Hiesiges.

Wildbad, 12. Juni. Die auf gestern Abend in das Gasthaus zur Eisenbahn ein­geladene Wahlversammlung, in welcher der Kandidat der VolkSpartci, Herr Bauunter­nehmer R. Cleß vsn Stuttgart sich den hiesigen Wählern verstellte uns seine Stell­ung zu den Tagesfragen entwickelte, har eine große Anzahl von hier und Umgegend ver­einigt. Kopf an Kopf gedrängt, in lautloser Stille lauschte man dem klaren, alle Ueber- treibungen vermeidenden Vortrage des Redners der nur zuweilen durch lebhafte Bcisallde- zcugungen unterbrochen wurde. Nachdem der Redner geendigt, wurde auch der gegner­ische» Ansicht zum Wort verholst», die in­dessen von Herrn Cleß schlagend widerlegt wurde. Nach nochmaliger Hin- und Gegen­rede faßte der Vorsitzende, Hr. Privatier Springer hier, bas Ergebnis in den Worten zusammen: Nach den vielfachen Beifallsäußer­ungen, die den entwickelten Grundfätzen des Hrn. Cleß zu Teil geworden seien, könne über die Stimmung dieser Versammlung kein Zweifel sein. Er meine derselben den rich­tigen Ausdruck zu geben, wenn er diese ans- sordere, mit ihm auf das Lebehoch für Hrn. Cleß als unfern Candidaten cinzustimmen. Eine dreimalige donnernde Wiederholung folgte diesen Worten und damit endigte die Verhandlung, die im klebrigen durch keinen Mißklang gestört wurde.r.

R u n s 1 H a ».

Se. Maj. der König hat auf die Stelle eine« Postmeisters in Neuenbürg dm seitherigen Postamtsverwefer, Postsekrelär Klotz baieldst befördert.

Stuttgart. Unser berühmter Kammer­sänger Schüiky ist am 9. Juni abends kurz vor der Vorstellung vom Schlage gerührt worden un» blieb auf der Stelle tot. Das Theater fiel aus; die Trauer um den 'bcljeblen Sänger ist allgemein.

Cannstatt, 9. Juni. Heute nachmittag wurde der Leichnam eines Soldaten, vom 3. Infanterieregiment Nr. t2l in Ludwigsburg, hier aus dem Neckar gezogen, i» welchem solcher schon etwa acht Lage gelegen haben muß. Der Verlebte halte die Uniform an und das Seitengewehr noch umgefchnallt.

LudwigSdurg 9. Juni. Aus dem hiesige» Bahnhofe wurde heule vormittag der 53 Jahre alte Httssweicht'nwarler Gans vsn Bis fingen von einer Lokomotive überfahre». Der Ver­unglückte, der seit etwa 30 Jahren bei der Eisenbahn beschäftigt ist, erlag nach kurzer Zeit seine» tchwecen Verletzungen.

Unterreicheiibach, 10. Ju»,. Wie ve- kannl, finde! hier am Sonntag den 18. Juni daslll. Gausest drSEnz Nagvch Gau-Sänger, bundes statt. Der hiesige Gesangverein Freundschaft" trifft im Verein mit der Einwohnerschaft «Ue Vorbereitungen. Da das Preissingen der Bundesvereine präzise 10 Uhr vormittags beginnt, hat man um einen Extrazug vom Enzthal au« »achgesucht. Dieser Sonderzug ist nun, nach soeben ein- gelrofstner Nachricht, genehmigt worden; er wird turz nach 9 Uhr hier cimrefstii. DaS Ehrenamt zur Beurteilung de« Weltge- sangS wird nunmehr gebildet aus 1. Musik­direktor Baat in Pforzheim, 2) Hauptiehrer Eckert in Brötzingen, 3) Mustkieyrer Haasts am K. Seminar in Mautbronn.

Mgold, 8. Juni. .Rasch tritt der Tod

den Menschen an!" Diese« mußte gestern die Familie des Stalisnsmeisters in Günd- riiigen erfahren. Der Vater war zum Vesper nach Schietingen gegangen. Kaum hatte er sich zu einem GlsS Bier gesetzt, so machte ein Herzschlag seinem Leben ein plötzliches Ende. Der sonst kräftige, 45 Jahre alle Mann hinterläßt eine Frau mit 2 Kindern.

Die Beisetzung des Bischofs Hefelc fand am Freilag vormittag in Roltenburg statt. Der Feier wohnten Vertreter de« Königs und der Königin, der Kultusminister, die Präsidenten der ersten und zweiten Kam­mer, viele andere hohe Würdenträger, sowie mehrere hundert Geistliche bei. Das Re­quiem hielt Erzbischof RsoS von Freiburg unter Assistenz des Bischofs Hasfner von Mainz und des Erzabls Pstacidius vsn Beu- ran. HefeleS Nachfolger, Bischof Reiser, hielt im Dom eine ergreifende Trauerrede, in welcher er das Lebeu und Wirken des verstorbenen schilderte. Eine unabsehbare Menge geleitete in feierlichem Zuge die Leiche nach der Fricdhofkapelle. Der verewigte Bischof hatte sich schon vor Jahren als Grabstein eine einfache steinerne Platte an- fcrtigen lassen, auf welcher nur noch das Datum de« TsdeStagS eingraviert werden muß. Der SpruchHerr gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knecht" steht schon dar­auf.

Ehingen, 8. Juni. Im Schmiechener Waid ist ein Hirsch geschossen worden, der ausgeweidct 125 Pfund wog und zu 48 -«s per Pfund veräußert wurde. Auf welche Weise dieses Tier in unsere Wälder geraten ist, ist unbekannt. Mit Ausnahme eines kurzen Gewitterregens haben wir schon vier Monate keinen Regen mehr. Das Erdreich ist auSgelrocknet; Heu giebl'S ganz wenig, an vielen Platzen gar keines; die Saaten wachsen nicht und sehen elend aus, und die Baumfrüchte fallen ab. Wenn es nicht bald regnet, wird'« ein großes Etend absetzcn.

Ulm, 10. Juni. In Hegelsofen bei Weißenhorn hat in vergangener Nacht ein 16jähriges Mädchen seiner Mutter, seinem Großonkel und dann sich selbst mit einem Rasiermksser den Hai« durchschnitten.

Karlsruhe , 10. Juni. Die General- direktivn der StaalSbahnen giebt nach der Fr. Zlg. bekannt, daß wegen de« Futter- und SlreuinangetS die Frachten für Futter vom Juni bis 30. S<ptember um ein Drittel er­mäßigt werden.

Bei der statigehabten Ziehung der Freiburger Münster-Lotterie stet der Haupt­gewinn von 50 000 Mark auf Nr. 538, ein Gewinn von 20 000 auf Nr. 186 30o und 10 000 Mart aus Nr. 14 430.

Der Entwurf eines Gesetzes, belrefflnb die Gewährung von Unterstützungen an In­validen und deren Hinterbliebenen aus den Kriegen von 1870, wird dem Reichtage zu- gchen.

München, 12. Juni. Herzog Max Emanuel m Bayern, Bruder der Kaiserin von Oesterreich und des Herzogs Karl Theo­dor , des bekannten Augenarztes ist heule morgen 7 Uhr in Feldafing am Starnberger See infolge beim Nute zugczogener Spreng­ung eines HerzgefässeS gestorben. (Der Her­zog ist geboren am 7. Dezember 1849, hat also nur ein Alter vsn 43'/s Jahren er­reicht.)

Mülhausen, 10. Juni. Heute Abend

sind 17 Pakete sozialistischer Flugblätter, die von Basel aus für alle Städte Elsas-Loth­ringens bestimmt waren, auf dem Bahnhof beschlagnahmt worden.

Das Opfer seine« Leichtsinns wurde in der Stacht zum Donnerstag der 20jährige Sohn des Maurerpoliers Löchner in Steglitz, ein hochbegabter junger Mann, der als Zeich­ner schon vielfache Anerkennung fand. Er fuhr mit dem um I Uhr nachtö von hier abgehendcnZuge derWannseebahn aus heilerer Gesellschaft nach Hause und schlief im Wagen ein. Hinter Schtachlcnsee erwachte er uns war verwegen genug, während des Fahrens aus dem Zuge zu springen. Leider verun­glückte er dabei, kam unter die Räder zu liegen, und diese fuhren ihm über beide Beine, welche vollständig vom Körper abgelrennt wurden. Die Teilnahme für die Eltern, deren einziger Sdhn der Verunglückte, an dessen Aufkommen gezwnfelt wirb, war, ist im benachbarten Vororte allgemein.

Czernowitz, 9. Juni. Die Matcrialbahn von Bordujeni zum linken Suczawa-User wurde mit über 20 Waggons spurlos weg- geschwemmt. Ein großer Dampfbagger wurde von den Finten umgestürzt und versank.

Die Kreisstadt Czausy im russischen Gsuvernement Mshiterv ist vollständig nie- dcrgebrannt. Ueber 900 Häuser wurden ein Raub der Flammen. Das Feuer wurde an allen Ecken der Stadt angelegt. Gegen zwanzig Personen sind verbrannt.

Kairo, 12. Juni. Das Reutersche Bureau meldet: 600 Sträflinge, die in den Stein­brüchen von Tuza bei Kairo arbeiteten, versuchten zu entfliehen. 30 davon wurden durch Gewehrschüsse getötet, 11 entkamen, die übrigen wurden wieder eingefangen.

Washington, 9. Juni. Da» Gebäude, in welchem sich früher das Ford-Theater be­fand und das jetzt RegierungSbureaux ent­hält, ist heute eingestürzt. Man befürchtet, daß v»n 300 Angestellten, welche sich in dem Gebäude aushietten, eine große Zahl verun- gtückl sei. Bis jetzt sind aus de» Trümmern zwanzig Leichen uns viele Verwundete hcr- vorgezogen wurden. ES dürften noch 200 Personen verschüttet sein.

Washington, 10. Juni. Beim dem Zu­sammensturz des ehemalig, n Fordschen Opern­hauses wurden 25 Lote und 60 Verwundete ans Tageslicht besudelt. Man befürchtet, daß noch über 20 Personen unter den Trüm­mern begraben sind.

Vermischtes.

Ein Kampshahn. Den interessanten Kamps eines Evey>»ch>na-Hahne« mit emem Schweine hat, wie man aus Pillkallen schreibt, cort kürzlich ein L>yrer zu beobachten Ge­legenheit gehabt. Eine Glucke hatte sich zwilchen den State»» des Gartenzaunes bei vem Schulhaufc tv flst cingezwängl, ratz sie weder hin noch her konnte. Schleunigst machte sich ein aus dem Hofe besinbticheS Schwein daran, den wehrtoM Vogel zu ver- fchmausen. Auf das Gefchrei ber Gurcke ilürzie sich jedoch der Hahn mit solcher Wut auf bas Schwein, eatz eg seine Beule eiligst fahren lassen mutzte. Doch damit war's nicht abgethan. Der kräftige Hahn verfolgte »as Schwein wohl eine Viertelstunde lange auf Schritt und Tritt und bearbeitete es mit Flügel und Schnabel derart, das das Tier bluttriefend in den Stall gebracht «erden mußte.

Verantwortlich« Rehakteur Bernhard Hosmann. Druck und Verlag von Bernhar - Ho fmanu.