Verschiedener.
— Alt» schützt vor Thorheit nicht. In Greniermongond bei Lepy ermordete der 75jähr. Girard Eoulicr seine 68jährige Gattin aus Eifersucht. Er glaubte sie nämlich, wie eS heißt, mit Recht, unerlaubter Beziehungen zu einem 80jährigen Nachbar schuldig.
(Alls dem Kindergarten.) Kindergärtnerin (hat die Kleinen belehrt, daß die Vögel beißen, ohne eigentliche Zähne zu haben): »Nun sagt mir, was beißt und hat doch keine Zähne?" — Der kleine Emil: „Meine Großmama I"
.'. (Der Sohn des Richters.) Mutter: „Hier im Zimmer bleibst Du, bis der Vater Dich abgcstraft hat I"
Söhnchen: „Ist das aber auch mit der Strafprozeßordnung vereinbar, Mama?"
(Die Sonntagsreiter.)
„Du wvll'n wir hier mal unfern Gaul tanzen lassen?"
— „Um Gotteswillen, der meine läßt mich schon genug tanzen!"
.'. (Ahnung.) Frau: „Du, die Mama schreibt, daß sie uns demnächst besuchen wird I" Mann: „Wenn ich's mir nicht gedacht
habe; ich bin diesen Morgen mit dem linken Fuß zuerst au« dem Bett aufgestanden!"
(Empfindlich.) Fremder: „Verzeihen Sie, was ist das für 'n großes Gebäude drüben «"
Bürger: „Kenn' ich nicht I"
Fremder (erstaunt) : „Wie, Sie als Einheimischer."
Bürger: „Oho, nur keine Beleidigung; das ist nämlich das Zuchthaus!"
.-. (Eigene Ansicht.) Hausfrau (nach Hause kommend): „Aber, Bertha , waS ist denn das, kein Feuer im Küchenherd und Thür und Fenster auf?"
Köchin: „Na, gnädige Frau befahlen doch beim Fortgehen auf heute abend kalte Küche.«
.'. Eine Heirat aus Liebe ist eine Ver- nunftkhe des Herzens.
Kunst u. Wissenschaft.
— Die wechselnde Beliebtheit von „Mode und Haus", diesem in einer Auflage von 155,000 Exemplaren erscheinenden Univer- salblatl für die Familie, erklärt sich aus seinem vielseitigen, allen Bedürfnissen der
Familie gerecht werdenden, sorgfältig redigierten Inhalt. Die vorliegende neueste Nummer der beliebten illustrierten Zeitschrift giebt wiederum von dem Bestreben Zeugnis, Muster- giltigeS zu liefern und einen Ausgleich für den niedrigen Vierteljahrprei« von 1 Mark resp. 1^/i Mark (letzterer Preis schließt wertvolle ColoritS ein) zu schassen. Wenn schon mehr als ein Ausgleich des Abonnementsbetrages durch den nützlichen, große Ersparnisse bedingenden Inhalt des Blattes selbst veranlaßt wird, so ist durch die Exclusiv Emnchtung des zu „Mode und Haus" gehörigen „Vergünstigungs-Anzeigers" geradezu den Abonennten ein Mittel in die Hand gegeben, Vorteile von unabsehbarer Tragweite sich zu sichern. Jede Buchhandlung giebt unentgeltliche Probenummern von „Mode und H^ris" ab. Bei den Buchhandlungen und sämtlichen Postanstalten sind Abonnements auf „Mode und Haus" z» 1 Mark resp. zu 1 Vi Mark vierteljährlich zulässig. Für letzteren Preis erhalten die Abonnenten extra: Farbenprächtige Stahlstichmodebilder, bundfarbige Handarbeiten-Litographien und Musterfrisuren-Gravuren.
Das Weihnachlstmurnchen.
Erzählung von Carl Cassan.
Nachdruck verboten.
1.
Motto: „Daß ich strenge war, hat mir schon «st leid ge- than, nie aber habe ich die Milde bereut I«
Alexander der Große.
Der Weihnachtsmarkt der Residenz war ungemein besucht, denn das Wetter ließ sich, wenn auch kalt, so doch außerordentlich schön an, und in einigen Stunden war auch die Zeit der Christbeschccrung für die meisten Häuser da. Mlt völlig hereingebrochener Dunkelheit flammten die Verkaufsplätze dann in einem Meer von Lichtern auf, und ein Strom von Käufern ergoß sich in die Gänge zwischen den Buden und Verkaufsständen, um noch eiligst die nötigen Geschenke einzukaufen.
Da verließ auch ein hochgewachsener Herr lm Pelzrock und breitrandigem Kastorhut das fürstliche Schloß durch «ine Seitenpforte und schrillt rasch durch die menschenleere Promenade mitten in den Strom der Käufer hinein. Das edle, von einem langen dunklen Barte umrahmte Gesicht des vornehmen Herrn lächelte oft, wenn ein Kind sich über dir feilgeboicnen Spielsachen freute. War er nicht auch einst ein Kind gewesen? Ach ja, das dünkte ihn die seligste Zeit des Lebens, verklärt durch den freundlichen Schimmer der Erinnerung I Allmälig entleerte sich der Markt; der Herr im Pelzrock aber schritt rascher der großen Allee zu, welche nach dem Schlosse führt. Plötzlich stand ein etwa lljähriger Knabe im dürftigsten Anzuge vor ihm. In der einen Hand trug er eine nur noch glimmende Laterne, in der andern einen mittelgroßen Tannenbaum. Kaum nahm er den fremden war, so rief erflehend: „Lieber Herr, kaufen Sie mir doch den letzten Weihnachtsbaum ab I"
Der Herr sah den Jungen mitleidig an, entgegnete aber leutselig: „Liebes Kind, ich habe Niemanden zu descheeren I"
„Das ist schade I" meinte der Junge. „Aber deshalb können Sie mir den Baum doch abkaufen I"
Der Mann lachte: „Du bist ein Schlaukopf, merke ich. Ist Dir denn das Geld so nötig?"
„Das versteht sich I" gab der Knabe resolut zurück. „Je eher ich den Baum los bin, desto eher komme ich zu Hau« zur Mutter und zu den Geschwistern."
„WaS soll dein Daum denn kosten?" fragte der Unbekannte gutmütig und zog die Börse heraus.
»Fünfzig Pfennig mindestens," lautete der Bescheid.
„Du nimmst doch auch mehr?" fragte der Herr scherzend.
„Na, und ob I" lachte jetzt der Knabe. „Je mehr, je besser für uns I"
„Hast du denn keinen Vater?" examinierte der Herr weiter.
„Ei doch, mein Herr, aber — es ist eine böse Geschichte."
„Eizähle sie mir I"
Der Knabe sah sich den Herrn an und meinte: „Ich weiß nicht, ob ich sie Ihnen erzählen darf."
„Doch," ermunterte ihn nun der Fremde, „mir darfst du sie erzählen, denn ich soll eigentlich Alles wissen."
„Da sind Sie wohl ein Gelehrter?"
„Beinah'; aber erzähle, wo ist dein Vater ?"
Der Junge sah sich um und flüsterte dann: Im Gesängnisse."
„Wiel Im Gefängnisse?"
„Aber er hat nicht gestohlen und betrogen, Herr," versicherte das Kind treuherzig.
„Ja, warum sitzt er denn im Loche?« frug Jener.
Der Junge blickte sich wieder um und flüsterte: „Es ist wegen der Polizei. Mein Gott, Sie sind doch nicht . . . ?"
„Beruhige dich," lautete die Antwort, „ich bin kein Polizist.«
„Nun gut, mein Herr, so will ich es denn sagen," fuhr der resolute Bursche fort,
mein Vater sitzt, weil er auf den Fürsten geschimpft hat."
Der Mann im Pelzrock zuckle zusammen und fragte: „Wie heißt dein Vater?«
„Gebhard Körber."
„Und wie heißest du?"
„Ich heiße Anton."
Der Unbekannte zog den Knaben mit sich unter eine Laterne, sah ihm forschend in'« Gesicht und sagte:
„Weshalb hat denn dein Vater auf den Fürsten geschimpft?"
Der Knabe besann sich und gab dann diese Auskunft: „Mein Vater soll ein Phantast sein, sagen die Leute. Ich weiß nicht, was das ist, aber böse ist der Vater nicht, denn er hat uns und die Mutter so lieb und arbeitete fleißig, sehr fleißig."
„So, welchen Beruf hat er denn?"
„Er ist Buchdrucker, mein Herr I"
„So, s»," erwiderte der Herr, „da hat ja dein Vater ein nobles Gewerbe. Hoffentlich kommt er auch bald aus dem Gefängnisse und schimpft nicht wieder auf den Fürsten."
„Wollen Sie nun den Baum kaufen, Herr?" fragte der Knabe darauf rasch. „ES wird sonst zu späe."
„Gleich. — Sage mir nur noch eins! Wie lebt ihr denn nun, wenn den Vater im Gefängnisse sitzt?"
Da weinte der Knabe und sagte schluchzend : „Das ist es ja eben, eS geht uns schlechi; wir haben weder Brod noch Holz, müssen also hungern und frieren, denn die Mutter ist krank und kann nichts verdienen. Da habe ich mir nun einen Schein geholt und einige Bäumchen aus dem Forst heimgebracht, um sie zu verkaufen. Dieses ist daS letzte."
„Ich will es haben, Junge. Nun sage mir aber auch, wo du wohnst.«
„Wir wohnen im Hofe de« Hinterhauses Hölzerstraße 124," gab das Kind Bescheid.
i Fortsetzung folgt )
Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wi'dbad,