeugt halte. Der Wacbiposten forderte ihn drei­mal auf, das Fenster zu verlassen, und gab, als der Sträfling die Warnung nicht beach­tete, den tödlichen Schuß auf denselben ab. Die Untersuchung hat ergeben, daß der Po­sten ganz der Instruktion gemäß gehandelt hat; .den Sträflingen ist streng untersagt, «ns Fenster heranzutrcten oder gar eines zu öffnen.

Am Freitag mittag suchte in Breslau der beschäftigungslose Buchhalter Kufawe seine Frau zu ermorden, indem er ihr den Hals durchschnitt. Während die Frau sich schwer verletzt auf die Straße schleppte, entleibte sich der Mann. Das Ehepaar hatte drei Kinder.

Nacht- gegen 12 Uhr ertönten in Kempten die Feuersignale. Auf dem sog. Holzplatz an der Iller, wo herumziehende Händler ihre Wagen aufzustellen pflegen, war der Reijewagen der led. Topfwaren- händlerin Dolch aus Oberigling, bayr. Bez.- Amt LandSbcrg, in Brand geraten. In dem Wagen befand sich ganz allein das 1 '/sjähr. Mädchen der gen. Händlerin ; das Kind ist in den Flammen umgekommen, während die leichtsinnige Mutter in einer benachbarten Wirtschaft zechte. Das Feier war vermutlich durch den zur Erwärmung