Liebe um Liebe.
Novelle von Karl Cassan.
Nachdruck verboten.
16.
»Welch eine gute Idee, Beate I Gleich Will ich Viktor benachrichtigen."
„Und wann erhalte ich die Nachricht, daß Du mit Deinem Gatten ein Herz und eine Seele bist?"
Alexandrine errötete wie eine Braut und meinte:
„Wenn Gott und die Heiligen mich so glücklich machen, dann, Beate, sollst Du die erstesein, welche es erfährt I"
„Gull" rief Beate und empfahl sich.
An demselben Tage hatte Lothar mit der tatsächlich in Wie» mit ihrem Kinde ange- kommenen Fisretta eine Zusammenkunft in einem Wirtshause der Vorstadt. Er händigte ihr wieder eine Geldsumme ein und sagte streng dabei:
„Aber laß mich ganz aus dem Spiele, Fisretta I"
„Excellenza sollen mit mir zufrieden sein!" »erstcherte die Blumenverkäuferin.
Auf dem Rückwege sah man Lothar lächeln. Nun mußte cS bald zu einer Entscheidung kommen.
Am andern Morgen erschien Viktor auf Hillershausen und begrüßte Schwester und Schwager. Er war voll Hochachtung für den Mann, der ein großes Vermögen dahingegeben, um die Ehre des Vaters seiner Geliebten zu retten. Aber Lothar halte Wölken auf der Stirn. Sollte ihn Alexandrine nicht glüchlich machen? Viktor mußte doch mit ihr einmal darüber reden.
Alexandrine war Viktor gegenüber befangen.
„Sprachst Du Mama schon. Wie sollte ich nicht? — Höre Alexandrine, Lothar sieht s» ernst und sorgenvoll aus; Ihr lebt doch glücklich?"
Eie sah ihn voll an.
„Wie kommst Du zu der Frage, Viktor, Du, der oberflächlichste Mensch von der Welt?"
Er lächelte.
„Ich verdiene Deinen Spott. — Aber ich bin jetzt ein anderer geworden. Ich verdanke dieses Doktor Löwe l"
„Ich verstehe dies nicht I"
„Du wirst es später lernen. — Du wünscht etwas von mir, Schwester?"
„Aufrichtig gesagt, ja I — Du ahnst vielleicht, daß vor des Vaters Tode zwischen mir und Gilzingen ein Verhältnis bestand?"
„Nein, ich ahnte das nicht I — Also ist er auch Dir verhängnisvoll geworden, wie er mich zum Spiel verleitet?"
„Um Göltes und aller Heiligen willen, hast Du Schulden, Victor? Hier ist G:ld I"
Sie legte ihm das Portefeuille hin und sagte flehend:
„Bitte, spiele nie wieder I"
Er wehrte mit den Händen ab und flüsterte :
„Keine Sorge, es ist alles geordnet I"
„Nun, so hilf auch mir Gilzingens Briese sind durch einen unberechneten Zufall in Lothars Hände gekommen. Es hat ihn verstimmt, aber noch kann alles gut werden, wenn ich meine einst an Gilzingen gerichteten Briefe zurückerhalte. Ich will ihn in
der Angelegenheit nicht sehen. Will Gilzingen die Briefe nicht aus Ehrgefühl herausgeben, so biete ihm Geld an. Gilzingen hat vielleicht Schulden. Wir sind ja reich!"
„Reich, Alexandrine? — Wir sind sehr arm I" erklärte Viktor kühl.
„Wir sind arm?" frug Alexandrine erstaunt.
„So wisse denn," — Viktor dämpfte die Stimme bis zum leisen Geflüster — „daß unser Papa in der Nacht jenes großen Festes die Nachricht von einer bevorstehenden Cassen- revisivn erhielt. Er hatte damals gerade bei Daniel Selbiger unglücklich spekuliert und ein Cassen-Manco von einer halben Million Gulden zu decken. In der Angst vor der Strafe und Schande — erschoß er sich!"
„Victor, Victor, wie kannst Du das sagen?" erwiderte Alexandrine erbleichend. „Es ist die Wahrheit I"
„Aber das Deficit I Wer deckte das I" „Lothar, Dein Gatte, der Dich heimlich liebte und von Doktor Löwe in'S Vertrauen gezogen war, opferte ein Vermögen, uns vor der Schande zu bewahren!"
Sie barg weinend ihr Gesicht in beiden Händen; sie war schon so tief unglücklich, und sollte nun noch unglücklicher werden? — Victor aber fuhr fort:
„Lothar ordnete alles, er war unser guter Engel I"
„O, hätte ick doch das gewußt I" preßte sie nun hervor.
„Sei Deinem Manne nun aber auch Alles, er verdient eS I"
„Ja, ja, mit Leib und Seele I — Schafte mir nur die Briefe ft'
„Und sollte ich ftie Gilzingen im Duell sbjagen!''
„Nein, nein, kein Aufsehen, Viktor, um meinetwillen nickt. Versprich es I''
„Gut, ich verspreche es, aber nur bedingungsweise, denn es ist ei» Ehrenhandel und ich kann nicht wissen, wozu ich dabei gezwungen werde. Du sollst von mir hören."
Er eilte davon, kehrte aber schon Nachmittags zurück.
„Nun wie steht es?" frug ihn Alexandrine.
Victor schüttelte den Kopf und sagte: „Gilzingen ist vielleicht edler, als Du denkst. Einmal nur noch will er Dich sehen und Dir die Briefe dann selbst geben. Im „Pvsthörnet", einem kleinen Restaurant an der Donau, erwarte er Dich heute nachmittag fünf Uhr I"
„Ich banke Dir I"
„Soll ich Dich begleiten?"
„Nein, bleibe bei Lothar!"
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
.'. Ein lustiger Fall ereignete sich in Petersthal, wo der Eigentümer eines Pferdes, das nicht von der Stelle zu bringen war, das Tier einem Kaminfcgerlehrting zu schenken versprach, wenn dieser das Pferd nach Oppenau reiten könne. Der Lehrling bestieg das Pferd, ritt mit ihm davon und langte zur Enttäuschung des Eigentümers glücklich in Oppenau an.
.-. (Die Rache des Malayen ) Ein englischer Kolonist vom Kap der guten Hoffnung besaß einen malayischen Sklaven, der sich durch Fleiß und Treue ganz besonders
auszeichnete. Er ließ ihm daher von Zeit zu Zeit kleine Geldbeträge als Anerkennung zufließen, die der Sklave sorgfältig sparte und, als sie eine gew sie Summ? erreicht hatten, ftinem Herrn anbot, mit der Bitte, ihn sreizngeben. Ader der Kolonist verweigerte dies, da er den brauchbare» Arbeiter nicht entbehren mochte. Am andern Tage fand man einen der kräftigsten Sklaven der gan-- zen Ansiedelung ermordet vor. Sofort bekannte sich der Malaye zur That und gab vor Gericht als Grund der Thal an, er habe sich an seinem Herrn rächen wollen. Der Ermordete sei zwar sein Freund, aber einer der wertvollsten Sklaven der Kolonie; durch seinen Tob erwachse dem Herrn ein Verlust von 1000 Thalern. Er selbst sei nicht weniger wert und da er unfehlbar gehenkt werden würde, so betrage der Schaden 2000 Thater. Er hatte richtig gerechnet; das Gesetz nahm seinen Lauf, der Malaye wurde für den Mord gehenkt und der Engländer verlor seine beide besten Sklaven ohne einen Pfennig Entschädigung.
.-. (Heiraten im Jenseits ) Bei den Inguschen, einem der unzähligen Stämme der Kaukasusvölker, herrscht die seltsame Sitte der Heiraten im Jenseits. Stirbt einem Inguschen ein Sohn, so kommt ein Anderer, dem die Tochter gestorben, und spricht: „Dein Sohn wird eine Frau nötig haben, ich gebe ihm meine Tochter, zahlt mir den Braut- preis." E>n solcher Antrag wird nicht abgewiesen, obgleich der BrautpreiS bis zu 30 Kühen beträgt.
(Eheliche Zärtlichkeit) Artemisia, Königin von Karten, berühmt durch das als Weltwunder des Altertums geltende, ihrem Gatten Mausolun zu Halikgrnassos gesetzte Grabmal, das Mausoleum, lieble ihren Gemahl so zärtlich, daß sie den Gedanken einer Trennung von ihm nicht zu ertragen vermochte. Sie ließ daher seinen Leichnam verbrennen und nahm jeden Tag eine Portion der Asche davon zu sich, so daß sie derart gewissermaßen das Grab desjenigen wurde, den sie so sehr geliebt hatte.
(Ein sparsamer Jäger.) Herr: „Also such eine Jagd besaß ihr Herr Gemahl ; ein kostspieliges Vergnügen I" — Witwe: „O nicht doch, m-chr wie einen Hasen schoß er selten, und den nur Sonntags."
.'. (Entschuldigung) Frau (zu ihrem Mann welcher angetrunken spät Nachts nach Hause kommt): „Nun, weißt Du denn wie viel Uhr es ist, hast Du cs schlagen gehört?" — „Nike, seufzt der Mann, ich höre doppelt I"
(Ungewißheit.) Herr: „Mein Fräulein lieben Sic mich?" —Fräulein ich bitte mir eine Stunde Bedenkzeit aus I"
(Bewährtes Sprichwort.) Bettler (Abends seinen Rock ausziehend): „Wie das Ding auSschaut! aber je lumpiger ich geh' desto mehr bring ich abends heim ... das alte Sprichwort: „Wie man kommt gegangen, so wird man empfangen I"
.'. (Sehr bezeichnend). Villcnbesitzer: „Sehen Sie, das ist mein Landhaus!" Besucher: „Was bedeutet denn da der Steinhaufen mit dem Kreuz?" Villenbesttzer: „Dort Hab' ich meine Alte kennen gelernt I" (Auf Befehl.) Kammerjungfer: „Herr Verwalter, Sie sollen sofort zwei Eier legen lassen I Die Comtefte wünscht ganz frische Eier zum Frühstück!"
Aerantw-rtlicher Redakteur: Bernhard Hosmann.) Druck und Verlag von Bernhard Ho smaun in Wild-ad.