Im Banne des Blutes.

Roma» von H. von Ziegler.

Nachdruck verbeten.

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Sonderbar, was mag sie wollen," meinte Ruth endlich,aber ich will hinfahren, der Wagen soll warten."

Ist das Frau von Haldens Handschrift ?" frug Arnold befreundet,weshalb mag sie Dir gleich den Wagen schicken?"

Ich weiße« auch nicht. Es muß irgend ein ganz besonderer Grund vorliegen.

Wenige Minuten darauf fuhr das junge Mädchen dicht verschleiert davon und Berger schritt in ziemlichster Unruhe durch'« Zim­mer; dann raffte er die Papiere zusammen, um sie zu dem RechtSsnwalt zu bringen, der die Erbschaftssachen regulierte. Vorher jedoch nahm er da« von seiner Cousine acht­los beiseite gelegte Billet nochmals auf.

Sonderbar," murmelte er vor sich hin, ich bin so unruhig über diesen Besuch Ruths; cs ist so geheimnisvoll diese ganze Sache und -- am liebsten halte ich sie ab!"

Unschlüssig steckte er den Zettel zu sich und murmelte vor sich hin:Prinzenhof, Zimmer Nummer fünf."

Als Ruch den Wagen verlassen und den Kutscher abgelohnt hatte, stieg auch sie ziem­lich beklommen die mir düster beleuchteten Treppen des Hotels in die Höhe; eS schien durchaus nicht stark besucht, sonder» eher wie ausgcstorben. Vor dem Zimmer Nummer fünf hielt sie einen Moment still, wie um Atem z» schöpfen, dann klopfte sie leise an und trat, als ein undeutlichesHerein" sich hören ließ, über die Schwelle. Aber kaum war die Thür ins Schloß gefallen, kaum hatte sie den dichten Crepeschleicr gelüftet, da schrie sie leicht ans und wollte zurück.

Zu spät! Egs» von Hohenstein war ihr zuvvrg-kommen und hatte die Thür abge­schlossen ; jetzt sank er vor ihr auf die Knie, Mit leidenschaftlichen Blich» das geliebte Mädchen betrachtend und sein? Arme ihr enlgegenbreitend.Ruth, Ruth! Verzeihen Sie mir I Nehmen Sie mich wieder als Ihren Diener sn, ich gehöre ihnen mit Leib und Seele I" rief Egon leidenschaftlich.

Jetzt halte da« arme Mädchen die Größe des ganzen Schurkenstreiches begriffen, den Egon ihr gespielt; einen Moment war ihr, als müsse sie zu Boden sinken, als drehe sich alles um sie her, dann aber kam eine kalte Entschlossenheit über sie, eine Veracht­ung dieses schönen ManneS, den sie einst zu lieben gemeint.

Zurück, Herr von Hohenstein! Noch sind Sie Nicht soweit, und ich erkläre Ihnen hiermit rundweg, daß ich mich eher zu die sem Fenster Hinausstürze als"

Sticht so schroff, Comieß Ruch," sagte Hohenstein beschwichtigend und wollte nach ihrer Hand greisen, doch sie entzog ihm die­selbe ungestüm,Sie haben mich verurteilt, ohne mein- Verteidigung anzuhören. Ich liebe Sie mit glühender Leidenschaft."

Jawohl, Herr von Hohenstein; jetzt, nachdem ich meine Grsßmntler beerbt und, wie Sie meinen, auch einen feudalen Namen angenommen, könne» Sie cs wagen, meine Hand zu begehreu; die simple Ruth Berger, deren Großvater nur einen Bauernhof besitzt, wäre nicht passend gewesen, zu heiraten. Aber nun"

Ruth, Sie thun mir Unrecht." Nicht im geringsten, ich spreche die Wahrheit I Damals bei dem Manöver be­gannen Sie mit mir zu spielen, dann bei Bettys Hochzeit, als Sie dies fortsetzen woll­ten "

«Ruth

Ich muß sehr bitten, mir den mir ge­bührenden Titel zu gebe», Herr von Hohen­stein I Damal« als ganz gegen ihre Absicht die Verlobung mit Olga zum Vorschein kam forderte mein Vetter Arnold Sic wie ich später erfuhr. Heute nun lockten Sie mich auf ehrlose Weise hierher." Gräfin Ruth ich verdiene diese bittren Worte nicht, denn ich liebe Sie aufrichtig und mußte es Ihnen sagen, sonst wäre ich erstickt."

»Ist Ihre Verlobung mit Olga von Hohenstein gelöst?"

Noch nicht, das heißt im Herzen ist sie von meiner Seite längst gelöst und in dieser selben Stunde will ich."

Keine Ueberejlung, Herr von Hohen­stein I Wenn Sie meinten, daß sie mich über­reden könnten, die Ihre zu werden, so irren Sie denn doch sehr,"

Ruth," fiel er feurig ein und in seinen Augen glomm ein schlimmer Funken,Sie sind mein, seid Sie diese Schwelle über­schritten I Wie würde die Welt einen solchen Besuch der Gräfin Attisch auffasscn, wenn nicht der Verlobungsring alle Zischeleien ver­stummen ließet Nur als meine Braut über­schreiten sie diese Schwelle, ich lasse Sie nicht eher aus meinen Armen."

Ob, Herr von Hohenstein, mit Nichten I Ihre Leidenschaft wird doch nicht ganz den Begriff für Ehre in ihrer Seele erstickt ha­ben ? Oder sollten Sie ein wehrloses Weib zwingen wollen."

Ruth, sei barmherzig! Du bist so schon und ein Kuß von Deinen Lippen gilt mir mehr als Ehre und Seligkeit!" (F. f.)

Vermischtes.

Würste beweisen. Unteroffizier:Was ist Ihr Vater?" Rekrut:Wurstfabrikant." Unteroffizier:Faule Ausrede I Beweisen Sie mir das!"

(Auch eine Erklärung.) Meister: Wat, Junge, det soll 'n Pfund Scbwcizer- käse sind? Da hast Du oder derKvofmann woll wieder gemogelt?" Junge:Ja, Meester, da hat der Verflixte Kerl woll die Löcher milgewogen."

Gemütlich. In einem Wagen der Potsdamer Bahn saß ein Herr, der wieder- bott ein Gespräch mit seinem Gegenüber an­zuknüpfen suchte. Als mehrere Versuche mißlungen waren, sagte er endlich;Ver­zeihung, wenn ich neugierig erscheine, aber mir ist ganz so, als hätten wir uns schon einmal irgendwo gesehen." Der Ange- redele wurde mit einem Male aufmerksam. DaS wäre möglich", sagt? er,vielleicht ver­gangenen Winter."Nun ja", fuhr der Ansrager fort,mir ist ganz so."Ja, das kann sei»/' erwiderte Jener gelassen und schickte sich eben an, ein Schläfchen zu thun,vorigen Winter saß ich im Zucht- Hause I"

.-. Garn! und Schornsteinfeger. Der berühmte Schauspieler Garrik stand einst, mit dem Rücken an den Kamin gelehnt, in seinem Zimmer, als an die Stubenthür ge­

klopft wurde. Es trat ein Schornsteinfeger ein.Herr, Ihr seid der berühmte Garrik! Ich möchte gern bei Eurem Theater Dienste nehmen." Garrik:Was kannst Du?"

Schornsteinfeger:Ich kan» den Lear, Hamlet, Othello." Garrik:Du? Laß hören! Deklamiere mir den Monolog:Sein oder nicht sein." Der Schornsteinfeger fing an zu deklamieren Garrik war ent­zückt über sein Talent, bewegte sich am Ka­mine hin und her, die Flamme ergriff seinen Rock, und Garrik brannte. Der Schorn­steinfeger stürzte sich auf ihn und rettete ihn vom Tode des Verbrennens. Garrik fiel dem Schornsteinfeger in die Arme und rief: Mein Retter! mein Freund! mein Haus­genosse! Sei was Du willst, nur betritt die Bühne.". Der Schornsteinfeger betrat sie und erhielt großen Beifall. Nach einiger Zeit wurde der schwarze Geselle vermißt er war verschwunden und hatte von nieman­den Abschied genommen. Beinahe ein halbes Jahr darauf begegnle Garrik auf der Straße einem Schornsteinfeger, dessen Gesicht er zu kennen schien. Garrik rief:He, da, Freund! Seid ihr nicht unser Kolleg? warum ver­ließet ihr mich und die Bühne ?" Schorn­steinfeger:Ach Herr! meine ehemaligen Kollegen haben mich so Vitt ausgelackt und vcrspoltet, daß ich unter die Komödianten gegangen war, daß ich die Narrenkappe st­iegen und die Schornsteinsegerkappe wieder anffetzen mußte."

.'. (Verweigerter Kunstrespekt.) Bauer: Ich möchi' sechs Elle» Tuch, aber keine Kunstwolle I" Kaufmann :Ich weiß nicht, lieber Mann, was Ihr Euch von Kunstwolle für einen Begriff macht; aber versichern kann ich Euch, daß, wenn bei einem Stoffe Kunstwolle richtig verarbeitet ist, derselbe so gut ist, wie von Naturwolle I Bauer:Ja, schauns', ich wills halt doch nicht, denn seit die Bierbrauer künstliches Bier machen, Hab' ich gar keinen Respekt mehr vor der Kunst!"

(Sonderbare Folgerung.) Trudchm (vor einer Statue, die einen Lorbeerkranz auf dem Haupte trägt):Mamachen, der da oben hat wohl heute Geburtstag?" Mama: Weshalb denn?" Trudchm:Nun, weil er keinen Kranz bekommen hat."

.'. (Natürlicher und unnatürlicher Tod.) Ein ungarischer Dorfbürgermcister berichtete dieser Tage an seine Vorgesetzte Behörde wörtlich Folgendes:Hierorts starben im Laufe de« verflossenen Monats zwölf Per­sonen. Eine Person, ein Selbstmörder, starb eines natürlichen Todes, die übrigen elf standen in ärztlicher Behandlung."

.- (Ein nobler Gast.) Gast:Kellner, wie viel Trinkgttb soll Ich Ihnen denn geben?"

Kellner:O, bitte, das überlass'> Ihnen!" Gast:To dann cank ich schön, ich kann's nämlich jetzt selber gerade brauchen I"

Deutlich gesagt. Wirt:M in Wein scheint Ihnen nicht zu munde»; war vielleicht die Flasche nicht luftdicht verschlossen?" Gast:Das schon; aber nicht wasserdicht I"

(Letztes Mittel.) Frau: Lieber Mann, führe doch einmal den jungen Professor Z. in unser Haus, der soll ja schrecklich zer­streut fein, vielleicht nimmt er unsere Cäiila.

* Ein Herz, das Thräncn nie betauen, verdorrt.

Brra»t»»rtlicher RedKtm r: Bernhard Hof«ann.) Druck und Verlag von Beruhard Hofmann in M'dbad.