unter den Kirchenbesnchern, bis endlich der Kirchendiener hcrbeikam und von außen öffnete und so die „Gefangenen" befreite. So geschehen im Jahre 1893.
.'. Aus dem Elsaß, 31. Oktober. Das „Mühl. Volksbl." erzählt folgende originelle Jagdgeschichte: Es war Mondschein. Zwei Jäger lauerten auf Füchse. Einer der Jäger, ein erfinderischer Geist, hatte aus einer Nußschale und einigen Pferdehaaren ein Lock- instruinent verfertigt, womit er das Geschrei des Hasen genau nachzuahmcn vorgab. Der andere war schußfertig, um den ersten Fuchs niederzuknallcn, der sich heranwagen würde, durch das vermeintliche Hasengeschrei angezogen. Der Erfolg blieb nicht aus, nur war er etwas eigenartiger Natur. Ein Uhu nämlich — das Vieh ist ebenfalls Liebhaber von Hasenfleifch — hörte und erblickte de» musikalischen Jäger, sah dessen Melzmütze für einen Hasenpelz an, stürzte sich auf das vermeintlich schreiende Langohr und flog stolz mit des Jägers Pelzmütze davon.
(Unverbesserlich.) Richter: „Sie haben diesen Herrn einen Esel genannt und bezahlen dafür 10 Mark! Haben Sie noch etwas zu bemerken?" — Angeklagter (wü-
Im Banne des Bojen.
Novelle von C. Western.
Nachdruck verboten.
13.
„Ja, wäre ich tot I" setzte sie hinzu. „So wär's zu Ende I"
Edgar hatte fast die ganze Nacht kein Auge geschlossen. Sehr aufgeregt trat er vor Frau von Linden hin.
Die Frau Oberst empfing ihn freundlich, aber auch gemessen:
„Zuerst" sagte sie, „danke !ich Ihnen, daß Sie mir mein Kind gerettet I Ich bin in Ihrer Schuld!"
„Ich würde mehr in der Ihrigen sein, gnädige Frau," entgegnetc Edgar, „wenn Sie es vermittelten, daß ich Ruth, deren Hand, wie ich höre noch frei ist, sprechen könnte; aber ruhig und ohne Erregung I"
„Ohne Erregung? Sie müßten dann beide nicht „jung" sein I Nun aber zur Sache, Herr von Bach!"
Edgar entgegntete:
„Vor langer Zeit schmeichelte ich mir, ein auch von Ruth gern gesehener Gast Ihres Hauses zu sein, bis plötzlich nach dem Tode Ihres Gatten - czaräon, daß ich alte Wunden aufreibe — eines Tages Ruth erklärte: ich will „ihn" nicht Wiedersehen! Welches ist die Ursache dieser Wandlung?"
Frau von Linden blickte ihn erstaunt an und sagte:
„Das wissen Sie nicht?"
„Nein, in der That nicht!"
Fra» von Linden staub auf, holte einen Brief aus ihrem Koffer, reichte ihn Edgar und sagte:
„Lesen Sie I"
„Edgar blickte hinein und sagte:
„Es ist ein Billct durch des Professors Pfeil an seine Geliebte I"
„Von Ihrer Hand?"
„Allerdings; er selbst trug seine Rechte in der Binde und bat mich, für ihn zu schreiben I Obwohl ich nun dergleichen Verhältnisse nicht billige, schrieb ich doch aus Gefälligkeit!"
tendl: „Jawohl — daß dieser Esel keine 10 Mark wert ist."
— Kuß-Prozeß. Ist es strafbar, ein junges Mädchen gegen seinen Willen auf offener Straße zu küssen? Diese Frage wurde im Jahre 1860 vor dem holländischen großen Rate erörtert und dieser hohe G-- richtshof war der Ansicht, daß ein derartiger Kuß keine strafbare Handlung, sondern nur eine stürmische Liebeskundgebung sei. Am jüngstverflossenen 28. Oktober mußte sich der oberste Gerichtshof zu Amsterdam abermals mit dieser Frage beschäftigen. Ein junger Mann aus Doorn hatte eine ihm unbekannte junge Dame um die Erlaubnis gebeten, sie nach Hause begleiten zu dürfen. Da die Dame die Begleitung ablehnte, so raubte er ihr einen Kuß und ging seiner Wege. Von den Eltern des Mädchens Verklagt, wurde der junge Mann vom Gerichtshöfe zu Utrecht, der sich an die Entscheidung des großen Rates hielt, freigesprochen. In der Berufungsinstanz vertrat der Staatsanwalt die Ansicht, daß das Strafgesetz nicht nur die schriftlichen oder mündlichen Beleidigungen, sondern auch die Beleidigungen durch Gebärde» bestrafe, und daß der von dem Angeklagten geraubte
„O ich begreife!" fiel hier erregt Frau von Linden ein. „Es fängt bei mir an schrecklich zu tagen I Der Professor hat Sie und uns betrogen! Wir fanden diesen Brief nach Ihrem Fortgange auf dem Korridor und glaubten —."
„Daß ich ihn verloren? O nein, nein! Ich mußte aber denken, daß Pfeil dem Herzen Ruths näher stand als ich, zumal ich in seinem Album eine Widmung fand, die ich Ihnen wörtlich sagen kann, denn sie war es, die mich von jeder Annäherung bis zum Zusammentreffen in Deggenhof zurückscheuchte I" Und er c'tierte die bekannten Strophen.
Da sprang Frau von Linden auf und sagte:
„Gott sei gelobt I So komml'S endlich an den Tag l"
Sie holte Ruths Tagebuch und zeigte ihm, wo die Seite herausgeschnilten, worüber beide Frauen seit der Enld-ckung sich vergeblich den Kopf zerbrochen.
„Jene Widmung galt mir, der Mutter!" sagte sic stolz. „Pfeil hat sie gestohlen und sich dadurch unstreitg einen Nebenbuhler um Ruths Hand vom.Leibe gehalten I Er hat sie und uns ungeheuerlich betrogen I"
„Um unser Lebensglück!" sagte Ruth und trat dann geisterhaft blaß ins Zimmer, während sie fortfuhr:
„Ich habe genug gehört, Herr von Bach, um Sie tief beschämt um — Verzeihung bitten zu müssen!"
Mit einem Jubelruf sprang er auf und rief:
,Fiuth, Ruth!"
Die hielten sich umschlungen und die Frau Oberst brauchte nur ihren Segen dazu zu geben, was sie auch von ganzem Herzen that.
Noch denselben Tag brachte die Badezeitung die Verlobungsanzeige Ruths von Linden und Edgars von Bach.
Das junge Brautpaar bestellte sofort in der Heimat die Aufgcbotsformalitäten. Vier Wochen später wurde mit Genehmigung der Obervormundschaftsbehörde Edgar und Ruth getraut.
„Und nun," sagte der junge Ehemann,
Kuß als Beleidigung der Dame «ufzufassen sei. Der oberste Gerichtshof gab jedoch auffallenderweise dem Anträge des Staatsanwaltes auf Verhängung einer Geldbuße von einem Gulden keine Folge, sondern schloß sich der Ansicht der Ulrechtcr Strafkammer an und sprach den Angeklagten frei.
(Nur immer höflich ) In Nr. 224 desEllwanger Tageblattes befindet sich folgende Annonce: „Anfrage. Bei den betreffenden Kraut- und Rübendieben möchte ich anfragen, ob sie bald genug haben. Espachweiler, den 22. Okt. 1893. Bäcker Simmel."
.'. (Grund genug.) Kunde: „Wer schreit denn oben bei Ihnen so erbärmlich!" — Commis: „Das ist mein Prinzipall" — Kunde: „Ich denke, er ist schon längst wieder gesund!" — Commis: „Ja, aber soeben hat er die Dokterrechnung bekommen!"
.'. (ProsaischeAusfassung.) Junge Dame: „Mir haben Sie nie auch das kleinste Lied gedichtet." — Dichter: „Ihr Wunsch ist mir Befehl. Soll ich einmal kräftig in die Saiten greifen?" — Junge Dame: „Wem — mir? Um Gotteswillen, ich bin kitzlich!"
als das Paar in Deggenhof einzog, „soll auch die Rechnung mit Deinem betrügerischen Vormunde ausgeglichen werden!"
Gott kam ihm ober zuvor, denn an demselben Tage brachten die Zeitungen Notizen über einen heruntergekommenen Menschen Doktor Ernst Pfeil, Professor der Chemie, welcher wegen einer Wechselfälschung steckbrieflich verfolgt wurde.
Nach acht Tagen zog man die Leiche deö unglückseligen Mannes, der sich aus dem Banne des Bösen nicht wieder hatte befreien können, aus dem Schwarzsee.
„Gott ist gerecht!" sagte Ruth. „Ich vergebe ihm!"
Einige Zeit darnach kam von der süddeutschen Rentenbank eine Anfrage, an wen die, bisher dem Professor Ernst Pfeil übersandte Rente des Fräuleins Ruth von Linden, welche vor fünf Jahren von dem verstorbenen Herrn Oberst von Linden gekauft sei, jetzt zu zahlen wäre.
Der Brief gelangte in die Hände der Frau Oberst.
„Ach, Du lieber Gott," rief da erfreut und entsetzt zugleich Frau von Linden, „ein Dieb und Betrüger war der Elende auch an uns? Und ich hielt meinen seligen Gatten für verschwenderisch, weil er scheinbar so viel für sich gebraucht. O Segen über Dein Andenken, Du edler Mann!"
Ruths Glück konnte die Rente nicht vermehren, denn eS wohnte in — ihrem Herzen.
— Ende. —
Vermischtes.
(Urlaubs-Gründe.) In einer Stadt des engeren Vaterlandes suchte ein Beamter bei seiner Vorgesetzten Behörde um einen dreitägigen Urlaub nach, und zwar mit folgender Begründung: 1) wegen Umzugs, 2) we»en Verheiratung und 3) wegen Mostbe- rc ilung. Selbstverständlich waren diese Gründe so durchschlagend, daß der Urlaub anstandslos genehmig! wurde.
(Der Sonntagsjäger.) „Ich möchte mir einen Jagdbnnd kaufen I Apponicren braucht er nicht zu können."
Druck und Verlag von Bernh. Hofmaun in Wildbad. (Verantwortlicher Redakteur: Beruh. Hofmann.)