stand allerhand Unfug getrieben. Dabei wurde der Mansch so wütend, daß ihm Schaum vor den Mund trat; er biß den ihn führenden Wirt in den Daumen der rechten Hand. Der Arm schwoll alsbald an, und ärztlicherseits wurde in Anbetracht der hohen Gefahr die Uebersührung des Verletzte» nach der königlichen Klinik in Berlin angevrdnet- Als Moescnthin hier anlangte, war sein Zustand so bedenklich, daß der Arm amputiert werden mutzte. Trotzdem starb der Patient vor einigen Tagen. Die Leiche wurde von der Staatsanwaltschaft zu Stendal behufs Obduktion beschlagnahmt.
— (Ein ehrwürdiger Karpfen.) Daß die Karpfen ein hohes Alter erreichen, ist bekannt, aber es ist sehr schwer, ihr Alter fksijustellen. Im Teiche des dem Herzog von Arenberg gehörigen ParkcS zuEnghien(Henne- gau) hat man jüngst einen gewaltigen Karpfen gefangen, welcher an einem seiner Kiemen einen goldenen Ring trug mit einer Inschrift, die besagte, daß „dieser Karpfen im Jahre 1802 unter dem Konsulate BonaparteS in den Teich gesetzt worben war". Der Karpfen wurde sofort wieder in den Teich geworfen.
— Nach der Angabe des Verlegers des
Wohnungsanzeigers ist Chicago jetzt die bevölkertste Stadt Amerikas. Die Zahl der Einwohner wird auf 2 160 000 geschätzt — 400 000 mehr als Newyork.
Verschiedenes.
.'. (Höchste Zerstreutheit.) Professor (in einem Restaurant in einer Zeitung lesend): „Schau', schau', lej' ich da eben meinen Namen in dem Verzeichnis der Vermählten in voriger Woche I Jetzt bin ich in der Z r- streutheit hierher in'S Restaurant gegangen, habe da zu Mittag gespeist und zu Hause wartet meine Gattin mit dem Essen auf mich!"
(Die grausame Rache.) Maler: „Haben Sie gelesen, wie mich dieser Dr. Skribler wieder heruntergerissen hat? O, wüßte ich nur, was ich dem Menschen an- thun könnte!" — Freund: „Malen Sie ihn!"
(Neugierig ) Bankier: „Meine Tochter erhält zunächst hundertausend Mark und das Doppelte nach meinem Tode.^ Bewerber: ,,Und wann dürfte das etwa sein?"
(Druckfehlerteufel. (Aus einer Heiratsannonce.) .... Trotz meines großen Vermögens sind aber meine Ansprüche die
denkbar bescheidensten, indem ich mein Glück nur darin suche, an der Seite eines achtbaren Mannes als schlichte Hausfrau schelten und walten zn dürfen usw. »sw.
.-. (Verschnappt.) Hausfrau: „Da fehlen wieder rin paar Strümpfe, Anna, die blaue»!" Diensimäechen: „Die blauen? Aber das ist doch gar nicht möglich, Madam", vergangene Woche habe ich sie ja noch angehabt I"
.-. (Fcrnwirkung.) Sludcnt: „Was, das Gelb will Dein Meister haben für die Stiefeln, die mich so fürchterlich drücken?" Lehrbub: „Ja mei', den Meister drücken s' halt auch l"
.-. (Aus einem Romans Die Hände auf den Rücken gelegt, ging der .... im Garten spazieren und las die Zeitung.
Die Ehe.
Das ist die rechte Ehe,
Wo zweie sind gemeint Durch alles Glück und Wehe Z» Pilgern treu vereint;
Der eine Stab des andern Und ticbe Last zugleich,
Gemeinsam Rast und Wandern Und Ziel das Himmelreich.
Im Mnne des Blutes.
Roman von H. von Ziegler.
(Nachdruck verboten.)
30.
Bebend vor Wut erhob sich Olga jetzt und wandte sich nach Egon, um feinen Arm zu nehmen, doch er schritt soeben auf kne neue Erbin zu, wahrscheinlich um ihr zu gratulieren ; ein flammender Zornesblick schoß »US den Augen der jungen Dame, also auch er huldigte der neuen Sonne! Aber Rutb sah den schönen Offizier nicht einmal; sie schritt neben dem Großvater durch den Saal dem AuSgange zu und hob nicht ein einziges Mal die Augen, ihr war, als flamme ein Brandmal auf ihrer Stirn I
„Arnold," bat sie, »iS alle drei im Wagen saßen, „hilf mir das Vermächtnis der Gräfin umzuändern; ich kann und will nicht diesen Reichtum und diesen Rang b sttzen, denn ich würde damit geradezu unglücklich fühlen."
„Hast Recht, Ruth," nickte der alte Fr. Berger, „es bringt Dir kein Glück, denn es hat schon Unfrieden gcsäel."
Arnold b.jahie kurz ;der feuchtschimmernde Blick feiner Cousine, der schüchterne Druck ihrer kleinen, weichen Hand halten sein Herz erheben machen und jenen einen schwachen Hoffnungsstrahl neu belebt Aber erkämpfte männlich dagegen an, er wollte nicht ein Herz erobern, das vielleicht noch für einen Anderen schlug! Die Liebe, welche er Jahr um Jahr im Herzen trug, die ihn begletiet hatte in den fernen Erdteil und übers Meer bi« zu dieser Siunde, sie würde ja doch nicht erlöschen, so lange er lebt, aber niemand durste sie ahnen, niemand sollte denken, er wolle die „Gräfin" zum Weibe, nachdem sie eine reiche Erbin geworden.
„Ich will einen alten Freund sufsnchen, Kinder," sagte Friedrich Berger, nachdem man ins Hotel zurückgekehrt. „Du wolltest ja noch mit Arnold Geschäflösachen ordnen, Rulh ; dann können wir morgen heimkehren."
„Gewiß, Großpapa," nickte Rulh erleichtert, „ich kann erst dann adrcisen — wenn ich die Erbschaft wieder aufgegebe» habe!"
„Nein — auch sie nicht," wehrte das schöne Mädchen beinah herb, „ich würde frieren, wenn ich sie um den Hals legen müßte, zudem für — Ruth Berger würden sie nicht passen."
„Wie so, Cousine; du wolltest Deinen rechtmäßigen Namen nicht annehmen?"
„Gewiß nicht. Ich bin glücklich gewesen als Ruth Berger und würde vielleicht nur unglücklich sein als Gräfin Deltsch, welche von ihren Verwandten nur ungern au- und ausgenommen würde. Also, lieber Arnold," sie lächelte dabei beinah schalkhaft, „Titel und Brillanten werden einfach bei Seite gelegt. Und nun zn dem Geld."
„Es beträgt cwca 80,000 Thaler."
„Gut, davon soll Betty 30,000 bekommen, eben so viel behalte ich und 20,000 gehören Olga, damit sie ihren Vetter Hohenstein heiraten kann.
Ihre Stimme war fest und ruhig bei den ^Worten, sie zuckte mit keiner Wimper und unwillkürlich streckte Arnold ihr aufleuchtenden Blickes die Rechte hin.
„Ruth, das ist großmütig! Ich bewundere Dich!" sagte er dann.
Eine leichte Nöte überflog das zarte Ge- sichtchen, dann aber schüttelte sie den Kopf. „Nein, Arnold, ich bin nicht so großmütig als Du denkst. Olga wird, fürchte ich, nicht glücklich mit Hohenstein; er ist kein edler Mann und — da soll sie wenigstens äußerlich gesichert sein, wenn sie ihn heiratet."
„Hast Du — überwunden, Ruth?"
„Ja," sagte sie einfach und blickte ihm ehrlich in's Äuge, „der Traum war kurz, aber tch werde nie mehr in denselben zurückfallen. Mein Herz brach nicht dabei!"
Ein Mädchen brachte so den einen Brief, den unien ein Lobnkulscher abgegeben. Er warte auf Antwort meldete das Mädchen noch.
Kopfschüttelnd erbrach Ruth das Schreiben, es enthielt nur wenige Worte: „Komme eilig zu mir, ich habe eine wichtige Nachricht für Dich. Betty, Holet Prinzenhof, Zimmer 5."
(Fortsetzung folgt.)
Arnold ordnete am Tische allerlei Papiere, fast unwillkürlich stammle in seinein Auge >in Heller Strahl, dann neigte er sich sedoch noch tiefer über den Tisch, sodaß ihm völlig entging, daß der Großvater das Zimmer verlassen hatte und Ruth, seltsam befangen, aus ihn zusckrilt.
„Lieber Vetter Arnold I" begann Rulh. Es war ein eigentümlich vibrierender Klang in der leise bittenden Stimme und als der ernste Geschäftsmann aufsah, mußte er eine fast übermenschliche Beherrschung anfbicten, um diese liebliche Mädchengestalt, deren erglühtes Gesichtchen mit den dunkle» Augen zu ihm gewandt war, nicht a» sich zu ziehen, und nie mehr aus feinen Armen zu lassen.
„Du wünschest, liebe Cousine?" frug er sanft, „befiehl über mich ganz wie Du wünschest, ich steche Dir zu Diensten."
„Warum so fremd und steif?" frug sie traurig, „Arnold, solltest auch Du durch das unselige Testament beeinflußt sein?"
„Niemals," entgegnele er warm und umschloß ihre Hand mit Leidenschaft, Ruth, mein Kind, seit Du mir damals den Talis- mann milgabst in die Fremde. — Ader was sage ich —," brach er hastig ab und fuhr sich mit der Hand über die glühende Stirn, „vergieb mir liebe Cousine, und komme» wir auf unsere Geschäftsangelegenheit zurück."
Noch nie hatte daS junge Mädchen an dem ernsten Manne eine ähnliche Erregung gesehen, ihr H-rz erbebte und mitten hinein in Sorge und Unruhe brach es wie ein blendender Lichtstrahl: „Er liebt Dich! Du hast doch ein Herz, was Dir ganz allein gehört I"
„Nun denn, Arnold," begann sie, od- schon auch ihre Stimme schwankte, „ich bitte Dich, mir zu Helsen bei dem Abwickeln dieser Sache. Daß ich von dem Vermächtnis der — Großmutter nichts behalten will, ist sicher."
„Nicht einmal dieAeltsch'schen Familien- brillanlen?" Arnold öffnete ein nebenan stehendes Lederköfferchen und die Edelsteine, welche darin auf Purpursammt lagen, blitzten hell auf im kalten Strahl der Wintersonne.
Berantwortlicher Redakteur Bernhard Hofmann. Druck und Verlag von Bernhard Hosmann.