wohl kaum sämtliche -etile Reptile den Be­hörden zur Zahlung der ausgesetzten Prämie eingelicfert sind.

Zwei bemerkenswerte Explosionen ha­ben am SamStag in London stattgefunden. In Brondstari« erhielt ein Herr Richards, Agent eines Besitzer« verschiedener bei der London, Chatham und Dover Eisenbahn ge­legener neuer Speicher, durch die Post ein Paket, bei dessen Eröffnung eine furchtbare Explosion erfolgte. Richard's Hand wurde vollständig zerfleischt und außerdem erhielt er am Kopfe und an der Brust s» schwere Ver­letzungen, daß er einige Stunden später im Hospital starb. Ein anderer Mann Namen- Marlin, welcher dabei gestanden hatte, wurde ebenfalls verletzt, jedoch nicht lebensgefährlich. In Dover fand an demselben Tage in der Filiale der National und Provincial Bank eine Gasexplosion statt, welche so heftig war, daß man anfangs glaubte, cS handle sich um ein Dynamit-Atlenlat. Die Explosion war jedoch durch die Unvorsichtigkeit eine« Ar­beiters NamrnS Kemp verursacht worden, welcher einen Fehler in der Gasleitung unter­suchen wollte und dadei mit einem Licht dem au-ström'nden Gase zu nahe kam. Der

Mann wurde durch die Explosion getötet. Er hintcrläßt eine Witwe und neun Kinder. Daö Gebäude hat stark gelitten, doch sollen die Papiere der Bank unversehrt geblieben sein.

Ein Wahnsinniger ans der Loko­motive. Auf der italienischen Eisenbahn­station Poggis zwischen Padna und Bologna benützte ein Heizer einen Moment des Allein­seins, um wie angenommen wird, in einem Anfalle von Wahnsinn die Lskomst've los- zukuppeln und in vollem Dampf gegen Bo­logna zu fahren. Auf allen Stationen ver­suchte man sie durch Signale zum Stehen zu bringen. In der telegraphisch avisierten Station Bologna gelang cs endlich, die in wahnsinniger Eile dahinsausenden Lokomotive durch Wechselstellung auf ein unbenütztes Ge­leise zu bringen. Die Lokomotive zertrüm­merte drei stehende Waggons, der H!zer wurde hinabgefchleudert und löttich verwun­det. Es ist geradezu ein Wunder, daß kein furchtbares Unglück geschehen ist. Die Loko­motive hatte die 37 Kilometer lange Strecke in 36 Minuten zurückgelcgt.

Von einer wütenden Katze zerfleischt.

Em Pariser Schuster Namens Ancetin in

der Rue Tsurnefort wurde in der Nacht zum 20. Juli von seiner wütend gewordenen Zimmerkatze im Schlaft überfallen und fürch­terlich zugerichlet. Schlafrunken, vor Schmerz fast von Sinnen und nicht wissend, wie ihm geschalt, verteidigte sich Ancelin nur unwirk­sam, so daß das tolle Tier Z-il hatte, ihm die Nase und ein givßeS Stück der rechten Wange wegzubeißen. Auf Ancelin's fürchter­liches Geschrei eilte» die Nachbarn herbe», befreiten ihn endlich und schlugen die Katze tot. Ancetin wurde in Pasteur'« Anstalt geschafft.

Vermischtes.

(Wie Du mir, so ich Dir.) Aus Ravensburg teilt man ein hübsches Geschicht- chen mit : Ei dortiger Handwerker, welcher bei Vergebung städtischer Arbeiten bisher un­berücksichtigt geblieben war, erhielt wegen rück­ständiger Steuer einen Zahlungsbefehl. Der naive RavcnSburger sandte denselben zurück, nachdem er darausgeschriebcn hatte:Sie lassen mich immer unberücksichtigt; ich Sie auch. Wie du mir, so ich dir !" Die Steuer- Verwaltung dürste allerdings mit dieser Art von Zahlung kaum zufrieden sein.

Liebe um Liebe.

Novelle von Karl Eassau-

(Nachdruck verboten.)

5.

Alrxandrine," mit diesen Worten stet der Husaren-Rittmeistw dem schönen Mäd­chen zu Füßen,Du mußt rs gesehen haben, wie >ch mich um Dich in maßloser Liebe ver­zehre ! Wirst Du endlich die meinige?"

Alexrndrine hob Guido auf und flüsterte leise :

Mein Herz, Guido, es gehört Dir schon lange! Rede mit meinem Vater!"

Morgen, mein süße« Liebl" erwiderte der Offizier zärtlich.

Sie küßten sichwonnetrunken, dann mahnte Alexandrine:

Es wird Zeit, Guido, daß wir wieder im Saale erscheinen, man darf uns nicht Vermissen!"

So eilten die Liebenden wieder in die Reihen der Tanzenden.

Inzwischen wandelte Herr von Eppinger mit Lothar Hitler in einem Nebenzimmer auf und ab.

Was denken Sie von Englands Politik in Egypten?" fragte plötzlich Herr von Ep­pinger.

Lothar blieb stehen.

Ich bin kein großer politischer Kopf, ver-hrter Herr," gab er beichciden zurück, ich uiieü-tie d Sd-nb auch nicht auf Grund polnischer Ursache», sondern allein aus phy­sischen Ern-äauugen, wenn ich sage: diele Politik wird mir die Z it unhaltbar werden. Die Waff rfrage st. hi dort über der Taktik, sie mach! unbenngleo Op eieren unmöglich l Ich sitbst dabe »ie V rhäilniffe mN eigenen Äugen gefeh,n, denn ich war über ein Jahr dori I"

Ah! Sie waren bei den Pyramiden?"

Darauf und auch im Innern derselben "

Wie beneide ich Eie darum I Schon längst wollte ich einmal Kairo sehen, aber die Geschäfte, die Geschäfte lassen mir keine Zeit!"

In diesem Augenblick erschien ein Be­dienter und meldete:

Gnädiger Herr, der Banquicr Selbiger bittet um Gehör; die Sache sei eilig I"

Da sehen Sie, wie mich die Geschäfte plagen!" lachte der Direktor.

Damit verabschiedete er sich lächelnd »nd Lothar kehrte in den Saal zurück.

Der Bankdircktor war merklich bleicher geworden, als er dem Banquier in seinem Cabiiiet gegenüber stand.

Was bringen Sie, Herr Selbiger?" fragte er.

Böse Nachricht, Herr von Eppinger I"

Wie so?"

Die Bogawitz-Wernlopwischer sind ge­fallen um 30 Procenl."

Gefallen?"

Leider! E« ist eine förmliche Panik ge­wesen an der Börse heute früh I"

Wie viel beträgt die Diff renz für mich?" frug Eppinger.

Die Antwort klang gepreßt:

,E. Gnaden, es sind rund 50,000 Gul­den !"

Herr von Eppinger kniff die Lippen zu­sammen, ging an sein Pult, entnahm dem­selben ein Packetchc» Banknoten und entgeg­nen scheinbar ruhig:

Hier, zahlen Sie, Selbiger. ES werden bessere Conjuneturen eintrcten. Auf Wieder­sehen."

Der Banquier aing und Eppinger kehrte kopflchültelnd zur Gesellschaft zurück.

Er traf unterwegs Alexandrine, welche sich vom Tanze erschöpft auf einen Augen­blick in ihr Boudoir zurückziehcn wollte. Er begleitete die Tochter und setzte sich auf den Divan In vielem Augenbl-ck halte die Liebe des Vaters zu der schönen Tochter alle Sorgen vergessen gemacht.

Alexandrine, mein Kind," sagte er weich, ich hatte heute den Kopf s» voll, daß ich noch nicht einmal einen Augenblick fand, Dir ein herzliches Wort zu sagen."

O Papa, Du bist ja so gütig!

Und Du bist unglücklich, mein Kind?"

Sie umarmte ihn und setzte sich ans seinen Schooß.

»Ja, einziger, herziger Papa, ich bin glücklich I"

Dann sprang sie auf »nd trat au das Fenster. Alexandrine»« Vater saß lange sinnend da, dann sing er plötzlich wieder an:

Meine liebe Tochter, eins muß ich Dir heule noch sagen. Sikh, es kommt der Tag, wo Dein Herz, welche- jetzt noch schläft, erwacht. Dann suche Dir einen Mann von Charakter, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, der wie ein Fels im brandenden Meer fest dasteht und nie wankt. Wen» ich sagen sollte, an wen ich dadei dachte, ich wüßte es Dir kaum zu sagen. Doch lhat ich heute einen Blick in ein Mannesherz. Dieser Dok­tor Hitler ist ein Juwel, ein Mann in deS Wortes voller Bedeutung. Ade, mein Kind, die Gäste erwarten mich I"

Er ging und widmete sich in der lieben«- würdigsten Weise seinen Gästen.

Es schlug gerade zwei Uhr, als Lothar P-lz und Hut verlangte und das Haus des Bankdirektors verließ. Lothar träumte auf dem Nachhausewege von Atexandrinen.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

(Uebertrumpft )So etwas gibts bei Euch doch nicht I" sagt ein Deutscher zu einem Amerikaner.Wir haben eine Kirche gebaut, die so lang ist, doß.man vom Portal bis zur Kanzel eine halbe Stunde brauch! I" Das ist noch gar nichts!" entgegnete der Amerikaner,wir haben eine Kirche, da wird der Knabe durch das Ostporlal zur Taufe getragen und beim Westportal kommt er als Minister mit der zweiten Frau heraus!"

(Scharfblick.) Prinzipat:Na, haben Sie denMüUer"getuuden, für den ich Ihne» die Rechnung ausgeschrieben hatte ?" Kom­mis :Leider nicht! Ja dem Hause wohnte eine ganze MengeMüller", von denen Keiner unser Schuldner sein wollte. Der letzte hat mich sogar hinausgeworfen I" Prinzipal:Zu dem gehen Sie nochmal der ist's!"

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