neuer Geist müsse in Deutschland einzichew — Diese Worte erweckten eine stürmische .Heiterkeit, die sich mehrmals erneuerte. Siuowjew, jetzt Bürgermeister von Petersburg, hat in Rußland Tausende hinrichten lassen und in Halle gesagt: blutiger Terror muß sein. Reichsminister Timons nahm die Ausweisungsange- legeuheit ernster, als den bürgerlichen Parteien im Reichstag lieb war; er betonte die freundschaftlichen Gefühle gegen Rußland, im vorliegenden Fal. sei aber wirklich kerne andere Wahl mehr gewesen. Er wundere sich nur, daß gerade die Partei, die sich die unabhängige nennt, sich in so vollständige Abhängigkeit von Moskau begeben habe. Selbst der sozialdemokratische Vertreter Bernstein sprach sich gegen den Antrag ans, der nuch mit großer Mehrheit abgelehn nmrde.
Schluß des Sitzungsberichts vom 20. Oktober.
Abg. Bernstein (S.) bedauert das Fehlen eines Fremden- rechls und empjiehil ein Asylrechr ähnlich wie es die Bereinigten Staaten besitzen. ^
Ädg. Wulle (D.natl.Bp.) schildert die Tätigkeit des Herrn Sinowieui, der mit Mord und Totschlag ganze Städte in Rußland heimgesucht habe. 2hm sei in Halle selbst das Wort „Bluthund" zugerufen worden. Die Mehrheit des deutschen Pulks habe das'Verhalten der Regierung für ihre selbstverstand-- liche Pflicht gehalten. Zu bedauern sei nur, daß pe solche Leute überhaupt ins Land gelassen habe. Jedenfalls musst der 'Ausweisungsbefehl auch sofort vollzogen werden. Wir verlangen die Ausweisung aller Elemente des Auslands, die unser' Vaterland schädigen und uns zu Versuchskaninchen bolschewistisch-jüdischer Elemente machen wollen.
Adg. Dr. Bell (Z.) spricht sich für Ablehnung des Antrags all- und für ein internationales Uebereinlrommen in Sachen des Frcnidcnrechts. Er begrüßt es, daß sich die Regierung in ihrem Bestreben, mit Rußland wieder auf cinen guten wirtschaftlichen Fuß zu kommen, ohne Rücksicht auf parteipolitische Erwägungen in ernstliche Unterhandlungen eingelassen habe.
Abg. Dr. Maretzki (D.Bp.): Wir fordern die energische Anwendung der bestehenden Gesetze auch gegen diejenigen die N>r kommunistischen Revolution aufreizen. Das wird der Mas- ensuggestion am besten cntgegenwirken. ,
Abg. Peterse» (D.d.P.) hält das Verhalten der Regierung für sächlich richtig und politisch gerechtfertigt.
Abg. Konen (Unabh. Linke) entbietet Sinowjew den Gruß, den die deutsche Arbeiterschaft ihrem bewährten Führer schuldet. (Großer Lärm.) Er dankt ihm für das Vorbild, das er durch seine mustergültige Verwaltung in Petersburg abgegeben habe. Das Ernährungs- und Wohnungsproblem habe er gelöst. - (Stürmische Heiterkeit.) Der Redner wendet sich gegen Bernsteins Angaben, daß Siuowjew und Losowski wortbrüchig seien. Wenn Sinowjew wirklich Blut vergossen habe, dann habe er es zum Besten der Arbeiter gegen die Bourgeoisie getan.
Nach einer Reihe persönlicher Auseinandersetzungen zwischen dem Kommunisten Dr. Leoi und Ledebour (USP.) wird der An- traa der Unabhängigen abgelehnt.
Die Vorlage betreffend Maßnahmen gegen die Kapitalflucht wird einem Ausschuß überwiesen.
Nächste Sitzung: Mittwoch, 27. Oktober, nachmittags 1 Uhr. Neue ErdölgueUe. In der Nähe von Norman in Kanada ist Nack amtlicher Meldung eine Erdölguclle mit einem täg-
I. chen Ertrag von 12 bis 15 009 Faß angebohrt worden. Fliegerlcistung. Der französische Flieger Lecointe legte
in einer Stunoe 302,5 Kilometer zurück, den Kilometer in
II, 0 Sekunden. , ^
Millioncnschwindler. In Berlin wurde der frühere Genchts-
assessor Henning-Böhmer und der lippesche Intendanzrat Hähn verhaftet, die mit gefälschten Ein- und Aussuhrscheinen einen in die Millionen gehenden Handel getrieben hatten. Eine große Zahl von Zwischenhändlern und Agenten ist in dis Betrügerei verwickelt, ebenso viele Handelsgeschäfte.
Nerres vsm Tage.
Wieder ein Eisenbahnunglück.
Singen, 21. Okt. Heute früh 5 Uz Uhr entgleiste ein von Konstanz kommender Güte rzug mit 2 Lokomotiven, der auch einen Personenwagen führte, auf der Station Singen. Tie Wirkung war furchtbar. 14 Wagen wurden vollständig zertrümmert, darunter auch der Personenwagen, in dem 23 Reisende sich befanden, meist auswärtige Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Singen in Arbeit stehen. Bon diesen sind 13 Leicht, 9 schwer verletzt. ^ Tie eine Lokomotive stürzte um und liegt auf dem Kessel. Ter Führer der ersten Lokomotive kam mit dem Schrecken davon, während der Heizer schwer verbrüht wurde. Ter Zugführer konnte sich wunderbarerweise auS dem Begleitwagen retten. Im ganzen sind 30 Personen verletzt. Tie Unfallstelle bietet das Bild
eines wüsten Trümmerhaufens. Eine große Zahl von Gleisen ist gesperrt; die Aufränmungsarbeiten dürsten längere Zeit in Anspruch nehmen.
Beratung auswärtiger Angelegenheiten. Berlin, 21. Okt. Heute vormittag fand eine gemeinsame Sitzung des Reichstagsausschusses für auswärtige Angelegenheiten niit den Mitgliedern des Reichs- iäbinelts, den preußischen Staatsministern und dem auf Grund des Artikels 18 der Reichsverfassung eingesetzten Abstimmungsansschnß statt, in der über die Lage in Obcrschlesien beraten wurde. — Nachmittags nahm der Ausschuß einen Bericht des Außenministers über die Aussichten der Genfer Konferenz und die schwebenden wirtschaftlichen Verhandlungen mit den einzelnen alliierten Mächten entgegen.
Freier Anschluß an Moskau. :
Berlin, 21. Okt. Tie preußische Regierung teilte auf eine Anfrage des Abg. Lud wig (Unabh.) mit, ! daß nicht beabsichtigt sei, gegen diejenigen Strafver- i folgungen einznleiten, die sich der Tritten Jnternatio- ! nale (Moskau) anschließen. — In den Vollzugsausschuß i der Moskauer Internationale soll als Mitglied aus ^ Deutschland der Abg. A. Hosfmann (Unabh. Linke) ! eintreten. Er wird in 3 Wochen nach Moskau reisen.
Ans dem besetzten Gebiet.
Saarbrücken, 21. Okt. Ter ehemalige Abgeordnete Ollmet wurde vom Kriegsgericht der Saartruppen wegen Spionage und Hochverrats zu lebenslänglicher Tepor- i tatiou verurteilt. §
Krieg im Osten. >
Paris, 21. Okt. Ter „Temps" meldet aus Riga, i daß die lithauische Festung Kowno vor dem Fall j stebe, die Regierung habe die Stadt verlassen.
Hclsingsors, 21. Okt. Tie Ratifizierung des sin- ; nisch-russischen Friedensvertrags soll nächste Woche statt- ! finden. Im finnischen Reichstag widersetzt sich die Rechte i der Ratifizierung. j
Aus Rewak wird telegraphiert, daß d?e esthuische Negierung den Hafen von Baltischport mii den zugehörigen Hasen- und Elsenbahnanlagen als Freihafen erklärt hat.
London, 21. Okt. Das Kriegsamt teilt mit, daß die Wiederherstellung der Eisenbahnverbindungen bei Bagdad militärische Operationen notwendig machte. Tie Hauptphase dieser militärischen Operationen ist nunmehr mehr zu Ende geführt. Tie englischen Verluste beliefen sich dabei auf 446 Tote, 1119 Verwundete, 950 Gefangene und 472 Vermißte. Tie Verluste der Araber ; sollen bedeutend höher sein.
Der Streik in England.
London, 21. Okt. Man erwartet, daß demnächst zwischen der Regierung und den Bergarbeitervertretern die Verhandlungen wieder ausgenommen werden und daß der Streik sein Ende findet.
Die irische Frage.
London, 21. Okt. Bei der Aussprache über die irische Frage im Unterhaus verlangte namens der Arbeiterpartei Henderson eine Untersuchung über die W i ed erv er-g el t-u n g s m a ßn ahmen der Negierung. Ihm erwiderte der Unterstaatssekretär für Irland, daß die Tatsachen „entstellt" worden seien. Für die Einleitung einer Untersuchung sprachen sich auch Lord Robert Cecil und Asquith ans. Ter Antrag Hcn- derson nmrde jedoch mit 346 gegen 79 Stimmen abgelehnt, nachdem Bonar Law erklärt hatte, daß die Einleitung einer Untersuchung ein Mißtrauensvotum für diesen igen bedeuten werde, die mit der Wiederherstellung der Ordnung beauftragt seien.
Die „Wiedervergeltuttg "
Calwah, 21. Okt. Vorgestern ist ein Sinn-Feiner, in dessen Hotel ein Mann in Uniform Bomben geworfen hatte, auf die Straße geschleppt, erschoslen und in den Fluß geworfen worden. Gestern wurde seine Leiche geborgen. j
Gestern um Mitternacht war der Bürgermeister von Cork nach einem Anfall von Delirium ohne Besinnung. Diese Zeit benützte man, um ihm Nahrung zuzusühren. Als er wieder zur Besinnung kam, weigerte er sich, Nahrung zu sich zu nehmen.
Anarchistische Umtriebe in Italien.
Rom, 21. Okt. Tie „Epoca" meldet aus Neapel, daß von der Polizei 30 Häuser durchsucht wurden, in denen sich Anarchisten aufhalten und kommunistische Werbeschriften beschlagnahmte, die in verschiedenen Sprachen gedruckt waren. Einige Anarchisten wurden sest- genommen.
Paris, 21. Okt. Ministerpräsident Leygues hat gestern den französischen Gesandten in München, Dard, empfangen.
Brüssel, 21. Okt. Ter „Soir" meldet, daß die Bergleute des Beckens von Charleroi wegen der Einführung der Erwerbssteuer in den Ausstand getreten sind.
Washington, 21. Okt. Nach einem Dekret Wilsons unterstehen die früher dem Nordd. Lloyd und der Hum- bnra-Amerika-Linie gehörigen Landungsbrücken in Ho- boken (Neuyork) nicht mehr der Aufsicht des Schiffahrts- rals.
SLnttgart, 21. Okt. (Anfrage im Landtag.) Tic Abgg. Hiller, Sitter, Banmgärtner, Wider, Theod. Fiscber und Klein haben an das Staatsministerium Line Anfrage gerichtet betr. die angekündigte übermäßige steuerliche Belastung des Kleinhandels und des Handwerks durch Erhöhung der Gemeindeumlagen, den wilden Handel mit Lebensmitteln usw., der sich der Steuerveranlagung cnlzieht, und die Konkurrenz der Arbeiter, die nach Einführung des Achtstundentags in der freien Zeit handwerksmäßige Arbeiten auf xigene Rechnung aus- sichren.
Stnltsark, 21. Okt. (Haushaltplan der Kirchengemeinde.) Ter Haushaltplan der Gesamtkir- chengemcinde Stuttgart für 1920 erreicht nahezu 2 Millionen Mark gegen rund 1 Million im Vorjahr. 1,8 Millionen sind durch Umlagen aufzubringen.
Stuttgart, 21. Okt. (Her ab setzung der Fleischpreise.) Ter Ausschuß von Vertretern der Landwirte, Händler, Metzger und Verbraucher war gestern zu mehrstündigen Beratungen zusammengekommen. Tie Vertreter der ^Landwirte erklärten die jetzigen Preise für zu hoch, konnten aber bestimmte Erzeugerpreise nicht nennen. Dagegen stellten die Vertreter der Stuttgarter Metzger in Aussicht, ab 1. November unter allen Umständen den Verkaufspreis für Rin d fl eis ch auf 11 Marrk für das Pfund herabzusetzen. Man einigte sich zunächst auf den Abschlag auf 1. November; es wurde aber die Erwartung ausgesprochen, daß die Erzeuger- und Händlerpreise sich so senken werden, daß mit einem Verkaufspreis von 10 Mark gerechnet werden könne. Tie Vertreter der Landwirtschaft wurden gebeten, in der nächsten Zusammenkunft am 27. Oktober Berechnungen vorzulegen, zu welchem Preis die Landwirte Schlachtvieh liefern können.
Waiblingen, 21. Okt. (Teurer Hosk ammerwein.) Ter Ertrag der rentkammerlichen Weinberge zu Kleinheppach Neustadt und Stetten i. R. -— insgesamt 45 Hektoliter, sowie einige Hektoliter Nachlaß jund Kammwein — kam zur Versteigerung. Es wurde glles verkauft. Nenstadter Rotgemisch wurde zu 1800 Mk. der Hektoliter gesteigert, Kleinheppacher zu 2150 Mk., Nenstadter Rießling zu 2500 Mk., 2115 Mk. je der Hektoliter. Dazu kommen noch 20 Prozent Steuer, so daß von dem geschätzten Nenstadter Hofkammer-Rieß- ling das Liter ans 30 Mk. zu stehen kommt. Für Nachlese und Kammwein wurden 1200—1355 Mk. für ein Hektoliter erlöst.
Mergentheim, 21. Okt. (Weinversteigerung) Für den blumigen Jngslfinger wurden bis 5000 Mark
Das alte Lied.
Roman ron Fr. Lehne.
28. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Vergessen war alles in diesem Augenblick, wo das stolze königliche Weib ihm ihre Liebe und Sehnsucht gestand und liebeflehend an seinem.Halse hing. Ungestüm preßte er die schöne Gestalt an sich, und heiße Küsse flammten aus ihrem Munde, die sie ihm ebenso heiß znrückgab.
Sie hatte sich selbst vergessen und Übte nur dem Glück dieser Minute, die sie für die Jahre ihrer lieblosen Ehe entschädigen mußte.
„O Gernot, wie lieb' ich Dich doch," flüsterte sie, „es ist doch keine Sünde; mögen andere mich verdammen, ich kann nicht anders! Tu bist mein einziges Glück! Wic^ Hab ich mich gegen diese Liebe gewehrt, doch Tn >varjt stärker als ich — Tu hast mich bezwungen!"
^ Sie lag in seinen Armen, und mit unbeschreiblich süßem Lächeln sah sie zu ihm auf. Sie war voller Hingebung, und mit Entzücken fühlte er, daß sie sein lvar. Er preßte sein Gesicht in ihr duftendes Haar.
„Regina, .Tu meine Seligkeit." Und wieder bedeckte ?r ihr schönes Gesicht, ihre Angen, ihren Mund mit leinen heißen, wilden Küssen. „Werde mein Weib, Ne- zina, jetzt kannst Tu ja nicht mehr bei Deinem Galten Leiben!"
„Nein, jetzt kann ich nicht mehr bei ihm bleiben, eit Tu mich geküßt hast," sagte sie leise, immer noch nit dem seligen Lächeln, „nimm mich mit Dir — mir irant vor ihm, Tn mein Einziger, mein Geliebter," cnd fester drückte sie sich an ihn.'
„Ja, Tu Geliebte!" entgegnete er, und ein entschlafener Ausdruck trat in sein Gesicht, „ich werde dem -Lrafen sagen, daß wir uns lieben und meinem Vater ind Armgarü Rittner ein offenes Bekenntnis ablegen — >ann wirft Tu mein angebetetes Weib." Und zärtlich üßte er sie auf den roten Mund.
Aber jetzt kam sie zur Besinnung. Sie strich mit der Hand über ihre Stirne und entwand sich seinen Armen: nur seine Rechte hielt sie fest umklammert, als sie mit müder, ergebener Stimme sagte: -
Nein, Gernot, nein, es hätte keinen Zweck. Er würde mich doch niemals freigeben, und wenn ich ihn aus den Knien darum bitten würde; zu oft hat er es mir gesagt. Geh nur, geh, Gernot — und verzeihe mir diesen Augenblick der Pflichtvergessenheit — Tu warst stark und ich ein schwaches Weib, das sich Dir an den Hals geworfen hat."
„Ich soll Tir verzeihen? Nein, danken will ich Dir, Tn Herrliche!"
Und wieder küßte er sie. Er war wie von Sinnen, seit er die geliebte Frau im Arm hielt, und mit heißem Blick suchte er ihre Augen. Sie vermied, ihn an- zuseben.
„Laß mich, Gernot," flehte sie, „laß mich, ich werde sonst schwach; ich bitte Dich, geh! — — Ein jeder fehlt einmal in seinem Leben, und ich hoffe, daß diese Stunde uns nicht angerechnet werden wird, um unserer unendlichen Liebe willen. Gehe fort, Gernot — aber nicht wahr, Tn denkst zuweilen an die arme Frau, die hier so einsam in ihrem goldenen Käfig sitzt? In meinem kindischen Unverstand Hatte ich es ja nicht anders gewollt! Nun muß ich es auch tragen! —- Wenn Tn Dich morgen vom Grasen verabschiedest, wirst Du mich nicht sehen! Gehe jetzt, und ein letztes Lebewohl!"
So schmerzerfüllt und trostlos klang ihre Stimme, daß es ihn erschütterte.
„Ja, ich gehe, Regina," sagte er, „aber ich komme wieder. Ich lasse Dich nicht!'"
Wehmütig schüttelte sie den blonden Kopf.
„Nein, Gernot, Du würdest kein Glück haben. Dir bist doch der blonde Page — und Cesare Gonechi hat dem Unglück gewünscht, der meine Lippen küssen wird."
„Sei doch nicht abergläubisch, Liebste! Sieh, wenn wir Deinem Gatten sagten, wie wir uns lieb haben —"
„Nein, Gernot, unmöglich — ich bitte Dich, geh« jetzt! Ter Graf muß jeden Augenblick zurückkommer — mache mich nicht noch unglücklicher!"
„Ja denn, leb wohl für heut — aber ich kämpfe um Dich!"
Und heiß brannten seine Lippen zum Abschied aus den ihren.
„Lebe wohl, Geliebter! Gott behüte Dich!"
Er riß sich los und wandte sich zum Gehen — da stand in der Tür Graf Rodenberg, aschfahl mit verzerrtem Gesicht, der anscheinend die letzten Worte gehört hatte.
10. Kapitel.
Sie hatten das Eintreten des Grafen in ihrer Erregung überhört, und so war es gekommen, daß er ihren Abschied gesehen hatte.
Vernichtend sah er von einem zum anderen.
„O, mein Gott!" stöhnte Regina und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Gernot von Schönstedt faßte sich zuerst. In respektvoller Weise sagte er:
„Herr Graf, ich war gekommen, Abschied zu nehmen —" : ,! ! ! .HlHsS
„Das habe ich gesehen, und in welcher Weise ebenfalls," lautete des Grafen hohnvolle Erwiderung, „ich hätte aber nicht von Gernot Schönstedt gedacht, daß er das Gastrecht in so schnöder Weise mißbrauchen würde."
Eine jähe Röte flammte über Schönstedts Gesicht; aber er bezwang sich und sagte fast bittend:
„Herr Graf, lassen Sie mich erklären —"
„Hier gibt es wohl keine Erklärung für Ihr schmachvolles Benehmen! Wie ein Dieb haben «Sie sich in mein Hans geschlichen! —"
„Herr Graf, ich muß sehr bitten," fuhr er auf, die Hand auf den Säbel legend, „das habe ich nicht getan!"
(Fortsetzung folgt.))