Rundschau.

Neuenbürg, 15. Juni. Mit dem heutig- n Tage jsi bei dem kiesig n Pvstaint eine öffent­liche Telephonsteile eingeriä-tet und dem Be­trieb übeegkbe» worden, welche mit dem Tele­phon,:etz des Landes durch eine im Anschluß au die Verbindungsanlage SlnltgartWild- dad neu erstellte Telephonleitung Wilebad Neuenbürg in Bekehr gef, tzt. Von dieser öffentlichen Telephonstelle aus kann mit sämt­liche» Telephonanftalten des Landes verkehrt werden; auch ist zugelassen, daß die an du- selbe angeschlossenen Teilnehmer von aus­wärts angeruten werden km nen. Im Ltach- barschastS.Berkehr zwischen Neuenbürfl und Wildbad wird eine Gebühr von 30 Pf., im Übrigen würllembergiicheu Verkehr eine solche von 50 Pi. iür eine Sprechzeit von 5 Min. oder einen Teil dieser Zeit erhoben; im Ver­kehr mit den Telepkoniechmhmeru in Pforz­heim und Mannheim, sowie mit denjenigen in Lindau, Augsburg und München beträgt dre Sprechgebühr I Mk. und zwar für eine Uuterretung von der Dauer von 5 Minuien im Bertcyr mit Pwizheim, Lindau, Augs­burg und München und von 3 Minuten im Verkehr mit Mannheim. Eine Verbind­ung darf nicht länger als 5 bezw. 3 Min. dauern, wenn eine andere Person die Ver- bindungSaulage auch zu benützen wünscht. Die öffentliche Telephonstelle ist während der Dauer des Postschalterdiensts geöffnet. Die hies. Teilnehmer, welche sowohl unter sich, als in Folge Umschaltung auf dem Postamt mit sämtlichen in daS Telephoimetz einbezogknen Telephon-Anstalten und ihren Teilnehmern sprechen können, sind zunächst folgende: Rothenbachwnk (Nr. 1), Kunst- mühle Neuenbürg (Nr. 2), Gasthof zum Bären (Nr. 3), Enzthäler-Redaktion (Nr. 4).

Franksurt, 15. Juni. Das Frankfurter Journal wurde heule an eine Vereinigung nsi.lib. Herren für 30 000 ^ verkauft. Der Fortbestand des Blattes ist dadurch ge­sichert.

Ein fürstliches Geschenk. In die schweizerischen Zeitungen war aus italienischen Blättern die Nachricht übergegangen, daß die Königin von Italien dem deutschen Kaiser 700 Lerchen geschenkt habe. DieZüricher Post" hatte zu dieser Nachricht den VerS Heine'« gefügt, mit welchem dieser einst den Freiheilssänger Henvegh als dieeiserneLcrchc" begrüßte:Ist denn in Deutschland Früh­ling geworden?" Dazu bemerken dieSchwei­zerblätter für Vogelpflege" :Wenn wir die Sache recht verstehen, so hantelt cS sich da­rum, daß die Königin von Italien Deutsch­land zeigen will an Hand eines praktischen Beispieles, daß sie ber deutschen Bittschrift um Unterdrückung der gewerbsmäßigen Vogel­mörderei Gehör geschenkt und ihre bezügliche Thätigkett begonnen Hai. Offenbar waren die 700 L>rchen (andere Zeitungen berichten von 2000 Stück) für den Markt bestimmt; statt sie nun töten zu lassen, kaufte die Königin sie an und gibt die arme» Tiere ihrer Hei­mat wieder." In Italic» werden bekanntlich die über die Alpen herüberkommendcn Vögel unbarmherzig zusammengesangen und alle deutschen und schweizerischen Bemühungen um Herstellung eines wirksamen Vogelschutzes in Italien sind bis jetzt ersolglos gewesen. Vielleicht wendet sich jetzt, durch das Vor­gehen der Königin Margerila, die Sache zum Besser».

Pn Schwärmer sürS Militär. In

Ofen lebt ein alter Flickschneider Namens Fcilhauer. Seine Spezialität ist die Aus­besserung von Uniformen, worin er eine ganz besondere Geschicklichkeit besitzt. Feilhauer ist der Sohn eines Soldaten und wäre für sein Leben gern auch Soldat geworden; aber da« Glück war ihm versagt, weil er zu klein von Siatur ist. Um seinen militärischen Neigungen zu srönen, hat er sich sein Leben lang darauf gelegt, Militärcrinnerungszeichen zu sammeln, und er hat in der Thal eine sehenswerte Sammlung do» Monturstücken, Orden, Medaillen und Waffen. Die kost­barsten Stücke seiner Waffensammlung mußte er allerdings zu Zeiten, wo es ihm schlecht ging, wieder veräußern. Als jüngst Herzog Albrecht in Budapest weilte, erzählte ihm Erzherzog Eugen von diesem Sonderling und bewog den Feldmarschall, einen Besuch bei dem alte» Flickschneider zu machen. Zu seiner sprachlosen Verwunderung, zu seinem maß­losen Glücke sah Feiihauer vor einigen Tagen plötzlich die beiden Erzherzoge in seine Stube eintrelkn. Die Herren unterhielten sich sehr leutselig mit dem Alten und ließen sich seine Sammlung zeigen. Seine prächtigsten Stücke holte Feilhauer am Schluffe hervor, einen Waffenrock und eine Mütze, welche der Kai­ser selbst getragen hat. Die Erzherzoge ga­ben die Echtheit dieser Stücke zu. Am an­deren Tage erhielt der glückliche Schneider vom Erzherzog Albrecht eine Photographie und ein Säckchen mit Goldstücken als Ge­schenk zngestndkt.

Trinkgelderunwesen. Bei dem 22. internationalen Kongreß der Gasthausbesitzer, welcher dieser Tage in Zürich stattfand und bei dem Deutschland durch 63 Abgeordnete, Oesterreich durch 10, Italien durch 24 Bel­gien durch 4, die Schweiz durch 17, Frank­reich durch 3 veitreten war, entspann sich eine lebhafte Diskussion über die Abschaff­und der Trinkgelder. Die Vereinigung er­klärt, daß das gegenwärtige Tnnkgelderun- wesen des modernen Systems der Gasthäuser unwürdig sei, und beauftragt den Ueber- wachungsausschuß, mit allen erlaubten Mit­teln die Abschaffung der Trinkgelder zu be­treiben.

Die englischen Behörden beschäftigen sich eingehend mit dem allmählichen Fort­schreiten der Cholera in Frankreich. Nach Berichten der englischen Konsuln an das Lokalgouvernement kamen innerhalb der letz­ten Woche» in Lorient 500 Erkrankungen und 178 Todesfälle vor; aus Morbihan wurden heute zwei neue Fälle gemeldet.

Paris, 14. Juni. In der Kammer wurde der Suppiementärbericht der Armce- kommission über das Cadresgesetz verteilt, worin es heißt: Unser einziges Ziel ist, cS dem Kriegsminister zu ermöglichen, unverzüg- lich unsere Reserve zu encadrieren. Der Mannschaftsstand unserer Linientruppcn ist verdoppelt, aber wir würden die schwerste Verantwortung auf uns laden, wenn wir die neuen Formationen noch ein Jahr lang ohne CadreS ließen. Der Bericht beklagt die Langsamkeit, womit die Kammer bisher betreffs des Cadrcsgesttzes vorangegangcn sei; er schließt: Ein weiterer Verzug würde die uns anverlrauten Interessen blosstellen, die Sorge um die nationale Wehrkraft verlangt es, wir haben keinen Tag zu verlieren. Der Abgeordnete MeziereS, der Vorsitzende der Armeekommisstou, will unter Berufung auf die pattiolischen Erwägunzen der Abgeordne­

ten demnächst von der Kamer verlangen, dat Cadresgesetz in einer einzigen Sitzung zu ge­nehmigen. Bei allen Abgeordneten, die An­träge zu dem Cadresgesetz eingebracht haben, wurden dringliche Schritte unternommen, um sic zur Zurückziehung der Anträge zu be­wege».

(Avis für heiratslustige Damen.) Aus der Los Estados-Juscl (Argentinische Republik) sind Fraukn eine Fabel, ein from­mer Wunsch. Der Unterpräfekt der Insel hat daher aus hygienischen, moralischen und sozialen Gründen den Justizminister der Re­publik um einePartie" Frauen gebeten, die suS den die Staatsgefängnffse füllenden Ver- brecherinnen ausgesucht werden sollten. Da kam der Herr Präfekt aber schön an. Der Minister Dr. Atorta geriet wegen des wun­derbaren Verlangens ganz aus den Hänschen und unwillig darüber, daß der Unterpräfekt seine Amtswohnung für ein Heiratsbureau zu halten schien, ließ er an den Beamten eine fürchterliche Drohung ergehen und be­nachrichtigte ihn, daß, so lange er (Allorta) Minister sein werde, die Insulaner auf LsS Estado« ohne die von ihnen so sehr herbei- gesehntenzarten Lebensgefährtinnen," bleiben würden. Die Drohung des gestrengen Mini­sters ist natürlich nicht ernst zu nehmen, denn schließlich kann es den heiratslustigen Insel­bewohner» doch Niemand verbieten, sich Gat- linen zu suchen; fürältere junge Mäd­chen" bietet sich also eine vortreffliche Ge­legenheit, in kürzester Frist unter die Haube zu kommen.

Das Haus der Zukunft. Einen be­sonderen Anziehungspunkt der Chicagoer Aus­stellung bildet da« NsrmalhauS oder Haus der Zukunft. Das Normalhaus ist vom Keller bis zum Boden elektrisch beleuchtet, jedoch mit bedeutenden Verbesserungen. Durch da« bloße Oeffnen der Thür beleuchtet man das Zimmer; wer einen Schrank öffnet, zündet damit ein Lämpchen an, welches da- Innere beleuchtet. Von seinem Belte aus kan» der Eigentümer sämtliche Lampen des Hauses zum Glühen bringen und damit ent­brechenden Dieben einen gewaltigen Schreck einjagen. Dazu kommen elektrische Aufzüge, Nähmaschinen, Wasch- und Wringmaschinen, Fächer und Ventilatoren, sowie eine elektrische Eismaschine. Die Köchin braucht die Koch­töpfe nur auf eine Marmorplalte hinzustcllcn und einen Hahn zu drehen, dem Strom wird dadurch Einlaß gewährt und erbewirkt das Kochen. Nebenbei erwärml er auch da« Wasch- und Badewasser. Leider dürften die schönen Dinge sehr kostspielig sein.

Ein größeres Gebäude in der Mont- gomery-Straße in New-Aork, in welchem 300 Schneider und Schneiderinnen von fünf Unternehmern beschäftigt waren, ist nieder- gebrannt Eine Frau und zwei Männer, welche aus dem vierten Stock durch einen Sprung sich retten wollten, blieben tot ans dem Platze; mehrere andere erlitten infolge de« Sprunges aus dem Fenster schwere Ver­letzungen, fünf Leichen wurden bis jetzt aus den Trümmern hervorgezogen.

(Schlau.) . . Siehst Du, liebe Freundin, diese Soidatenbilder habe ich des­halb hier aufhängen lassen, damit meine Köchin ihren Geliebten nicht in die Küche bringt, denn sie fürchtet natürlich, daß dieser die Soldaten-Bilder für seine Nebenbuhler halten würde!"