Hervordringen, mit Schluff und Thon ver­mischten Waffermaffen abgefangen, ja sogar in letzter Zeit durch ein praknscheS Filtrier­system geklärt; aber das unglückselige Bohr­loch, das ein wenig erfahrener Brunnen­macher durch eine 45 Meier liefe Thvnschlcht getrieben, war immer noch unverschlossen. Im Laufe dnser Woche sollte Herr Beyer seine letzte Hand anlegen und den erhofften artesischen Brunnen vollenden, als plötzlich das neue Verhängnis über die schwergeprüfte Stadt hereinbrach. Am 1. November nach­mittags nach 3 Uhr erschreckte ein unheim­liches Rauschen die Vorübergehenden in der Kleinen Kirchenstraße, an welcher der Un­glücksbrunen liegt, und mit Schrecken nahm man wahr, daß neben dem Rohr, in welchem Herr Beyer die artesische Quelle abgefangen hatte, ein dicker, schlammiger Wasserstrahl mit furchtbarer Gewalt emporsprndelie. Im Nu war die Straße mit der schmutzigen Flut übergvssen, und viele Arbeitskräfte waren mehrere Stunden erfordert., um die Schlamm­rückstände aus d-r schmalen Rinne zu ent­fernen. Der telegraphisch herbeigerufene Brunnentechniker Beyer konnte nicht erkennen, daß daS Unheil noch größeren Umfang an-

Der berühmte Ceüojpieler.

Humoreske von P. Berthvld.

(Nachdruck verboten.)

1 .

Der Bürgermeister Schnauzler der kleinen GebirgSstadt Rübenhklm saß i» seiner Amts­stube, mit der Durchsicht und Prüfung von städtischen Rechnungen beschäftigt, als er in dieser Arbeit durch ein energisches Klopfen gestört wurde. Ärgerlich über die Störung, da der Herr Bürgermeister gern seine Be­schäftigung zu Ende gebracht hätte und na­mentlich auch erbost über den ungewöhnlich energischen Ausdruck des Klopfens, ließ das Sladiobcrhaupi von Nübenheim ein bissiges Herein I" ertönen und drehte sich auf seinem Sitze herum, um den Frevler, der vermut­lich zu den Angestellten der Natskanzln ge­hörte, die Macht der bürge, meisterlichen Stell­ung fühlen zu lassen. Aber zur Ausführ­ung dieser Absicht sollte cs nicht kommen, denn der Bürgermeister sah sich jetzt zu seinem größten Erstaunen einem ihm gänzlich un­bekannten jungen Manne gegenüber, der direkt von eimem Motejournal für Herren in das Arbeitszimmer des Sladtobrrhauptes von Rübenheim abgesandt zu sein schien, so geschmirgelt und gebügelt sah der Fremde aus, der in der behandschuhten Rechten einen feinen Cylindnhut und ein elegantes Slöck- chen trug. Ohne sich um daS Erstaunen deS Bürgermeisters zu kümmern, machte der Ankömmling dem Bürgermeister eine hoch­elegante Verbeugung und erkundigte sich, ob er die Ehre habe, den Herrn Bürgermeister von Rübenheim vor sich zu sehen.

Der bin ich allerdings," versetzte Herr Schnauzler, sich erhebend und dem Unbekann­ten einen Stuhl anbietend,bitte, mit wem habe ich wohl das Vergnügen?"

Ich bin der Kammermnsikus und Cello- virtuoö Kratzer ans M.," erwiderte der Be­sucher und nannte den Namen der sehr ent­fernt von Nübenheim gelegenen Provinzial­hauptstadtIch kam soeben in Rubenheim an, um hier, in Ihrer köstlichen Luft, ein paar Wochen zur Erholung zu verbringen.

genommen hatte. Das Wasser, das unter einem unermeßlichen Drucke steht, hat sich, wie Beyer glaubt, einen Weg seitwärts deS von ihm geborten Bohrloches gebahnt, nach­dem im Erdinnern infolge der mächtige« Bewegung des Elements ein Erdrutsch stall­gefunden hat. Der seitliche Abfluß ist bis in ein zweites Bohrloch, das zuerst angelegt worden war, gedrungen und hat so eine» Ausweg ans Tageslicht gefunden. So rauschen denn seit dem I. November die Wasser, un­ermeßliche Mengen Von Thon und Schutt werden dem dunkeln Schoße der Erde ent­führt und nach oben befördert. Bereits be­ginnen heute die Nachbarhäuser d-r verwüste­ten Unglücksstätte unheimlich zu knistern, und man ist besorgt um das Schicksal eines blüh­enden Stadtteils, der nach Beyers Ansicht in verschiedenen Schichten des Erdinnern Wasserarme hervorquellen und der modrige Grund und Boden, auf welchem Schneide- mühl erbaut ist, nach dem Bruche der festen Thonschicht selbst zusammenzubrechen droht.

.-. (Schlechte Zeiten.) Strolch:Bitte, schenken Sie mir doch 10 Pfennig, die fehlen mir gerade am Schlafgeld I"Herr:Wie­viel haben Sie denn?" Strolch:Drei-

Jch gestalte mir zunächst, Ihnen meine Karle zu überreichen" der fremde Herr präsen­tierte dem Bürgermeister eine marmorierte Visitenkarte, welche in gothischen Buchstaben die Aufschrift trug-Leonhard Kratzer, königlicher Kammermnsikus" und fügte hin­zuzugleich erlaube ich mir zu meiner Legitimation meinen Paß vorzulegen, aus Grund dessen ich mich jbei Ihnen anmelde, nm den Polizei!. Anordnungen zu genügen."

Herr Schnauzler gab den Paß nach einer nur flüchligcn Durchsicht seinem Inhaber zu­rück und -sagte:

O bitte, mit Ihrer Anmeldung hätte es gar keine solche Eile gehabt, wir nehmen es mit solchen Dingen hier nicht so streng, wie dies vielleicht in großen Städten ange- z-igt erscheinen mag. Im Uebrigm haben Sie wohl noch keine Privalwohnung, Herr Kratzer, und sind vielleicht vorläufig im Roten Löwen" abgestiegen, wenn ich recht vermuten darf?"

Sie haben es getroffen, Herr Bürger­meister, und ich gedenke auch, noch die näch­sten Tage über im meinem einstweiligen Quartiere zu verweilen. Jetzt habe ich aber noch eine Bitte an Sie, mein verehrter Herr Bürgermeister"

Deren Erfüllung Sie im Voraus ver­sichert sein können," unterbrach Schnauzler den Fremden, dessen verbindliches und sicheres Wesen auf den Bürgermeister den angenehm­sten Eindruck gemacht halte.

Zu liebenswürdig, Herr Bürgerm istec," fuhr Herr Kratzer mit einer nochmaligen Verbeugung gegen Schnauzler fort,Sie müssen also wissen, daß ich mich niemals ans längere Zeit von meinem Cello trenne, weshalb ich dos Instrument auch auf meiner gegenwärtigen Erholungsreise mit mir führe, und um nicht ganz aus der Hebung zu kom­men, möchte ich gern am nächsten Sonntag hier in Rübenheim ein Cello-Concert veran­stalten, und wenn es nicht ganz unbescheiden erschiene, würde ich hinzusügen, daß ich als Cellist einen guten Ruf gennße und bereits mehrfach die Ehre gehabt habe, vor hohen,

ßig I" Herr:Her damit, dafür können Sie bei mir schlafen I"

(Er hat recht.)Aber ist cs denn wirklich wahr, Herr Likutenant, Sie lesen gar keine Zeitungen ?"Zu was soll ich denn Zeiiuug lesen? Wenn'S Krieg stiebt, erfahre ich das ja früh genug durch den Regi­mentsbefehl I"

(Ertappt. Junge Frau:Womit hast Du denn den Hasen geschossen?" Man«:Na, mit der Flintei" Junge Frau:Aber hier sstckt ja noch der Lappen im Lauf, den ich heule Morgen hineingestopft habe."

.-. (Prahlerei.) Einwohner:Gesund? Ob unser Ort gesund ist? Na, ich wolll'S meinen. In zehn Jahren ist ein Todesfall vorgekommen." Gast:So. Und wen beiraf er?" Einwohner:Dem Doktor. Erstarb Hungers."

(Ein Ersatz.)Was trinkst denn soviel Bier, Resei?Wenn i immer sitzen bleib und nit zum Tanzen kumm, will wenigstens hoam gebracht werd'n!"

Nichts ärgert einen Bescheidenen mehr, als wenn man diese seine Tugend begründet findet.

höheren, und allerhöchsten Herrschaften meine Kunst ausüben zu dürfen."

Selbstverständlich haben Sie die Erlaub­nis zu dem geplanten Concert, Herr Kratzer, erwiderte der Bürgermeister eifrigst,und ich glaube bestimmt, daß ihr geneigtes Auf­treten in unserer Stadt sich sogar zu einem Ereignis gestalten wird, denn gerade herauS- gesagt, ein Cello-Concert hat meines Wissens bei uns noch niemals statlgefundcn und im Vertrauen gesagt ich glaube auch, daß die wenigsten Rübenheimer je ein Cello-Con­cert gehört haben, aber gerade deshalb dürfen Sie auf starken Zuspruch aus unserer Stadt sowohl, wie auch aus der Umgegend rechne«, nur, hm . . . ich meine" der Bürger­meister stockte und rieb sich die Hände 'S ist nur wegen des Bezahlens, allzuviel werden die Leute hier doch nicht für ein Cello-Concert ansgeben wollen."

Lächelnd nickte Herr Kratzer mit dem wvhlfristerten Haupt und äußerte:An diesen Punkt habe ich natürlich ebenfalls schon ge­dacht und brauche ich wohl kaum zu betonen, daß es mir bei meinem Concert durchaus nicht ans die Einnahme ankommt. In Nt. freilich, wo ich regelmäßig Cells-Vorträge veranstalte, bekommt man für drei Mark noch lange nicht einen ersten Platz zu meinen Concerrs, aber ich bin doch nicht eigens nach Rübcnhetm gekommen, um hier ei» Concert zu veranstalten, sondern nur um frische Lust zu schnappen, also ist'S mir auch wahrhaftig nicht um eine besondere Honorierung meiner freiwilligen künstlerischen Leistungen zu thun. lFortsetzung folgt)

Verschiedenes.

Ein Salo» Löwe. Ein Löwe nimmt der Löwenbändigerin ein Stück Zucker aus dem Munde.O, das könnte ich auch!" ruft einer der Zuschauer.Was? Siel" erwidert erstaunt die Löwenbändigerin.Ge­wiß, gerade so gut wie der Löwe I"

(Abgeplitzt.)Ich bitte dich alter Junge, leih' mir zehn Mark!" Th»t mir leid, Hab kein Geld bei mir I" Und zu Haus?" Alles wohl und munter. Mahlzeit!"

»««ttwrrtltchrr Maktm- -. Bernhard Hsfm « nn.) Druck und Verlag von B nhard Hs ? man. n i« M'dhad.