Liebe um Liebe.

Novell« von Karl Cassan.

Nachdruck verboten.

3.

Alexandrine saß sinnend da. Die Worte, in weichen der berühmte Schriftsteller zu ihr sprach, klangen so wahr, so herzlich, daß die junge Dame sich unwillkürlich tiefer vereinigte, als e« sonst der Fall war, wenn sie für eine Huldigung dankte.

Man ist e» bei Ihnen gewohnt, Herr Doktor," gab sie dann zurück,aus Ihrem Munde so geistreiche Worte zu hören, daß man sich stets von Ihnen angezogen findet I"

Hitler verneigte sich und trat, um die Ehre der nächsten Mazurka bittend, zurück.

Sie nickte leicht und schelmisch u. schrieb seinen Namen auf ihre Tanzkarte.

Indem trat Viktor, Alexandrinens Bru­der, mit der Vertraulichkeit eine« allen Be­kannten an Hiller heran und zog auch Gil- zingen mit sich; man verwickelte sich leicht in ein Gespräch über das bevorstehende Car- nevatsfest, bei welchem Lothar Hiller als Dichter und Guido von Gttzirigen a>S der tüchtigste Reiter beteiligt waren. Gilzingen warf jedoch nur mißachtende Blicke auf den Schriftsteller, was dieser jedoch nicht zu be­merken schien.

Während Alexandrine noch über Lothars Worte nachsann, die in ihrem Herzen eine neue Seile erklingen machien, wie jenes scelen- volle Gedicht, welche heute früh mit einem prachtvollen Bouquet als erster Geburtstags­gruß anonym an ihre Adresse gelangt war, und die Frau Bankdireklor die Komplimente der älteren Damen in Empfang nahm, hatte Doktor Löwe sich Fräulein Beale Pauli, die sich neben dem weißen AtlaS Alexandrinens im einfachen, blauen Kl-ise wie Vas beschei­dene Veilchen nev>n der stolzen Lliie auS- nahu», zu näh-rn g. wußi.

Katlbiütig stellie cer Kluge Chcstedacleur des Tageblattes zwischen der brünette», dunkel­äugigen Beale, de« Ritters N>ch>e, und ver blonden Al>x>,nbr>»e mit der prachtvolle», üppige» Büste, einen Begleich an, d>r docd zu Gunsten der ersten» ausstel. Der Siraht au< den vlau-n Augen Alexandriens ließ eis­kalt, aber die Sonne aus Bea'ens dunklen Augen beseelte.

Da gaben die Trompeten das Zeichen zum Tanz und Guico von G'lzingen holle Alexandrine zum Walzer ab. Lothar Hiller zog sich an einen der Bogcnpfeiler des SaaleS zurück, von wo er in das Gewühl starrte. Er bemerkle jetzt Doklvr Löwe, der mit Beale' bescheiden sein Tänzchen machte. Dokior L. wußlc der junge» Dame weht etwa» recht Schönes gesagt haben, denn Fräulein Beate Pauli lächelte verschämt und beseligt zugleich. Ader da wuchte Alexandrine mit dem stolzen Husarenosfizier auf und jetzt hatte Lothar nur noch Augen sür sie.

Wie ein in der Wüste nach Wasser Lech­zender, so verfolgten seine großen, dunklen Augen die himmlische Gestatt Alkxandrinens, und etwa» wie Eifersucht überkam ihn, wenn der Rilimeistcr bei dem herrlichen Strauß'- schen Walzer sie an sich drückte und anmutig mit ihr dahinschwcbte.

Endlich war diese Qual sür Hiller zu Ende und er eilte an das Büfjet. Es schie­nen dort viele Leute der Finanzsphäre ver­sammelt zu sein, denn man sprach von der

Börse, von einem bevorstehenden Krach, von Fallissemenls und Zahlungstinstellunge». Lolhxr ekelte dieses Gespräch an dem Ball­feste an, er zog sich deshalb mit einer guten Havana in ein entlegenes Zimmer zurück, wo er mit dem Dampf der Cigarre süße Träume spann.

Hier fand ihn der Hausherr und sagte launig:

Dachte ich's doch, daß Sie hier säßen, lieber Doktor. Unser Tasss zieht sich unter blühende Oleander »nd in die Einsamkeit zu­rück. Heiter, mein Freund, müsse Sie aber doch heute sein, das Leben hat der bitteren. Stunden genug!"

Sie haben Recht, Herr von Eppinger," erwiderter Lsihar und sogleich auf,ich ging auch nur, weil ich dem Tanze nur selten opfere und eine Cigarre mir Bedürfnis war!"

Ich bin mit Ihnen in gleicher Lage, Herr Doktor!" entgegnete der Direktor herz­lich.Außerdem wünsche ich mit Ihnen ein vertrauliches Wörtchen zu sprechen l"

Lothar erfchrack ein wenig. Was hatte ihm der Bankdirektor zu sagen?

Dieser nahm jetzt an seiner Seite Platz und begann leise:

Lieber Doctor, Sie haben neulich den Adel, welcher Ihnen angetragen ward, abge­lehnt. Man hat das denn ein jeder Mensch hat seine Wiedcrsacher benutzt, Sie höheren OrtcS anzuschwärzen. Ich habe eS deshalb übernommen, die Gründe Ihrer Ablehnung zur höchsten Kenntnis zu bringen!"

Lothar verbeugte sich und erwiderte ebenso leise :

Sehr edel von Ihnen Herr Eppinger I Aber sehen Sie, über Adel und Orden habe ich meine eigenen Ansichten. Wäre ich ein geborener Adeliger, mein Name histori- ichen Ursprunges, ich würde mich mit Slolz von Hiller schreiben; ich verachte de» Adel nicht, aber ich erkenne die gemachlen Wappen ver Neuzeit nicht für voll an, ohne damit den Ansichten Anderer z» nahe treten zu wollen. So wenig man einen Cornelius zu einem Rembrandi stempeln kann, ebeniow-nig lit ein schtichier Hiller in einen Herrn Von gleiches Namens zu verwandeln. Achn- t>ch denke ich über Ord>n, wo ich nur bei Heivemhaien im Kriege Ausnahmen mache. Es M schon Pflicht im Leven eines jeden Staatsbürgers, das Möglichste zu leisten, darum bedarf cs für den pflichtgeireuen ReickS- bürger keiner Auszeichnung, deren Lohn schon in ihr selbst iiegl I"

Sie mögen R-cht haben, Herr Dokior ; 'ja, ich teile sogar ihre Ansichten; aber ein Gestchispunkt scheint Ihnen, lieber Freund, bei Ihrer Gradheit entgangen zu fein. Man muß die Welt nehmen, wie sie ist, auch will sie mil all ihrer Unvollkommenheit liebevoll getragen sein. Ist eS da nicht Pflicht deS guten Staatsbürgers andern zur Nacheifer­ung die Ehreubezeichnungen des Staates auch zu tragen?"

Wenn man dadurch nur nicht so viele Heuchler erzöge, Herr von Eppinger. Nein, ich bleibe bei meiner Ansicht; legen Sie diese so rücksichtsvoll als möglich Sr. Majestät nahe."

Eppinger nickte zustimmend.

Apropos," fuhr er dann fori,Dokior Löwe ist Ihr Freund?"j

Mein lieber, treuer Freund I"

Da darf ich ihm wohl getrost meine

Nichte Beate anvertraucn? Er wirbt um ihre Hand, wie Sie wahrscheinlich schon wissen."

Sie dürfe» es wagen, Herr von Ep­pinger. Löwe ist ei» Mann von Geist und Charakter, ein Schriftsteller mit einer Hellen Zukunft l"

Und Sie dichten auch wieder etwas Neues?" frug Eppinger dann.

Ja, Kleomenes, ein Trauerspiel l"

Ah, aus der griechischen Geschichte! Nun, ich wünsche Ihnen einen Erfolg wie bei den Romellis I"

Ich danke Ihnen I" erwiderte Hiller mit einer Verbeugung.

Die Herren erhoben sich und kehrten zur Gesellschaft zurück.

Alexandrine war dieses Mal von einem Kreise junger Herren von den Gesandtschaf­ten, von Banken und aus dem Offizierskorps umgeben, die der verwöhnten jungen Dame ihre Huldigungen darbrachten.

(Fortsetzung folgt.)

Brockensammlnng der Anstalt Bethel.

Den Freunden unserer Sache und denen, die es werden wollen, namentlich den Herren Aerzten und Medizinalpersonen in Stadt und Land, kommen wir heute mit einer besonderen Bitte:

Ein lieber Gönner unserer Anstalten, ein leidender, gelähmter Arzt, sammelt alles, was von Bädern handelt, namentlich alte Bade- fchriften übrigens sind auch neuere und neue nicht ausgeschlossen auch ältere Zei­tungen, Journale rrsw., welche Artikel über bestimmte Bäder enthalten. Die Sprache, in welcher das alles geschrieben ist, ist gleich- giltig. Da uns unser Freund alles ab­kauft, was er brauchen kann, das übrige aber unserer Brockensammtung zufällt, so wäre unS hiermit Gelegenheit zu einer sicheren Einnahme geboten. W>r würden deshalb alles in dieser Richtung, auch das Unschein­barste, dankbar entgegennehmen.

Für die Neben Hausfrauen lassen wir aus dem Verzeichnis der von uns gefammel- ten Gegenstände hier eine» Auszug folgen:

Cigarrenabschnilte, Cigarrenkisten, Sta- niolkapfetn, Kvrkpfropse», Blei, Kupfer,Zinn, Zuck, Hefte, Papier, Zeitungen, Büder, Lampen, Knocke», Gumm>fachen, Schirme, Schuhe, Slahtfcdern, Stiesel, Hüte, Federn, Pferdehaar, Briefmarken, Garn, Seide, alle Münzen, Denkmünze», Antiquitäten, Hand­schriften, Hausrat; aber auch: Kleidungs­stücke, Wäsche, Belten, Decke», Uniformen, Waffen, Möbeln, Nähmaschinen, Musikinstru­mente, Uhren, Ringe, Schmucksachen, Spiele, Sammlungen, Elfenbein, Werkzeuge, Kurz­waren, Ladenhüter, Muster, GiaS und Por­zellan.

Für unser Antiquariai, welches gegen 20 leidende oder arbeitslose Herren beschäf­tigt, bitten wir namcnltich um alle Bücher Noten, Folianten und Schriften. Das Sor­tieren und Katalogisieren derselben macht dielen eine besondere Freude.

Wir bitten um portofreie Zusendung unter folgender Adresse: Brockensammlung der Anstalt Belhel, Poststation Gadderbaum, BahnstationBielefeld.

Der Vorstand von Bethel, v. Bodetschwingh, Pastor.

Verantwortlicher Kesakteur Bernhard Hofmann. Druck und Verlag vonBernhar - Hosmann.