Rundschau.

Calmbach, 17. April. Die Beerdigung de« so schwer verunglückten Ludwig H a u ß- mann mit seinen 3 Kindern fand heute Nachmittag 4 Uhr unter ungemein großer Teilnahme statt. Es hatten sich besonder« auch viele Leidtragende und teilnehmende Freunde aut Birkenfeld, dem Heimattort der schwergeprüften Witwe, Ungesunden. Der Leichenzug mit den 2 mit Blumen geschmück­ten Särgen bewegte sich von der abgebrann­ten Stätte au« dem hochgelegenen Friedhofe zu. Der Geistliche, Herr Pfarrer Mayer, sprach am Grabe liefcrgreifcnde, eindringliche Worte de« Triste« und Leides, zu Anfang der Rede hervorhebcnd, wie unendlich schwer e» ihm werde, unter dem niederdeugenden Eindruck deS schauerlichen Tode« der in den Särgen befindlichen Toten die rechten Trostes- Worte zu finden. Er teilte der Trauerver­sammlung unter tiefbewegten Worten mit, daß um 2 Uhr mittags der vierte Knabe, der noch vom unmittelbaren Flammentod ge­rettet, nun auch an den Folgen der gräßl. Brandwunden im Krankenhaus in Wildbad gestorben sei. AuS dem Lebensgang wollen wir noch Mitteilen, daß der auf so gcauen- volle Weise »erstorbene Gatte und Vater im Jahr 1856 im Bezirk Kirchheim geboren, sich vor 14 Jahren mit der Tochter de« E memdepfleger« Proß dahier verehelichte, und daß er ein tüchtiger Geschäftsmann war, dem man da« Zeugnis eine« arbeitsamen, braven Familienvater« geben mußte. Die Frau starb nach langem schweren Leiden vor drei Jahren und hinterließ ihm die vier Kin­der. Sie sind nun mit einander im Tode vereinigt. Vor 2 Jahren verehelichte H. sich wieder mit der Tochter des Ehr. Bäzner von Birkenfeld, die nun als schwergebcugte Witwe um die so jählings Verlorenen trauert. Bei der Beerdigung war auf einem Grabes- Hügel ebenfalls weinend und wehklagend die trauernde Witwe und Mutter der vor sieben Jahren auf gleich tragische Weise um's Le­ben gekommenen 5 Opfer deS damaligen Brande« zu bemerken. (Enzth.)

Ttinach. 18. April. Infolge des anhal­tend warmen FrühliiigSwttter« hat in diesem Jahr die Auerhahnbalz früher als sonst be­gonnen, und e« haben sich deshalb schon vor 8 Tagen mehrere Herren zur Erlegung diese« seltenen Vogels eingestellt. In dem 7 Kilo­meter von hier entfernten Oberkollwangen wurden schon einige schöne Exemplare ge­schossen. Unter den Jägern befand sich auch der Bruder I. M. der Königin, Prinz Max zu Schaumburg-Lippe und Obnjägermeister Frhr. v. Plato. Durch die kalten Nächte »om 13. auf 14. und 14. auf 15. wnide die Balz einige Tage unterbrochen, doch ist sie jetzt wieder vollständig im Gang. Gestern traf Geheimra! Dr. v. Esmarch aus Kiel hier ein, um der Auerhahnenjagd im Röthen- bacher Wald obzuliegen. Derselbe nahm in der Villa WilhelmShöhc hier Wohnung.

Ludwigsburg, 17. April. Heute durften die Konfirmanden von Münster «. N., welche zur Besichtigung der Sehenswürdigkeiten unter Führung de» Pfarrer« Eckhardt und Lehrer Traub und Seeger einen Ausflug hieher ge­macht haben, auf Villa Marienwahl einige Li-derPreisend mit viel schönen Reden", Im schönsten Wiesengrunde",Harre meine Seele, harre de« Herrn" vertragen. I. M. die Königin war sichtlich erfreut über diese

Huldigung und wechselte huldvolle Worte mit den Kindern, während I. K. H. die Prinzessin Psuline jedem der Ko> firmanden Geschenke überreichte. Hochbeglückt verließen die Kinder, denen diese Stunde unvergeßlich bleiben wird, den Park.

Freudenstadt, 17. April. Prinz Wil­helm von Baben schoß in dem von ihm ge­pachteten Jagdgebiet in Besenfeld einen pracht­vollen Auerhahnen. Die« ist unseres Wissen« da- erste Exemplar, welche« diese« Frühjahr geschossen wurde, da infolge der noch herrsch­enden rauhen Witterung die Balzzeit noch ! nicht eingetreten ist. Auerwild soll ziemlich zahlreich vorhanden sein.

Vom Allgäu, 17. April. Wie die Neue Augsburger Ztg. meldet, sind «ergangenen Sonntag nachmittag in dem Marktflecken Wertach bei Kempten 110 Wohnhäuser nebst Nebengebäuden abgebrannt, lieber 500 Per­sonen sind obdachlos ; der Marktflecken zählt ca. 800 Einwohner.

Pforzheim, 18. April. Da« Wienand- schc (früher Kiehnle'sche's Anwesen an der hies. Bahnhofstraße Nr. 12 gelegen, geht durch Kauf für 120 000 ^ an Hrn. Her­mann jBrenk, Gastwirt zum Prinz Karl (Nebenanlieger) über.

Sigmaringen, 17. April. Im Residenz­schlosse de« Fürsten ist Feuer ausgcbrochen. Von der fürstlichen Familie ist zur Zeit Niemand hier. Da« fürstl. Museum ist großenteils von dem Fürsten Karl Anton zusammengebracht und ist durch Reichhaltig­keit und gediegene Au«wahl hervorragend. Während der Nacht ist der Fürstenbau abgebrannt; e« konnte noch manches Mobi­liar gerettet und der Bau mit den Kunst­sammlungen erhalten werden. Das Schloß steht auf einem steil aufsteigenden Felsen an der Donau. Der Fürst, der sich bisher in Florenz aushielt, ist auf der Herreise. Die Gefahr ist vorüber. Der Schaden ist weniger groß als befürchtet. Der ganze Fürstenbau ist ausgebrannt. Der Kunstbau ist unbeschädigt. Kein Menschenverlust. Als Ursache de- Brandunglücks wird Unvorsich­tigkeit der im Schlosse beschäftigten Elektro­techniker angenommen.

Reichsgericht. Ein für Inserenten wichtiges Urteil fällte vor kurzem das Reich«- gericht, indem e« entschied, daß für Anzeigen, die infolge unleserlich und undeutlich geschrie­benen Manuskript« fehlerhaft in die Zeit­ungen kommen, von den ZeitungS-Eigen- tümern kein Ersatz geleistest zu werden braucht. Das Reichsgericht wurde hierbei von der An­sicht geleitet, daß Anzeigen, die man einer Zeitung zusendet, deutlich geschrieben sein müssen.

(Cine Liebesiragödie.) Aus Prag wird unterm 16. d. berichtet:Heute um 1 Uhr Nachmittags wurde die Besitzerin des Cafe Central", Frau Katharina Anger, eine 51 Jahre alte Wittwe, ermordert. Die That verübte der 37 Jahre alte Weinagent Sander Subotic, welcher gegen Frau Anger einen Revolverschuß abseuerte und sich dann selbst entleibte. Als Ursache der Blutthat wird angegeben, daß Frau Anger den Liebe«- werbungen de« Mörder- nicht habe stattgeben wollen. Subotic hinterließ einen Brief, in welchem er sich über mehrere Personen be­klagt, weil dieselben der Frau Anger von einer Heirat mit ihm »brieten.Ich habe," schreibt Subotic,Frau Anger trotz de«

Unterschiedes der Jahre heiß geliebt. Die­jenigen, die meinen Werbungen Hindernisse in den Weg legten, sind schuld daran, daß die Geschickte so unglückselig endet."

' Neue Menschenopfer in Monte Carlo.

Ein Privattelegramm anS Nizza meldet dem ,,B. T>" den folgenden erschütternden Vor­fall: In letzter Nacht erschossen sich hier gegenseitig zwei in demselben Hotelzimmer logierende junge Ausländerinnen, welche an­scheinend angesehenen Familien angehörcn. Die ältere der Damen ist etwa 28 Jahre alt und verheiratel. Dieselbe befand sich in interessanten Umständen und erwartete hier in den nächsten Tagen ihren Gatten. Das Motiv zu der verzweifelten That ist jeden­falls in dem Umstande zu suchen, daß die beiden Damen an der Spielbank zu Monte- carlo in kurzer Frist die Summe von 200,000 Lire verloren hatten.

Nürnberg, 15. April. Der ehemalige Papierfabrikant Kreller vermachte eine Mil­lion Mark für WohlthätigkeitSzwcckc.

Der Wiener und Londoner Kapell­meister Hans Richter soll nach Boston auf 5 Jahre mit einem Honorare »on 100,000 Gulden engagiert sein und außerdem für jedes Konzert in Chicago eine Summe von 1000 Dollar« erhalten. Nach dem Vertrage mit Boston ist ihm die Möglichkeit eingc- räumt, alljährlich auch den Verpflichtungen in London zu genügen. Da Richter bi« «or zwei Jahren nur eine Gage von 5000 Gul­den in der Wiener Hofoper bezogen hat, die erst seit dem Jahre 1891 auf 7000 Gulden jährlich erhöht wurde, so ist eS vom materiellen Standpunkte au« erklärlich, daß da« Dollarland seinen Zauber üble. Richter tritt Anfangs Mai seine Amerikafahrt an.

In Gasttlnau im Süden von Frank­reich, bei Atbi, wurde »on einem gewissen Vcyrios ein Vatermerd scheußlichster Art be­gangen. Er versuchte zuerst den Unglück­lichen Hungers sterben zu lassen, indem er ihn in ein leeres Faß einsperrte; als der Vater ihm zu lange lebte, erwürgte er ihn. Der Pfarrer Calvet von Brugnac zeigte die Sache an. Früher, vor 9 Jahren, kam Veyrios, der Sohn, der angektagt war, ein Mädchen ermordet zu habe», nur dadurch los, daß sein Vater ihm ein Alibi bezeugte und behauptete, der Sohn sei bei ihm in der ganzen Nacht de« Verbrechen« zu Hause gewesen.

In Slocin bei Kuschlin brannten acht große Besitzungen mit sämtlichen Neben­gebäuden nieder. Das Feuer entstand dadurch, daß Kinder einem Hunde einen Feuerbrand an den Schwanz banden und den Hund dann laufen ließen. Der Schaden ist fchr be­deutend. T»e meist-n der^Abgedranitten ha­ben nur bas nackie Leben gerettet-

Chicago, 18. April. Die Weltausstel­lung wird am I.Mai eröffnet werden. Die Hauptgebäude sind weit »orgeschritten. Allein die Aufstellung der Ausstellungs-Gegenstände ist unvollständig. Die Ausstellungen von Krupp und Stumm sind fertig.

.-. Der Staatsstreich in Serbien hat folgendes Zwiegespräch an der Frankfurter Börse verschuldet: A.:Wissen Sie schon von der neuesten Depesche au« Madrid?" B.:Nein." A.;Der König von Spanien hat sein Amme verhaften lassen und sich für entwöhnt erklärt..

««am»,Micher StetzMmr : Bernhard Hoswann.) Druck UN- «erlag von Bernhard Hosmauu in Wildbad.