Lrben führen wollte. Im Oktober letzten Jahres verließ Schweichheimer seine Frau und zog nach Newyork, wo er jetzt noch wohnt. Die Scheidung wurde bewilligt und Schweichheimer zahlte seiner Frau eine Abfindungssumme von einer Million Dollars.
Kindermund. Eine niedliche Episode — jo berichlen Berliner Blätter -- ereignete sich vor einigen Tagen im Saal Bechstcin bei Gelegenheit der Hauptprobe zu dem am Freitag stattgehablen Nubinstein-Konz-rt. Unter den wenigen Zuhörern, die der von Rubinstein selbst geleiteten Probe beiwohnten, befand sich auch die Gattin eines angesehenen hiesigen Komponisten mit ihrem dreijährigen Söhnchen. Andächtig lauschte der Knabe den Klängen der Musik und als diese auf- gchört hatte zu spielen, Naschte er unter lautem Bravorufen so kräftig in die kleinen Händchen, daß alle sich verwundert nach ihm Umsätzen. Auch Rubinstein war die lebhafte BcifallS- Aeußerung des Knaben nicht entgangen, und da die Probe der eben gespielten Nummer zu seiner Zufriedenheit ausgefallen war, ließ er eine Pause cinlretcn, stieg vom Podium herab, ging auf den Kleinen zu, nahm ihn auf den Arm und fragte ihn, wie die „P."
berichtet, warum er denn eben so eifrig Beifall geklascht und Bravo gerufen habe. „Na, es war doch zu Ende!" antwortete der Knabe, den Meister mit drolliger Verwunderung on- sehend. Rubinstein lächelte, küßte den Kleinen und setzte ihn mit den Worten wieder aus die Bank neben seine Mutter: „Ja, ja, Kinder und Narren sprechen die Wahrheit!"
— Maus und Löwe. Man schreibt aus London: In Amerika hat man jüngst in der einst Barnum gehörigen Menag rie Versuche angestellt, ob und wir weit die sprichwörtliche Furcht des Löwen, Elcphanten und anderer großen Tiere vor der Mau» auf Wahrheit beruht. Zuerst warf man eine Maus in den von zwei Löwen bewohnten Käfig, die entsetzt vor dem kleinen Nagetiere zurücksprangen und laut brüllend aus dem Käfig zu entkommen suchten. Erst noch längerer Zeit beruhigten sie sich, soweit, die Maus zu beriechen und hinfort völlig unbeachtet zu lassen. Dasselbe anfängliche Entsetzen legte ein Königstiger an den Tag, dem übrigens später die MauS sogar ungestraft in die Nase biß. Auf die Etephanten hatte der Anblick der Mäuse eine verschiedene Wirkung. Die ungezähmtercn rissen s» ihren
Ketten und „trompeteten" vor Furcht, während ein zu Kunststücken abgerichteter Ele- phant das vor ihn gesetzte Mäus'paar in philosophischer Ruhe mit seinem Fuße erdrückte. Ganz anders verhielte sich die Pumas, Hyänen und Wölfe. Sie faßten die Sache von der ihnen nützlichen Seile auf u. verschlangen unverzüglich die vorgemorfenen Ratten und Mäuse.
(Ausspruch Caprivis.) Als Caprivi hörte, daß der Abgeordnete Gröber den Bericht über die Militärvorlage abstalten werde, sagte er : „Daß die Kommission die Vorlage abgelehnl hat, ist schon grob. Aber auch wenn man Gröber ist, kannn man uns nicht imponieren."
Der schönste Klavierauszug ist der Auszug mit dem Klavier.
Lokales.
§ Nach längerem Hiersein hat sich unser Vorstand de- M.-8ck.Cl. K. H. nun endlich gezwungen gefühlt, unsere Stadt zu »erlassen um seinen neuen Wirkungskreis in Cannstatt anzulreten. Dies wird zu seinem Andenken hiemit bekannt gegeben.
D> u. B.
Im Kanne des Blutes.
Roman von H. von Ziegler-
(Nachdruck verboten.)
4 .
Kaum war die Gräfin fort gewesen, stauch der Kranke erschöpft in die Kissen sank. Er lag so tot und kalt auf seinem Lager, daß Arnold das Schlimmste befürchtete.
Eilig hatte er das kleine Mädchen in der anstoßenden Kammer zur Ruhe gebracht; wenn schon bitterlich weinend gehorchte dasselbe doch, und bald siegte die gesunde Natur de« Kindes über allen Kummer, eS schlief ein.
Nachdem er sich zum letzten Male ein wenig erholt, schlug der Circusreiter die Augen auf und winkte Arnold zu sich.
„Du hast cs angesehen", hauchte er mühsam, „hast es gehört, wie meine Mutter, Gräfin Jeltsch, — mein armes Kind zurück- stieß?"
„Ja, mein armer, teurer Onkel," flüsterte der junge Mann tieibewegt, „aber sei deshalb ohne Sorge. Wenn- Ruth auch keine Großmutter besitzt, so hat sie doch einen Großvater, und der wird sie voll warmer Liebe aufnehmen."
„O, Arnold, weshalb hat er dann aber Anna, seine Tochier, mein geliebtts Weib verstoßen?" frug der gequälte Mann mit einer Geberde de- Entsetzens.
„Richte nicht darüber, Oheim I Das Mcnschenherz hat seine tiefen Verirrungen, die nur Gott allein erforschen kann; aber eben derselbe Gott rührt auch das Menschenherz und macht aus einem steinernen ein warm fühlendes, edle- Herz."
„So bringe dem Großvater mein Kind! Sage ihm, er solle eS lieb haben und immer an die tvte Mutter denken. O, Arnold, ich gedachte still und zufrieden zu sterben, und nun muß ich eS mit einem Stachel in der Seele thun. — Meine Mutter —"
„Denke nicht mehr an diese böse Begegnung, Onkel," bat Arnold feuchten Auges, „eS wird der Tag kommen, an dem die Gräfin ihre Härte gegen den Sohn und die Enkelin bereut und dereinst in ihrer Todes-
graben, und wenn außer Arnold und einigen der CucuSmitgUeder auch keine große Schaar Leidtragender so war doch die Beerdigung eine ganz würdevolle, denn der Neste des Toten hatte für ein würdiges Begräbnis deS Onktt« Sorge getragen.
Während der Beerdigung saß Rut in dem Stüvchen bei der Portierssrau in dem Gasthose und spielte mit ihrer Puppe, denn Arnold konnte es nicht über sich bringen, dem armen Kinde den Verlust deS VatcrS mitzuteilen. Ruth trug ein neue« schwarzes Kleidchen und ein schwarzes Band in den krausen Löckchen.
Da fuhr plötzlich draußen vor dem Gast- Hofe ein Wagen vor, die Portierssrau eilte in Abwesenheit ihres Mannes hinaus. Eine alte, streng blickende Dame, eS war die Gräfin Aeltsch, stieg ans dem Wagen und frug hastig: „Wo ist — der Cttcusreitcr Berger?"
„Der wird soeben begraben!" antwortete die Frau des Portiers.
Da wurde die Gräfin totenbleich und wankte, sie unterdrück!? nur mühsam einen Jammerlaut. Dann aber raffte sie sich ans mit all der Selbstbeherrschung, die ihr von Kindheit auf anerzogen worden und fragte: „Und wo ist sein Kind?"
„Ach, das Prinzeß Schneewittchen," lächelte die Frau lrübe, „sie ist bei mir, das arme Dmg, bis der junge Herr Berger vom Fricehofe wiederksmmt. Er wird noch heute Abend mit ihr obreisen."
„Führen Sie mich zu dem Kinde", gebot die Gräfin hastig. Als sie aber die kleine Ruth unmittelbar darauf sah, da flog sie allen Stolz vergessend zu ihr hin, kmeete nieder und schlang weinend die Arme um das Kind.
Rulh blickte ganz erstaunt die Dame an, welche neulich bei dem armen Papa gewesen war, kurz ehe er so krank wurde Ein seltsames Unbehagen durchrieselte bei der Sone sichtlick die kleine Ruch und sie bat schüchtern:
„Laß mich los, liebe Dame, ich will zu Arnold."
l Fortsetzung folgt.)
stunde wird sie einen schärferen Stachel im Herzen empfinden als Du."
„Ws ist Ruth?" frug der Sterbende sehnsüchtig, „bringe sie zu mir, damit ich sie in den Armen halte, — wenn es mit mir zu Ende geht."
Hastig eilte der Jüngling zu dem schlummernden kleinen Mädchen, nahm es in die Arme und trug er zu dem tolkranken Vater.
„Slill, Ruth," mahnte Arnold dabei zärtlich», als die Kleine erschrocken um sich sah, „ich bringe Dich nur zum Papa. Du sollst bei ihm schlafen."
„Ach ja, znm lieben Papa," murmelte Rulh schlaftrunken, „ich — will zu ihm — und ihm einen — Gutenachtkuß — geben!"
„Mein Enkel, mein Sonnenstrahl," murmelte der Circusreilcr, als er die weiche Wange Ruihs neben der feinen fühlte, „wir werden beide nun einschlasen -- aber erwachen wirst nur Du allein! Gott behüte Dich, mein liebes Kind!"
Und in der That, der totkranke Vater und das süße Kind schliefen beide ein, aber als die ersten Lichtstrahlen de» neuen Tages herein fielen in das kleine, niedrige Zimmer, da neigle sich Arnold über da- kleine Mädchen, d'ssen rosiges Gesichtchen an dem bleichen Todenanltitz des Vaters lehnte.
„Gott sei Dir gnädig, armer Oheim," murmetle Arnold erschüttert und legte seine Hand auf das Haupt des im Lebe» so hart geprüften Mannes, „ich werde Dich nie ver- g> ssen und immerdar den Schwur halten, welchen ich Dir geleistet: Ruth soll niemals sei lasten sein l"
Noch am nämlichen Morgen wurde die Leiche des CircusrciterS in das städtische LnchenhauS übergetührt.
Arnold halte während des peinlichen Vorganges Nulh mit einer gntmüliqcn Wartefrau spazieren gesckicki und, als das Kind znrückkam, war es Arnold beinah unmöglich, ihr eine Ausrede über Papas Verschwinden zu machen.
Vierundzwanzig Stunden später ward der ehemalig? Graf Aldrech! Ael.sch und nachheriger Circusreiter Albreckt Berger be-
Verantwortlicher Redakteur Bernhard Hofmann. Druck und Verlag von Bernbari, Ha »mann.
WU" Hiezu eine Beilage.