Rundschau.

Die K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft hat auch dieses Jahr für die Er­legung von Fischottern eine Prämie von je 5 c/A, für die Erlegung vsn Fischreihern eine solche von je 1 50 auSgcsetzt.

Außerdem Hot der LandeSfischereiverein be­schlossen, allen denjenigen, welche nachweis­lich und berechtigter Weise binnen Jahres­frist innerhalb WürtiembergS 5 Fischottern erlegt haben, als Exlraprämie eine Otterfalle und den Erlegern von 10 Ottern 2 solcher Falle» auSzusetzen.

Plieningen. 2. Febr. Gestern abend fiel der verheirareie, 34 Jahre alte Wilh. Raff, Bauer von Bcruhause», 34 Sprossen hock die Scheuerlerter herunter, schlug mit dem Hurterkopf auf den in der Tenne stehenden Wagen auf und starb infolge Hirnerschülter- ung heute morgen um 7 Uhr; er hinterläßl eine Witwe mit fünf unversorgten Kindern.

Waiblingen, 2. Febr. Wie nun be­stimmt mitgeieilt wird, ist das gerichtliche Untersuchungsverfahren wegen Wahldestech- ungen bei der hier im vergangenen Jahr noch stattgefundene» Stabtschullhcißenwahl eingestellt morden. Da das Ergebnis resul- tatlos war, so wurden die Kosten vsn der Staatskasse übernommen. Die Bestätigung des hiesigen Gerichtsschreibers Röter als nun­mehrigen Stadtschullhejßen dürfte nun infolge­dessen nicht mehr lange aus sich warten lassen.

Calw, 1. Febr. Heute Mittag kam d»n Nagold die telegraphische Mitteilung hier an, daß Hochwasser mit Eisgang im Anzug sei. Von 2 Uhr an war ein rasche« Steigen deS Flußwassers bemerkbar; um 4 Uhr halte die Nagold ihren höchsten Stand erreicht, so daß ein großer Teil der Leder- und Bischofs­straße unter Wasser gesetzt war. Die Fluten brachten eine Menge Eisschollen mit; um 4 Uhr kam auch hier das Eis in Bewegung. Die Floßgassen an den beiden Stälin'schen Fabriken, an der Stall- und äußeren Mühle haben bedeutenden Schaden erlitten, viele Bäume wurden beschädigt. Die Thalwiesen und teilweise auch die Bischsfstrsße sind mit Eisschollen bis zu einer Dicke von 60 om bedeckt. In Nagold wurde die Feuerwehr alarmiert, es galt, Brücken und Wehre gegen das Eis zu schützen und Holz, welches dem Hochwsssergebi.t ausgcsctzt war, zu entfernen.

Ein Hofbauer in Rosenseld kaufte seinem Gulsnachbar eine fette Ziege um den Preis von 8 ^ zum Schlachten ab. Beim Leeren und Putz n des Wanstes fand sich, eingewacvsen rin 20--/E-Stück vor.

Backnang, 1. Febr. Infolge des ein- gelretene» Tau- und Regenweltei« trat die Murr aus ihren Ufern und überfchmemmte das ganze Thal. Dabei fetzte» sich gewaltige Eismasstn in Bewegung, stauten sich hier an den Blöcken, besonders an der unteren Brücke nach Gioßaspach, und hemmten das Abstichen des Wassers. Viel Mühe verursachte das Lostöfe» der sufgeschichteien Eisblöcke, wobei Dynamit und Sprengpulver angewendet wer­den mußte. Eine ernste Gefahr ist nun­mehr für den weiteren Verlauf des Eisgang« nicht mehr zu befürchten. Dem hier schon längst gefühlten Bedürfnis einer Frauenar. beilsschute soll demnächst entsprochen werden. Eine in der Reultinger FraumarbeitSschule auSgedildtle Lehrerin mit sehr guten Zeug­nissen Hai sich erboten, eine solche hier ein­zurichten, falls die Stadt ein geeignete« Lokal zur Versügung stelle, E« steht demnach zu

hoffen, daß In kurzer Zeit unsere Stadt im Besitze dieses nützlichen Institut« sein wird.

Heidenheim, 3. Februar. Das Wedel- waffer steigt seit 2 Stunden rapid infolge starker Regengüsse; es ist bereit« die Höhe von 1876 erreicht; die Wilhelms-, Castor-, Leonhardsstraße, die obere und mittlere Vor­stadt sind total überschwemmt; inderCasto- straße steht daS Wasser schon über 20 Cen- timeter in den Parterrewohnungen. ES herrscht große Aufregung in der Stadt, da voraussichtlich daS Wasser noch immer mehr steigt; der R^gen hält an.

Eine interessante Einzelheit vom KaisersgeburlStagSessen der Deutschen in Paris berichtet der dortige Korrespondent deSBerl. Tagbl." Er schreibt:Unter den Damen befand sich auch eine Anzahl glüh- und frob- sinnstrahtender Französinnen, die hier an deutsche Männer verheiratet sind und nichts von der Bitterkeit erkennen ließen, mit der auch die Frauen sonst hier gegen Deutschland nicht zurückzuhalten pflegen. Es war ein schönes Moment, als sich hier im fremden Lande, leider muß man fast Feindesland sagen, der jubelnde Hochruf auf die Person unseres jugendlichen Herrschers erhob, mit welchem der im Auslände Lebende stets den Begriff des Vaterlandes identifiziert. Merk­würdig I Während unseren Saal weihevoll die Klänge desHeil Dir im SiezeSkranz" durchzogen und die Versammlung stehend dasHeil Kaiser Dir" voller Begeisterung sang, tönte aut einem anderen Festsaale de« mächtigen Hotel Continental die stürmerischc Weise derMarseillaise" zu uns herüber. Dort feierten die Pariser Offiziere der Ter- ritorial-Armee irgend ein kameradschaftliche» Fest. Die den Geist beider Nationen reprä­sentierenden Hymnen unter einem Dach I Ist e« ein Omen?"

Ein Pfiffiger Gaunerstreich. In Brüssel trat vor einigen Tagen ein 15jähr. Junge in einen Cigarrenladen und kaufte ein Päckchen Tabak; als er bezahlen wollte, bemerkte er, daß er nicht genug Geld bei sich hatte. Er sagte zu dem Cigarrenhändler: Ich habe das Gel», das mir mein Meister gegeben hat, in der Werkstatt liegen lassen; ich will schnell zurücklaufen und es holen. Ich lasse Ihnen düs kleine Gemälde hier, ich bin im Augenblick wieder da." Der Knabe halte kaum den Laden verlassen, als ein sehr vornehmer Herr eintrat und sich von den teuersten Havannacigarrcn geben ließ. Wie zufällig fiel dabei sein Blick auf das von dem Jungen auf dem Ladentisch zurück- gelassene Gemälde, welches ihm den Ausruf entlockte:Mein Gott I Das ist sa ein außer­ordentlich wertvolles Porträt I Was wollen Sie dafür haben? Ich gebe Ihnen sofort 1000 Fr. dafür." Der Kaufmann erwiderte, daß ihm das Bild nickt gehöre, sondern nur für einige Minuten von einem Lehrling hier nicdergelegt sei.Gut" , sagte der Herr, ick bin leider sehr in Eile, aber hier ist meine Karte, schicken Sie, bitte, den jungen Mann zu mir insHotel de France" und sagen Sie ihm, daß er außer den tausend Franken für daS Bild ein gutes Trinkgeld erhalten soll." Der Herr ging, und der Kaufmann laS auf der Karle den Namen: Marquis Jgnace de Baldor, Paris. Als der Lehr­ling zurückkam, bot ihm der Cigarrenhändler, welcher natürlich das gute Geschäft gerne selbst machen wollte, 300 Franken für das Bilh. Der jun-e antwortete, haß er kein

Recht habe, ha» Bild zu verkaufen, daß er aber seinen Meister schicken werde. Der Meister, welcher, wie er erklärte, daS Ge­mälde erst kürzlich auf einer Auktion gekauft hatte und eS eben zum Vergolder schicken wollte, verlangte 500 Franken für das Bild und erhielt denn auch den Betrag nach kur­zem Handeln vom Cigarrenhändler ausbezahlt. Dieser machte sich dann, sehr vergnügt über das gute Geschäft, auf den Weg nach dem Holet de France", wo er zu seiner großen Verblüffung erfuhr, daß dort ein Marquis de Baldor ganz unbekannt sei.

Furchtbare Leiden zur See. Dem Hamburger Fremdenblatt" wird aus Cux­haven gemeldet: Die Monwg abend dort cinbugsterte dänische BarkHerman," Kapt. Andersen, landete drei Matrosen des nor­wegischen NoUsckiffeSTekla" aus Töns- bcrg. Diese, Oie Andersen aus TönSberg, Christian Hjalmar Jacobsen aus Christian­sund, Alexander Johanneson aus F'fher- beckskjild, berichte» :Tekla" befand stck auf der Reise von Philadelphia nach Havre mit einer Ladung Petroleum, unser Schiff wurde durch schwere Stürme schwer leck und m>b nur noch auf der Ladung, das Deck war be­ständig unter Wasser, so daß beschlossen wurde, das Schiff zu verlassen. Dem Ka­pitän und ersten Steuermann nebst 8 Mann glückte es, in einem Boot das Schiff zu ver­lassen, die anderen Boote sind beim Aus­sehen zerschlagen, so daß 9 Mann an Bord blieben, die sich in die Masten retteten ohne jegliche Nahrung, 5 Matrosen sind nach und nach im Wahnsinn über Bord gesprungen. Die Gelandeten und ein holländischer Matrose haben vom 22. Dez-mber bi« 7. Januar im Mast gesessen, nur den Thau von den Raaen leckend als einzige Nahrung, bis sich am dreizehnten Tage der Holländer erbot, sein Leben für sie zu lassen, damit sie ihn verzehren könnten, jedoch ist dann zweimal das Los gezogen worden, ober beide Mal traf es den Holländer, der dann sofort ge­lötet wurde. Sein Blut wurde in einer Theerpütze aufgefangen und von dem Blut, daS sofort begierig getrunken, sowie dem Fleische de- Holländers haben diese Unglück­lichen gelebt, dis sie am 7. die dänische Bark erblickten, welche sie im Boot abholen ließ. DieTelia" war vollkommen Wrack, nur der Fockmast, in dem die Geretteten saßen, stand noch. DaS Schiff wurde vonHer­man" auf 39°29' nördlicher Breite und 32° 47' westlicher Länge angetroffen. Wie der Kapitän de«Herman" berichtet, waren alle Drei halb wahnsinnig, außerdem nur notdürftig bekleidet und ist der eine noch nicht zurechnungsfähig.

Ein abnormer Fall. Aus Kassel teilt man folgendes mit: Dr. H. ein sehr bekannter Tierarzt, vermietete jüngst ein möb­liertes Zimmer an einen jungen Referndac. Nach einigen Tagen erhält Dr. H. vsn seinem Mieter einen Brief, worin ihm der junge Herr eröffnet, daß er bei einem Juden nicht wohnen könne, und bittet, man möge ihn koch auf der Stelle ausziehen lassen, er wolle den Belrag der Miete für den laufenden Monat vergüten. Dr. H. erwiderte wört­lich :Im Besitze Ihrer Zeilen, gestalte ich Ihnen sofort auszuziehen ; Sie brauchen mir nichts zu Vergüten. Ich will jedoch nicht verfehlen, Ihnen zu bemerken, daß mir der­artige« Benehmen in meiner Praxis noch nicht tzvrgekommen. Ergebenst Dr.H.Tierarzt,