Rundschau.

Wildbad , 21. März. Für das dies­jährige Ersatzgeschäft ist folgender Plan fest­gesetzt:

20. April Musterung in Calmbach,

21. Herrenalb,

22 u. 24. Neuenbürg,

25. Lssziehung in Neuenbürg.

Stuttgart, 21. März. Der Großfürst Konstantin, der Bruder der Herzogin Vers, ist gestern Abend hier angeksmmen, um der Konfirmation der Prinzessinnen Elsa und Olga brizuwohnen.

Stuttgart, 20. März. (Schöffengericht) Wegen Ausbietens in Württemberg verbote­ner Lotterielose der Hamburger Geldlotterie wurde der Lossgent Ludwig Böcker zu Braun- schweig, welcher durch Buchdruckereibesttzer August Engelhardt daselbst 6000 Prospekte über die Hamburger Geldlotterie für sich halte drucken und versenden lassen zu 120 Mark Geldstrafe, Engelhard zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt.

Eßlingen, 21. März. Die Metzgerge- noffenjchaft hat heute die Fleischpreise er­mäßigt beim Schweinefleisch von 70 auf 66 und beim Rindfleisch von 56 auf 50 je das Pfund. Ochsenflcisch behält den bis­herigen Preis mit 66 ebenso Kalbfleisch mit 60 ^ das Pfund.

Winnenden, 21. März. Heute abend ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücks- fall. Da« 3jährige Söhnchen de- Schuh­machers O. wollte sich, wie Kinder leider häufig zu thun pflegen, hinten an einen vor­überfahrenden Wagen «»hängen und kam hiebei zu Fall, wobei ihm daS Hintere Rad über den Kopf ging so daß ihm die Hirn­schale eingedrückt wurde. Der Tod trat als­bald ein. Den Fuhrmann soll »ach Aus­sage von Augenzeugen keine Schuld treffen.

Vaihingen a. E., 21. März. Heute mittag tötete sich ein Bauer durch zwei Re- volverschüffe, die er sich in die Herzgegend heidrachte. Eine Viertelstunde vor Ausführ­ung der That wollte er feine Frsu, welche sich mit ihren Kindern feit voriger Woche bei einer Sckwester aufhielt, in eine Wirtschaft rufen lassen; sie kam aber nicht, wahrscheinlich, weil sie ihm nicht traute. Er hinlerläßt sieben Kinder, von denen noch keines der Schule entwachsen ist

Altensteig, 21. März. Auf recht be­dauerliche Weise verlor der Bäckerlehrling Waideltch sein Leben Derselbe halte Brot nach Hornberg zu tragen. Auf dem Heim­weg geriet er im Wald aufs Eis, das in unserer Gegend noch da und dort im Wald zu treffen ist, glitt sau« und überschlug sich den Berg hinab mehrmals. Der Knabe er­litt solche Verletzungen, daß er denselben nach kurzer Zeit erlag. In Walddorf trat vor einigen Tagen der 79jährige Schultheiß Gänstle in den wohlverdienten Ruhestand. Von der Gemeinde erhielt der verdiente Mann einen silbernen Pokal und ein ansehnliches Geschenk.

Mlinsingen, 21. März. Um unsere er­ledigte Stadlschultheißenstelle werden acht Kandidaten auftreten und nächsten Samstag sich den Wählern vorstellen. Die Wahl fin­det am Donnerstag den 6. April statt.

Biberach, 20. März. In dem eine halbe Stunde von hier entfernten Dorfe Bir­kenhardt geschah gestern ein schweres Unglück. Es war St. Josephstag, ein Hauptfesttag für das größtenteils katholische Oderschwaben,

der in vielen Ortschaften mit Böllerschüssen begrüßt wird. Am morgen war der 40 Jahre alte Schmiedgesclle damit beschäftigt die Böller zu laden und weitere Patronen dafür zu füllen. Ein heftiger Windstvß riß die Thüre zur Schmide auf und warf ein Papier mit Pulver in den nahen Oten, der zum Glüh- endmachen der eisernen Zünder bereit stand. Eine hochaufsteigende Flamme entzündete so­fort die weiteren 8 Pfund Pulver, welche explodierend die Kleider des Laboranten in Brand steckten und diesen selbst namentlich im Gesicht schrecklich verbrannte. Mittag- wurde der Unglückliche mittels Dr. Palmer- Sanitätswagen in das hiesige Spital ver­bracht.

Biberach, 22. März. Im Kloster Hcgg- bach, OA. Biberach, brannte die Kirche mit Turm, dem Ostflügel und Dreiviertel des Südflügels gänzlich ab. Die Insassen sind alle gerettet.

Karlsruhe, 22. März. Der Raubmörder Wkyl, welcher den Holzhändler Schneider von FieiolSheim gelötet und beraubt hat, wurde heute früh um 6' Uhr von dem Scharfrichter Müller-Ladenburg hingerichtet. Er starb roh und verschlossen.

(Appetitliches aus der Backstube.)

Recht appetitliche Zustände müssen in manchen Bäckereien Münchens herrschen. Wie die Medizinischen Neuigkeiten" melden, haben dortige Bäckergesellen sich an den Magistrat mit der Bitte gewandt, er möge die Bäcker­meister anhalten, ausgiebiger als bisher Hand­tücher zum Schweißabtrocknen hcrzugeben. Da sie alle Woche für den Mann nur ein Handtuch bekamen, sähen sie sich genötigt, zuletzt zu den Tüchern zu greifen, auf welche die Semmeln vor dem Backen gelegt werden! Drastischer, als durch diese Bittschrift, kann die unsaubere Art der Zubereitung des Brode­ln vielen kleinen Bäckereien nicht aufgedeckt werden. Und diese Handtücher sind in der Bäckerei noch nicht einmal der wundeste Punkt, ebenso wenig wie diese erbaulichen Zustände sich auf München beschränken. Hier sollten die Behörben, die sich oft vor Thatcndrang nicht zu lassen wissen, mit Entschiedenheit eingreifen.

Berlin, 21. März. In der Wohnung des kommandierenden Generals de- Garbe­korps, deS Generals der Infanterie Frhr. v. Meerscheidt-Hülleffem erschien heute Mit­tag der Kaiser mit sämtlichen Generälen und Kommandeuren des GardekorpS und sprach seinem in Krieg und Frieden treu bewährten General, der für König und Vaterland, für Preußens Größe und Deutschland-Einigkeit rühmlichst mitgewirkt und mitgekämpst habe, seinen und de« Gardekorps herzlichsten und innigsten Glückwunsch zum fünfzigjährigen Dienstjubiläum aus. Gleichzeitig überreichte der Kaiser dem Jubilar eine prachtvolle Mappe mit der Urkunde zu einer Mccrscheidt- Hüllessem-Sliftung, deren Grundstock auf Anregung de« Kaiser- von sämtlichen Offi­zieren de» GardekorpS aufgebracht wurde. Ferner überreichte der Kaiser, der die Uni­form des 41. Infanterieregiment« angelegt hatte, dessen Inhaber der Jubilar ist, dem General als Ehrengabe seine Büste. Eine Abordnung de« 41. Infanterieregiments über- brachte dem Jubilar einen kostbaren Ehren- degen. Im Kaiserhof fand ein Liebesmahl statt, woran der Kaiser Teil nahm.

Auf nach Chicago! Da« Reichs- kanzleramt in Berlin versendet zur Zeit ein

Rundschreiben an die technischen Hochschulen, Industrieschulen und sonstige kompetente Stellen im Deutschen Reich des Jnbalts, daß er durch seinen Wohlthätigkeitssin» in der deutschen Heimat im besten Andenken stehende Deutsch-Amerikaner, derEisenbahnkömg" Herr Hemy Billard (Hilgard), eingeborener Nheinpfälzer aus Zweibrücken, den bedeuten­den Betrag von 50 000 Mark an den Reichs­kanzler angewiesen hat, um deutschen Interes­senten die Reise zur Weltausstellung zu er­leichtern. Den Intentionen des edelsinnigen Stifters zufolge sollen zu Handwerker, Kleinindustrielle und Techniker, zu ^ die übrigen Bcrnssarten zur Berücksichtigung kommen mit Ausschluß der staatlich ange- stellten Beamten. ES sollen Beträge von 18002000 verliehen werden und zwar einerseits zur Vorbereitung für die Reise, andererseits zur Bestreitung des Auswaudes während der Reise und während de« Auf­enthalte- in Chicago. Von Seilen des Reichs­kanzleramt- wird dafür Sorge getragen wer­den , daß die NuSgewählten nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika Ermäßig­ung für Eisenbahn- und Dampfschifffahrt erhalten und daß denselben Empfehlungen an die deutschen NeichSkommiffäre mit auf den Weg gegeben werden, die ihnen in Chi­cago mit Rat und Thal an die Hand gehen sollen. Die betreffenden Stellen werden er­sucht, Vorschläge geeigneter Männer nach Berlin einzuscnden und die definitive Aus­wahl wird von dem Ncichskanzleramt ge­troffen.

New-Aork, 22. März. In einer Ge­treidemühle in der Ortschaft Litchfield (Illi­nois) entstand gestern infolge Entzündung des Mchlstaubes eine Explosion, wodurch 40 Häuser zerstört wurden; zwei Elevatoren mit 200 000 BushelS Getreide und zwölf EiscnbahnwaggonS verbrannten, in der gan­zen Umgegend wurden die Fensterscheiben zertrümmert, eine große Anzahl Personen wurden schwer verletzt. Tot ist nur der Müller selbst. DerSchaden^belrägt 1,150,000 Dollars.

Vermischte».

.-. (Was sollen wir mit unfern Töch­tern thun ?) Ein amerikanisches Blatt be­antwortet diese Frage folgendermaßen : Gebt ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knöpfe annähen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen und daß eine gute Küche viel an der Apo­theke spart. Lehrt ihnen, daß ein Dollar 100 Cents wert ist, und daß nur derjenige spart, der weniger «usgiebt als er cinnimmt, und daß Alle, welche mehr ausgeben, ver­armen müssen. Lehrt sie, daß ein bezahlte« Kattunkleid besser kleidet als ein seidenes, wenn man Schulden hat. Lehrt ihnen, daß ein runde«, »olles Gesicht mehr wert ist als fünfzig schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie gute starke Schuhe tragen. Lehrt sie Ein­käufe machen und nachrcchnen, »b die Rech­nung auch stimmt. Lehrt ihnen, daß sie Gotte- Ebenbild mit starkem Schnüren nur verderben können. Lehrt ihnen Selbstver­trauen, Selbsthilfe und Arbeitsamkeit. Lehrt ihnen, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdärmeln und mit der Schürze, auch ohne einen Cent Vermögen, mehr wert ist als ein Dutzend rnchgckleideter und vorneh­mer Tagediebe. Lehrt ihnen Gartenarbeit