ließ. Die Angeklagte erkundigte sich nach dem G-burtStag deS Gotten, schlug dann einen Planetenkalender auf und erklärte: Herr N. N. sei im Zeichen deS Planeten Widder gebaren, dieser bringe Glück und Segen, doch leide Herr N. N. gegenwärtig an einem Lungen, »der Herzübel. Die Frau solle sich einen „Smaragd" kaufen und denselben tragen, denn dieser bringe Glück und Gesundheit — eine Prophezeiung, die auch die Frau Amtsrichter glaubte! !I Große Heiterkeit erregte die von Seite des Vorsitzenden an die Angeklagte gestellte Frage: „Wenn Sie einen Blick in die Zukunft haben, wenn ihnen Gott diese Gnade zu Teil werden ließ, warum haben Eie dann die Ankunft deS Gentdarmen nicht vorauszeschen?'' auf welche Frage die Beschuldigte mit großer Naivetät antwortete: „Jawoh!, mein hoher Herr, ich habe die Ankunft LeS GenSdarmen schon Tag» zuvor in den Sternen lesen können, doch hielt ich dieselbe für kein großes Unglück."
(Ein kleiner Pessimist.) Lehrer: „Merkt Euch, Kinder, den schönen Spruch : Preise Keinen vor dem Tode glücklich. — Josef, wiederhole ihn!" Josef: „Kein Preuße ist vor dem Tode glücklich I"
Irrwege.
Novelle von F. V. Pückltk.
(Nachdruck verboten.)
17.
„Ah, eine überraschende leichte Art, sein gegebene« Wort zu brechen. Der Begriff von Ehre scheint mir selbst bei einem Manne wie Du, Kurt, sehr dehnbar.
Er nickte düster. „Du hast recht, Gerta, ich bin ein Ehrloser, den sein heiße« Herz di« aii de» Abgrund geführt. Aber ich will nicht darin versinken, deshalb gebe ich mich ganz Deinem Edelmut preis."
Er indrte die Gräfin zum Divan und rollte den Sessel, auf dem er sich viederließ, so weit als möglich davon ab, dann begann er tonlos zu reden: ,,E» war mein größte« Unrecht, als ich damals, nachdem Du au« der Pension zurückgekehrt, in jenes von »nsern Eltern verabredete Verlöbnis willigte; ich kannte das Leben schon mehr sl» Du und mußte wissen, daß der Tag kommen werde, an dem entweder mein oder Dein Herz erwachen werde. Denn wir liebten uns nicht, Du warst befriedigt, als B>aut des Prinzen von Arloff vor der Welt und Deinen Freundinnen zu glänzen und ich meinte au« Kindespflicht, dem Willen der Toben nochkommen zu müssen. Auf wessen Seite das größte Unrecht lag, wage ich nicht zu entscheiden " Natürlich, ein Mann wird doch nie ein- gestehen, daß er unehrenhaft gehandelt —" Der Prinz fuhr zornig empor bei dem kalten höhnenden Wort, doch noch bezwang er sich und entgegnet? möglichst ruhig: „Hättest Du mir Liebe gezeigt, Gerta, vielleicht wäre mein Herz auch Dir zugefallen, aber Du gabst Dir nicht die geringste Mühe und wir gingen vom ersten Tage an kat! nebeneinander her. Vielleicht wäre unsere Ehe eine ebenso kühle, konventionelle geworden, wenn ich nicht eines Tage« den Zirkus Volkert besucht — und dort Donna Bella gesehen hätte. Von der Stunde an fühlte ich mich Dir gegenüber im Unrecht und beschloß, Dir offen alles zu sagen."
„Und Du dachtest, ich werde sogleich
Aerautwortlicher Redakteur: Bern
Logisch. Diener: „Machen Sie, daß Sie hinauskommen, es ist kein Mensch zu Hause!" Bettler: „Dann sind Sie wohl ein Ast'?"
— Einen Glücksboten kann sich da« Neue Finanz- u. Verlosnngsblatt (27. Jahrgang) von A. Dann in Stuttgart mit Recht heißen. Das Blatt verdankt seine außerordentliche Verbreitung der Korrektheit seiner ZiehnungSlisten, seiner unabhängigen u. deshalb unparteiischen Haltung, seiner Vielseitigkeit und sachkundigen Zusammenstellung. Vermöge seiner objektiven Belehrung und vielseitigen Unterrichtung über alle Staats- und Kommunalonlchen, Eisenbahnen, Banken, Versicherung«- und industrielle Gesellschaften, sowie auf Grund der von ihm erteilten praktischen Ratschläge schützt e» den Leser vor Schaden und ZinSvertust und weist ihn auf vorteilhafte Kapitalanlagen hin, so daß ein Abonnement auf dieses Blatt für jeden Kapitalisten als lohnendste GeldauSgabe bezeichnet werden darf, da eine einzige Notiz da« Blatt für Lebenszeit bezahlt machen kann. Jeder neu eintretende Abonnent erhält die Sericn- listc über alle gezogenen Sericnlose nebst
Konus lliins u wuurais fsu machen und Dir vergeben," lachte die Gräfin höhnisch, „bei Euch Herren ist ja solche kleine Passion bald vorüber — die Ehe soll alles decken,"
Hatte sie nun jedoch eine reuige Bitte um Vergebung erwartet, so irrte sich die junge Dame; kalt u. ernst blicktesie der Prinz an, stand auf und sagte, den Vertobungs- ring vom Finger ziehend:
„DaS sei ferne von mir, Gräfin Gerta, Sie noch ferner an mich fesseln zu wollen, nachdem ich erkannt — daß ich ein anderes Weib liebe. Hier ist Ihr Ring, Ihr Wort zurück, von Stund an sind Sie frei — und ich selbst I»
Darauf war die Gräfin jedoch nicht gefaßt: sie erbleichte, angstvoll blickte sie zu dem stolzen, schönen Offizier vor sich empor und endlich, ihrer selbst kaum mächtig, schrie sie entsetzt: „Nein, Kurt, nein! E< ist ja unmöglich, Du wirft doch nicht unsere Verlobung lösen?"
„Gewiß werde ich das — um so bald als möglich meine Verbindung mii Fräulein Jsabella Volke« zu schließen."
„Kurt," flehte sie in weichen Tönen und flog zu ihm ihn, seine Hände beschwörend ftsthatten, „es kann . nicht dein Ernst sein; jenes Geschöpf ist an allem schuld! Ich bin Deine Braut, was würden die Menschen sagen."
Aber er befreite sich mit einem jähe» Ruck.
„Das gilt mir gleich. Wenn ich an der Seite „jenes Geschöpfes", wie die hochgeborene Gräfin sich ausdrückk, nur glücklicher werde, als bei der Konvenienzehe, die ich schließen zu wolle» schwach genug war."
„So höre mich doch, Kurt, ich habe Dich lieb und will Dich nicht lassen. Nein, nein, ich nehme den Ring nicht, Du wirst Dich besinnen."
Finster zog brr Prinz seine Brieftasche heraus und öffnete dieselbe. „Sie sehen, Gräfin, hier die Rose Donna Bellas; ich trage sie auf dem Herzen, wie ihr Bild im Herzen. Und wenn auch Flut und Flammen uns auf immerdar trennen sollten, ich schwöre
harü Hof mann.) Druck und Verlag von Br
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*.* „Ueber Land und Meer", das altrenommierte, in Slultgart erscheinende illust» rierie Journal, erwähnte kürzlich in einer ZeituugS-Revue die „Berliner GerichtS-Zel- lung", auf die wir in voriger Nummer aufmerksam machten, wie folgt: „Von hervorragenden Berliner Blättern wäre noch ein dreimal wöchentlich erscheinende« snzuführen, nämlich die „GerichlS-Zeilung", welche seil einer langen Reihe von Jahren besteht. Sie ist nicht nur in Berlin, sondern auch in der Provinz sehr gut eingcsührt und so gejchickr redigiert, daß sie »eben den täglich erscheinenden Berliner Blättern sehr wohl bestehen kann." ES wird jeder Freund einer wirklich gediegenen, ebenso belehrenden wie unterhaltenden Lektüre sicher lohnend finden, sich mit der „Berliner GerichtS-Zeilung" durch ein Probe-Adsnncment, dar jede Postanstatt nicht nur der Deutschen Reicher, sondern auch des Auslandes annimmt, bekannt zu machen. Probe Nummern deS Blatte« werden von »er Expedition, Berlin 0, Roßstraße 30, stets versendet.
es in dieser Stunde, kein andere» Weib zu freien, als sie, die ich liebe!"
Er hob feierlich die Schwurfinger der Rechten gen Himmel, dann verneigte er sich tief vor »ec wie versteinert dastehenden Gerta und schritt sporenklirrend hinaus; cS war ihm so leicht zu Mute, er hätte ausjubeln mögen in frisch erwachter Glückseligkeit.
Gestern Abend nach der Vorstellung hatte ihm Donna Bella strahlend erzählt, Waldstein komme heule oder morgen und er bestehe darauf, sie wenigstens für einige Wochen mit aufs Land zu nehmen, «bschvn ihr Vater nichts davon hören wollte.
„Und Sie, Fräulein Jsa, möchten Sie jetzt die Residenz verlassen?"
Sie hatte nicht aufgesehen, sondern nur träumerisch mit einer Blume gespielt und dann leicht g'seufzt: „Wer weiß, vielleicht wäre es mir gut, wenn ich fortginge, obschon ich sitzt — sehr glücklich bin."
Er hatte gewußt, was sie gemeint, hatte sich niedergebeugi auf die schmale, weiße Hand, um sie zu küssen, ehe erging; aber in seiner Brust stand der feste Manneswille, die Geliebte zu erringen und alle F sseln abzustrei- fen, die ihn davon zurückhuften.
Im Salon der Volken'fcheu Wohnung standen sich indcß der Direktor und Mr. Prince gegenüber, elfterer erregt und zornig, dieser kaltblütig, hohnvoll.
„Es bleibt bei der Bedingung, Herr Direktor, entweder Fräulein Bella wird die meine, oder jener Wechsel von Ihnen —"
„Wenn sie aber nicht will, bester Princc! Reden Sie mit ihr selbst."
„Nun, jener unabweisbaren Thatsache gegenüber wird daS Fräulein wohl ein Einsehen haben. Jedenfalls verlange ich Vinnen zwei Tagen Bescheid."
„Zwingen kann ich daS Mädchen nicht; sie ist da« beste Zugmittel meines Unternehmens."
„Hm, so muß sich Donna Bella für den Vater opfern und sie wird eS thun, wenn sie hört» daß er jonst — ins Zuchthaus kommt wegen Wechselfälschnng."
«Fortsetzung folgt)
rnharb Hofmann in Mtdbad.