Verschiedener.

Billige Stiefel. Ein lustiger Gauner­streich wurde dieser Tage in WormS verübt. Von zwei fremden Burschen fehlte cs dem einen «n Fußbekleidung, Mittel zum Ankauf waren auch nicht vorhanden und so kamen beide nach längerer Beratung auf den Ge­danken folgendes Stückchen anszuführen. Der eine begab sich in einen Schnhladen, ließ sich Stiesel vorlegen und probierte sie an. Als er eben ein Paar passende an den Füßen hatte, trat der andere eiligst in den Laden, versetzte ihm rechts und links ein paar tüch­tige Ohrfeigen und ergriff wieder die Flucht. Diese schmähliche Beleidigung konnte sich der zum Tode erschrockene Geschlagene doch nicht ohne weiteres gefallen lassen. Er besann sich nicht lange und rannte dem Missethäter sofort auf dem Fuße nach. In wilder Flucht sprangen die beiden die Straße entlang, wäh­rend der Ladenbesitzer neugierig darüber, ob der Beleidigte den Thäter einhvlen würde ihnen nachschaute, blS sie in einer Seiten­gasse verschwunden waren. Der Ladenbesitzer wartet noch heute auf die Rückkehr des Burschen.

I» Brieg (Kanton Wallis) starb

Im Banne des Bösen.

Novelle von C. Western.

(Nachdruck verboten.)

4.

Sehr freundlich von Ihnen, Herr Pro­fessor l" sagte Frau von Linden.

Danke Ihnen, lieber Freund I" setzte der Oberst hinzu.

Ruth verbeugte sich nur stumm, aber ihr Auge ruhte durchdringend auf dem Antlitze Pfeil's, der ihr nicht recht zu gefallen schien. Dieser gab sich die ordentlichste Mühe, Ruth in ein Gespräch zu verwickeln, sah sich aber hierin getäuscht, denn ihre Antworten blieben einsilbig, obwohl man ans ihren Worten auf einen scharfen Verstand schließen konnte. Der Professor war aber viel zu klug, um jetzt weitere Versuche zu machen, das schöne Mäd­chen in ein Gespräch zu ziehen. Er sagte sich selbst, daß der erste Eindruck nicht für ihn gesprochen, er zog sich deshalb zurück, indem er unten in seiner Wohnung enterte:

Steter Tlvpfen höhlt den Steinl Heute gleichgültig, morgen interessant, übermorgen begehrenswert; ich kam, ich sah, ich siegte, das braucht ja nicht an einem Tage zn sein!"

Er wollte eben zu Tisch ins Restaurant eilen, als oben in der Wohnung des Oersten eine wundervolle Altstimme Schuberts ,Erl­könig" zu singen begann.

Himmel, welche Stimmei" rief der Professor.Das ist Ruth! Und wie sie bas Piano dazu spielt I"

Das Lied war zu Ende, aber Pfeil lauschte noch, da begann Ruth das Naria"

und ihm folgte das LiedDer Wanderer."

Als es dann aber stille wurde, sagte der lauschende Professor halblaut:

Ich würde rasend, wenn sie meine Zu­neigung nicht erwiderte I Dieses Mädchen hat Geist, hat Seele I Sie besitzt auch hohe Schönheit, Anmut und Reichtum. Ich bin so ein Wanderer, der bislang in trost­loser Oede umherirrte und jetzt, wo er den vollen Strom des Lebens vor sich hat, trinken möchte! O, wenn ich dabei nur nicht

kürzlich ei» betagter Witwer mit Hinterlass­ung von drei Kinder», einem Sohne und zwei Töchtern, von den letzteren hielt sich eine seit Jahren schon in der Fremde auf, kam aber auf die Nachricht vom Tode des Vaters zurück, obgleich sie von ihrer Schwe­ster einen Brief erhalten hatte, sie brauche nicht zu kommen, da der Vater sein ganzes Vermögen den zu Hause Gebliebenen ver­macht habe. Seit der Zeit hörte man be­ständig zanken zwischen den zwei Schwestern, bis ans einmal Stille eintrat. Man forschte nach und fand die Schwester aus der Fremde erschlagen und durch zahllose Stichwunden bis zur Unkenntlichkeit cnistellt unter einem Nußbaum. Alles ließ darauf schließen, daß die eigene Schwester die Mörderin war. Diese wurde verhaftet und soll auch bereits gestanden haben. Im Koffer der Ermorde­ten fanden sich noch 600 Fr. vor.

.'. (Verfängliche Wendung.) Vater: Wie sind Sie mit meinem Hans zufrieden?" Lehrer:Fast garnicht, er ist faul und nachlässig." Vater:So? Nun, wenn er dies wied-r einmal ist, so hauen Sie ihn, ich bitte, tüchtig durch. Zu Gegendiensten bin ich stets gern bereit."

Markt- u. Herbstnachrichten.

Stuttgart, 11. Oktober. Kartosfelmarkt: Zufuhr 800 Zentner. Preis per Zentner 2 ^ 60 bis 3 Kraut­

markt : Zufuhr 4000 Stück. Preis 18 bis 20 ^ per 100 Stück. Mostobstmarkt: Wilhelmsplatz. Zufuhr 10,000 Zlr. Most­obst (würtl.) Preis per Zentner 3 -/E bis 3 ^ 30

Ruilh, 12. Oktdr. Die Weinlese wird heute beendigt. Käufe wurden abgeschlossen zu 180 M. per 3 Hl. Das meiste ist ver­stellt.

Cannstatt, 10 Okt. Die Weinlese ist noch in vollem jGange. Verkauf geht gut bei steigenden Preisen.

Cannstatt, 11. Oktdr. Lese in vollem Gange. Verkauf gut. Preise von 150 bis 170 M. per 3 Hl.

Untertürkheim, 12. Okt. Lese geht heute zu Ende. Verkauf gestern wieder gut zum Preis- von 185 bis 200 M. per 3 Hl. Noch etwas Vorrat.

Großbottwar, 9. Oktdr. Gestern noch Käufe zu 150 und 165 M. Ein Kauf per Eimer zu 190 M. Alles verkauft. Letzte Anzeige.

eine furchtbare Enttäuschung erlebe! Ich könnte sic wahrhaftig nicht ertragen!"

Er lachte wieder häßlich auf und fuhr dann in Gedanken fort:

Aber die galanten Besuche bei Fräulein Camilla sind zu Ende! Ruth könnte es er­fahren, und ich wäre bei ihr unmöglich geworden! Camilla ist zwar eine allgemein beliebte Opernsängerin, doch Ruth gegenüber kann mir auch der leiseste Verdacht schaden, das fühle ich!"

Der Professor rief jetzt seinem Diener zu :

Ich gehe; vergiß nicht zuzuschließen!"

Nein, Herr Prostssor!" lautete die Ant­wort, und Professor Ernst Pfeil schritt der Stadt zu. -

Die Familie von Linden setzte sich in­zwischen auch zu Tisch.

Nun, wie gcfällt Dir unser Nachbar?" fragte der Oberst seine schöne Tochter.

Soll ich offen sein?" erwiderte Ruth.

Natürlich I" entgegnen ihre Mutter.

Nun, so muß ich sagen, daß mir Pro­fessor Pfeil nicht sonderlich gefällt; nickt," fuhr sie fort, als sie sah, daß cs dem Papa befremdet,nicht, daß ich ihn nicht leiden möchte, denn sein Aeußeres ist nur gewin­nend, sondern daß ich ihm nicht voll ver­traue, da in seinen Augen ein seltsames Et­was blitzt, was ich noch nicht zu deuten ver­mag! Ich könnte es nur vergleichen mit dem, was ich an den Augen der Schlangen stets so unangenehm finde."

Ruth!" rief der Vater.Das geht zu weit! Der Professor ist unser Freund und

Aber Papa, ich sollte ja offen sein!" unterbrach Ruth erschrocken den Vater.

Du gehst zu weit, Kind!" wiederholte der Oberst.

Ich behaupte ja nicht, Papa, daß meine Meinung über den Professor die richtige sei I"

Gut, denn er ist ein prächtiger Mensch und ein bedeutender Gelehrter."

In der Thal!" bestätigte die Frau Oberst,Wir haben noch nichts Nachteiliges an ihm entdeckt.

Was Du an ihm bemerkt hast, habe

ich in seinen Augen auch gesehen!" fuhr dann der Oberst fort.

Siehst Du, Papa?" lachte Ruth.

Aber ich hab's ander- gedeutet!" sagte der Oberst ruhig.

Nun?" frug Ruth lächelnd.

Es ist dem Professor fast ergangen wie mir selbst: kleinlicher Ehrgeiz Anderer, Neid und Jntrigue haben ihm die Carriere verschlossen I Mißtrauen und Scheu spiegelt deshalb sein Auge wieder!"

So wird es sein I erklärte auch die Frau Oberst.

Ruth lächelte abermals und erwiderte:

Deshalb können wir ja auch doch noch gute Freunde werden I Wer weiß es ?"

Der Oberst nickte dazu befriedigend und sagte:

Der Professor spielt vorzüglich Schach I"

»Jo, sehr g"t!" setzte die Mutter hinzu.

Ec weiß stets Rat!" fuhr der Oberst fort.

Und ist immer unterhaltend I" erklärte dessen Gattin.

Das empfiehlt ihn ja sehr zu seinen Gunsten I" meinte Ruth lächelnd.Papa, auf Deine Gesundheit; Mama, auf Dein Wohl!" sagte dann Ruth und trank den Eltern zu.

Die Frau Oberst, welche Ruths Stief­mutter war, bemerkte darauf :

Liebe Ruth, Fräulein Wendheim, Eure Pensionsvorsteherin hat wirklich nicht zuviel an Dir gelobt I Kind, ich habe Dich so lieb, als wärst Du mein liebliches Töchterchenl"

Das freut mich unendlich, Mama," entgegnen Ruth,und, nicht wahr, Papa, wir drei wollen ein so recht glückliches, be­hagliches, Stillleben führen I"

Das wollen wir!" bestätigte der Oberst.

(Fortsetzung folgt.)

M e rH

Freude schweift in die Welt hinaus,

Bricht jede Frucht und kostet jeden Wein; Riefe dich nicht das Leid nach Haus,

Du kehrtest »immer bei dir selber ein I

Berautw ertlicher Redakteur: Bernhard Hsfmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hyfwanv in Wttdbad.