die Milüardenkosten nicht allein nufzubringen vermag, fall mich das Privatkapital der Banken zur Beteiligung herangezogen werden.

Die Genfer Konferenz fallen gelassen?

Brüssel, 13. Okt.Libre Belge" veröffentlicht eine Mitteilung ans London, wonach Delacroix erklärt babe, er glaube in der Frage der Wiederherstellung der Kriegsfchadcn bei der englischen Regierung das Volke Verständnis gefunden zu haben. Die Konferenz von Genf werde nicht stattfinden. Tie Verbandskom­mission für die Kriegsschäden werde die Ausführungen der Deutschen anhören und ihre Vorschläge prüfen. Sie wer­de, statt von sich aus zu entscheiden, einen Bericht an die interessierten Regierungen erstatten, die dazu Stellung nehmen werden. Eine Konferenz, an der sich Frank­reich und England beteiligen würden, finde nächstens in Brüssel statt. '

Die deutschen Kabel.

Amsterdam, 13. Okt. Die niederländische Regierung hat den alliierten und assoziierten Mächten eine Konfe­renz über die früheren deutschen Kabel im Stillen Welt­meer vorgcschlagen.

Kundgebungen in Italien.

Mailand, 13. Okc. Die Sozialdemokratische Pnlei hat für morgen eine allgemeine Kundgebung in Men Städten Italiens ungesagt. Die Kundgebung erfolgt zu dem Zwecke der Befreiung aller politischen Gefangenen und der Anerkennung der russischen Sowjetrepublik. In allen Städten werden zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags Versammlungen stattfinden. In einem imAvanti" veröffentlichten Ausruf fordert das Zentralkomitee der Partei die Eisenbahner auf, die Arbeit zwischen 3 und 5 Uhr niederzulegen. Auch das Personal der Neben­bahnen, der Straßenbahnen und der Schiffahrtsunter­nehmungen wird eingeladen, während dieser zwei Stun­den nicht zu arbeiten.

Die Rechte gegen Giolitti.

Mailand, 13. Okt. DerCorriere della Sera" teilt mit, die parlamentarische nationalistische Gruppe habe beschlossen, nicht mehr der Mehrheit der Kammer anzugehören, die das Kabinett Giolitti un­terstützt. Es sei nicht ausgeschlossen, daß außer den Nationalisten auch die Rechtsliberalen Giolitti die Ge­folgschaft verweigern. Die nationalistische Richtung stimmte, nachdem sie Nitti gestürzt hatte, für Giolitti in der Hoffnung, daß er die Autorität des Staates wiederherstelle und sich das Programm des Londoner Vertreters von Fiume zu eigen machen würde unter Zurückweisung direkter Verhandlungen mit Jugoslawien.

Die Lohnfrage in England.

London, 13. Okt. Bei der Abstimmung der Berg­arbeiter hat sich nicht ein einziger Bezirk für die An­nahme der Vorschläge der Bergw'erksbesitzer ausgespro­chen. Jedoch ist es wahrscheinlich, daß die Verhandlungen fortgesetzt werden.

Krieg im Osten. /

Königsberg, 13. Okt. In Wilna ist vom General Selikowski eine neue aus je zwei Polen, Lithauern und Weißrussen bestehende Regierung gebildet worden. Im Abschnitt Minsk nahmen die Polen nach wechselvollen Kämpfen Kojdanowo und nähern sich weiter südlich Slusk. Im Abschnitt der ukrainischen Armee Petljuras-scheinen sich größere Kampfhandlungen in der Gegend von-Schme- rinka zu entwickeln. i

Paris, 13. Okt. Auf die Vorstellungen des Verbands in Warschau wegen der Eroberung Wilnas durch Ge­neral Selikowski gab der polnische Gesandte in Pa­ris, Graf Cadorski, dem französischen Ministerpräsiden­ten die Erklärung ab, daß die polnische Regierung die Handlung SelikowskiZ nicht billige (?) und keine Ver­antwortung dafür übernehme: sie werde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die in Wilna stehenden Trup­pen zur Vernunft zu bringen versuchen. (Welche, Ko­mödie!) - r.

^ Konstantinopel, 13. Okt. (Havas.) 12000 Tür­ken unter Kjemal Pascha haben den Vormarsch ge­gen Kars (in dem neuen Freistaat Armenien) ange­treten. Die Armenier räumen Sarikawich. NachDaily Mail" wird Armenien von fünf Seiten angegriffen.

In Warschau geht das Gerücht, die Sowjetregierung wolle mit General Wrangel Verhandlungen anknüp­fen und habe bereits einen Bevollmächtigten an Wran­gel abgesandt. Der Gesandte Wrangels,- General M a- karow, der wegen eines Bündnisses in Warschau ver­handeln wollte, ist unverrichteter Dinge wieder abge­reist, da die Polen hochmütige Bedingungen stellten.

Die Abstimmung in Kärnten.

Klagenfurt, 13. Okt. Vorläufig werden 57,2 Prvz. der abgegebenen Stimmen für Oesterreich gezählt, ^

Mailand, 13. Okt. TerSecolo" spricht von der Möglichkeit des baldigen Rücktritts Giolittis aus der Regierung. Er wird voraussichtlich durch den gegen­wärtigen Kammerpräsidenten de Nicola ersetzt, einem gewandten Parlamentarier,, den Giolitti selbst an der- Spitze des Parlaments wünschte.

Vermischt.

KapitalserhöhuNgR Me Eisenwerke Gaggenau A. G. in Gaggenau (Baden) beantragen die Erhöhuiw ihres Aktien­kapitals um 8HZ Millionen Mark auf 12V, Millionen Mark durch Ausgabe von 8 Millionen Mark Stammaktien und Schaf­fung von einer halben Million Mlark Vorzugsaktien. Ferner wurde eine Abänderung der Statuten betreffend die Staatsange­hörigkeit und. den Wohnsitz der Mitglieder des Aufsichtsrats beantragt., - - - ,

Das Luxussteuergesetz ist bekanntlich ein hervorragendes Er­zeugnis der Gesetzesfabrikation. Nach dem Gesetz werden z. B. Glasscheiben- die im Gegensatz zum blanken Fensterglas dazu dienen,- Räume abzuschließen, in die nicht hineingesehen werden soll/ als luxussteuerpflichtig erklärt. Damit sind auch die Fen­ster des Klosetts,' die mit Mattglas cingeglast sind, von den Gesetzgebern als Luxus gestempelt.

Erfroren. In einem Wald in der Nähe von Peters wörth, Kaper. B.-A. Dillingen,- wurde die seit einigen Wochen ab­gängige Barstara Müller von dort halb erfroren, mit dem Gesicht auf dem Boden liegend,- aufgefunden. Die Bedauerns­werte ist kurz darauf gestorben. ,

Das Schiebergssindel. In Kolmar i. Elsaß wurde ein Eisen­händler verhaftet,- der für 125 000 Franken Metalle, die für den Wiederaufbau im Münstertal bestimmt waren,-verschoben" d. h. durch Betrug an sich gebracht und anderweitig verkauft hatte.

Schiffsbrand. Auf dem Dampfer der Hamburg-Amerika-Li- nieViktoria Luise" (16 000 Tonnen),- der auf der Vulkan­werft in Hamburg liegt, brach am Dienstag mittag Großfeuer , aus., Die Hamburger Feuerwehr wurde mit 4 Zügen zur Hilfe­leistung herbeigerufen. Der Brand soll durch Selbstentzündung in den früheren Kohlenräumen entstanden sein. Das Feuer wurde auf seinen Herd beschränkt. Der Dampfers der im Krieg als Hilfskreuzer verwendet war, war nicht für die Auslieferung bestimmt. Vor kurzem brach auch auf dem DampferBis­marck",- der auf derselben Werft lag, ein Brand aus.

Theaterstreik. Das Personal der Pariser Oper ist in den Streik getreten,'. weil die Theaterleitung sich weigerte, den Tarifvertrag zu unterzeichnen.

dp rr X

/ g s,

MW

Württemberg. ,

Stuttgart, 13. Okt. (Anfrage.) Der Abg. N o ß- mann (D. V.) hat -an die Staatsregierung eine kleine Anfrage über die ungleichmäßige Bemessung der Diäten der Bauamtswerkmeister, Geometer und der übrigen Be­amten des staatlichen Bauwesens gegenüber den son­stigen Beamten gerichtet.

Stuttgart, 13. Okt. (Volksbühne.) Das Deut­sche Theater in der Heusteigstraße wird nach dem Vor­bild der Berliner Volksbühne zu einer Volksbühne um­gewandelt. ' !

Stuttgart, 13. Okt. (Verhaftung.) Im hiesigen Amtsgerichtsgefängnis wurden sechs Gefangenenaufseher verhaftet, die sich einige Zeit hindurch an den weib- liOn Untersuchungsgefangenen schwer vergangen hatten. Die Untersuchung wird noch auf weitere Aufseher aus­gedehnt. Letztere sind nach derWürtt- Ztg." Meist. Leute, die aus politischen Gründen um Heimat und Brot gekommen sind und die im Amtsgerichtsgesängnis eine Anstellung gefunden haben. j

Stuttgart, 13. Okt. (Das gestohlene Not­geld.) Der Hauptanstifter des Diebstahls bei der 'hie­sigen Firma Greiner u. Pfeiffer, wo am 13. Dezember 1918 neues Stuttgarter Notgeld im Nennwert von 738 000 Mark gestohlen wurde, Emil Müller, war da­mals als Krankengefangener aus dem Katharinenhospital entkommen und nach Dänemark geflüchtet. Bei dem Ver­such, sich nach seiner Familie, einem polizeibekannten Heh- lernest, zu erkundigen, konnte er verhaftet werden. Mül­ler, der noch wegen eines weiteren schweren Einbruchs vor Gericht stand, wurde zu 4 Jahren 8 Monaten Ge­fängnis und 6 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Fcnerbach, 13. Okt. (Brand.) In den Mea- Werken beim Bahnhof brach heute nacht ein großer Brand aus. zu dessen Bewältigung auch die Stuttgarter Feüer- wehr herangezogen werden mußte. Der Schaden Gebäuden, Einrichtungen nnd Vorräten ist bedeutend. Die Entstehungsursache ist noch nicht aufgeklärt. Der Betrieb muß teilweise ruhen.

Calw, 13. Okt. (Einbruch.) Ein junger Mann, der sich in einem hiesigen Gasthof eingemietet hatte, wurde wegen eines Einbruchs in der Ritterdrogerie verhaftet. Beim Verhör wurde festgestellt, daß er der mißratene Sohn eines Lederfabrikanten in Worms ist. Er hat be­reits eine Gefängnisstrafe von 8 Monaten hinter sicht

Von der Jagst, 13. Okt. (Organisten streik und Gemeinde streik.) In der Ellwanger Gegend, in K., streikte der Organist, weil ihm der verlangte Ta­rif (mit Tcuruugszulage) nicht bewilligt wurde. Der Kir­chenstiftungsrat hielt die dem Organisten gewährte Aus­besserung bei der jetzigen Gehaltsordnung der Beamten und Lehrer als Nebeneinkommen für angemessen. Der Organist streikte. Was tat die Gemeinde? Sie streikte auch und gab dem Organisten kein Ei, keine Butter, keine Milch, einfach nichts mehr. Als der Or­ganist erklärte, er könne nicht anders, er sei im Or­ganistenbund, sagte man ihm, man könne auch nicht anders, man hätte einen Gemeindebauernbund. Nach vier Tagen war der Streik beendet, der Organist spielte wieder. Den anderen Organisten in der Umgegend von K., die auch streiken wollten, soll daraufhin die Streik­lust vergangen sein.

La Up he im, 13. Okt. (Wieder höhere Preise.) Der Gallusmarkt war sehr stark besucht und hat die Geschäftsleute befriedigt. Aber die Preise ziehen wie­der an. Das Obst war teuer. Auch für Hühner, Enten nsw. wurde viel Geld angelegt. Die Eier nehmen einen erschreckend hohen Preis an, der bald nicht mehr zu erschwingen ist. ^

Niedlingen, 13. Okt'. (Eisenbahnwünscheisi Eine große Bauernversammlnng aus dem Bezirk faßte, eine Entschließung, in der eine bessere Bahnverbindung' des Oberlands mit Stuttgart, besonders durch einen Früh-, zug verlangt wird. - , o-. ^

Das alte Lied. , A

Roman von Fr. Lehne. - - p.

21. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Dahin kommt man noch früh genug," sagte er,nun, meine Zukünftige ist ja noch sehr jung. Und ein junges Frauchen kann man sich nach seinem Willen ziehen, da gibt es keinen Widerspruch."

Nicht so siegessicher reden, lieber Schönstedt ob jung oder alt die Frauen sind sich alle gleich," scherzte Graf Rodenberg,ganz unmerklich wissen sie die Herr­schaft an sich zu reißen und schließlich fühlt man sich doch ganz wohl dabei."-

So wurde hin und heraeredet und gescherzt, auckpetwas musiziert, bis es Zeit für die Anwesenden war,, zu gehen. '

Nun, Regina, Tu hast mir gar nicht gesagt, welchen Eindruck der junge Schönstedt auf Dich gemacht hat," fragte der Graf, als er noch eine Tasse Tee vor dem Schlafengehen trank. Regina hatte sie ihm wie üblich zurecht gemacht und sagte nun in gleichgültigem. Ton, zu dem sie sich aber zwingen mußte:

O, ganz gut! Er ist sehr amüsant und unterhaltend. Aber warum hast Tn mir eigentlich nie von der Familie.

Warum nicht? Tn hättest doch kaum Interesse ge-'- habt und offen gestanden Hab ich auch nicht- daran gedacht. Sein Vater war mein bester Freund;, wir standen in einem Regiment, bis er, als er einige Jahrei Rittmeister gewesen, durch ein Leiden gezwungen wurde,, den Dienst zu quittieren. So bebaute er seine Scholle' in Kirchbach. Er hat viel durchmachen müssen diei Frau und zwei blühende Kinder in kurzer Zeit verloren es sind schon viele Jahre her. Er war damals in Ver-;- zweiflung wochenlang durfte man ihn nicht allein) lassen, ans Sorge, er würde Hand an sich legen. Mit grenzenloser Liebe hing er an Gernot, dem Einzigen,,

der ihm geblieben. Ich finde es sehr begreiflich, daß er sich nicht von ihm trennen will. Jeden Wunsch hat er dem Jungen erfüllt; er ließ ihn in eins der vornehm­sten Kavallerie-Regimenter in Berlin treten. Es muß wirklich zwingend gewesen sein, sonst hätte Schönstedt seinen Jungen das Regiment nicht wechseln lassen. Ein bißchen sehr toll scheint es danach der Gernot ^getrieben zu haben, denn der alte Schönstedt kann schon eine ganze Menge vertragen, ehe es ihm zu viel wird. Es tut mir jetzt eigentlich leid, daß wir so außer Verbindung ge­kommen sind aber wie das so manchmal geht! Den­noch haben wir ein starkes freundschaftliches Gefühl für einander behalten, wie das ja von seiner Seite deutlich gezeigt ist dadurch, daß er mir seinen Sohn geschickt hat. Im Briefschreiben sind wir beide nicht groß ge­wesen."

Also daher die Bekanntschaft, Adalbert," meinte Re­gina, und dann, in dem Wunsch, allein zu sein,ich bin doch etwas ermüdet und möchte schlafen gehen. Gute Nacht Adalbert."

Sie reichte ihm die Hand und wollte gehen. Er ließ sie aber nicht frei und legte den Arm um ihre Taille und wollte sie küssen.

Ach, laß mich doch," sagte sie ungeduldig und sah ihn mit einem schwer zu beschreibenden Blick an den Mann da vor ihr küssen? Nein, nimmermehr wäre sie dazu heute imstande gewesen es schüttelte sie vor Grauen, wenn sie daran dachte. i . .

Regina," bat er,Du bist gar nicht" ^

Adalbert siehst Tn nicht, wie ich nervös bin? So laß mich doch! Ich bin müde und möchte schlafen," sagte sie etwas gereizt, und mit einem leisen Seufzer ließ er ihre Hand los.

Endlich ullein! Endlich eine Stunde für sich. Sie atmetete tief auf und breitete beide Arme aus, wie von einer schweren Last befreit. Dann öffnete sie das Fen­ster; es duftete zu betäubend in dem kleinen lauschigen Boudoir nach den Hyazinthen und übrigen Blumen, die

in verschwenderischer Fülle verstreut waren. Sie warf sich auf die Chaiselongue, verschränkte die Arme unter dem Kopf und dachte nach. Mit grausamer Deutlichkeit war ihr jetzt schon klar, daß Gernot Schönstedt das Verhängnis ihres Lebens werden würde. An ihm würde all ihre Festigkeit, ihre schwer angelernte Ruhe schei­tern -!

Er hatte es ihr von der ersten Minute ihres Sehens angetan er war der Mann, dem ihr Herz entgegen jauchzte gleichviel, ob er wie sie gebunden war seine goldene Freiheit war ihm noch lieber als die Braut, wie sie aus seinen Worten zu hören gemeint halte. Und sie hatte ihre hingegeben um ein Nichts, um ein trü­gerisches, glänzendes Los, das sie sofort hinwerfen könnte, um mit dem Manne, ihrer Liebe, wenn es sein sollte, auch in Dürftigkeit zu leben und doch reicher zu sein als jetzt, wo sie in vergeblicher Ohnmacht an dem Gitter ihres goldenen Käfigs zu rütteln begann, das aber doch fester als ihre schwachen Hände war. Ach, sie sehnte sich danach, aus der Fülle ihres Herzens, ihrer heißen, lei­denschaftlichen Seele zu spenden, und der Durst nach Glück wuchs riesengroß in ihr. O, nur nicht denken müssen, nicht denken!

Sie mußte sich ja zusammennehmen, damit niemand ahnen konnte, was in ihr vorging.

Es dauerte gär nicht lange, so war Gernot von Schön­stedt ein häufiger Gast im Hause des Grasen, der ihn sehr gern hatte, denn seine Frische und Fröhlichkeit, sein heiteres Wesen belebten die sonst allzu große Sülle seines Hauses. Regina war ihm gegenüber immer von der etwas automatenhasten Liebenswürdigkeit, die ihr eigen war seit der letzten Zeit.

>, (Fortsetzung folgt.))