Rundschau.

Wildbad, 9. Juni. Wir macht» darauf aufmerksam, daß die Verwendung der bis­herigen Frachtbriefformuiare für den inneren Verkehr auf den deutschen Eisenbahnen nur noch bis zum Ablauf des Monats Juni ds. Js. gestattet ist.

Dem Echw. Merk, geht aus Heil- bronn den 5. Juni folgende Mitteilung zu: Oberbürgermeister Hegelmaier ist heute von Jllenau wieder hierher zvrückgekehrt, nach­dem die Beobachtung seines Geisteszustandes in der dortigen Jrrenheilanstalt ihr Ende erreicht hat. Seine Entlassung konnte noch vor Ablauf der auf 6 Wochen bestimmten Be- obachlungSfrist erfolgen. Die Beobachtung fand durch zwei Irrenärzte in der sorgfältig­sten Weise statt und wurden insbesondere auch eingehende Erhebungen durch Vernehm­ung der Familicnglieder, des langjährigen Hausarztes u. s. w. vsrgcnommen. Das durch den Direktor der Jrrenheilanstalt, Geh. Rat Dr. Schule, erstattete Gutachten gelangt zu d:m Ergebnis, daß H. geistig vollständig gesund ist, und cs auch früher immer war, während das K. Medizinatkollegium bekannt­lich ihn fürunheilbar geisteskrank" erklärt hatt. Die Veröffentlichung des Gntachtent wird nächstdem ermöglicht werden."

In der vergrößerten mechanischen Scvubiaerik von Wotf u. C>e. in Sontheim stellt das Elektrizitätswerk Lausten a. N. elektrische Krastmaichincn zum Betriebe auf. Auch die elektrischen Lampe» in den Straßen SontheimS sollen vermehrt werden.

Tübingen, 28. Mai. Am 24. Mai fand im Gasthof z, Ratstubc dahier die zweite ordentliche Generalversammlung der Sterbe- kaste für würltemdergische Gemeindebedicnstete statt. Dieselbe war von etwa 50 Mitgliedern aus allen Gegenden de« Landes besucht. Der Verein, vom städtischen Stcuerwachtmeister Mohr in Ulm inS Leben gerufen, besteht seit zwei Jahren und zählt heute 650 Mit­glieder. Der Hauptzweck desselben ist, die gegenseitige Unterstützung in Sterbefällen durcb G Währung eines Sterbegeldes, daS durch Beiträge seitens der Mitglieder aufge­bläht »-nd. D>' s Lierv a'ld, weich s is-

her 460 bellug, in der heutig n Genersl- vcriammtmig aber aus 500^. erhöht wurde, wird sowohl auf Ableben eines Mitgliedes, als auch der Ehefrau eines solchen gewährt. Ein weiterer Zweck des Vereins ist die Wahr­nehmung gemeinsamerSlandtöinleresten. Nach dem vorgetragencu Rechenschaftsbericht ha! der Verein schon bedeutendes geleistet. Im RechnungSjabr 1891 92 betrug das Sterbe­geld in 15 Fällen ü 460 ^ gleich 6900 ^ und im Rechnungsjahr 1892/93 in 19 Fällen ü 460 gleich 8740 Der Beitrag des einzelnen Mitglieds bei einem Sterbefall beträgt 1 ^ Aus d m Überschuß dieser Beiträge und de» Eintrittsgeldern wird ein Reservesond gebildet, der am 1. April 1893 die Höhe von 5425 Mark 39 Pfennig er­reicht hat. Hiezu den Kasstnvorrat vom 1. April 1893 mit 946 32 ^ gerechnet

ergibt ein reines Vermögen von 6371 71 Das Aktivvermögen ist in sicheren Wertpapieren angelegt. Die Bildung eines Reservefonds ist deshalb notwendig, weil eine Sicherheit dafür geschaffen werden muß, daß bei einer etwaigen Verminderung der Mit- gtiederzahl infolge einer Epidemie, einer Mo­bilmachung rc. rc. das Sterbegeld doch auf

der gleichen Höhe belassen werden kann. Zudem ist beabsichtigt, den Sterbegeldsbeitrag langsam aber stetig zu erhöhen, ganz im Verhältnis zum Anwachsen des N-scrvefonds und der Mitgliederzahl. Die reichlich be­messene und wohl i» den meisten Fällen sehr benöligte Sterbeunterstützung hat gewiß schon manchem Empfänger über große Sorge» hin- weggeholsen, es wird auch der edle Zweck des Vereins hoffentlich von allen Mitgliedern gewürdigt und anerkannt werden. Wir möch­ten wünschen, daß auch die große Zahl württ. Gemeindcbcdiensteler, welche dem Verein noch ferne steht, sich von der Nützlichkeit desselben überzeugen, durch ihren Beitritt daS Unter­nehmen fördern und dadurch auch ihr eigenes Interesse wadrnehmen möchte.

In Oberndorf verunglückte auf eine ganz außergewöhnliche Art ein in den mitt­leren Jahren mit der Fallsucht behafteter, unverheirateter Holzmacher. Derselbe wurde bei seiner Arbeit plötzlich von Krankheitsan- fall ergriffen und stürzte zu Boden, mit Mund und Nase in einen Sandhaufen. Ehe Hilfe zur Stelle war, erstickte der Be­dauernswerte. Die Atmungswege fand man mit Sand vei stopft.

Rottendurg, 6. Juni. Von heute mit­tag an ist der Zutritt in den Salon gestat­tet, in die sterblichen Hülle des Bischofs Karl Joseph ans dem Paradebett liegi, ein- gehüllt in die bischöflichen Gewänder mit Insul und Stab. Ueber das wachsbleiche Antlitz verbreitet sich eine ungewöhnliche Milde und Ergebenheit. In den Räumlichkeiten treten Scharen von Anteilnehmenden, welche den geliebten Oberhirten noch einmal sehen wollen, so daß daS mit tropischen Pflanzen und brennden Lichtern reichverzierzte Gemach stets angesüllt ist. Die Beerbiguugsseicr fin­det nächsten Freitag den 9 Juni statt. Sie beginnt morgens um 8 Uhr mit Abbetung der Trauermetten, worauf das feierliche Re­quiem folgt, so daß gegen 10 Uhr der Lei­chenzug in die Sülcheukirche eröffnet werden wird.

Nottenburg, 7. Juni. Zu den Feier­lichkeiten der Beisetzung des Bischofs Dr. K rl Jos pb v. Hesele irifsi der o. ö. Uni versiiäusprof ssor der chener Hochschule, Dr. Alois Knöpfler, ein Schüler Hefelis, sowie Pater De. Odilo Rottmanner von St. Bonifaz hier ein.

Heidenheim, 6. Juni. Die Milchliefer­anten von Ogaenhausen wollten gestern früh von 14 aus 16 per Liter aufschlagen; allein was geschah : die Hausfrauen nahmen ihnen die Milch nicht abs heute fand dies 'benfalls statt. Wer den Sieg davonträgt, die Hausfrauen oder die Milchhändler, wird sich erst zeigen müssen, da hier und an an­deren Orlen solche noch vielfach für 14 zu haben ist.

Von der bayerischen Grenze, 7. Juli. Ein verheirateter Schuhmacher aus Steinach zechte vor einigen Tagen stark in einem WirtS- hausezu Ustenheim. Als er sich gegen Abend nach Hause begeben wollte, wurde er von einem Ustenheim passierenden Schnellzug er­faßt und gelötet. Die Leiche wurde außer­halb des Schienengeleises aufgefunden.

Im Befinden der Schwester des Kap­lans Müller in Köln, die bekanntlich von einem Unbekannten kürzlich durch fünf Mes­serstiche schwer verletzt wurde, ist eine wesent­liche Besserung cingetreten. Auf die Ent­

deckung des Mordgesellkn ist seitens der K. Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 300 Mark auSgesetzt.

Aus Lemberg, 6. Juni, wird ge­meldet : Infolge anhaltenden Regens ist eine verheerende Ucberschwcmmnng im Dniest-r- gebietc cingetreten. Viele Ortschaften an den Flüssen Stry, Swica und Lomnica sind gleich­falls überschwemmt. In den Vorstädten von Tysmienica flüchten sich die Einwohner auf die Dächer; einzelne Häuser in Sloiwina sind weggeschwemmt. Großer Schaden ist angerichtct an Straßen und Brücken, welche teils weggerissen', teis gefährdet sind. Es regnet ununterbrochen.

Aus Ezernowih, 6. Juni wird ge­meldet: Ein wer Tage anhaltender Regen hörte heute vormittag auf. Durch das Aus- lreten der Flüsse Czeremolz, Sutzawa, Sereth und Pruth wurde bedeutender Wasserschaden »»gerichtet. Die Ezernowitzer Vorstadt Ka- linczanks ist überschwemmt. Die unteren Stadtteile sind sehr bedroht. Zahlreiche Ort­schaften sind überschwemmt, sechs Hauser ein- gestürzt. Die Brücken wurden weggerissen und die Kommunikation unterbrochen. Die Flüsse steigen fortwährend.

Ein massenweise auftretender, bisher unbekannter Käfer verwüstet die Getreide­feld r der obkrschlestschen Kreise Lublinitz und Grogstrehlitz. Auf der Herrschaft Czisnau allein mutzte man bereits 800 Morgen ver­nichteter Sommersaat einackern.

Von der 5. Kompagnie des 113. Re­giments in Freiburg i. B. desertieren drei Soldaten, von denen sich einer erhängte. Angeblich sollen Mißhandlungen das Motiv sein.

Wie derAugSb. Abdzig." mitge- teilt wird, hat der Priuzregent dem Fürsten Bismarck auch für die diesjährige Bade- Saison in Kissingen die Hofcquipagen nebst Bedienung zur Verfügung gestellt. Die An­kunft des Fürsten Bismarck in Kissingen er­warte man gegen Mitte nächsten Monats.

Beim Baden im Militärschwimm- schulwejher in Bayreuth schlitzte sich ein Sol­dat a» einer aufrecht stehenden Glasscherbe den Leib auf.

Kapellmeister Dr. Franz Schletterer, der Gründer der Musikschule und des Ora­toriumvereins in Augsburg, ist im Alter von 70 Jahren plötzlich an einem Schlagansalle gestorben.

Zwischen KccSkemet und Pußta Paka entgleiste wie der Fr. Ztg. aus Budapest gemeldet wird, ein Personenzug. Ein Heizer ist schwer, 22 Passagiere leicht Verletzt. Auch unweit Hatvan werden Verkehrsstörungen infolge des alles ausweichende», schon 4 Tage und Nächte hindurch unausgesetzt strömenden Regens gemeldet.

Fortwährend lausen in Wien Meldungen ein über große Hochwasserschäden in Galizien und in der Bukowina, wo der Eisenbahn" verkehr vielfach eingestellt ist. In Wiznitz wurden dreißig Häuser fortgeschwemmt.

Der Spezialberichterstatler derDaily News" in Chicago schreibt: Die deutschen Aussteller haben recht, über den Triumph ihres Vaterlandes in der Weltausstellung zu jubeln. In fast jeder Abteilung stehen die deutschen an der Spitze, und wenn Han­del und Industrie irgend einer Nation von der Ausstellung Nutzen haben sollen, muß e» Deutschland in erster Linie sein.

Verantwortlicher Redakteur Bernhard Hofmann. Druck und Verlag von Bernhard Hssmann.