lich ein Auge verlieren und ist noch außer­dem ebenso wie der Aufwärter Schietzel und der erwähnte Aufwärtcrsträfling schwer ver­wundet.

— Eine Feuerrbrunst zerstörte einen großen Teil de- Geschäft-Viertels in Boston. D«S Geschäft-lokal der Sin-er-Nähmaschinen- Gesellschaft, svwie ein >roßeS Hotel und an­dere große Geschäftshäuser sind gänzlich aus­gebrannt. 2 Leute sind umgekommen, viele wurden verletzt.

(Erklärung.) Lehrer : „WaS versteht man unter Mutter-Sprache?" — Schüler: „Daß Vater nix zu sagen hat!"

Bund der Landwirte.

Berlin 9)V., Halleschestr. 18 I.

— In diesen Tagen wird die Organi­sation de« Bunde» der Landwirte zur Durch­führung kommen. Dieselbe wird folgender­maßen vor sich gehen:

Die für da« erste Jahr statutengemäß vom Vorstande ernannten Provinzialabteil- ungS-Vorsitzeuden (welche in den folgenden Jahren gewählt werden) berufen Vorsitzende der Rcich-l»g«wahlkrei--Abteilungen u. Stell­vertreter, welche den örtlichen Verhältnissen

entsprechend diese Wahlkreise in BezirkSab- teilungen teilen, die ihrerseit« widerum Vor­sitzende erhalten in abzuhaltenden Bezirks­versammlungen.

Neben den sede-maligen Stellvertretern in den Abteilungen fungiere« außerdem noch eine Anzahl Beisitzer.

Die in einem Orte wohnenden Mitglieder wählen unter sich einen Vertrauen-mann.

Als Bezirksableilung wird in den meisten Fällen der politische Kreis die geeignete Ab­grenzung de« Bezirke« abgeben, eventuell ist cS natürlich nicht ausgeschlossen, kleinere Be­zirke zu bilden.

Der einheitlichen Gestaltung wegen kann es auch angängig erscheinen, statt einen Wahl­kreis in kleinere Bezirke zu teilen, als die politischen Kreise, und dadurch dem kleineren Besitzer die g'ißerc Konsentralien u. Mög­lichkeit zur Teilnahme an Versammlungen zu gewähren, daß der Bezirk-vorsttzende, statt einer Versammlung für den ganzen Bezirk Teilversammlungen zum ersten Male unter seinem Vorsitz, in besonderen Centren deS Bezirke- abhält, in der eine Anzahl Ort-gruppen mit einem gemeinsamen Mittel­punkte eine Hauptgruppc bilden.

Für da- Königreich Sachsen ergiebt sich die Einteilung entsprechend obigem Plane den Statute gemäß in Kreis-, Haupt-, Be­zirks- und Ort-gruppen,wobei die Haupt- gruppe mit dem Wahlkreise zusammensällt un» die Kreisgruppe der Provmzialabteilung entspricht.

In den anderen Bundesstaaten wird die Organisation in geeigneter Weise den Vor­schlägen der dortigen maßgebenden Persön­lichkeiten entsprechend in- Werk gesetzt werden.

Um nach Möglichkeit die Organisation zu erleichtern und zu fördern, bitten wir auch jetzt schon jeden Freund der Sache, seine Mitgliedschaft selbst anzumelde», auch in seinem Kreise nach Möglichkeit Mitglieder zu sammeln und deren Verzeichn!« an den Bund der Landwirte, Berlin 8^., Hallesche- straßc 18, zu senden. Außerdem bitten wir auch jeden, »er zur Durchführung der Orga­nisation bereit ist, seine Kräfte mit einzusctzen, sich bei dem Vorstande de« Bunde- anzu- mclden. Die erforderlichen Drucksachen wer­den auf Wunsch sofort gesandt.

Der Vorstand des Bundes der Landwirte, von Ploetz-Döllingen,

Mitglied de- Abgeordnetenhauses.

Irrwege.

Novelle von F. V. PÜckler.

(Nachdruck verboten.)

14.

Gleich darauf erschien die Tochter des Direktor« «dermal-, um einen in Freiheit dressierten Hengst einzufühttn, sie trug das­selbe schwarze Sammetgewand, nur hatte sie den Hur abgelegt, daß man da« wunder­volle Golbhaar, im dem nur eine Granat- pange funkelte, sehen konnte.

„Mit welcher Arroganz diese Reiter- prinzessin auflriit," zischelte Gert«, „ich wette, da« Haar ist mindestens zur Hälfte falsch."

Prinz Arloff Hörle »>e d,»hasten Worte kaum, er verlolgte jede Bewegung d-S Pfer­des und der Dame, sein Herz zuckle schmerz­haft, al» er zwischen den Spitzen de« hoch hinaufgehenden Stuartkragcn» einen feuer­roten Streifen ans dem schneeigen Hals be­merkte; er rührte zweifellos von den Peit­schen her, die in der Probe auch die Reite­rin getroffen.

Arme Donna Bella! Welch ein stille« Weh lag in den wunderschönen blauen Nu­tzen. Wie mußten sie erst bezaubern und berauschen können, wenn sie in Glück und Liebe strahlten. Liebe! Ob sie wohl die Liebe schon kannten?

Auf den Hinterfüßen tänzelnd, schritt der Hengst rückwärts aus der Manege und Donna Bella folgte ihm, sich immer von neuem verneigen»; diesmal hatte sie nicht nach Arloff gesehen.

„Kommen Sie mit nach den Ställen, Durchlaucht?" riefen zwei junge Offiziere vorbeischreilend, „ich will mir die Rapphengste ansehen, auf denen der Ezikos vorhin ritt."

„Sehr gerne," antwortete Arloff, beur­laubte sich kurz von seiner Braut und eilte dann den Kameraden nach.

„Der tausend, ist die kleine Volkcrt aber spröde," plauderten diese; „wir haben ihr ein Souper nach dem Benefiz «„geboten, aber sie schlug eS sehr reserviert, sehr vor­nehm ab."

„Sie müssen sich eben daran gewöhnen,

Verantwortlicher NeLittieur: Bern

das Fraulein «l- Dame und nicht al- Rei­terin zu behandeln," meinte der Prinz, sich mühsam beherrschend. „Herr von WaldstnnS Müntel ist durch und durch vornehm."

Man ständcrtc in den Ställen und bei den CirkuSmitgliederu umher; Arloff hoffte im stillen, Bella zu sehen, doch sie zeigic sich noch immer nickt und unmnlig wollte er so- even in den Cn kus jurückkehrm, als er de« Direktors Stimme »cruahin : „Sitze nur js ruhig wie bei der Probe, K nd , und zucke nicht mit den Zügeln; da« Pferd ist völlig ruhig."

„Sei unbisorgt, Vater, sitzt der Helm gut?"

Arloff ging vorwärts, er mußle da« schöne Mädchen sprechen.

Und in dem letzien Seijengang hielt sie denn auch zu Pferde oder war« eine leichte Göttergestalt?,

Ein weiße-, schwere- Eeidengewand stet von dem Schimmel herab, ein Panzer vvn Goldbrokat umspannte die schlanke Taille, weiße, offne spanische Aecmel sielen über den dicht am Arm liegenden Unterärmel und ein goldener Helm saß auf den blonden Flech­ten. Beim Anblick de« Prinzen leuchteten die blauen Augen wie freudig auf u. dankend neigte sie da« Haupt zu seinem Gruß.

„Ah, Durchlaucht, welche Ehre für meine Tochter,- rief Volkert devot und zog sich zurück. Die beiden merkten es kaum — sie merkten auch nicht, wie sie näher und näher an den Rand des Abgrunde« rückten.

„Fräulein Vvlkert, Sie haben meisterhaft geritten und ich freute mich «iS sie die Rose dennoch errangen — weil ich diejenige be­wahrte , um welche eS sich heule Morgen handelte."

Jetzt erglühte das schöne Mädchen noch tiefer.

„Geben Sie mir die Blume, Prinz, ich liebe nicht, Geschenke zu machen."

„Es war kein Geschenk, Fräulein Bella, ich hob eine achtis« beiseite geworfene Blüte aus, um sie — als Andenken zu bewahren."

„An — eine Kunstreiterin, die den Bei-

dard Hofmann.) Druck un» -Verlag von H e

fall der Menge erringen will," murmelte sie bitter.

„Nein," er atmete schwer und stieß die Worte mühsam hervor, „sondern alt An­denken an eine lichte Fee, die durch mein einsames Leben dahinglttt, strahlend un» be­rauschend — und dennoch elend machend."

Sie sah ihn an, lange und forschend, dann glitt ein heller Schein über die lieb­lichen Züge und sie neigte sich herab: „Wissen Sie such, mein Prinz, daß Sie mit ihren güiigen Wvrten ein armes Mäd­chen glücklich machen. Ich habe niemand, dem ich vertrauen konnte.

„Bella —"

„Nennen Sie mich „Jsa". So wurde >ch einst von meinem Mütterlein genannt, so rief mich Onkel Alfred und —"

— „Und jo will ich Sie auch nennen, wenn ich im Traume zu Ihnen rede."

Ein Schatten glitt über ihr Antlitz, draußen erscholl das Signal zum Wieder­beginn der Vorstellung.

„Wir dürfen uns nicht mehr Wiedersehen, Prinz Arloff", sagte das junge Mädchen ernst, „leben Sie wohl —"

„O, Iso, nein, das ist unmöglich I Sagen Sie mir nur ein Wort —"

„Gott behüte Sie, Kurl —"

Und sie gab dem Pferde die Zügel und ritt ohne sich umzusehen voran, dem Aus­gange in die Manege zu.

„Wie schön sie ist, wie bezaubernd", flü­sterten die Männer und die Frauen tausch­ten allerlei geflüsterte Bemerkungen über An­zug und Aussehen. Donna Bella vernahm e« nicht; mit dunkelgeröteten Wangen und blitzenden Augen sprengte sie an der Spitze ihrer Amazonen in den Zecku» von einem allgemeinen Bewunderungsruf empfangen.

Noch nie hatte sie vollendetcrz, sicherer, graziöser geritten als heut, trotzdem ihr Herz zum Zerspringen pochte. Sie blickte nicht hin zu jenem Platze, wo neben Komteß Rhonau der Pruiz saß, aber sic wußte, baß sein Auge unverwandt an ihr hastete — und sie wußte, was in ihrer beiden Seelen vorging! (Forts, folgt.)

rnhard Hofm»»» in Wrldbad.