midister > Tr. Nils Hansson; .Handelsminister: Landeshauptmann Gustav Malm: Minister für soziale Fürsorge: Generaldirettor Elmquist: Berkehrsimnister: Landeshauptmann Murrai. Zu Ministern ohne Portefeuille wurden ernannt: Tahlberg und Eriksson.
Die Lage in England.
London, 27. Okt. Das Unterhaus setzte die Beratung des Ausnahmegesetzes ohne Zwstchenfall fort. Tie Regierung gab die Zusickerung, daß, sie die Stellung des Parlaments berücksichtGen werde. -
Ter Kongreß des Gewerkschaftsverbands tritt heute zusammen, um über die Mittel zur Unterstützung der Forderungen der Industriearbeiter zu beraten. — Tie Lage soll eine Wendung zum Besseren genommen haben-
Tie Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit Rußland wird in Regierungskreisen angesichts der Arbeitslosigkeit in Großbritannien als dringlich betrachtet. Bedingung sei jedoch die Freilassung der englischen Gefangenen. '
London, 27. Okt. In London sind 33 städtische Beamte aus Cork eingetroffen, um der feierlichen Akf- bahrung und Ueberführnng der Leiche des Bürgermeisters Swiney beizuwohnem Acht irische republikanische Freiwillige, di- die Beamten begleiteten, wurden in Hvlyhead verhaftet, weil sie republikanische Uniform tru- gen.
Tie Polizei vermutet, daß zahlreiche Irländer nach London gesandt wurden, um dort Unruhen zu veranlassen. Ein Brief an den Sinn-Feiner-General Br een . der von der englischen Polizei aufgefangen wurde, läßt darauf schließen. In Belfast kam es zu blutigen Auftritten.
Tie Sicherheiksschränke der Banken in Cork wurden gestern vom Militär einer Durchsuchung unterzogen.
Neuyork, 27. Okt. (Havas.) An einer Protest- Versammlung anläßlich des Todes des Bürgermeisters von Cork, die am Dienstag in Neuyork veranstaltet wurde, haben sich etwa 10000 Personen beteiligt.
Krieg im Osten.
^ndon, 27, Okt. Tie „Times" berichtet aus War- sch.M über heftige Kämpfe, zwischen den Truppen des Generals Seligvwski und den Litauern, wobei erstere die Oberhand behielten. Man befürchte einen Vormarsch Seligvwskis auf Kowno.
Zwischen Pilsudski' und den Bolschewisten wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen.
Seltsames Verbot.
Breslau, 27c Okt. Ter Oberpräsident von Breslau hat eine Versammlung, in der Forstrat Tr. E s ch e r i ch aus München. sprechen sollte, verboten. Escherich hat dagegen die Klage im Verwaltungsstreitversahren erhoben mit der Begründung, daß es rechtswidrig sei, ihm das Reden zu verbieten, während den Bolschewisten Si- nowjew und Losowski Redefreiheit auf dem Parteitag der USP. in Halle gegeben wurde.
Die jugoslawische Seeschlange.
Mailand, 27. Okt. Ter Gouverneur von Dalmatiens Admiral Millo,^ hatte am Dienstag eine Unterredung : mit dem Ministerpräsidenten Giolitti, der die Blätter j große Bedeutung beimessen. Zugegen war mich der Marineminister Seceni sowie der Kriegsminister Bonomi. ^ Ter „Corriere della Sera" meint, daß die Unterredung ! der Frage der Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Italien und Jugoslawien »zum Gegenstand hatte.
Nom, 27. Okt. Der Papst hat den Kardinal Früh- wirth und den Erzbischof von Köln Schultee mpsangen.
Deutsch-amerikanische Hilfe für die geistig Schaffenden. Der > Deutsche gescllig-wissenschafttiche Verein von Neuyork, zu dessen Begründern Männer wie Karl Schurz und Franz Siegel zählten,- will die Feier seines goldenen Jubiläums mit einer künstlerischen Vorstellung begehen/ deren Ertrag der Deutschen Schillerstiftung zu Weimar zur Unterstützung der notleidendengeistig Schaffenden Deutschlands und Oesterreich» verwendet werden soll.
Regentschäft sn Griechenland.
Athen, 27. Okt. Tie Wahlen zur Nationalversammlung sind um eine Woche verschoben worden: das bereits aufgelöste Parlament wird noch! einmal einberufen, um einen Regenten zu wählen. Als solcher kommt nur Admiral Konduriotis in Betracht, der seinerzeit hauptsächlich den Sturz des Königs^ Konstantin herbeigsführt hat. Auf den Thron wird Prinz Paul beraufen, der sich zurzeit bei König Konstantin in Zürich befindet.
König Alexander ist bereits am Sonntag gestorben. Tie Todesnachricht wurde zurückgehalten, um die Thronsolgefrage zu regeln und sich des Heeres gegen Ansprüche des Königs Konstantin zu versichern.
Rede des Reichskanzlers.
Derl!u, 27. Okt.
Bei der Beratung des ReichsHrmshal'plaas wirst Rein'skanzlcr
^ ' ' .' lf die Tage von Spa. Wir sind
, hastlich am Ende unserer K Men Vertreter fremder Staaten sind leider nicbt lnisgeblleben. Wir müssen dafür schwer büßen. Im russisch- polnischen Krieg sind wir neutral'geblieben, trotz vielfacher Bemühungen, uns mit hineinzuziehen. Der gute Geist unseres Volks wird sich auch stark genug erweisen/ den Lockungen von russischer Seite zu widerstehen. Was die Forderung - anbelangt/ gegen die polnischen Gewalttaten mit Gewalt vorzu- geben, so liegen wir in starken Ketten. Lockern wir sie im Osten/ so werden sie im Westen' umso stärker drücken- So schwer uns auch das Problem der Abrüstung druckt, wir werden uns fügen müssen. Jedenfalls soll Deutschlands Abrüstung nach dem ^Friedensvcrtrag die Einleitung zur allgemeinen Abrüstung geben. Redner beklagt unseren Kohlenmangel während Frankreich im Ueberslnß schwelge Er schildert die schweren Lasten der Vesetzuiw. deren Kosten jv hoch seien, daß dis ganze Wiederherstellung Frankreichs damit in Frage gestellt werde. Auch über die Frage unserer Leistungen scheint eine Vereinbarung bevorznstehen, die umso notwendiger ist, als unsere Lmdesare-iren noch nicht einmal festlichen.
^In Oberschlssisn sind Kräfte am Werke, die Abmachungen des Friedensvertrags zu unterminieren. Unsere Landsleute aber werden fest sein. Wir werden dem Reichstag eine Vorlage zn- gehcn lassen, die Oberschlesien bundesstaatliche Selkständ-gkest gewährleistet. An der Ernährungskrise trage das gegenwärtige Kabinett keine Schuld. Die Zwanaswirtschtvt sei an ihrer eigenen Vnerträ-l'chkcit zusammengebrEn. Die Regierung habe dir Macht nicht, ihr wieder aufzubelfen. Der Redner apnellicrt an die Landwirtschaft, dafür zu sorgen, daß unser Volk gut durch den Winter komme.
Weite Dolkskreise hatten sich an der So rsintzerrliMeit bc- ge/iert. obwohl die Arbeitervertreter die Wahrheit ip Rußland erkannt^hatten. Er warne jedenfalls die kommunistische Barle:, die bestehenden gesetzlichen Schranken zu verletzen. Die Regierung werde sich dem widersetzen. Wer dagegen verstoße, stelle sich außerhalb des Bodens der Gesetze, die die Re- giernng zu schützen wisse. Für russische Agitatoren sei aus dciLschem Boden kein Platz. (Protest der äußersten Linken.)
Sparsamkeit und Arbeit sind die einzigen Bedingungen, die eine pflichtbewußte Regierung heute stellen kann. Es müssen r.lie Kräfte angespannt und das Verkehrswesen saniert und unsere Finanzen geordnet werden. In der Cosialisiernnqssrage wird die Regierung die Ergebnisse der Be'msiing im Reichswirt- sclmfts» und Reichskohlenrat in einer Weise verwerten, die den Interessen Deutschlands entspricht. Redner gedenkt der Abstimmung von Kärnten, wo alle Stammesbrüder für -das Deutschtum gestimmt haben/ getreu des Tages harrend,' wo uns alle wieder das gemeinsame" Band umschlingt. Wir bedürfen der treuen und einsichtigen Mitarbeit alter Parteien. Stellen S - daher al'es zurück, was uns trennt vom Wähle unseres Volks.
Ncichsfivarrzrirmister Dr. Wirth
spricht sein Bedauern darüber aus, daß unsere Lasten ans dem Krieg noch immer nicht feststehen. Wir leben in völliger Unsicher- -A Nicht nur unsere Finanzlage, das ganze Weltgetricbe de. Finanzwirtschaft muß darunter leiden. Die Hossninarn der, ganzen Welt auf Brüssel sind g-sch:ii?rt. Die guten, „Grundsätze",- die dort ausgestellt wurden, sind alle nicht geeignet/ nns zu helfen. Leider sei der Friedensverirag dort nicht besprochen worden, dessen Anpassung an Deutschlands Lei- stunkssähigkeit die Vorbedingung der W'ltgcs'nidung sei.
lieber die Frage/ welche Mittel die Rcichsregiernng für Lebensmittel "bereit gestellt habe, lasse sich noch nichts sagen. Die Entlastung unserer Finanzen von diesem Posten müsse sür bas kommende Jahr die tzauptsorge sein. Der Redner appelliert a» die Beamtenschaft, den Bögen der Geldforderungen nicht zu Lberspannen. Auch für Kunst und Wissenschaft müssen soweit Mittel beschaffen werden, daß sie ihren Platz in der Lvelt behaupten können.
"ve 'W" verMpencieii Reichslasten belaufen sich auf- M Garden, wozu noch 27 Mi liarden der Eisenbahnschuld hinzukommen. Es dürften aber noch 30 Milliarden aus Fehlbeträgen! bet den einzelnen Ressorts dazu kommen. Der Reinertrag sei im Haushaltplan mit M'/z Milliarden eingesetzt. Weitere g Milliarden an Steuern werden den Ländern zurückcrstattet. Zu Lasten des Kriegs seien ferner 19 Milliarden za zahlen für Pensionen,- Ernährungszwecke u. a. Er scheue keine Kontrolle und bitte die Mitglieder des Hauses, scharf in alle Ecken des Etats bm'in;»leucisten.
Die Einnahmen im ordentlichen Etat stellen sich auf 39,9 Milliarden und ermöglichen ans dem Papier eine Bilanzierung. Möglich ist das nur durch die erhöhten Steneremnahmcgesetze. Der Elat des Friedensverirags wird uns noch viele Jahre beschäftigen. Er beläuft sich" auf 41 Milliarden. Alle Steuern im Reich, 'in den Ländern und Gemeinden reichen nicht aus, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Höher als der Zinsendienst unserer Reichsschuld sind "die Anforderungen für die Besetzung.
Die Steuergesetzgebung kann auch heute noch nicht als abgeschlossen gelten. "Ein Mehrbedarf von 4,5 Milliarden für den - ordentlichen Etat des nächsten Jahres ist schon heute zu über- > jetzcn. Die Durchführung der Steuern mit allen Mitteln und eine bis an die Grenze des Möglichen getriebene Sparsamkeit ist unumgänglich. Das Reichsnotopfer abzuschaffen, wird keiner Regierung möglich sein. Der Kapitalismus feiert nie größere Triumphe/ als wenn die Staatsantorität geschwächt ist. Mit dem Durcheinanderregieren aus verschiedenen "Gebieten muß ein Ende gemacht werden.
Stuttgart, 27. Okt. (Kein Diebstahl bei der Königi n.) Zu der Nachricht über den Hvteldiebstahl im Zimmer der Herzogin von Württemberg in Berlin teilt die Herzogliche Rentkammer im Auftrag des Grafen - Staufenberg mit, daß die Herzogin von Württemberg in letzter Zeit keine Reise nach Berlin unternommen hat und infolgedessen auch nicht bestohlen worden sein könne. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hier eine Verwechslung der Person der ehemaligen Königin mit einer anderen Person ans dem württemdergischen Fürstenhause vorliegt. Eine nähere Prüfung der Sachlage war bisher nicht möglich.
Stuttgart, 27l Oksi (Vom Tag e.) Der 22 Jahre alte Hausierer Johann Seffert von Ansbach, der dringend verdächtig ist, am 22. Oktober den Schuhmacher Anion Stößer bei Bietigheim aus dem fahrenden Zug gestürzt und beraubt zu haben, wurde durch die Kriminalpolizei scstgcnommen.
- Der Sch alter abmangel von 6000 Mark beim Postamt 1 ist aufgeklärt. Eine hiesige Firma hat von der Sch-alterbeamtin um 5000 Mark Steuermarken zu viel erhalten und diese umgehend wieder znrückgegebsn.
Heilbronn, 27 . Okt. (Einbruch.) In einer Villip ans dem Lerchenberg wurde gestern nacht ein schwerer Einbruchsdiebstahl verübt. Tie Einbrecher nahmen nur wertvolle Gegenstände, 'wie Teppiche, sowie sämtliches Silberzeug mit. Ter Wert der gestohlenen Gegenstände soll mehr als 100000 Mark betragen. Es muß sich um eine Einbrecherbande handeln, da die gestohlenen Gegenstände nicht von einem Mann weggetragen werden konnten. Tie Bande muß aus Kunsthändlern bestanden haben; sie ging mit großer Sachkenntnis vor.
Neckarsulm, 27. Okt. (Großfeuer.) Im Rohmaterialmagazin der Fahrradwerke brach gestern vormittag Feuer aus, das beiden erheblichen Vorräten an Oel, Gummi nsw. mit rasender Schnelligkeit um sich griff. «Glücklicherweise konnten größere Mengen von Benzin geborgen und damit gefährliche Explosionen vermieden werden. Die hiesige Feuerwehr und die Weckerlinie Heilbronn taten ihr Möglichstes. Da viele Halbfabrikate verbrannt sind, wird der Betrieb eingeschränkt werden müssen. Der Schaden dürfte einige Millionen betragen.
WsiLersheim, 27. Okt. (Wein Versteigerung.) Bei der Versteigerung der fürstlich hohenlohischen Weine wurden je für 1 Hektoliter erlöst: Karlsberger Weißherbst 1420— 1480, Weißwein 1700—1880, Schmek- ker ^Weißwein 2000—2150 Mark.
Reutlingen, 27. Okt. (Neue Industrie.) Die Firma Nieder, Röhren- und Kesselsabrik, Inhaber R.
Das alte Lied.
Roman von Fr. Letz ne.
33 Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Ganz einfach. Durch ein Gespräch mit' Weißbach und mir, in dem Ihr Namen fiel: sie hörte es und war gleich Feuer und Flamme. Sie trug mir viele Grüße ans, und'Sie möchten sich noch der schönen Stunden bei Keiüpinski erinnern."
„Das glaube ich — na, ich sage, wer der in die pände fällt," lachte Gernot mit den anderen, obwohl ihm gar nicht so zu Mute war; unsäglich zuwider war ihm in diesem Augenblick die Erinnerung.
„Tann kommen Sie also demnächst mit nach den Reichshallen, wenn Sie wieder zurück sind?" fragte Glaser.
„Natürlich."
„Sehr selbstlos eigentlich von mir, Ihnen die Einladung der gefährlichen Kleinen zu übermitteln! Sicher muß ich da abtreten und hatte schon so hübsch Terrain gewonnen'," seufzte er; „eigentlich hatte ich aus ein „Nein" von Ihnen gerechnet^- sonst wkire ich am Ende doch nicht so selbstlos gewesen; ich meinte, solche Bekanntschaft /rneuert mack nicht gern."
„Es kommt darauf an, ob ich ihr noch so gefallen werde, wie damals lassen Sie nur den Mut nicht
sinken! Tue Geld in deinen Beutel — ist die Hauptsache!"
„Na, ja, so ein Racker bringt wenigstens mal Leben in die Bude, sonst wäre es gar zu langweilig hier."
„langweilig? Tas Hann ich nicht finden, ich bin gern hier," bemerkte Schönstedt.
„Tas glaube ich — wenn man so angenehme Zerstreuung hak; wie Sie," warf Herfurth lauernd ein.
„Inwiefern?"
„Nup, Äe können doch nicht leugnen, daß Sie lieb Kind im Rodenbergschen Hause sind!"
Beider Blicke kreuzten sich wie zwei Klipgen. Gernot fühlte, daß in dieser scheinbar so harmlosen Aeußerung
mehr lag, als die anderen heraushörten: er ließ. sich das aber nicht merken, sondern sagte ruhig:
„Das beabsichtige ich auch keineswegs. Es ist doch wohl selbstverständlich, daß sich Graf Rodenberg meiner annimmt, da er ein guter Freund meines Vaters sowie meines zukünftigen Schwiegervaters ist."
Eine ungeheure Ueberraschnng zeigte sich auf den Gesichtern seiner Kameraden.
„Isis möglich, Schönstedt?" — „Schwiegervater." — „Dieser Geheimniskrämer!" — „Wer ist denn die Glücklicke?" — „Unglaublich!"
So rief es durcheinander.
„Ist es denn ein Wunder, wenn ich beabsichtige, in den heiligen Ehestand zu treten? Weihnachten will ich mich öffentlich verloben, znm Frühjahr wird geheiratet. In Kurze werde ich meinen Abschied nehmen, um mich dann der Bewirtschaftung meiner Güter zu widmen."
Tie Kameraden konnten nicht genug in ihrer Verwunderung über diese Ueberraschnng tun, bis' Herfurth in hämischem Ton bemerkte:
„Tas wird aber sicher Ihre reizende Pflegemutter bedauern!"
Langsam wandte sich Schönstedt dem Sprecher -zu.
„Wen meinen Sie mit dieser etlvas mystischen Bezeichnung? Erklären Sie sich etwas deutlicher, ich bitte darum!"
„Nun, wen sonst als Gräjjn Rodenberg?"
„Wie kommen Sie dazu, die Dame so zu nennen?"
„Sie gehen in dem Hause ein und aus — Exzellenz hatten selbst bemerkt, daß er Sie wie einen Sohn liebt," etwas unsicher geworden, zuckte ec die Achseln.
„Aus Herfurth spricht der reine Brotneid; er ist ganz im Anfang mal tüchtig bei der schönen Frau abgefallen, und seit der Zeit ist er giftig auf sie — hören Sie nicht darauf, Schönstedt!" bemerkte Mellin.
„Mellin!" fuhr Herfurth auf.
„Was beliebt?" gab jener ruhig zurück.
„,Na,, Kinder werdet doch nicht ungemütlich, laßt das Streiten," sagte Glaser, „hier trinkt! Ich habe erst einmal, solange ich hier bin, die Gräfin gesehen — es sind nun sechs'Wochen! Ein bildschönes Weib — aber gletscherhaft — nicht mein Geschmacks- Zu starr und hochmütig — und dabei doch eigentlich gar keine Geborene — simple Pfarrerstochter! Ta wäre mir die Schwester schon lieber — kleiner Sprühteufel, reizend — na prost — sollen leben!"
„Nein, Glaser, da sind Sie im Irrtum," entgegnete Mellin, „sie ist eine durchaus vornehme Natur, nun sehr ernst! — Na, auch kein Wunder — schließlich ist sie immerhin ein junges Weib von Mitte Zwanzig — und der Graf ist wohl bald Siebzig. — Aber trotzdem ist die Gräfin durchaus eoirnns II kaut."
„Gelangweilt sah sie besonders früher sehr ans!" sagte Herfurth, „ist wohl auch kein Vergnügen, die Frau eines so alten Mannes zu sein — seit Schönstedt dort verkehrt, hat sie sich etwas gebessert; sie scheint also nur der Anregung zu bedürfen!"
Wie auf Kohlen saß Gernot, während in der Weise über die geliebte Fraxr gesprochen wurde — jetzt aber konnte er nicht mehr an sich halten, als sein Name mit ihr in Verbindung gebracht wurde. Er sprang so hastig ans, daß sein Glas umfiel, und sagte zu Ludwig von Herfurth: , ,
„Ich ersuche Sie, nicht länger in diesem Tone von Frau Gräfin Rodenberg zu sprechen. Tie Dame muß uns allen zu hoch stehen, als daß in anderer als nur in der ehrerbietigsten Weise von ihr gesprochen wird —"
„Schönstedt hat recht," wurde er von Mellin unterbrochen, „Herfurth hat nun mal 'nen Pick auf sie — er kann ihr den sozusagen Korb nicht vergeben!" :
(Fortsetzung folgt.) G-